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David Keirsey

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Dr. David West Keirsey (* xx.xx.19xx) ist Psychologe und Professor an der California State University in Fullerton. International bekannt wurde er durch seine Arbeiten zur Fortentwicklung und Anwendung der Myers-Briggs-Typindikators (MBTI). Zu seinen bekanntesten Werken gehört das Buch Please Understand Me, und der frei verwendbare MBTI-ähnliche Testbogen Keirsey Temperament Sorter.

Lebenswerk

David Keirsey ist ein international bekannter Psychologe, Professor an der California State University in Fullerton und Autor diverser Bücher, dessen bekanntestes Please Understand Me ist. Ein zweiter Teil ist ebenso erhältich wie eine deutsche Version (Versteh mich bitte), welche von Marilyn Bates übersetzt wurde. Bei dem Buch handelt es sich um eine Charakterklassifikation, besser bekannt als Keirsey Temperament Sorter (Temperament-Tester). Etwa 2 Millionen Exemplare wurden in den ersten 20 Jahren verkauft. Keirsey hat sich auf dem Umgang mit Kinder, Eltern und Ehepaaren spezialisiert um Konflikte zu meiden und Verständnis zu fördern.

Keirsey bekam seinen B.A vom Pomona College und seinen M.A. und Ph.D. von der Claremont College Graduate School. Er begann sich 1950 als Berater an einer Schule für straffällige Jungs zu engagieren. Er arbeitet fast 20 Jahren als eingreifender Vermittler an öffentlichen Schulen, gefolgt von 11 Jahren beim 'CSU Fullerton' training für Therapeuten und Pathologen um niedergeschlagene Erwachsene und Kinder zu heilen.

Alle Versionen von Please Understand Me enthalten den Temperament-Tester und eine genau Beschreibung zu den einzelnen Charakterzügen und Charakteristiken. Seine Beschreibungen basieren auf lebenslanger Beschäftigung mit Personen und Psychologie. Obwohl es schon ähnliche Arbeiten mit Archetypen von vor tausenden vor Jahren gegeben hat bishin zu Hippokrates gibt, beruft sich Keirsey auf moderne Werke von Ernst Kretschmer, Isabel Myers, Jay Haley, Gregory Bateson, Eduard Spranger, Erich Fromm, Alfred Adler, Carl Rogers and Milton Erickson.

Isabel Myers war die erste, die die 16 Typen systematiesiert hat. Heute werden sie von Keirsey und vielen anderen Theoretikern und Praktikern eingesetzt. Jedoch unterscheiden sich Keirseys Ausführungen von Myers, als das seine mehr auf wahrnehmbare Merkmale fokussiert sind, während Myer und Brigg mehr auf Gefühle und Gedanken achten. Das liegt mitunter auch am unterschiedlichen Charakter, denn Keirsey beschreibt sich selber als einen INTP (introvertierter Rationalist, Architekt), Myer hingegen als INFP (introvertierte Idealistin, Quästator bzw. Healer).

Sein größter Einfluss bestand darin Intuition mit Denken und Fühlen zu kombinieren, also NF und NT, und nicht mit handeln und wahrnehmen, also NJ und NP, wie es bei den Archetypen der Fall war. Keirsey sieht ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Charaktermerkmalen und psychischen Verletzbarkeiten bzw. Störungen. Er erkannte das praktisch alle Magersüchtigen Idealisten (NF) waren und das intuitiv wahrnehmende Jungen (N und P) zu häufig mit ADHD in Verbindung gebracht werden.

Keirsey zählt zu tausenden psychologen in Amerika die psychisch aktive Drogen bei Kindern für unnötig halten und äußert sich kritisch zu massenweisen, durch Ärzten angeforderte, psychischen Untersuchungen. Keirsey zeigt das er mit alternativen Erziehungsmethoden wie 'logische Schlussfolgerungen' (logical consequences) oder 'behandele es schlecht, dann verlierst du es' (abuse it, lose it) Kindern eine gute Erziehung ermöglicht.

Zur Zeit arbeitet Keirsey an seinem neuem Werk Temperament and Talent, welches die Beziehung zwischen angeboreren Vorlieben, Talenten und den entwickelten Fähigkeiten beschreibt.

Das Modell

Im MBTI-Modell gibt es insgesamt 8 Charaktereigenschaften (I/E, N/S, F/T und J/P), die paarweise die Extremwerte in vier Dimensionen bezeichnen. Die 4 Paarungen lassen sich frei kombinieren und ergeben dann 16 verschieden mögliche Temperamente.

Die Paarungen:

Dies beschreibt die Motivation zur Sinneserfahrung. Diese Unterscheidung ist weit geläufig. Ein aussenorienter Mensch ist kontaktfreudiger und handlungsbereiter, ein innenorienter Mensch konzentrierter, intensiver und territorialer. Man spricht auch von der Tendenz zur Weite (E) bis Tiefe (I) der Sinneserfahrung. Extrovertierte Menschen schöpfen Energie aus Geselligkeit, introvertierte schöpfen Energie aus der Einsamkeit. Dennoch liegen in dieser Paarung nur geringe Missverständnisse. Extroversation kommt zu etwa 75% vor, Introversation demnach nur zu 25%.
Dies beschreibt die Filterung der Sinneseindrücke, der sensorische Geist wichtet die "Rohdaten" bzw. reinen Eindrücke am höchsten, der intuitive Geist kann auch auf einen sechsten Sinn zurückgreifen, und Stimmungen erfassen, die mehr aus der Erfahrung denn den realen Informationen stammen. Hierin liegt dir größte Differenz zwischen Menschen. Sensorische Menschen präferieren "haben", greifbare Dinge und breites Wissen, intuitive möchten "sein", sind eher theoretisch und abstrakt und streben nach tiefen Wissen. Auch hier sind sensorische Personen mit ungefähr 75% den intuitiven mit 25% weiter verbreitet.
Nebenbei bemerkt hat Erich Fromm diesen Unterschied sehr gut in Haben oder Sein und anderen Werken beschrieben.
  • F vs. T - Fühlen (Feeling) vs. Denken (Thinking)
Dies beschreibt die Strukturierung der Eindrücke zu einem Handlungsmodell, der Denker (thinking) kategorisiert stark und führt auf wenige Grundelemente zurück von denen gesicherte Handlungsvorschläge existieren, von denen der stärkste verwendet wird. Der Fühlende (feeling) aktiviert weit mehr Erinnerung, und bezieht auch Seitenbedingungen mit ein, die in komplexen sozialen Situationen wichtig sein können. Dieses ist der einzige Bereich bei dem sich Unterschiede zwischen Männer und Frauen feststellen lassen. Laut Myer sind etwa 60% der gefühlsorientierten Personen Frauen, Männder hingegen nur etwa 40%.
  • J vs. P - Urteilen bzw. Folgern (Judging) vs. Wahrnehmen bzw. Gewahrwerden (Perceiving)
Dies beschreibt die Sicherheit über das erkannte Modell, dass in Aktionen umgesetzt wird. Wenn das erkannte (perceived) Modell als weitgehend korrekt angesehen wird, kann man es viel straffer umsetzen. Analog dazu werden Entscheidungen herausgezögert oder vernachlässigt wenn das Modell als unpassend eingestuft wird. Wenn man Unwägbarkeiten im Modell sieht, die sich erst im weiteren Verlauf klären werden, so muss man im weiteren Verlauf korrigierend beurteilen (judging). Ps scheinen "verspielter", spontaner und weniger ernsthafte Naturen als die organisierten und routinierten Js zu sein. Man könnte sagen Ps sind verfahrenorientiert, während Js ergebnisorientiert sind. Hier ist in der Bevölkerung von einer Gleichverteilung auszugehen.


Temperament vs. Charakter

Temperament is a configuration of inclinations, while character is a configuration of habits.
Character is disposition, temperament is pre-disposition.
(Zitat aus Please understand me II)

Nach Dr. Keirsey bestimmt das Temperament die Neigung zur Lebensführung, während der Charakter die Lebensgwohnheiten bestimmt. Charakter beschreibt die verliehenen Merkmale, Temperament ist veranlagt.
Vergleicht man unser Gehirn mit einem Computer, so ist das Temperament die Hardware und der Charakter ist die Software.

Entwicklung

"It is not the purpose of a psychological typology to classify human beings into categories -- this in itself would be pretty pointless." (Zitat von Carl Jung)

Es hat nicht nur keinen Zweck, psychologische Topologien des menschlichen Wesens zu klassifizieren, es wäre sogar ausgesprochen witzlos.
Obwohl Jung, auf dessen Archetypen das MBTI-Modell basiert, immer gegen eine solche Kategorisierungen war, haben sich viele Personen dieser Abneigung widersetzt.

Klassifizierungen des Temperaments und Charakters sind fast so alt wie die Menschheit selbst. Eine der ersten Überlieferung diesbezüglich geht auf den griechischen Philosoph Platon zurück. Die folgende Tabelle soll kurz die Bezeichnungen der wichtigsten Autoren wiedergeben.

Temperamentbezeichnungen
SP SJ NF NT
Platon (340 v.Chr.) Künstler Beschützer Idealist Rationalist
Aristoteles (325) Hedonist Eigentümer Moralist Dialektiker
Galenus (190) Choleriker Melancholiker Sanguiniker Phlegmatiker
Paracelsus (1550) wandelbar fleißig inspiriert kurios
Adickes (1905) innovativ traditionell doktrinär skeptisch
Spränger (1914) athletisch ökönomisch religiös theoretisch
Kretschmer (1920) hyperaktiv depressiv hypersensibel empfindungslos
Fromm (1947) erforschend hortend empfänglich vermarktend
Myers (1958) erforschend planend freundlich denkend

Klassizierungen

Aus den Dimensionen hat Keirsey sehr griffige Bezeichnungen abgeleitet, sowohl für die 16 Kombinationen der 4 Dimensionen, als auch für die charakteristischen Zusammenhänge mit anderen Feldern der Psychologie und Soziologie.

Hauptklassen
abstrakte Helfer

Idealisten (NF)

konkrete Helfer

Beschützer (SJ)

abstrakte Utilitaristen

Rationalisten (NT)

konkrete Utilitaristen

Kunsthandwerker (SP)


Die folgenden Tabellen, bei denen es sich um leicht abgeänderte Übersetzungen aus Please understand me II und Ausschnitte aus Versteh mich bitte handelt, geben kurz und prägnant die Eigenschaften der Temperamenttypen wieder.

Interessen
SP SJ NF NT
Bildung: handwerklich kommernziell humanistisch wissenschaftlich
Beschäftigung: Technik Sittlichkeit Moral Technologie
Begabung: Equipment Material Personen Systeme
Orientierung
SP SJ NF NT
Gegenward: hedonistisch stoistisch altruistisch pragmatisch
Zukunft: optimistisch pessimistisch gutgläubig skeptisch
Vergangenheit: zynisch fatalistisch mystisch realistisch
Standort: Hier Tor (Gateway) Medium (Pathway) Knotenpunkt
Zeit: Jetzt Gestern Morgen Intervall
Selbstverständnis
SP SJ NF NT
Selbstachtung: kunstvoll verlässlich einfühlend raffiniert
Selbstwertgefühl: kühn wohltätig wohlwollend autonom
Selbstvertrauen: anpassbar respektierend authentisch entschlossen
Werte
SP SJ NF NT
Sein: angeregt beteiligt enthausiastisch zurückhaltend
Vertrauen: Impuls Autorität Intuition Grund
Sehensucht: Wirkung Zugehörigkeit Romantik Ergebnis
Suchen: Stimulation Sicherheit Identität Wissen
Befürworten: Freizügigkeit Dankbarkeit Bestätigung Ehranbietung
Erstreben: Virtuosität Führungskraft Weisheit Wizard
Soziale Rollen
SP SJ NF NT
Freundschaften: Spielgefährte Gehilfe Seelenfreund "Wissensfreund"
Elternschaft: Freiheit sozialisieren Harmoniker Individuator
Führung: Vermittler Stabilisator Katalysator Visionär
Charakteristik
SP SJ NF NT
Sprache: harmonisch assoziativ induktiv deduktiv
Referenz: hinweisend befehlend interpretierend kategorisch
Syntax: beschreibend vergleichend metaphorisch Konjunktiv
Rhetorik: heterodox orthodox übertreibend technisch
Intellekt: Taktik Logistik Diplomatie Strategie
Leitung: Operator Administrator Mentor Koordinator
-offensiv: Organisator Aufseher Lehrer Feldmarschall
-defensiv: Handwerker Inspektor Berater Wissenschaftler
Information: Unterhalter Konservator Anwalt Ingeneur
-offensiv: Darsteller Versorger Champion Erfinder
-defensiv: Komponist Beschützer Heiler Architekt
Farbe: rot orange blau grün
Element: Feuer Erde Wasser Luft
griech. Gott: Dionysos Epimetheus,Demeter Apollo Prometheus
Totem: Chamälion Biber Delfin Eule


Temperamente

Die Bezeichnungen der 16 Temperamente:

  • SJ
    • ESTJ: Supervisor, Promoter
    • ISTJ: Inspector, Treuhänder
    • ESFJ: Provider, Verkäufer
    • ISFJ: Protector, Konvervator
  • SP
    • ESTP: Promoter
    • ISFP: Composer, Künstler
    • ISTP: Crafter, Artisan
    • ESFP: Performer, Entertainer
  • NT
    • INTP: Architect, Architekt
    • INTJ: Mastermind, Wissenschaftler
    • ENTP: Inventor, Erfinder
    • ENTJ: Fieldmarshal, Feldmarschall
  • NF
    • INFP: Healer, Quästor
    • INFP: Counselor, Autor
    • ENFP: Champion, Journalist
    • ENFJ: Teacher, Pädagoge

Bei Interesse an den Portraits der einzelnen Charaktären, sehen sie sich auf http://keirsey.com/matrix.html um oder schaffen sie sich eines seiner Bücher an.


Kurzer Einblick in die Temperamente


Kein Temperament gleicht dem Anderen, aber dennoch kann man einige Temperamente gruppieren. Im Folgenden werden die Charakteristiken der vier Haupttemperamente kurz beschrieben.

SP

Für SPs ist die ganze Welt eine Bühne, und sie sind die Performer. Ihr Ideal ist es das zu tun was sie wollen, wie sie es wollen und wann sie es wollen. Wenn sie etwas wollen, dann wollen sie es jetzt und nicht erst später. Eingeengt oder gebunden möchten sie nicht sein, Spontanität ist für sie wichtiger. Es zählt der heutige Tag, das Hier und Jetzt, was davor oder danach kommt ist für sie nebensächlich. Resourcen sind für SPs nicht etwas das gespart sondern verbraucht werden sollte. Was zählt ist die Tat, der Impuls, die Vorführung, die Herausforderung. Sie wissen was passt und was nicht, haben ein Talent für den Umgang mit Utensilien und Gegenständen und können sich damit sehr lange beschäftigen, sofern sie es reizt. Dann sind SPs von größerer Ausdauer als andere Temperamente und können besser mit Rückschlägen und Kriesensituationen umgehen. Sie tun etwas nur wenn es sie interessiert. Deswegen möchten sie oft in außergewöhnlichen oder handlungsorientierten Berufen tätig sein, beispielsweise als Künstler, Pilot, Chirurg, Rennfahrer, Schauspieler, Söldner oder Bauarbeiter von großen Projekten. In der heutigen Zivilisation können männliche SPs ihre Interessen viel besser verfolgen als weibliche, was mitunter auch Nährboden für Klischees ('Männer handel, Frauen reden') sein kann. Typische Lebensmottos könnten sein 'Nutze den Tag' oder 'The show must go on!'.

SJ

SJs wollen nützlich sein, dazugehören, sich sozial engagieren. Sie passen sich an, folgen dem Ruf der Intitutionen und bilden das Fundament, den Eckpfeiler, den Stabilisator der Gesellschaft. Bei ihrern Handlungen stellen sie sich die Frage 'wenn ich es nicht mache, wer sollte es dann tun?', dafür möchten sie aber auch Anerkennung bekommen. Sie sind immer konservativ, sparsam, pflicht- und verantwortsungsbewusst. Aufgrund ihrem Hang zum Pessimismus und Fatalismus rechnen sie immer mit dem Schlimmsten und legen sich ein Polster an, indem sie Resourcen sparen. Ihre Einstellung könnte man mit den Sprichworten 'a penny saved is a penny earned' (ein gesparter Penny ist ein verdienter Penny) oder 'you can´t procure an old dog new tricks' (man kann einem alten Hund keine neuen Kunststücke beibringen) beschreiben. Desweiteren ist anzumerken das SJs am ehesten Vorurteile haben, die aufgrund ihrer Art zu Urteilen (judging) und ihrer Zeitpräfärenz (Vergangenheit, Erfahrung) entstehen können. Negative Dinge sehen und kommentieren sie eher als positive, genauso wie sie eher Schwächen als Stärken fördern. Beruflich fühlen sie sich im Dienstleistungsbereich wie Bankwesen, mittleres Managment, Rechnungswesen, Beamtentum, Lehrertum, Pflegedienst oder Verwaltungstum wohl. Wenn man sagt 'Menschen sind Gewohnheitstiere' meint man vermutlich SJs.

NT

NTs kommen in der Bevölkerung sehr selten vor, was oft zu Missverständnissen führt. Sie möchten die Natur verstehen und beherrschen, Intelligenz und wissensdurst haben für sie einen hohen Stellenwert. 'If you really want to hurt them say nonsens' (wenn du sie wirklich verletzen willst, verbreite Unsinn) trifft ihr Temperamt recht gut. NTs haben einen inneren Drang zu Kompetenz, Verständnis von Mensch und Natur, Fähigkeit und Fortschritt. Im Gegensatz zum SP steht die Handlung an sich aber im Hintergrund. In ihren Augen darf Kritik nur geäußert werden wenn Berechtigung dazu besteht. Autoritäten, Ränge, Zertifikate und ähnliches lässt NTs unbeeindruckt, weswegen sie häufig als widerspenstig gelten. Sie möchten keine Fehler machen und stattdessen Perfektionisten werden, wirken dadurch aber oft arrogant auf Andere. 'Wer holt sie vom ihrem hohen Ross?' fragen sich Außenstehende. In ihrer Kommunikation sind sie kurz, treffend und pragmatisch, gehen davon aus das ihre Gesprächspartner auf dem gleichen Niveau sind wie sie und wiederholen sich nie oder selten, weil sie andere nicht langweilen wollen. NTs neigen dazu nur etwas zu machen wenn sie Sinn darin sehen. Das wird fälschlicherweise als Faulheit oder Provokation aufgefasst. Die berufliche Tätigkeiten liegt meist in wissenschaftlichen Bereichen wie Ingeurwesen, Architektur, Mathematik oder Philosophie. All das kann in Kombination mit ihrem Phlegma kann dazu führern das sie sich in einem Elfenbeinturm zurückziehen. Zeitlich leben NTs in der Zukunft, für sie die Vergangenheit abgeschlossen. Ihnen kommt es auf das an was wird oder sein könnte. Mit Gefühlen und zwischenmenschlichen Beziehungen haben NTs größere Schwierigkeiten als andere Temperamente.

NF

NFs mit Worten zu beschreiben ist besonders schwer. 'Idealisten auf der Suche nach ihrem Selbst' beschreibt ihr Wesen recht gut. Persönlichkeit, Identität, Selbstverwirklichung, Transzendenz und Menschlichkeit stehen bei ihnen hoch im Kurs. 'Wie kann ich der Mensch sein der ich wirklich bin?' fragt der NF. Sie möchten nicht in der Masse untergehen sondern aufgrund ihrer Person geschätzt werden. Fassaden, Heuchelei, Maske, Vorwand oder Theaterspiel sind ihnen zuwider. Sie möchten 'wahr' und authentisch sein. Ihre emotionale Intelligenz ist wohl höher als bei anderen Temperamenten. Sie nehmen Feinheiten der Gestik und Motorik wahr und können am besten "zwischen den Zeilen lesen" und mit Menschen umgehen. Worte und Kommunikation liegen ihnen mehr als Materialien oder Wissenschaften. Genau wie NTs sind auch NFs zukunftsorientiert, aber nicht hinsichtlich Prinzipien sondern Menschen. Für ihre Zielen und Visionen, die allesamt aus dem sozialen Bereich stammen, können sie sich regelrecht selbstaufopfern. Beruflich fühlen sie sich zu Lehrern, Schriftstellern Pädagogen, Psychologen, Berater o.ä. hingezogen.

Temperamente in der Praxis


SP vs. NT
Beide Charaktäre sind Utilitaristen, weshalb es mitunter vorkommen kann sie miteinander "verwechselt" werden. Die Folgende Tabelle zeigt den Grund vieler Missverständnisse.

Mittel Zweck
NT Leistungen Fähigkeiten
SP Fähigkeiten Leistungen

Utilitaristen (speziell die perceiver) neigen stärker dazu als ADHD prognostiziert zu werden, denn anders als die 'Helfer' machen sie Dinge nur wenn sie es wollen oder Sinn darin sehen. Siehe dazu auch 'Great ADHD-Hoax' in den Weblinks.


SJ vs. NF
Ebenso wie es unter SP und NT große Unterschiede gibt, sind SJ und NF sehr verschieden. Beide sind "Helfer" (Cooperators), aber unterscheiden sich aufgrund ihrer Intuition bzw. Sensorik. Für SJ ist das "Äußere" wichtiger, für NF das "Innere". Besonders gut kommt dies in den englischen Substantiven morality (Sittlichkeit, SJ) und morale (geistig-seelische Verfassung, NF) zum Ausdruck, dessen Differenzen sich nur schwer ins deutsche übertragen lassen und zu ungewollten "Verwechselungen" führen können.


Gegensätzliche Temperamente sind aber trotzdem die Intuitiven und Sensorischen untereinander.
SJ -> SP
NF -> NT

Partnerwahl

In der Partnerwahl gewinnt das Sprichwort 'Gegensätze ziehen sich an' an Bedeutung. Natürlich kann jedes Temperament mit jedem glücklich zusammenleben, dennoch gibt es Kombinationen die dazu tendieren besser oder schlechter zusammenzupassen. In seinem ersten Buch Please understand me behauptete Keirsey das Paare gänzlich unterschiedlich seien sollten.

Beispiel:
INTP - ESTJ
ENFJ - ISTP

Diese Aussage hat Keirsey in seinem zweiten Buch Please understand me II dahingehend korrigiert, als das Partner nur Intuition oder Sensorik gemeinsam haben und sonst gegensätzlich sein sollten.

Beispiel:
ESFJ - ISTP
ISFP - ESTJ
ENFJ - INTP
ENTP - INFJ

Kinder und Erziehung

Damit hätten wir die vier Reiter [der Apokalypse der Kindheit]: nicht Pest, Hungersnot, u.s.w., sondern Einmischnung, Unzugänglichkeit, Fehleinschätzung und Ablehnung die dem elterlichen Wohlwollen entspringen und auf der unbewussten Annahme von Gleichheit beruhen. (Zitat von David Keirsey aus Versteh mich bitte)

Dr. Keirsey behauptet, dass Eigenschaften des Temperaments vordisponiert sind. Das Erkennen ermöglicht den Eltern von Kindern, die Erkenntnisse zur typgerechten Erziehung. Eltern sollten ihre Aufmerksamkeit auf das 'Wie', nicht auf das 'Was' lenken, also auf Erfahrungen und nicht auf Handlungen. Kinder sind von Anfang an unterschiedlich und sollten dementsprechend behandelt werden. Kein erziehen, 'Formen' oder gar traumatisches Erlebnis kann diesen Unterschied ändern. Bei der Erziehung sollte nicht versucht die Kinder in das Temperament der Eltern zu pressen, sondern individuell gefördert werden.


  • SJ
    • Eltern: SJ-Eltern kümmern sich aufrichtig um ihre Kindern und würden sie niemals vernachlässigen. Allerdings können sie dabei auch sehr streng sein wenn das Kind seine Pflichten nicht nachkommt. Sie gehören zu den Eltern die am ehesten die körperliche Strafe einsetzen. 'Das tut mir mehr weh als dir' ist typischer Spruch von ihnen, der mitunter auch falsch sein kann. Ihr Ziel ist es ihre Kinder zu solzialisieren.
    • Kindern: SJ-Kindern sind in der Regel brave Kinder die immer pflichtbewusst ihre Aufgaben erfüllen und sich nützlich machen wollen. Geben sie als Eltern diesem Kind Aufgaben, passen sie aber auf dass das Kind nicht überlastet wird. Ihre größte Sorge gilt der Familien-Dynastie. Im Falle einer Scheidung der Eltern ist die Selbstmordrate bei solchen Kindern, höher als bei allen anderen zusammen.
  • SP
    • Eltern: SP-Eltern wollen das ihre Kinder Spaß haben und helfen damit nach indem sie ihnen teuere Geschenke kaufen, auf exotischen Reisen mitnehmen oder in ein gutes Restaurant führen. In der Regel sind sie sehr tolerant, können aber ebenso streng sein wenn ihre "Schmerzgrenze" erreicht ist und dulden dann keine Widerworte mehr.
    • Kinder: SP-Kinder gelten als 'Rabauken' und kommen dem typischen Klischee sehr nahe. Sie wollen Grenzen testen und überschreiten. Für sie ist es das Wichtigste den ganzen Tag zu spielen und Spaß zu haben. Es kann durchaus vorkommen das sie grob mit Spielsachen, Haustieren und Spielkamaraden umgehen. Das ist aber keineswegs böse gemeint sondern liegt in ihrem Temperament. Sie sind es, die als erste gefährliche Tricks auf dem Skateboard, Fahrrad, etc. probieren, die als erste Anfangen zu rauchen und die als erste sexuelle Erfahrungen machen. Daher ist es für Eltern wichtig SP-Kinder zu fördern und nicht mit Bestrafungen zu hemmen. Eingeengte SP-Kinder neigen dazu kriminell zu werden, was besondern bei SJ-Eltern zu einem Teufelskreis führen kann.
  • NT
    • Eltern: NT-Eltern, speziell die introvertierten, können etwas zurückhaltend wirken. Das heiß aber natürlich nicht das sie ihr Kind weniger lieben. Sie lassen ihren Kindern viel Freiraum und sind darauf bedacht es intellektuell und vor allem individuell zu fördern. Das verstehen sie besser als kaum ein anderes Eltern-Temperament. Strenge Regeln gibt es bei ihnen nicht.
    • Kinder: NT-Kinder wirken oft sozial unterentwickelt, aber intellektuell frühreif. Das kann dazu führen das sie für Eltern und anderen Kindern sonderbar wirken. Sie spielen mit einem Spielzeug nur solange bis sie es erforscht haben, dann verliert es seinen Reiz. Für sie muss alles Sinn machen, weswegen sie in Bezug auf Regeln, Jahrestage, etc. als widerspenstig angesehen werden. NT-Kindern, speziell die introvertierten, können Gefühlen schlechter freien Lauf lassen als andere Kinder und fressen viele Probleme in sich hinein. Achten sie also nicht nur auf die äußere Erscheinung. Für Eltern ist es daher wichtig NT-Kinder nicht zu zwingen sondern ihnen die Bedeutung von Regeln zu erklären, sie zu verstehen und sich für sie zu nehmen.
  • NF
    • Eltern: NF-Eltern zeigen ihre Liebe vor allem mit körperlichen Annäherungen wie streicheln, schmusen, reiben, etc. Für sie ist es nebensächlich ob sich das Kind nützlich macht, wichtig ist für sie ein harmonisches, persönliches Umfeld. Ein sensorisches Kind kann für NF-Eltern oft problematisch sein, weil es in ihren Augen zu wenig mit Persönlichkeit und Phantasie verbringt.
    • Kinder: NF-Kinder entwickeln schon früh einen guten Sprachgebrauch und wissen mit Menschen umzugehen. Sie besitzen viel Phantasie und sind häufig verträumt. Es braucht ein harmonisches Umfeld und jemand der sie schätzt. Kritik und Strafe nehmen sie oft persönlich und sind ebenso empfindlich wie NT-Kinder. NF-Kindern mögen kein Konkurrenzverhalten sondern wollen lieber gemeinsam mit Anderen spielen. Eltern sollten auf keinen Fall die Phantasie von NF-Kindern zu hemmen, schon gar nicht mit körperlichen Strafen, sondern sie durch Geschichten, etc. fördern und das Kind verstehen.

Anwendungen

Gunter Dueck, welcher sich selber als INTJ (introvertierter Rationalist, Mastermind) sieht, greift in einigen seiner Werke auf Keirseys Bücher zurück und entwirft darauf basierend sogar sein eigenes Charakter-Modell.

Siehe auch

Literatur

  • David Keirsey, Marilyn Bates: Please Understand Me. Prometheus Nemesis Book Co Inc, 1. November 1984, ISBN 0960695400
  • David Keirsey, Marilyn Bates: Versteh Mich Bitte. Intj Books, 1. Juli 1990, ISBN 0960695443
  • Ray Choiniere, David W. Keirsey, Stephen E. Montgomery: Presidential Temperament: The Unfolding of Character in the Forty Presidents of the United States. Prometheus Nemesis Book Co Inc, 1. August 1992, ISBN 096069546X
  • David West Keirsey, Marilyn Bates, Stpehen Montgomery: Please Understand Me: Character & Temperment Types. Prometheus Nemesis Book Co, 1. Dezember 1994, ISBN 188570500X
  • David Keirsey: Portraits of Temperament. Prometheus Nemesis Book Co Inc, 1. Juni 1995, ISBN 0960695419
  • Ray Choiniere, David Keirsey: Please Understand Me II: Temperament, Character, Intelligence. Prometheus Nemesis Book Co Inc, 1. Mai 1998, ISBN 1885705026