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Varusschlacht

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Römisch-Germanische Kriege

Der Kenotaph für Marcus Caelius ist ein archäologisch bedeutendes Zeugnis der Varusschlacht.
Datum September 9 n. Chr.
Ort Möglicherweise Kalkriese bei Bramsche
Ausgang Sieg der Germanen
Konfliktparteien

Römisches Reich

Germanen
Teile der (Cherusker, Marser, Brukterer, eventuell andere Stämme)

Befehlshaber

Publius Quinctilius Varus

Arminius

Truppenstärke

drei Legionen, drei Reiterabteilungen, sechs Kohorten, Auxiliartruppen und Tross (etwa 20.000)

unbekannt

Verluste

alle bis auf wenige Überlebende

unbekannt

In der Varusschlacht (auch: Schlacht im Teutoburger Wald oder Hermannsschlacht, von römischen Schriftstellern als clades Variana, als „Varusniederlage“ bezeichnet) im Herbst des Jahres 9 n. Chr. erlitten drei römische Legionen samt Hilfstruppen und Tross unter Publius Quinctilius Varus eine vernichtende Niederlage gegen ein germanisches Heer unter Führung des Arminius („Hermann“), eines Fürsten der Cherusker.

Die Schlacht, in der ein Achtel des römischen Gesamtheeres vernichtet wurde, leitete das Ende der römischen Bemühungen ein, die rechtsrheinischen Gebiete Germaniens bis zur Elbe (Fluvius Albis) zu einem Teil des Römischen Reiches zu machen und so als strategisches Ziel auch die Verkürzung der Außengrenze des Römischen Reiches auf die Elbe-Donau-Linie zu erreichen. Als Ort der Schlacht wurden und werden verschiedene Stätten in Ostwestfalen, Norddeutschland und in den Niederlanden vermutet. Seit Ende der 1980er Jahre werden archäologische Ausgrabungen in der Fundregion Kalkriese am Wiehengebirge im Osnabrücker Land durchgeführt, die den Ort zu einem Favoriten in der Diskussion als Ort der Varusschlacht machten. Allerjüngste Beiträge erhoben jedoch verstärkt Zweifel an der Auffassung, ein Teil der Schlacht habe in Kalkriese stattgefunden. Das Hermannsdenkmal bei Detmold im Teutoburger Wald erinnert an die Varusschlacht.

Historischer Hintergrund

Germanien zur Römerzeit (Kartenbild aus dem 19. Jahrhundert)

Der Zug des Varus war Teil eines umfangreichen Vorhabens zur Ausdehnung des Reichs östlich des Rheins und nördlich der Alpen, die 15 v. Chr. mit dem von Augustus' Stiefsöhnen Drusus und Tiberius geführten Feldzug gegen die Räter und Vindeliker begann. Drusus, der danach den Befehl über die Legionen am Rhein übernahm, führte in den Jahren 12 v. Chr. bis zu seinem Tod 9 v. Chr. ausgedehnte Erkundungszüge östlich des Rheins durch, bei denen er Elbe und Saale erreichte. Vom Rhein aus über den Drusus-Kanal, die fossa Drusiana, die Zuiderzee und die Nordsee konnte die römische Flotte die Operationen unterstützen. Ziel der Römer war es, die Siedlungsgebiete germanischer Stämme zwischen Rhein und Elbe dauerhaft unter römische Herrschaft zu bringen. Dazu errichteten sie insbesondere an Rhein (Rhenus), Lahn (Laugona), Lippe (Lippia), Ems (Amisia) und an der Nordsee eine Reihe von befestigten Lagerplätzen und versuchten, unter den Stämmen Verbündete zu gewinnen. Die Züge des Drusus bildeten die erste Phase kontinuierlicher und militärischer Durchdringung rechtsrheinischer Gebiete durch Rom, die ihren Abschluss im Triumph des Tiberius vom 1. Januar 7 v. Chr. fand.

Tiberius, der inzwischen Pannonien erobert hatte, setzte nach dem Tod seines Bruders diese Politik fort, bis er 6 v. Chr. aus dynastischen Gründen ins selbstgewählte Exil ging. Weitere Erfolge bei der Befriedung des Landes wurden von Lucius Domitius Ahenobarbus und nach Tiberius’ Rückkehr 4 n. Chr. erzielt. Als Bedrohung stellten sich die unter Drusus in das Gebiet des heutigen Böhmen vertriebenen Markomannen unter ihrem Herrscher Marbod dar. Im Jahr 4 drang Tiberius in Germanien ein, unterwarf die Cananefaten, Chattuarier sowie Brukterer und führte sein Heer bis über die Weser. Der im Jahr 6 n. Chr. gegen Marbod geplante Großangriff von zwölf Legionen unter Tiberius und Gaius Sentius Saturninus musste aber wegen des zur gleichen Zeit in Pannonien und Dalmatien ausgebrochenen Illyrischen Aufstands (6–9 n. Chr.) abgebrochen werden. Zum neuen Befehlshaber am Rhein wurde 7 n. Chr. Publius Quinctilius Varus ernannt.

Historische Quellenlage

Die wichtigsten schriftlichen Quellen zur Varusschlacht sind die zweibändige Römische Geschichte von Velleius Paterculus (30 n. Chr.), die Annalen von Tacitus (Anfang des zweiten Jahrhunderts) und die achzigbändige Römische Geschichte von Cassius Dio (Anfang des dritten Jahrhunderts). Erwähnt wird die Schlacht daneben von weiteren Autoren, wie z.B. von Ovid, Strabon und Sueton. Auch die zweibändige Geschichte aller Kriege, die in 700 Jahren geführt worden sind von Florus beschreibt die Varusschlacht, gilt aber als wenig zuverlässig, da der Autor größeren Wert auf die dramatische Ausgestaltung als auf Wirklichkeitsnähe legte. Die literarische Überlieferung bietet jedoch nur die römische Perspektive auf das Ereignis. Quellen, die den Hergang aus germanischer oder anderer Sicht schildern, fehlen.

Velleius Paterculus war Zeitzeuge und Kriegsteilnehmer in Germanien. Er liefert eine genaue Aufstellung der untergegangenen Truppenteile und gibt Auskunft über das Verhalten der römischen Offiziere. Seine Ausführungen bleiben hinsichtlich des Schlachtverlaufes und des Ortes der Schlacht vage. Er kritisiert Varus scharf und beschreibt ihn als den Hauptverantwortlichen für die Niederlage, „der mehr Mut zum Sterben als zum Kämpfen hatte“.[1]. Tacitus sieht in der Freiheit der Germanen einen wichtigen Grund für Varus' Niederlage und lobt Arminius dafür, dass er Rom „in der höchsten Blüte des Reiches“ angegriffen habe. Die Varusschlacht selbst beschreibt er nicht, wohl aber die Feldzüge des Germanicus, der das Schlachtfeld sechs Jahre nach der Niederlage wieder aufgesucht hat. Tacitus schreibt hierzu, das Schlachtfeld sei „nicht weit vom Teutoburger Wald“ (haud procul Teutoburgiensi saltu) zu finden.[2] Cassius Dio liefert die detaillierteste Beschreibung der Schlacht und stellt für zahlreiche Einzelheiten die einzige Quelle dar. Tacitus und Cassius Dio benutzten ihrerseits vermutlich unterschiedliche (heute verlorene) Geschichtswerke als Quellen; in Frage kommen neben Plinius (den Tacitus wohl benutzt hat) etwa die Germanenkriege bzw. die Historien des Aufidius Bassus, die ebenfalls verloren gegangen sind.[3]

Die Berichte über den Ablauf der Schlacht sind in den einzelnen Quellen recht unterschiedlich und können kaum miteinander in Einklang gebracht werden, was möglicherweise auf die Quellen der jeweiligen Geschichtsschreiber zurückzuführen ist. Geografische Beschreibungen des Schlachtfeldes, das etwa durch feuchtkaltes Klima, dichte Wälder und moorigen Untergrund geprägt gewesen sei, werden in der Forschung allgemein als topische Vorstellungen der Römer für nördliche Länder angesehen, die die Autoren mittels einer Ekphrase nutzten. Schlachtdarstellungen, die auf die Varus-Niederlage folgten, wie etwa die Caecinaschlacht, wurden vielleicht von den antiken Geschichtsschreibern nachmodelliert. Folgt man dieser Annahme, so lässt sich über die Schlacht nichts weiter sagen als nur die bloße Tatsache der römischen Niederlage und des Untergangs der drei Legionen in Germanien.

Das lange Zeit einzige archäologisch-epigraphische Zeugnis der Schlacht (das jedoch weder zur Frage des Orts noch zur Kenntnis des Schlachtverlaufs etwas beitrug) ist ein im Xantener Ortsteil Birten gefundener Grabstein für den „im Krieg des Varus“ (bello Variano) ums Leben gekommenen römischen Centurio Marcus Caelius. Das lebensgroße Bildnis zeigt den römischen Offizier in seiner vollen Uniform zwischen seinen beiden Freigelassenen. Der Stein, der sich heute in Bonn befindet, vermerkt ausdrücklich, dass die Leiche des Caelius nicht geborgen werden konnte.

Der römische Statthalter Varus

Varus, der als erfahrener Militär- und Verwaltungsfachmann galt, sollte in den schon römisch beherrschten Gebieten das römische Recht und insbesondere das römische Steuerrecht einführen. Sein Amt übte er angeblich mit wenig Feingefühl und Rücksicht auf germanische Gepflogenheiten aus, allerdings wurde er von der antiken Überlieferung zum Sündenbock gemacht. Der römische Historiker Cassius Dio[4] schreibt über die Situation der Römer vor Ort und die von Varus angeblich begangenen Fehleinschätzungen:

„Die Römer besaßen zwar einige Teile dieses Landes, doch kein zusammenhängendes Gebiet, sondern wie sie es gerade zufällig erobert hatten […] Ihre Soldaten bezogen hier ihre Winterquartiere, Städte wurden gegründet und die Barbaren passten sich der römischen Lebensweise an, besuchten die Märkte und hielten friedliche Zusammenkünfte ab. Freilich hatten sie auch nicht die Sitten ihrer Väter, ihre angeborene Wesensart, ihre unabhängige Lebensweise und die Macht ihrer Waffen vergessen. Solange sie allmählich und behutsam umlernten, fiel ihnen der Wechsel ihrer Lebensweise nicht schwer – sie fühlten die Veränderung nicht einmal. Als aber Quinctilius Varus den Oberbefehl über Germanien übernahm und sie zu rasch umformen wollte, indem er ihre Verhältnisse kraft seiner Amtsgewalt regelte, ihnen auch sonst wie Unterworfenen Vorschriften machte und insbesondere von ihnen wie von Untertanen Tribut eintrieb, da hatte ihre Geduld ein Ende.“

Nach Ansicht einiger Historiker, unter ihnen Werner Eck, führen diese Aussagen allerdings in die Irre: Germanien sei vor 9 n. Chr. nicht nur „fast“, sondern auch de jure bereits in den Status einer Provinz überführt worden und habe als befriedet gegolten;[5] Varus habe vermutlich den ausdrücklichen Auftrag gehabt, die Verwaltung aufzubauen und Steuern zu erheben. Ob sich diese Annahme durchsetzen wird, bleibt abzuwarten.

Arminius als Gegenspieler von Varus

Varus’ Gegenspieler war Arminius, ein Fürst der Cherusker, der möglicherweise bereits als Kind oder in seiner Jugend als Geisel nach Rom gekommen und dort zum römischen Offizier ausgebildet worden war.[6] Er galt als verlässlicher Bundesgenosse, wurde in den römischen Ritterstand erhoben und diente als Kommandeur der Hilfstruppen. Seine guten Kenntnisse des römischen Militärwesens befähigten ihn, dem römischen Heer eine der empfindlichsten Niederlagen seiner Geschichte beizubringen. Anders als sein Bruder Flavus, der Rom immer treu blieb, wandte sich Arminius gegen die römische Oberherrschaft.

Ob Varus nun durch sein ungeschicktes Taktieren das Ehrgefühl der germanischen Stämme verletzt hat oder bereits die übliche römische Handlungsweise geeignet war, diesen Widerstand hervorzurufen, so war Germanien auf jeden Fall nach einem Eroberungskrieg und einem „großen Aufstand“, von dem Velleius Paterculus berichtete, nicht voll erobert und immer noch potenziell gefährlich. Arminius gelang es, die Stämme der Cherusker, Marser, Chatten und Brukterer zu einem Bündnis zu bewegen. Er war auch in der Lage, den germanischen Stämmen die Schwachstellen der römischen Militärtechnik – und auch der eigenen Taktik – deutlich zu machen. Arminius spielte ein gefährliches Doppelspiel. Er galt als Tischgenosse des Varus und wiegte diesen in dem Glauben, er sei ein treuer Verbündeter Roms. Er wirkte dabei so überzeugend, dass Varus nicht einmal die Warnung des Fürsten Segestes ernst nahm, Arminius plane den Verrat.

Der Althistoriker Dieter Timpe betont Arminius' Rolle als Anführer regulärer, römisch ausgebildeter cheruskischer Hilfstruppen, die wahrscheinlich gemeinsam mit den Stammeskriegern im Aufstand kämpften.[7] Auch der Archäologe Heiko Steuer sieht einen möglichen Wandel in der Interpretation: „aus den ‚Freiheitskämpfern‘ wird aufständisches römisches Militär“.[8]

Varus’ Mission

Datei:Coin varus rgzm.jpg
Münzbildnis des Varus

Ähnlich wie seine Vorgänger verbrachte Varus den Sommer in vorgeschobenen Positionen weit im Inneren des neu erschlossenen Landes und überwinterte in Lagern weiter westlich am Rhein. Das Sommerhauptquartier des Varus und drei seiner Legionen lag tief im Gebiet der Cherusker, am Westufer der Weser. Die übrigen zwei Legionen Legio I und Legio V waren unter der Führung von Varus’ Neffen, Lucius Nonius Asprenas, in Moguntiacum stationiert.

Schlacht

Die Schlacht fand statt, als sich Varus und seine Legionen auf dem Rückweg ins Winterhauptquartier befanden. Das genaue Datum wird von den historischen Quellen nicht überliefert. Varus wollte vermutlich die Militärstraße zurück nach Vetera, einem Lager nahe dem heutigen Xanten, für den Rückmarsch nutzen. Doch die Nachricht über einen vermeintlichen kleinen, regionalen Aufstand veranlasste ihn, einen Umweg durch ein den Römern weitgehend unbekanntes Gebiet zu nehmen. In unwegsamem Gelände gingen Arminius und seine Verschwörer voraus, angeblich um Verbündete heranzuführen. Der weitermarschierende Varus geriet dabei in einen von Arminius sorgfältig geplanten Hinterhalt.

Man geht davon aus, dass die Streitmacht die drei Legionen XVII, XVIII, XIX, drei Alen (Reitereinheiten) und sechs Kohorten mit insgesamt 15.000 bis 20.000 Soldaten mit 4.000 bis 5.000 Reit-, Zug- und Tragetieren umfasste, deren Zug 15 bis 20 km lang gewesen sein muss.[9]

Der ausführlichste Bericht der Schlacht stammt vom römischen Historiker Cassius Dio[10], abgefasst rund 200 Jahre nach dem Ereignis. In der Schlachtschilderung selbst tauchen zwar rhetorische Elemente auf, doch wird die Differenziertheit der Geländeformation als Beleg dafür gesehen, dass es sich nicht nur um eine bloße Ansammlung von Topoi handelt, sondern dass wirkliche Nachrichten zugrunde liegen.[11] Die althistorische Forschung geht von der Zuverlässigkeit der Angaben Dios aus.[12] Dio berichtet ohne die in den sonstigen Quellen üblichen einseitigen Schuldzuweisungen an Varus. In seinen Bericht heißt es:

„Denn das Gebirge war voller Schluchten und Unebenheiten, und die Bäume standen so dicht und waren so übergroß, dass die Römer auch schon ehe die Feinde über sie herfielen, sich, wo nötig, abmühten, die Bäume zu fällen, Wege zu bahnen und Dämme zu bauen.
Und wenn dazu noch Regen und Sturm kam, zerstreuten sie sich noch weiter. Der Boden aber, schlüpfrig geworden um die Wurzeln und Baumstümpfe, machte sie ganz unsicher beim Gehen, und die Kronen der Bäume, abgebrochen und herabgestürzt, brachte sie in Verwirrung.
[…] umstellten die Germanen sie plötzlich von überall her gleichzeitig durch das Dickicht hindurch, da sie ja die Pfade kannten, und zwar schossen sie zuerst von fern, dann aber als sich keiner wehrte, doch viele verwundet wurden, gingen sie auf sie los.
Es war unmöglich, 1. in irgendeiner Ordnung zu marschieren […], 2. konnten sie sich auch nur schwer zusammenscharen, und waren Schar für Schar immer weniger als die Angreifer, […]
Daher schlossen sie die Römer mühelos ein und machten sie nieder, so dass Varus und die Angesehensten aus Furcht, gefangen genommen oder getötet zu werden – denn verwundet waren sie schon – sich zu einer furchtbaren, aber notwendigen Tat entschlossen. Sie töteten sich selbst.
Als dies bekannt wurde, wehrte sich auch keiner mehr, auch wenn er noch kräftig war, sondern die einen taten es ihrem Anführer nach, die anderen warfen die Waffen weg und überließen sich dem, der sie töten wollte. Denn fliehen konnte keiner, wenn er es auch noch so gerne wollte.“

Als Sumpf, Wälder und Regen die materiell überlegenen Römer behinderten und sich die Legionäre in einer langgezogenen Marschkolonne durch das unwegsame Gelände bewegten, griffen Arminius und seine Verbündeten an. Arminius war sich bewusst, dass er die römischen Legionen in einem offenen Kampf nicht besiegen konnte. Für seine Angriffe wartete er jeweils die Zeitpunkte ab, an denen die Römer sich in lang auseinandergezogener Marschordnung befanden und die engen Täler und der Morast die übliche römische Kampftechnik gravierend einschränkten. Die Germanen attackierten in dichten Haufen die Flanken der Kolonne und versuchten, die einzelnen Truppenteile voneinander zu trennen.

Die Römer kämpften dabei nicht nur gegen germanische Krieger, sondern auch gegen die abtrünnigen germanischen Hilfstruppen. Vier Tage und drei Nächte dauerte die Schlacht, in der Varus versuchte, sich zum Rhein durchzuschlagen. Die ersten zwei Nächte konnte er noch befestigte Lager errichten, doch am vierten Tage[13] waren die Römer besiegt. Varus selbst tötete sich gemeinsam mit seinen Offizieren. Die drei Legionen sowie die weiteren Hilfstruppen wurden nahezu vollständig vernichtet. Die beiden Legionen, die Asprenas kommandierte, war die sichere Rückführung an den Niederrhein und die Stabilisierung der dortigen Stellung gelungen. Inwieweit diese Truppen in Kampfhandlungen verwickelt waren, ist unklar.

Der Kopf des Varus wurde abgetrennt und an Arminius’ Rivalen Marbod gesandt, dieser schickte ihn an die Familie des Varus nach Rom weiter. Kaiser Augustus soll angesichts der Niederlage ausgerufen haben:

Vorlage:Zitat-la

Doch ließ Augustus das abgeschlagene Haupt ehrenvoll in der Familiengruft bestatten. Die besiegten Legionen wurden nach der Katastrophe nicht wieder aufgestellt, was einen in der römischen Militärgeschichte einzigartigen Sachverhalt darstellt. Eine symbolische Ächtung, um etwa der Öffentlichkeit einen Hauptschuldigen zu präsentieren, fand nicht statt.[14] Erst in der Zeit der Hochverratsprozesse unter Kaiser Tiberius und dem Ausscheiden der Familie aus der Führungsschicht des Reiches entstand das negative Varus-Bild.

Bestattung unter Germanicus

Der römische Historiker Tacitus[15] beschreibt das Schlachtfeld, wie es noch im Jahre 15 n. Chr. von Germanicus vorgefunden wurde:

„Das erste Lager des Varus ließ an seinem weiten Umfang und an der Absteckung des Hauptplatzes die Arbeit von drei Legionen erkennen. Danach sah man an dem halbeingestürzten Wall und dem niedrigen Graben die Stelle, an der sich die bereits zusammengeschmolzenen Reste gesammelt hatten. Mitten auf dem Felde lagen bleichende Knochen, zerstreut oder in Haufen, je nachdem ob sie von Flüchtigen oder von einer noch Widerstand leistenden Truppe stammten. Daneben lagen zerbrochene Waffen und Pferdegerippe, an Baumstämmen waren Schädel befestigt. In Hainen in der Nähe standen die Altäre der Barbaren, an denen sie die Tribunen und Zenturionen ersten Ranges geschlachtet hatten.“

Die Bestattung der Gefallenen des Varusheeres wurde von Tiberius kritisiert. Die Furcht der Soldaten würde sich durch den Anblick der erschlagenen und unbestatteten Soldaten noch vergrößern und ihre Kampfkraft lähmen. Außerdem hätte Germanicus aufgrund seines Priesteramtes als Augur sich nicht mit der Bestattung der Soldaten befassen dürfen.[16]

Auswirkung der römischen Niederlage

Germanen

Nach der Varusniederlage kam es zu einer „westwärtsgerichteten Offensive“[17] der Germanen, da diese fast alle Kastelle eroberten. Ein Vertragsangebot, bei dem Arminius den Kopf des Varus an den Markomannenkönig Marbod schickte, lehnte dieser ab. Es kam nach der Varusschlacht unter den germanischen Stämmen zu Zwistigkeiten. Arminius besiegte im Jahr 19 n. Chr. unter anderem zusammen mit den Sueben und Langobarden Marbod und wurde im Jahr 21 n. Chr., als er zu mächtig wurde, von Verwandten ermordet. Nach Tacitus spielte hierbei sein Machtstreben die entscheidende Rolle. Das strategische Ziel des Arminius war es, die römische Herrschaft über das heutige Nordwestdeutschland zu beenden, das operative, die römischen Besatzungstruppen zu vernichten, und das taktische, die römische Marschsäule in einen Hinterhalt zu locken.[18]

Römer

Die katastrophale Niederlage des Jahres 9 n. Chr. hatte kurzfristig den fast völligen Rückzug Roms auf die Ausgangspositionen vor der Offensive von 12 v. Chr. zur Folge. Der Verlust von drei Legionen, sechs Kohorten und drei Alen ging einher mit der Zerstörung römischer Kastelle zwischen Rhein und Weser und bedeutete die zeitweilige Preisgabe aller darüber hinausgehenden Ambitionen. Kastelle, Bergwerke und Niederlassungen wie zum Beispiel Waldgirmes wurden aufgegeben und planmäßig zerstört. Die Befürchtungen in Rom bestätigten sich nicht, dass die Germanen den Rhein überquerten und die gallischen Stämme die Situation für einen Aufstand nutzten.

Die Varusschlacht bedeutete keineswegs unmittelbar das Ende der römischen Militärpräsenz in Germanien, vielmehr verfolgte Augustus bezüglich Germaniens auch nach der Varusschlacht ein offensives Konzept. Noch 9 n. Chr. oder 10 n. Chr. konnte Lucius Nonius Asprenas zur Bfereiung der bei Aliso eingeschlossenen beitragen. Die drei verlorenen Varus-Legionen wurden sofort ersetzt (ohne allerdings die alten Bezeichnungen als 17., 18. und 19. Legion wieder aufzunehmen) und die Gesamtzahl der Rheinlegionen von sechs auf acht erhöht.[19] Ebenso wurde die Flotte wieder eingesetzt.[20] Augustus berichtet in den Res Gestae (26) wie folgt: Vorlage:"-la Dieser Satz des Princeps lässt keinerlei Gedanken an Rückzug oder Resignation erkennen, ebenso wurde die Varusniederlage im offiziellen Sprachgebrauch der Res Gestae, des Tatenberichts des Augustus, verschwiegen. Der Satz ist vielmehr geprägt vom imperialen Stolz des Princeps auf die Eroberung einer so weitreichenden Ozeangrenze. Er zeigt auch, dass Augustus den Anspruch auf Germanien bis zu seinem Tod nicht aufgegeben hat.[21]

Tiberius wurde nach der Niederlage des Varus von Augustus wieder mit dem Kommando in Germanien betraut. Allerdings konnte er sich im Jahre 10 n. Chr. noch nicht entschließen, den Rhein zu überqueren.[22] Ob seine große Zurückhaltung unmittelbar nach der Varusschlacht eher gegen einen Plan für die sofortige Rückeroberung des Raumes zwischen Elbe und Rhein spricht oder allein kluge Vorsicht widerspiegelt, ist in der Forschung sehr umstritten.[23] In den folgenden Jahren überschritt Tiberius aber mehrfach den Rhein und drang tiefer ins Landesinnere vor. Schließlich sei er, so der Zeitzeuge Velleius Paterculus, mit Ruhm bedeckt in das Winterlager zurückgekehrt.[24]

Der Erfolg dieser Feldzüge des Tiberius wird in späteren antiken Quellen und in der modernen Forschung anders bewertet als bei Velleius. Nach Dio[25] kam es zu keinen militärischen Auseinandersetzungen, da die Römer aus Furcht vom Rhein aus nicht weit vorrückten. Auch in der Forschung[26][27] wird Velleius’ Darstellung der Feldzüge angezweifelt, da Velleius dazu neigte, die Leistungen des Tiberius deutlich zu übertreiben. Außerdem sind keine Spuren von Militärwegen oder Anzeichen von Holzkohleschichten entdeckt worden, die man bei einem großflächigen Abbrennen von Siedlungen erwarten würde. Daran, dass Tiberius seine Truppen über den Rhein führte, besteht kein Zweifel. Doch lässt sich durch die spärliche Quellenlage nicht erhellen, was Tiberius in den drei Jahren in Germanien durchgeführt und erreicht hat.

Im Jahr 14 begann Germanicus, der zum Jahresende 12 das Militärkommando übernommen hatte, erneut mit Feldzügen in Germanien. Germancius erhielt wohl schon in seinem ersten Jahr eine imperatorische Akklamation. Die noch unter Augustus erfolgte Auszeichnung ist ein deutliches Indiz für eine offensive Vorgehensweise.[28] Unmittelbar nach dem Tod des Augustus gelang es Germanicus eine Meuterei der Rheinlegionen zu unterdrücken. In den folgenden Auseinandersetzungen war der Gegenspieler des Germanicus wiederum Arminius. Es gab mehrere große Schlachten, darunter die Schlacht an den Pontes longi, die Schlacht auf dem Idistavisischen Feld und die Schlacht am Angrivarierwall. Germanicus gelang es, zwei Legionsadler zurückzugewinnen, und er nahm Thusnelda, die schwangere Ehefrau von Arminius, gefangen.

Letztlich gaben die Römer nach einigen Jahren aber den Versuch auf, die Folgen der Varusschlacht zu revidieren. Die Feldzüge wurden durch den neuen Kaiser Tiberius im Jahre 16 n. Chr. beendet, weil der Aufwand an Menschen und Material für die Römer zu hoch wurde und eine indirekte Kontrolle Germaniens zu genügen schien. Tiberius kritisierte insbesondere die Art der Kriegsführung und die hohen Verluste. Er verwies dabei auf die von ihm selbst geführten Kämpfe in Germanien, in denen er plura consilio quam vi[29] (mehr durch kluges Vorgehen als Gewalt) erreicht hätte. Es mögen aber auch noch andere Motive eine Rolle gespielt haben. Tiberius berief sich dabei angeblich auf den Rat des Augustus, das Reich in seinen gegenwärtigen Grenzen zu belassen (consilium coercendi intra terminos imperii).[30] Die Historizität des consilium coercendi wird allerdings in der modernen Forschung angezweifelt,[31] Germanicus wurde ein Triumph De Cheruscis Chattisque et Angrivariis quaeque aliae nationes usque ad Albim colunt (Über die Cherusker und Chatten sowie die Angrivarier und die anderen Volksstämme, die im Gebiet bis zur Elbe wohnen) bewilligt und mit einem Kommando im Osten betraut. Die letzten Überlebenden aus der Schlacht wurden fast 40 Jahre später unter Kaiser Claudius befreit.[32]

Das seit Augustus ungelöste Germanenproblem fand mit der offiziellen Einrichtung der zwei „germanischen“ Provinzen Germania Inferior und Germania Superior unter Kaiser Domitian sein Ende. Unter Trajan wurden Truppen vom Rhein an die Donau verlegt und das Römische Reich erhielt durch die Eroberung des Dakerreiches im heutigen Rumänien sowie der weiträumigen Offensive im Osten des Römischen Reiches seine größte Ausdehnung. Versuche des expansiven Kaisers Trajan zur Wiederoberung Germaniens unterblieben. Der Verzicht Roms auf die Wiedereroberung Germaniens, der sich nach einem Jahrhundert herausstellte, ließ der Varusschlacht im nachhinein historische Bedeutung zuwachsen.[33]

Ort der Auseinandersetzung

Vermuteter Ort der Schlacht bei Kalkriese

Seit Jahrhunderten ist der Ort der Schlacht umstritten, da die schriftlichen Zeugnisse zur Varusschlacht keine genaue Lokalisierung zulassen. Erste Versuche, den Schauplatz aufzuspüren, gab es bereits vor etwa 800 Jahren.[34]

Mehr als 700 Theorien

Es ist lange gerätselt worden, wo die Schlacht stattgefunden haben könnte. Im Mittelalter verortete Bischof Otto von Freising in seiner zwischen 1143 und 1146 verfassten Chronik den Ort mit einer in Süddeutschland verbreiteten Legende, wonach die Legionen des Varus in Ausgburg vernichtet worden sein sollen. Diese Lokalisierung erfreute sich in den folgenden Jahrhunderten großer Beliebtheit und wurde von Gelehrten wie Konrad Peutinger und Conrad Celtis vertreten. Weniger Verbreitung fanden Vorschläge, den Ort in der Gegend von Mainz oder auch Frankfurt zu lokalisieren. Mit der Wiederentdeckung der Annalen des Tacitus im Jahr 1507 wurde die Frage nach dem Ort auf eine neue Grundlage gestellt. Da der Geschichtsschreiber Tacitus vom saltus Teutoburgiensis schrieb, der nicht weit entfernt von den „äußeren Brukteren“ sein soll, hat sich der Begriff von der „Schlacht im Teutoburger Wald“ ergeben. Georg Spalatin mutmaßte 1535 aufgrund des Gleichklangs des Namens Teutoburg den Ort bei Duisburg. Doch alle ernstzunehmenden Versuche gründeten seit jener Zeit auf den Raum zwischen Ems und Lippe als Ort der Varusniederlage.[35] Bislang wurden von Historikern, Archäologen, Heimatforscher und anderweitig Interessierten seit dem 16. Jahrhundert mindestens 700 Theorien zum Ort der Varusschlacht entwickelt.

Die rekonstruierten Wälle beim Fundort Kalkriese.

Der Prähistoriker und Provinzialarchäologe Harald von Petrikovits bündelte die Vielzahl möglicher Plätze geographisch zu größeren Theorie-Einheiten. Die von Fachleuten als am wahrscheinlichsten angesehenen Plätze liegen dabei fast alle in Ostwestfalen oder in daran angrenzenden Landschaften. Petrikovits zufolge gibt es dort vier Gruppen von Orten, an denen das Schlachtgeschehen jeweils angesiedelt wird:

  • nach der Nordtheorie am nördlichen Rand von Wiehen- und Wesergebirge, wo sich der Fundplatz Kalkriese befindet;
  • nach der Nordosttheorie im Gebiet des Teutoburger Waldes bzw. in der Landschaft zwischen diesem und der Weser;
  • nach der Münsterländer Theorie im Gebiet westlich bzw. südwestlich des Teutoburger Waldes;
  • nach der Südtheorie in dem Bergland südöstlich der Münsterländer Bucht.[36]

Kalkrieser-Niewedder Senke

Bereits 1885 vermutete Theodor Mommsen aufgrund der schon damals untypischen Fundhäufung römischer Münzen Kalkriese als Ort der Varusschlacht.[37] Neuere archäologische Funde, die seit Ende der 1980er Jahre gemacht wurden, machten diesen Ort zu einem Favoriten in der Diskussion, weil die Funde auch Kampfhandlungen bei Kalkriese belegen, einem Stadtteil der niedersächsischen Stadt Bramsche im Landkreis Osnabrück. Bislang wurden über 4000 Stücke gefunden.[38] Gestützt wird diese Vermutung zum einen durch die große Anzahl der römischen Funde und zum anderen durch den militärischen Charakter der Fundstücke.[39] Allerdings konnte bislang nur ein Teil des Geländes durch Ausgrabungen erschlossen werden. Der Großteil des Fundmaterials sind Kleinstobjekte. Doch fehlt das für römische Soldaten so typische Essgeschirr, terra Sigillata, wie auch die für Römer bekannte Keramik. In jüngerer Zeit wurden am Fundort bislang acht Knochengruben entdeckt. In einigen Knochengruben lassen sich allerdings nur die Überreste eines Individuums nachweisen. In der „Großen Knochengrube“ befanden sich mindestens neun Leichen, wobei manche Knochen eindeutige Kampfverletzungen aufweisen.[40]

Bislang fehlt ein eindeutiger Beweis zur Lokalisierung Kalkrieses als Ort der Varusschlacht, da in Germania Magna verschiedene Schlachten geführt wurden, darunter auch später noch unter dem römischen Feldherrn Germanicus. Vor allem aber lassen sich die archäologischen Befunde kaum mit den literarischen Angaben in Einklang bringen. Die Konsequenzen, die die Forschung daraus zieht, sind unterschiedlich. Klaus Bringmann sieht den archäologischen Befund als Beleg für ein vermutetes größeres Ganzes und kann somit von einer „glänzenden Bestätigung“ des Berichts des Cassius Dio sprechen, der „in vollem Einklang mit dem archäologischen Befund von Kalkriese“ steht.[41] Nach Meinung der Archäologie war das Ereignis der Varuskatastrophe viel kleiner, als es in den literarischen Quellen erscheint. Die archäologischen Ergebnisse können in Verbindung mit quellenkritischen Analysen zu einer Neubewertung der Schriftquellen führen. Trotz aller Kontroversen steht fest, dass an diesem Ort eine römisch-germanische Auseinandersetzung stattgefunden hat.[42]

Nachwirkung

Rezeption und Bedeutung für die deutsche Identität

Im Teutoburger Wald erinnert das Hermannsdenkmal an die Varusschlacht
Hermann the German
Datei:Als die Römer frech geworden - Notgeld der Stadt Detmold.jpg
Als die Römer frech gewordenNotgeld der Stadt Detmold

In der Frage, was die Identität der Deutschen ausmache, hat die Varusschlacht vom 16. bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine große Rolle gespielt. Ausgangspunkt waren die wiederentdeckten Schriften des Tacitus (1455 die Germania, 1507 die Annalen). Das Lob des römischen Historikers auf die Germanen erlaubte, vor allem in den Augen der deutschen Gelehrten des Humanismus, dem Vergleich mit den anderen großen Kulturnationen der Antike standzuhalten. So ordnete schon 1529 Ulrich von Hutten dem Cheruskerfürsten Arminius den Ehrenplatz als erster Vaterlandsverteidiger zu und stellte ihn neben die drei großen Feldherren der Antike – Alexander den Großen, Hannibal und Scipio den Älteren. Etwa gleichzeitig wurde der Name des Cheruskers erstmals eingedeutscht. „Wenn ich ein poet wer, so wolt ich den celebriren. Ich hab ihn von hertzen lib. Hat Hertzog Herman geheißen, ist her vber den Hartz gewesen“, sagte Martin Luther 1542 in einer Tischrede.[43]

Schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts begann der Arminius-Kult in der deutschen Literatur, der sich über Daniel Casper von Lohenstein (Großmütiger Feldherr Arminius), Christoph Martin Wieland (Hermann) und Friedrich Gottlieb Klopstock (Hermann-Trilogie) bis zu Heinrich von Kleist (Die Hermannsschlacht) und Christian Dietrich Grabbe (dito) erstreckte.

Der Dreißigjährige Krieg hatte ein wirtschaftlich schwaches und politisch zerstückeltes Deutschland zurückgelassen. In den Augen der Nachbarn – insbesondere der Franzosen – war Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert eine nation barbare, kulturunfähig, politisch zerrissen und ökonomisch rückständig. Die Varusschlacht war der – deutsche – Gegenbeweis dazu: Eine Nation, die sich einigt und mutig dem übermächtigen Eroberer entgegentritt und ihn – im Gegensatz zu den Franzosen, die mit Vercingetorix und der Schlacht bei Alesia unterlagen – vernichtend schlägt. Die deutsche Literatur vor allem des 18. Jahrhunderts widmete dem Cherusker Arminius, seinem Liebesdrama mit Thusnelda und seinem Befreiungskampf zahllose Opern und Theatertragödien. Johann Elias Schlegel schrieb 1743 über Arminius:

„Du, Herman, hast gewählt, wie große Herzen wählen,
Und liebest mehr, als dich, die Freyheit deutscher Seelen[44]

Zu den rezeptionsgeschichtlich bedeutendsten Bearbeitungen dieser Epoche zählt die zwischen 1769 und 1787 entstandene Hermann-Trilogie von Friedrich Gottlieb Klopstock im Stil der Empfindsamkeit. Klopstock knüpfte als Dichter der Hermann-Trilogie an die humanistischen, barocken und frühaufklärerischen Bestrebungen zur Herausbildung einer Kulturnation ‚Deutschland‘ an und wollte zur Konstruktion einer urdeutschen nationalen Identität beitragen. Erst vom Titel des ersten Teils seiner Trilogie, Hermanns Schlacht, den Klopstock Kaiser Joseph II. gewidmet hatte, her gewann der Begriff der ‚Hermannsschlacht‘ nach 1769 seine allgemeinsprachliche Verbreitung und Akzeptanz.

Kleist schrieb 1808 unter dem Eindruck der französischen Besatzung sein Drama Hermannsschlacht, das aufgrund seiner vaterländischen Tendenzen jedoch erst 1860 uraufgeführt wurde, dann aber zum nationalen Festspiel avancierte. Noch zu Beginn des Ersten Weltkriegs verlas man im Berliner Schillertheater zwischen den Akten dieses Dramas Siegesmeldungen von der französischen Front.

Auch Joseph Victor von Scheffel bediente sich 1847 des Themas und machte sich in seinem populär gewordenen Lied „Als die Römer frech geworden…“, welches im Jahr der Denkmalseinweihung von Ludwig Teichgräber vertont wurde, die patriotische Einstellung seiner Zeit zu eigen. Und selbst noch im ursprünglichen Text des Niedersachsenliedes (komponiert etwa 1926 von Herman Grote) wird der Sieg über die Römer heroisch dargestellt:

„Wo fiel’n die römischen Schergen?
Wo versank die welsche Brut?
In Niedersachsens Bergen,
An Niedersachsens Wut
Wer warf den römischen Adler
Nieder in den Sand?“

Bereits im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts hatte es Pläne zur Errichtung eines Denkmals gegeben. Die Denkmalsbewegung intensivierte sich nach den Befreiungskriegen. In der 1842 fertiggestellten Walhalla füllte eine Darstellung der Hermannschlacht das nördliche Giebelfeld. Die Anfänge der Realisierung eines Hermannsdenkmals bei Detmold gingen 1836 auf Ernst von Bandel zurück. Doch verlief der Baufortschritt schleppend. 1841 wurde der Grundstein gelegt. Doch erst 1848 war der Sockel des Monuments vollendet. Einen Kontrapunkt zum nationalen Pathos setzte Heinrich Heine 1843. Wenige Jahre nach dem Baubeginn des Hermannsdenkmals zog er die Vereinnahmung der Varusschlacht durch den deutschen Nationalismus ins Lächerliche und entwarf das Bild einer geradezu im Schlamm geborenen Nation:

„Das ist der Teutoburger Wald,
Den Tacitus beschrieben,
Das ist der klassische Morast,
Wo Varus steckengeblieben.
Hier schlug ihn der Cheruskerfürst,
Der Hermann, der edle Recke;
Die deutsche Nationalität,
Die siegte in diesem Drecke. […]“

Nach der Reichsgründung nahm die Bedeutung Hermanns als Grundsteinleger der deutschen Geschichte noch zu. Die Gleichung von germanisch-deutsch sowie die Behauptung einer zweitausendjährigen Kontinuität der deutschen Geschichte wurde im öffentlichen Bewusstsein zu einer Selbstverständlichkeit. Die nun mehr als Hermannschlacht bezeichnete Auseinandersetzung erhielt einen Stellenwert als Gründungsmythos der deutschen Nation. Das Hermannsdenkmal wurde am 17. August 1875 im Beisein Kaiser Wilhelms I. eingeweiht. 30 000 Zuschauer strömten zum Einweihungsfest herbei. Das sieben Meter lange Schwert trägt die Inschrift: „Deutsche Einigkeit meine Stärke – meine Stärke Deutschlands Macht“. Im Zuge der bismarckschen Politik der Saturiertheit bemühte man sich aber, dem martialischen Denkmal etwas von seiner Aggressivität zu nehmen. Der Detmolder Geheime Regierungsrat Otto Preuß beendete seine Rede daher mit den Worten:

„Ja, die Träume unserer Jugend, sie haben sich verwirklicht, die Wünsche und Hoffnungen unseres Mannesalters, sie sind in Erfüllung gegangen. Wir sind wieder ein Volk und wollen es bleiben mit Gottes Hilfe von jun an immerdar.[45]

Im Jahre 1897 wurde das Hermann Heights Monument in den USA, auf Initiative deutscher Auswanderer errichtet, eingeweiht. Die Reichsgründung bildete auch den Beginn einer ganzen Reihe von Historienbildern, in der bei der Geburt der Nation Arminius und Thusnelda eine bedeutende Rolle zugewiesen wurde.

Bei Beginn des Ersten Weltkriegs wurde der politische Mythos von der Hermannsschlacht bemüht, um die Burgfriedenspolitik durchzusetzen. Kaiser Wilhelm II. verkündete mit Bezug auf die Schlacht: „Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war“.[46] Entsprechend bot sich nach der Niederlage 1918 Hermann als historische Parallele zur Dolchstoßlegende an. Nicht mehr als Sieger, sondern als Märtyrer, der gleichfalls „im Kriege unbesiegt“ der germanischen Zwietracht zum Opfer fiel.[47] 1925 versammelten sich zur 50-Jahr-Feier des Hermannsdenkmals im August 1925 mehr als 50 000 Besucher in Detmold. Die in den Reden dominierenden chauvinistischen und revanchistischen Akzente mündeten in den Ruf nach dem nationalen Messias als Anführer in einer neuen Hermannschlacht.[48] Zwei Jahre später nutzte der Chefideologe der Nationalsozialisten Alfred Rosenberg den 150. Geburtstag Kleists, um dessen „Hermannschlacht“ für die „Bewegung“ zu vereinnahmen. Nicht mehr die Römer, sondern „Juden, Polen und Franzosen seien heute die ganze Brut, die in den Leib Germaniens sich eingefilzt wie ein Insektenschwarm“.[49]

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Künstler Werner Peiner mit der Erstellung von von acht Wandteppichen für die Neue Reichskanzlei beauftragt, die die großen Schlachten der deutschen Geschichte illustrieren sollten. Der erste Teppich stellte die Varusschlacht dar. Arminius war zwar im Nationalsozialismus präsent, stand jedoch nicht im Mittelpunkt. Für Adolf Hitler lieferte vielmehr Rom den Maßstab für sein eigenes Reich. Diese Wertschätzung beeinflusste auch sein Bild von Hermann. Für ihn war er zwar der „erste deutsche Einiger“, der die germanischen Stämme sammelte, doch sei ihm dies nur gelungen, weil er von Rom ausgebildet wurde. Hermann habe dadurch dem „deutschen Volk zum größten politischen Erfolg dieser Vorzeit verholfen“, letztendlich aber doch gescheitert, „und das Blut der Hermannschlacht sei umsonst geflossen.“[50] Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler führt das geringe Interesse der Nationalsozialisten an der Arminius-Gestalt darauf zurück, dass „ihr Interesse mehr der germanischen Expansion galt als der Verteidigung des «heimatlichen Bodens».“ Als dann 1944 die Heere der Alliierten bis nach Deutschland vordrangen, sei es für eine Wiederbelebung des Arminiuskultes zu spät gewesen.[51]

Varusschlacht aus heutiger Perspektive

Verfilmungen

Bereits dreimal wurde die Hermannsschlacht oder Varusschlacht für das Kino adaptiert: Das erste Mal in den Jahren 1922 und 1923 im Kontext des Ruhrkampfs als Stummfilm in fünf Akten unter dem Titel Die Hermannschlacht. Regie führte der Düsseldorfer Dramaturg Leo König, der ehemalige Reinhardt-Schauspieler Albert Bassermann spielte den Cheruskerfürsten Segestes. Gedreht wurde unweit des Hermannsdenkmals bei den Externsteinen. Am 27. Februar 1924 kam dieses von der Kritik meist als nationalistisch empfundene Opus im Lippischen Landestheater, Detmold, zur Aufführung. Lange galt es als verschollen. Erst nach dem Ende der Sowjetunion wurde es 1990 im Zentralen Filmarchiv der UdSSR wiederentdeckt und 2009 auf DVD veröffentlicht.[52]

Eine zweite Verfilmung des Stoffs erschien 1977 unter dem deutschen Titel Hermann der Cherusker – Die Schlacht im Teutoburger Wald. Es handelt sich um eine deutsch-italienisch-jugoslawische Co-Produktion, die in den übrig gebliebenen Kulissen anderer Antikenfilme in Zagreb unter der Regie Ferdy Baldwins (Pseudonym für Ferdinando Baldi) realisiert wurde. Obwohl dieses Werk bereits seit 1965 mit Hans von Borsody als Hermann gedreht wurde, dauerte es zehn Jahre bis zur Deutschland-Premiere der als ‚Sandalen-Trashfilm‘ gehandelten Produktion, die am 3. Februar 1977 stattfand.

In den Jahren 1993 bis 1995 entstand die dritte Umsetzung für das Kino. Produzenten und Autoren dieser Fassung waren Christian Deckert, Hartmut Kiesel, Christoph Köster, Stefan Mischer und Cornelius Völker. Die Hermannsschlacht wurde im Teutoburger Wald und im Rheinland realisiert. Neben Bühnenschauspielern und Hunderten von Laien treten in diesem Spielfilm die Künstler Markus Lüpertz, Tony Cragg und Alfonso Hüppi sowie der Kunsthistoriker Werner Spies als Akteure auf. Die Hermannsschlacht wurde im Mai 1995 in Düsseldorf uraufgeführt und erschien 2005 auf DVD.

Museen

Übersichtstafel am Eingang des Museums Kalkriese

Das besondere Interesse, das die Varusschlacht nach wie vor auslöst, hat dazu geführt, dass die immer noch laufenden Ausgrabungen in Kalkriese sehr frühzeitig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Kurz nach den ersten archäologischen Funden wurde 1993 in unmittelbarer Nähe zum Ausgrabungsfeld ein Informationsraum auf einem Bauernhof eröffnet. Im Rahmen eines Projektes zur Weltausstellung Expo 2000 entstand der etwa 20 Hektar große Museumspark „Varusschlacht“, der im Jahr 2001 durch ein Museumsgebäude zum „Museum und Park Kalkriese“ in Bramsche ergänzt wurde.

Noch heute beginnt das Deutsche Historische Museum in Berlin seine Dauerausstellung zur deutschen Geschichte mit der Varusschlacht.[53]

2000-jähriges Jubiläum

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Briefmarke von 2009 zum 2000. Jahrestag.

Zum 2000-jährigen Jahrestag der Varusschlacht waren vom 16. Mai bis 25. Oktober 2009 in der Seestadthalle und im LWL-Römermuseum in Haltern am See, im Museum und Park Kalkriese und im Lippischen Landesmuseum in Detmold die drei Ausstellungen des gemeinsamen Ausstellungsprojektes „IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS. 2000 Jahre Varusschlacht“ zu sehen.[54]

Das Römermuseum Xanten im Archäologischen Park zeigte vom 24. April bis 30. August 2009 die Sonderausstellung „Marcus Caelius. Tod in der Varusschlacht“.[55]

Mit der Ausgabe einer Sonderbriefmarke am 4. Juni 2009 erinnert die Bundesrepublik Deutschland an die Varusschlacht vor 2000 Jahren. Die Marke mit dem Wert 0,55 Euro zeigt einen Teil des Hermannsdenkmals bei Detmold, eine Büste des Kaisers Augustus und die Gesichtsmaske eines römischen Reiterhelms.

Forschungsgeschichte

Die besondere historische Bedeutung, die der Varusschlacht seit dem 15. Jahrhundert im Allgemeinen zugemessen wurde, prägte das Urteil der Historiker vom 19. Jahrhundert bis heute. „Als Wendepunkt der Weltgeschichte“[56] bezeichnete Theodor Mommsen die Varusschlacht, als er im März 1871, zwei Monate nach der Reichsgründung, seine Rede über „Die germanische Politik des Augustus“ hielt. Der Althistoriker Ernst Kornemann ließ mit der Varusschlacht die deutsche Geschichte beginnen.[57] Friedrich Koepp konstatierte: „Glorreicher hat sich kein anderes Volk in die Geschichte eingeführt als unsere Vorfahren durch diesen Sieg über die Herren der Welt.“[58] Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Wissenschaft für einige Zeit auf Distanz zu Themen, in denen die Germanen oder Arminius das Zentrum bildeten. Eine erneute Annäherung an die Varusschlacht erfolgte erst in den 1960er Jahren. Reinhard Wenskus löste 1961 in seiner Studie Stammesbildung und Verfassung die Vorstellung von scheinbar unverändert überdauernden Stämmen durch das Modell einer fortwährenden Ethnogenese (Entstehung der Völker) ab.

Dieter Timpe näherte sich 1970 in seinen Arminiusstudien dem Cherusker auf Grundlage der antiken Quellen und formulierte seine Hypothese, dass der Angriff auf das Heer des Varus politisch als Meuterei zu werten sei. Timpe ersetzte dadurch das Bild eines Freiheitshelden durch das Bild eines Verräters und Kämpfers gegen die eigenen Truppen. Seine Rekonstruktion erzeugte kontroverse und schockierende Reaktionen. Wenig später wurde von der Göttinger Akademie der Wissenschaften das Reallexikon der Germanischen Altertumskunde begonnen als eine umfassende Aufklärung über den Forschungsstand zu den Germanen. Schließlich wurden durch Quelleneditionen die Aussagen der antiken Autoren zu den Germanen zusammengetragen und auf wissenschaftlich-kritischer Basis zugänglich gemacht. Reinhard Wolters machte 2008 deutlich, dass „die Varuskatastrophe weder militärisch noch politisch einen Einschnitt darstellte und somit keine „epochale Wende“ bewirkte.“[59] Dennoch verbleiben bis heute Urteile, die die Varusschlacht als einen Wendepunkt auffassen. Nach dem Archäologen Peter S. Wells veränderte die Varusschlacht den Verlauf der Weltgeschichte.[60]

Literatur

Antike Quellen

  • Cassius Dio: Römische Geschichte. Übersetzt von Otto Veh, Band 3 (= Bücher 44–50) und 4 (= Bücher 51–60), Artemis-Verlag, Zürich 1986, ISBN 3-7608-3672-0 und ISBN 3-7608-3673-9
  • Velleius Paterculus: Römische Geschichte. Historia Romana. Übersetzt und lateinisch/deutsch herausgegeben von Marion Giebel, Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-008566-7
  • Sueton: Ausführlichste antike Biographie aus der Sammlung der Kaiserbiographien von Caesar bis Domitian. Zahlreiche Ausgaben, beispielsweise mit deutscher Übersetzung in: Gaius Suetonius Tranquillus: Sämtliche erhaltene Werke. Magnus, Essen 2004, ISBN 3-88400-071-3
  • Tacitus: Annalen. Lateinisch/deutsch herausgegeben von Erich Heller, 5. Aufl., Artemis & Winkler, München/Zürich 2005, ISBN 3-7608-1645-2
  • Hans-Werner Goetz/Karl-Wilhelm Welwei: Altes Germanien. Auszüge aus antiken Quellen über die Germanen und ihre Beziehungen zum Römischen Reich. 2 Teile, WBG, Darmstadt 1995, ISBN 3-534-05958-1
  • Joachim Herrmann (Hrsg.): Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas bis zur Mitte des 1. Jahrtausends u. Z. Teil 1: Von Homer bis Plutarch (8. Jh. v. u. Z. bis 1. Jh. u. Z.). Berlin 1988, ISBN 3-05-000348-0; Teil 3: Von Tacitus bis Ausonius (2. bis 4 Jh. u. Z.). Berlin 1991, ISBN 3-05-000571-8
  • Dieter Kestermann (Hrsg.): Quellensammlung zur Varus-Niederlage. Sämtliche antike Texte zur Schlacht, in Latein, Griechisch Deutsch. Horn 1992, ISBN 3-88080-063-4
  • Lutz Walther (Hrsg.): Varus, Varus! Antike Texte zur Schlacht im Teutoburger Wald. Lateinisch-griechisch-deutsch. Reclam, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-15-018587-2.

Forschungsliteratur

  • Wilm Brepohl: Neue Überlegungen zur Varusschlacht. Aschendorff, Münster 2004, ISBN 3-402-03502-2
  • Boris Dreyer: Arminius und der Untergang des Varus. Warum die Germanen keine Römer wurden. Klett-Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-94510-2.
  • Gesa von Essen: Hermannsschlachten. Germanen- und Römerbilder in der Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts, Wallstein Verlag, Göttingen 1998, ISBN 3-89244-312-2
  • Mamoun Fansa (Hrsg.): Varusschlacht und Germanenmythos. Eine Vortragsreihe anlässlich der Sonderausstellung Kalkriese – Römer im Osnabrücker Land in Oldenburg 1993. 3. Auflage. Isensee, Oldenburg 2001 (Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 9) ISBN 3-89598-235-0
  • Joachim Harnecker: Arminius, Varus und das Schlachtfeld von Kalkriese. Eine Einführung in die archäologischen Arbeiten und ihre Ergebnisse. 2. Auflage. Rasch, Bramsche 2002 ISBN 3-934005-40-3
  • Ralf Günter Jahn: Der Römisch – Germanische Krieg (9–16 n. Chr.). Dissertation. Bonn 2001
  • Ralf-Peter Märtin: Die Varusschlacht. Rom und die Germanen. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2008, ISBN 978-3-10-050612-2.
  • Günther Moosbauer: Die Varusschlacht, Beck'sche Reihe, Verlag C. H. Beck Wissen, München 2009, ISBN 978-3-406-56257-0
  • Michel Reddé, Siegmar von Schnurbein (Hg.): Alésia et la bataille du Teutoburg. Un parallèle critique des sources. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2008 (Beihefte der Francia, hrsg. vom Deutschen Historischen Institut Paris, Bd. 66), ISBN 978-3-7995-7461-7
  • Wolfgang Schlüter (Hrsg.): Römer im Osnabrücker Land. Die archäologischen Untersuchungen in der Kalkrieser-Niewedder Senke. Rasch, Bramsche 1991, ISBN 3-922469-57-4
  • Wolfgang Schlüter: Archäologische Zeugnisse der Varusschlacht? Die Untersuchungen in der Kalkrieser-Niewedder Senke bei Osnabrück, in: Germania 70, 1992, S. 307–402.
  • Wolfgang Schlüter (Hrsg.): Rom, Germanien und die Ausgrabungen von Kalkriese. Internationaler Kongress der Universität Osnabrück und des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land e.V. vom 2. bis 5. September 1996. In: Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 1. Osnabrück 1999, ISBN 3-932147-25-1
  • Michael Sommer: Die Arminiusschlacht. Spurensuche im Teutoburger Wald. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-520-50601-6
  • Peter S. Wells: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2005, ISBN 3-7608-2308-4
  • Rainer Wiegels (Hrsg.): Die Varusschlacht. Wendepunkt der Geschichte? (Archäologie in Deutschland, Sonderheft). Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1760-5 – mit Beiträgen von Rainer Wiegels, Armin Becker, Johann-Sebastian Kühlborn, Günther Moosbauer und anderen.
  • Rainer Wiegels, Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Geschichte – Mythos – Literatur. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, Schöningh, Paderborn 2003, ISBN 3-506-79751-4 – darin unter anderem: Heinrich Seeba: Hermanns Kampf für Deutschlands Not; Renate Stauf: Germanenmythos und Griechenmythos als nationale Identitätsmythen; Wolfgang Wittkowski: Arminius aktuell: Kleists Hermannsschlacht und Goethes Hermann.
  • Reinhard Wolters: Hermeneutik des Hinterhalts. Die antiken Berichte zur Varuskatastrophe und der Fundplatz von Kalkriese. In: Klio. 85/2003, S. 131–170. – Wolters zählt zu den prominentesten Kritikern der Annahme, die Funde bei Kalkriese stünden in Zusammenhang mit der Varusschlacht.
  • Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien, München 2008, ISBN 978-3-406-57674-4. (Rezension)

Ausstellungskataloge

  • 2000 Jahre Varusschlacht. Imperium – Konflikt – Mythos. Herausgegeben vom LWL-Römermuseum / Museum und Park Kalkriese / Landesverband Lippe. 3 Bde., Theiss, Stuttgart 2009, ISBN 3-8062-2277-0. – Katalog mit zahlreichen Aufsätzen namhafter Forscher.

Antike Quellen

Projekte / Materialien

Rezeption

Lokalisierungstheorien

Vorlage:Livius

Literaturüberblick

Sonderausstellung

Ausführliche Medienbeiträge

Einzelnachweise

  1. Velleius Paterculus: Römische Geschichte 2,119,3 (englisch)
  2. Tacitus: Annalen 1,60
  3. Vgl. zu den möglichen Quellen die Diskussion bei Ronald Syme: Tacitus. Bd. 1, Oxford 1958, S. 274ff., sowie bei Peter Michael Swan: The Augustan Succession: An Historical Commentary on Cassius Dio’s Roman History, Books 55–56 (9 B.C.–A.D. 14). Oxford 2004, S. 250ff.
  4. Cassius Dio, 56,18,1–4 (englisch).
  5. Werner Eck: Augustus und seine Zeit. München 2003, S. 97
  6. Ernst Hohl: Zur Lebensgeschichte des Siegers im Teutoburger Wald. In: HZ, Heft 167, 1942, S. 457-475. Die von den historischen Quellen nicht gedeckte, im Anschluss an Hohl zunächst jedoch weit verbreitete Geiselthese wird von der jüngeren Forschung mit Skepsis betrachtet (vgl. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. München: C.H. Beck 2008. S. 91).
  7. Dieter Timpe: Arminiusstudien. S. 49.
  8. Heiko Steuer: Das „völkisch“ Germanische in der deutschen Ur- und Frühgeschichtsforschung. In: Heinrich Beck u. a. (Hrsg.): Zur Geschichte der Gleichung „germanisch-deutsch“. de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-017536-3, S. 357–502, hier: S. 432
  9. Wolfgang Schlüter: Die Varusschlacht. Archäologische Forschungen in Kalkriese bei Osnabrück. In: Detlev Hopp, Charlotte Trümpler: Die frühe römische Kaiserzeit im Ruhrgebiet. Kolloquium des Ruhrlandmuseums und der Stadtarchäologie/Denkmalbehörde in Zusammenarbeit mit der Universität Essen. Essen 2001, ISBN 3-89861-069-1.
  10. Cassius Dio, 56,20–22 (englisch).
  11. Bernd Manuwald: Politisches Ungeschick oder vorbestimmtes Verhängnis? Cassius Dios Bericht über die Varus-Schlacht, in: Gustav Adolf Lehmann, Rainer Wiegels (Hrsg.), Römische Präsenz und Herrschaft im Germanien der augusteischen Zeit. Der Fundplatz von Kalkriese im Kontext neuerer Forschungen und Ausgrabungsbefunde. Göttingen 2007, S. 431–449, hier: S. 431 und 441.
  12. Vgl. u.a. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien, München 2008, S. 102ff.; 107f.
  13. Cassius Dio 56,21,3 (englisch).
  14. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. München 2008, S. 145.
  15. Tacitus, Annalen 1,61,2–3.
  16. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien, München 2008, S. 131.
  17. Dieter Timpe: Arminiusstudien. S. 111ff.
  18. Ralf Günter Jahn: Der Römisch-Germanische Krieg. S. 286.
  19. Dietmar Kienast: Augustus. 3., durchgesehene und erweiterte Auflage, Darmstadt 1999, S. 374f.
  20. Velleius Paterculus: Römische Geschichte 2,121,1. (englisch)
  21. Dietmar Kienast: Augustus. 3., durchgesehene und erweiterte Auflage, Darmstadt 1999, S. 375.
  22. Cassius Dio: 56,24,6 (englisch).
  23. Ralf Günther Jahn, Der Römisch-Germanische Krieg. S. 195.
  24. Velleius Paterculus: Römische Geschichte 2,120,2 (englisch).
  25. Cassius Dio, 56,25,2.
  26. Peter S. Wells: Die Schlacht im Teutoburger Wald. S. 205f.
  27. Reinhard Wolters: Römische Eroberung und Herrschaftsorganisation. S. 228f.
  28. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien, München 2008, S. 129.
  29. Tacitus: Annalen 2,26,3.
  30. Tacitus: Annalen 1,11.
  31. Dietmar Kienast: Augustus. Prinzeps und Monarch. Darmstadt 1999, S. 373f.; zur Grenzproblematik vermutet Karl Christ: Zur augusteischen Germanienpolitik. In: Chiron 7, 1977, S. 149–205, besonders S. 198ff., mit Grenze sei der Rhein gemeint. An den Orient denkt wiederum Dieter Timpe: Der Triumph des Germanicus. Untersuchungen zu den Feldzügen der Jahre 14–16 n. Chr. in Germanien. Bonn 1968, S. 34.
  32. Tacitus: Annalen 12,27,3. Vgl. dazu: Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. München 2008, S. 116.
  33. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. München 2008, S. 208.
  34. Wolfgang Schlüter: Die archäologischen Untersuchen in der Kalkrieser-Niewedder Senke. In: Kalkriese – Römer im Osnabrücker Land. Rasch-Verlag, Bramsche, 1993, ISBN 3-922469-76-0, S. 14.
  35. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. München 2008, S. 155.
  36. Harald von Petrikovits: 'Arminius' In: Bonner Jahrbücher Bd. 166 (1966), S. 175–193.
  37. Theodor Mommsen, Die Örtlichkeit der Varusschlacht, in: Ders.. Gesammelte Schriften, Band IV, Berlin 1906 (Erstveröffentlichung 1885), S. 200–246, hier: S. 234.
  38. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien, München 2008, S. 160.
  39. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien, München 2008, S. 159.
  40. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien, München 2008, S. 160.
  41. Klaus Bringmann, Augustus, Darmstadt 2007, S. 190f.
  42. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien, München 2008, S. 167.
  43. Martin Luther: Werke, Kritische [Weimarer] Gesamtausgabe, Tischrede 5982. Zitiert nach Erich Sandow: Vorläufer des Hermannsdenkmals. In: Ein Jahrhundert Hermannsdenkmal 1875–1975, hg. v. Günther Engelbert, Detmold 1975, S.  107.
  44. Zitiert nach: Roland Krebs: Von der Liebestragödie zum politisch-vaterländischen Drama. Der Hermannstoff im Kontext der deutsch–französischen Beziehungen. Zu Johann Elias Schlegels und Justus Mösers Hermannstücken. In: Rainer Wiegels und Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Schöningh, Paderborn/München/Wien/Zürich 2003, S. 291–308, hier: S. 297.
  45. Herfried Münkler, Die Deutschen und ihre Mythen, Rowohlt, Berlin 2009, S. 179
  46. Gerald Funk, Matthias Pötzsch und Peter Schuster, Deutsche Nationaldenkmale 1790–1990, hrsg. v. Kultursekretariat Nordrhein-Westfalen, Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 1993 S. 64.
  47. Ralf-Peter Märtin, Die Varusschlacht. Rom und die Germanen. Frankfurt am Main 2008, S. 339.
  48. Ralf-Peter Märtin, Die Varusschlacht. Rom und die Germanen. Frankfurt am Main 2008, S. 341.
  49. zitiert nach Ralf-Peter Märtin, Die Varusschlacht. Rom und die Germanen. Frankfurt am Main 2008, S. 342.
  50. zitiert nach Ralf-Peter Märtin, Die Varusschlacht. Rom und die Germanen. Frankfurt am Main 2008, S. 344f.
  51. Herfried Münkler, Die Deutschen und ihre Mythen, Rowohlt, Berlin 2009, S. 179
  52. Dazu ausführlicher: Wiebke Kolbe: Germanische Helden und deutsche Patrioten: Nationalismus und Geschlecht im Stummfilm „Die Hermannsschlacht“ (1922/23). In Mischa Meyer, Simona Slanicka (Hrsg.): Antike und Mittelalter im Film. Konstruktion – Dokumentation – Projektion. Köln, Wien 2006. S. 215–229. – Wolfgang Müller: Die Herrmannsschlacht. Ein Kolossalfilm aus den lippischen Wäldern. In Wolfgang Müller, Bernd Wiesener (Hrsg.): Schlachten und Stätten der Liebe. Zur Geschichte von Kino und Film in Ostwestfalen und Lippe. Detmold 1996. S. 37–62.
  53. Gliederung der ständigen Ausstellung I: Frühe Kulturen und Mittelalter
  54. http://www.imperium-konflikt-mythos.de/geschichte/
  55. http://www.apx.lvr.de/roemermuseum/veranstaltungenmuseum/index.htm
  56. Theodor Mommsen: Die germanische Politik des Augustus. In: Theodor Mommsen: Reden und Aufsätze. 2. Auflage, Berlin 1905, S. 316–343, hier: S. 341.
  57. Ernst Kornemann: P. Quinctilius Varus. In: Neue Jahrbücher für das klassische Altertum. Bd. 25, 1922, S. 42–62, hier: S. 42.
  58. Friedrich Koepp: Varusschlacht und Aliso. Vorträge und Nachreden aus drei Jahrzehnten. Münster 1940, S. 5f.
  59. Reinhard Wolters, Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius Varus und das römische Germanien. Beck, München 2008, S. 125ff.
  60. Peter S. Wells: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Düsseldorf u.a. 2005, S. 7.

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