Gisela von Wysocki
Gisela von Wysocki (* 1940 in Berlin) ist eine deutsche Schriftstellerin, Essayistin, Dramatikerin, Hörspielautorin und Literaturkritikerin. Sie begann als Essayistin, die sich vorwiegend mit Außenseiterinnen der literarischen Moderne befasste. Später folgten Theaterstücke und Hörspiele sowie philosophische und medientheoretische Arbeiten.
Leben
Gisela von Wysocki studierte als Musikerin Klavier und Komposition sowie Soziologie und Musikwissenschaft in Berlin und nahm dann ein Philosophiestudium bei Theodor W. Adorno in Frankfurt am Main auf. Sie beschäftigte sich vor allem mit den Kompositionen von Alexander Skrjabin, Sergej Prokofjew und Alban Berg. 1977 promovierte sie an der Universität Frankfurt am Main mit einer Arbeit über Peter Altenberg (Titel „Potentiale der Subjektivität im irrationalistischen Denken“ zunächst bei Adorno begonnen, später bei Alfred Schmidt in Frankfurt zum Abschluss gebracht und im Jahre 1979 im Hanser Verlag erschienen) zum Doktor der Philosophie. Sie lebt als freie Schriftstellerin in Berlin und Frankfurt am Main. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war sie Dozentin für Theaterwissenschaft in Gießen und Berlin. Seit den Neunzigerjahren ist sie auch als Performance-Künstlerin hervorgetreten.
Werke
Bücher
- Peter Altenberg. Bilder und Geschichten des befreiten Lebens. Essay. Hanser, München 1979, ISBN 3-446-12841-7. Neuausgabe: Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1994.
- La Lanterna magica. Ombre, immagine, figure di donne. Essays. La tartaruga, Mailand 1979.
- Die Fröste der Freiheit. Aufbruchsphantasien, Essays. (U.a. über Sylvia Plath, Marlene Dietrich, Unica Zürn, Leni Riefenstahl, Marieluise Fleißer.) Syndikat, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-434-50492-3. Neuausgabe: Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2000, ISBN 3-434-50492-3.
- Weiblichkeit und Modernität. Über Virginia Woolf. Essay. Qumran, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-596-26459-6.
- Avantguardia. Essay über Marieluise Fleißer. La tartaruga, Mailand 1981.
- Auf Schwarzmärkten. Prosagedichte und Fotografien. Qumran, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-434-50042-1.
- Fremde Bühnen. Mitteilungen über das menschliche Gesicht. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1995, ISBN 3-434-50054-5.
- Wir machen Musik. Geschichte einer Suggestion. Suhrkamp, Berlin 2010, ISBN 978-3-518-42208-3
Theaterstücke
- Auf der Höhe der Tiefebene Uraufführung: Berliner Literaturhaus, 1988 (Regie und Hauptdarsteller: Peter Fitz).
- Schauspieler Tänzer Sängerin Uraufführung: Schauspiel Frankfurt, 1989 (Regie und Bühnenbild: Axel Manthey). Schweizerische Uraufführung: Theater Basel, 1990 (Regie: Veit Volkert und Barbara Mundel). Kampnagl Fabrik, Hamburg, 1991. Museum für Angewandte Kunst, Wien, 1996
- Der Erdbebenforscher Uraufführung: Mousonturm (TAT), Frankfurt, 1991
- Sehenswerte Untergänge. Neue Texte zu Claude Debussys Opernfragment "Untergang des Hauses Usher", Uraufführung: Staatsoper Stuttgart, 1996 (Dirigent: Michael Gielen; Regie: Christof Nel)
- Abendlandleben ( Sonderpreis der Kranichsteiner Literaturtage und Theaterpreis der Autorenstiftung Frankfurt) Uraufführung: Schauspielhaus Basel, 1999 (Regie: Jossi Wieler)
- Fremde Bühnen Uraufführung: Theater am Neumarkt, Zürich, 2000 (Regie: Christian Pade, Bühnenbild: Alexander Lintl)
- Der hingestreckte Sommer Uraufführung: Städtische Bühnen, Frankfurt, 2001 (Regie: Wanka Golonka)
Hörspiele
- Das Menschenmuseum (HR, SFB) 1988
- Yokohama (NDR) 1989
- Der Erdbebenforscher (NDR, BR) 1992; Hörspiel des Jahres 1993 (Deutsche Akademie der Darstellenden Künste, Frankfurt)
- Schauspieler Tänzer Sängerin (NDR, SWF, BR) 1993
- Wildnis Leben (HR, WDR, NDR) 1994; Hörspiel des Monats Januar 1994 (Deutsche Akademie der Darstellenden Künste, Frankfurt)
- Noch nie war die Sonne so nah (WDR, SWF) 1994
- Stein und Riesenrad (NDR, WDR, HR) 1995
- Der Bildersammler (NDR) 1997
- Zwei Wochen Wien (NDR, WDR) 1999
- Tragende Wände (DLR Berlin, HR) 2000
- Ich nehme ein Blau. Ich nehme ein Gelb. Akustisches Szenario über Charlotte Salomon (BR, NDR) 2002
- Labor und Fata Morgana. Die maßlose menschliche Stimme (SWR) 2005
- Und nirgends eine Erde (NDR) 2005
- Wir machen Musik. Die Geschichte einer Suggestion (HR) 2006
Essays (Auswahl)
- Die „unerhörte“ Botschaft der Hysterie (DIE ZEIT, 43/1983)
- Ich möchte Aktionen sehen, und nichts geschieht. Über Hokusai („ZEIT-Museum der 1000 Bilder“, Insel Verlag, 1989)
- Ein Gesicht aus der Fremde („Greta Garbo. Ein Mythos in Bildern“, Schirmer Mosel, 1990)
- Der Europäer als Monster. Über Bernard-Marie Koltès (DIE ZEIT, 9/1993)[1]
- Transparenz statt Opulenz. Neue Theatertheorien (THEATER HEUTE, 2/1995)
- Lärmende Verkünder der Vernunft. Über den französischen Philosophen Michel Serres (DIE ZEIT, 42/1995)
- Das Leben, ein hektisches Dabeigewesensein. Über Sylvia Plath (DIE ZEIT, 15/1997)
- Sarathustra. Die Zukunft der Sarah Bernhardt („Theater Frauen“, Suhrkamp Verlag, 1998)
- Mit dem Skandalon auf Du und Du („Hexenreden“, Wallstein Verlag, 1999)
- Fernblick: Modelle der Entlegenheit. Über Hedy Lamarr (Edition Selene, 1999)
- „Der Bauer von Paris“ von Louis Aragon („Das Buch meines Lebens“, Verlag Sonderzahl, 1999)
- Lass dieses Auge einen Adler sein. Über Sylvia Plath („Nun breche ich in Stücke“, Verlag Vorwerk 8, 2000)
- Begnadete Lügnerin. Über Marguerite Duras (LITERATUREN, 3/4 / 2001)
- Tarnkappe. Oder Operationsgut. Über Nähe und Ferne des menschlichen Gesichts (ProLitteris GAZETTA, 2001)
- Illusionen der Zugehörigkeit. Portrait der Charlotte Salomon und ihres
- Gesamtkunstwerks „Leben? Oder Theater?“ (DIE ZEIT, 31/2001)
- Menschen und Blitze. Zum 100. Geburtstag von Marieluise Fleisser (DIE ZEIT, 487/2001)
- Schreiben und Lügen („Rituale des Alltags“, Fischer Verlag, 2002)
- Zur Haut zurückkehren. Mimesis und musikalisches ‚Espressivo’ bei Theodor W. Adorno (Frankfurter Rundschau, 16. März 2002)
- Körperkunst und Zukunftskörper („Über die aktuelle Missachtung des Ästhetischen“, Universal Edition, 2002)
- Abgesandte ihres Metiers. Über den Regisseur Axel Manthey (Ausstellungskatalog, Akademie der Künste, 2002)
- Auf- und Ablandschaft („Graz von außen“, Droschl Verlag, 2003)
- Sprache im luftleeren Raum. Alfred Kerr in der Emigration (DIE ZEIT, 43/2004)
- Dem Denken ein Gesicht gegeben. Zum 275. Geburtstag von Gotthold
- Ephraim Lessing („Mit Lessing ins Gespräch“, Wallstein Verlag, 2004)
- Die maßlose Stimme. („Kunst-Stimmen“, Theater der Zeit, 2004)
- Schauspieler Tänzer Sängerin. Drei Figuren auf dem Theater („Theater fürs 21. Jahrhundert“, text und kritik, 2004)
- Ins Herz des Faszinosums. Über Jean Starobinski (DIE ZEIT, 13/2007)
- Körper. Sprengkörper. Phänomenologische Skizze („Adorno-Portraits“, Suhrkamp Verlag, 2007)
- Kunstgriffe der Tragik. Über Margurite Duras (LITERATUREN, 1-2/2008)
- Russischer Rosenkrieg. Leo Tolstoi und Sofja Tolstaja (LITERATUREN, 11/2008)
Auszeichnungen
Gisela von Wysocki erhielt u. a. 1986 den Theaterpreis der Frankfurter Autorenstiftung, 1992 und 1993 den Hörspielpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste sowie 1996 den Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim und den Sonderpreis der Kranichsteiner Literaturtage
Literatur
- Petra Waschescio: Vernunftkritik und Patriarchatskritik. Bielefeld 1994.
- Markus Monninger: Gisela von Wysocki. Biogramm. In: Kritisches Lexikon zur Deutschen Gegenwartsliteratur. edition text und kritik.
Weblinks
- Literatur von und über Gisela von Wysocki im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Gisela von Wysocki
- 12 Artikel von Gisela von Wysocki auf zeit.de
Einzelnachweise
- ↑ Gisela von Wysocki: Der Europäer als Monster. Sohn eines Offiziers Irrationalist, Autor, Regisseur und Unterweltler: Bernard-Marie Koltes und sein Roman „Prolog". In: Die Zeit, 26. Februar 1993 Nr. 09.
Personendaten | |
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NAME | Wysocki, Gisela von |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schriftstellerin, Essayistin, Dramatikerin, Hörspielautorin und Literaturkritikerin |
GEBURTSDATUM | 1940 |
GEBURTSORT | Berlin |