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Droste zu Hülshoff

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Wappen der Droste zu Hülshoff

Droste zu Hülshoff (auch Droste-Hülshoff) ist der Name eines alten Adelsgeschlechts aus dem Münsterland in Westfalen, das dem Uradel angehört und als Erstbezeichnung den Namen von Deckenbrock führte. Zweige der Familie bestehen noch heute.

Deckenbrock ist der Name einer Gemarkung und eines gleichnamigen Bauernhofs in der Gemeinde Everswinkel, Kreis Warendorf, in Nordrhein-Westfalen.

Hülshoff ist der Name einer Wasserburg und eines Gutes in Havixbeck, Kreis Coesfeld, Nordrhein-Westfalen, deren Bezeichnung sich von "Hülse" (auch "Hülsbusch", "Holst" bzw. englisch: "holly") für Stechpalme ableitet.


Der Name Droste

Der Familienname aller Familien Droste leitet sich ab vom gleichnamigen Amt des Drosten. Das Drostenamt konnte im Mittelalter gelegentlich mit dem Hofamt des Truchsess, lat. dapifer verbunden sein. Aus der nachmaligen Adelsfamilie Droste zu Hülshoff trägt diese Amtsbezeichnung z. B. der Ritter Engelbert von Deckenbrock (1266–1298) in Urkunden. Von solchen Ämtern, die erblich wurden, übernahmen verschiedene Adelsfamilien den Namen Droste. Wie die Deckenbrock/Droste zu Hülshoff besaßen ursprünglich auch die Droste zu Vischering (Eigentümer des Erbdrostenhofes in Münster), die mit ihnen stammesverwandten Droste zu Senden und die Droste zu Schwenkhausen auf Schloss Erwitte einen anderen Familiennamen. Nur gelegentlich gab es verwandtschaftliche Verbindungen dieser ganz verschiedenen Familien: beispielsweise war Anna Brigitta von Droste zu Hülshoff, die Urgroßmutter der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, eine Tochter des "Erbdrosten" aus der Familie Droste zu Vischering. Die Verweigerung der Mitgift für diese Ehe war allerdings Ursache eines Rechtsstreits zwischen beiden Familien, der 1737 damit endete, dass Heidenreich von Droste zu Vischering seinem Schwiegersohn Heinrich Wilhelm I. von Droste zu Hülshoff (1704–1754) und dessen Nachkommen zusichern musste, dass beim Aussterben seiner Familie die Droste zu Hülshoff deren Güter erben sollte. Diese beiden Adelsgeschlechter Droste blühen immer noch. Der Name Droste (ohne Zusatz) kommt in Norddeutschland recht häufig vor, wobei auch eine Abstammung von nicht-legitimierten Nachkommen von Adelsfamilien vorliegen kann. Namensgeberin vieler Schulen, Straßen und kultureller Einrichtungen mit dem Namen „Droste“ – beispielsweise für die Droste-Hülshoff-Gymnasien – ist zumeist die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff.

Geschichte

Ursprung

In einer Urkunde der Äbtissin des adeligen Damenstiftes zu Überwasser in Münster, Westfalen wird 1209 als Zeuge der Ritter (miles) Bernhardus de Thekenbroke, Herr des Oberhofs Deckenbrock bei Everswinkel im Kreis Warendorf erstmals genannt.[1] Damit beginnt vor ca. 800 Jahren (25 Generationen) die sichere Stammfolge dieser Familie, die als bischöfliche Kämmerer zur Ministerialität des Bischofs von Münster gehörte. Die Teilnahme des o.g. Bernhard von Deckenbrock am Dritten Kreuzzug im Gefolge des seinerzeitigen Bischofs von Münster Hermann II. von Katzenelnbogen ist wahrscheinlich. Neben dem Wappentier fliegender Fisch weist darauf eine Familienüberlieferung hin, nach der sie wegen der Teilnahme an der Belagerung von Akkon das kirchliche Privileg der Befreiung vom Fasten besaß.

1266 erwarb die Familie mit Engelbertus dictus de Deckincbroke erstmals das Amt des „Drosten“ des Münsterschen Domkapitels, die Ämter des Kämmerers des Stifts Überwasser in Münster und des Burgmanns in Ahaus. Insbesondere das Domkapitel besaß damals großen Grundbesitz im Münsterland, den der Drost verwaltete. Mit Alhard (gest. 1399) nimmt das Adelsgeschlecht nach diesem in der Familie erblichen Amt den Namen Droste, mit Johann (gest. 1438) nach dem Erwerb der Burg Hülshoff bei Havixbeck den Namen „Droste zu Hülshoff“ an. Die gewohnheitsrechtliche Führung des Freiherrentitels wurde 1843 durch Preußen genehmigt.

Erbmänner in Münster

Die Familie hatte im 13. Jahrhundert ihren Stammsitz, den „uralten“ Oberhof Deckenbrock, den sie als „freies Eigen“ (also ohne Lehnsherrschaft) besaß, verlassen, weil der mächtig gewordene Bischof und Landesherr von Münster dessen Befestigung nicht zuließ. Sie ließ sich in der befestigten Stadt Münster nieder, vermischte sich mit den in Münster „Erbmänner“ genannten Stadtpatriziern und erwarb sogenannte „Erbmannshöfe“. Ausschließlich Erbmänner waren bis Mitte des 16. Jahrhunderts in Münster wählbar als Schöffen, Mitglieder des Stadtrats und als Bürgermeister. Die Deckenbrock/Droste zu Hülshoff stellten vom 13. bis 16. Jahrhundert zahlreiche Träger dieser Ämter in Münster, das seit Mitte des 13. Jahrhunderts Hansestadt war. Johann III. von Deckenbrock (1295-1349) zum Beispiel bekleidete das Amt des Bürgermeisters und Richters von Münster in den Jahren 1312-1313, 1321-1322, 1327, 1333 sowie 1337-1339. In seine Amtsjahre fiel der Baubeginn der "Bürgerhalle" des historischen Rathauses, in dem 1648 der Dreißigjährige Krieg durch den Westfälischen Frieden beendet wurde. Die aus Ämtern und Handel stammenden Gewinne legten die Erbmännerfamilien durch Erwerb von Grundbesitz in Stadtnähe an. Mitglieder der Familie wirkten als Kaufleute der Hanse auch am Stalhof in London und in Königsberg. So bezog sich 1704 König Friedrich I. (Preußen) bei seiner "Adelsrenovation" für den Bürgermeister von Königsberg, Carl Drost vom Fisch, im Kneiphof auf dessen angebliche Abstammung von den Droste zu Hülshoff und verwandte deren Familienwappen. Diese im 19. Jahrhundert ausgestorbene Familie von Droste besaß die Güter Linkehnen und Starkenberg (beide Landkreis Wehlau, Ostpreußen), wo ihnen die „von Knobloch (Adelsgeschlecht) genannt von Droste“ nachfolgten. Die Droste zu Hülshoff hatten schon relativ früh, 1417, das Rittergut Hülshoff erworben. Bekannt sind die Erbmännerfamilien - die Droste zu Hülshoffs sind eine der drei immer noch blühenden – durch den Erbmännerstreit, der in allen weltlichen und geistlichen Instanzen an die 200 Jahre erfolgreich um die Anerkennung dieser Familien als uradelige Adelsfamilien geführt wurde. Der Prozess ist im Falle der Familie Droste zu Hülshoff, die aus der Ritterschaft stammt, paradox. Auch vor Beginn des Täuferreichs von Münster in den 1530er Jahren waren zwei Vertreter der Familie, Vater und Sohn, Bürgermeister der Stadt Münster, damals verlor die Familie ihr damaliges Stadthaus in Münster mit Familienarchiv. Dies bereitete in dem Erbmännerprozess Beweisprobleme. Obwohl die Erbmänner den Prozess gegen zahlreiche Schachzüge des nichterbmännischen Landadels gewannen, waren ihre Besitzungen durch den Verlust der Steuerfreiheit und der Zugänge zu Hofämtern und den reichen Pfründen der stiftsfähigen Familien in dieser Zeit stark benachteiligt. Die Familie Droste-Hülshoff lehnte daher, wie die anderen Erbmännerfamilien, die Wahl in städtische Ämter ab dem 16. Jahrhundert ab und strebte nur noch adelige Hofämter an.

Besitzungen der Familie

Hauptzweig der Familie Deckenbrock-Droste war der auf Gut Hülshoff, das im 19. Jahrhundert durch die Nebengüter Rüschhaus, Vögeding und Brock erweitert wurde und damals über 1.250 ha umfasste. Auch ein Teil des alten Stammgutes Deckenbrock gehörte vom 19. bis 20. Jahrhundert wieder dazu. 1770 hatte der Großvater der Dichterin zusätzlich das Gut Welpe (bei Vechta) erworben. Durch die Verheiratung von Cäcilie Freiin von Elmendorff, mit Heinrich von Droste zu Hülshoff 1863 wurde Welpe mit dem benachbarten Gut Füchtel in der Familie vereint, bis es deren Tochter Maria, verh. Gräfin von Merveldt, erbte. Burg Hülshoff ist bis heute in Familienbesitz.

Aus dem Familienzweig auf Burg Hülshoff stammte die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), die zeitweise in Meersburg am Bodensee lebte und dort starb. Sie selbst erwarb von ihrem Honorar in Meersburg das Fürstenhäusle mit kleinem Rebgut, das nach ihrem Tode ihre Schwester Maria-Anna (Jenny), Ehefrau des Joseph von Laßberg, und deren Töchter erbten. Die Reben des Fürstenhäusle gehören heute zum Staatsweingut Meersburg, das zu Ehren der Dichterin seit ihrem 150. Todestag Droste-Weine herstellt. Alle lebenden männlichen Namensträger stammen von Werner-Constantin von Droste zu Hülshoff (1798–1867), dem Bruder der Dichterin Annette, ab.

Im 19. und 20. Jahrhundert besaß eine Nebenlinie des Hülshoffer-Zweiges Haus Stapel. Von 1879 bis 1913 gehörten Schloss Hamborn bei Paderborn und ab 1916 wieder Annettes Fürstenhäusle Carl Caspar von Droste zu Hülshoff (1843–1912), einem Neffen der Dichterin und Stammvater der heutigen Namensträger. Carl erwarb auch das Bürgerrecht in der Gemeinde Böttstein im Kanton Aargau.

Andere ausgestorbene Linien der Familie Deckenbrock-Droste residierten vom 15. bis zum 17. Jahrhundert in Handorf, Uhlenbrock, Möllenbeck (Münster-Wolbeck), Hofe (bei Ahlen), Stromberghoven und Sängerhof in Dinker (bei Soest). Herbert Droste zu Möllenbeck (1609–1695) wurde Oberstleutnant im Dienste des Kurfürsten von Sachsen. Er nahm im Gegensatz zu dem katholischen Hauptzweig seiner Familie den evangelischen Glauben an und erheiratete die Güter Gersdorf und Zützen in der Niederlausitz.[2] Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff nimmt in ihrer Erzählung "Bei uns zu Lande auf dem Lande" Bezug auf einen Besuch von dessen Sohn Johann Eberhard von Droste zu Zützen in Hülshoff. Ferner besaß Dr. med. Joseph von Droste zu Hülshoff, Sohn des Komponisten Maximilian-Friedrich von Droste zu Hülshoff im 19. Jahrhundert zeitweise das Haus Alst bei Steinfurt, wo die Familie auch lebte. Seine Nachkommen zogen nach Veitshöchheim bei Aschaffenburg, wo sich noch eine Familiengrabstätte dieses ausgestorbenen Familienzweiges befindet.

Wappen der
Droste zu Hülshoff

Wappen

In Schwarz ein geflügelter silberner Barsch; auf dem Helm mit schwarz-silberner Decke eine silberne Fischreuse. Der Wahlspruch lautet: E carcere coelestia appeto!

Bekannte Namensträger

Heutige oder ehemalige Familiensitze mit Droste–Museen

Das Marienstift–Droste zu Hülshoff

Das Marienstift Droste zu Hülshoff in Havixbeck geht auf ein Krankenhaus zurück, das Clemens Friedrich Freiherr Droste zu Hülshoff, Besitzer des Gutes Haus Stapel, 1882 den Bürgern von Havixbeck gestiftet hat. Es wurde von Franziskanerinnen geleitet, bis es 1979 in ein Altenwohn- und Pflegeheim umgewandelt wurde.

Einzelnachweise

  1. Westfälisches Urkundenbuch III, 60.
  2. Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff nimmt in ihrer Erzählung „Bei uns zu Lande auf dem Lande“

Literatur

  • Chudoba, Karl, (Hrsg.): Clemens-August von Droste-Hülshoff. In: Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität. Ihre Rektoren und berühmten Professoren.
  • Droste zu Hülshoff, Wilderich Frhr. v.: Annette v. Droste-Hülshoff im Spannungsfeld ihrer Familie. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1997, ISBN 3-7980-0683-0
  • Droste zu Hülshoff, Wilderich Frhr. v.: Hortense von Gelmini – Leben und Werk. L.P.V.-Verlag Hortense von Gelmini, 2007, ISBN 978-3-936509-10-6
  • Fellerer, Karl-Gustav: Max v. Droste-Hülshoff. Ein westfälischer Komponist. In: Archiv für Musikforschung. 1937, S. 160
  • Fellerer, Karl-Gustav: Maximilian v. Droste-Hülshoff. In: Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 1949, S. 827
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band III, Band 61 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1975, ISSN 0435-2408
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Freiherrliche Häuser. Bd. XVII, Band 107 der Gesamtreihe, 1994
  • Holsenbürger, J.: Die Herren v. Deckenbrock (v. Droste-Hülshoff) und ihre Besitzungen. Münster i.W., 1869
  • Huyskens, Viktor: Vom Leben und Wirken Everwins von Droste und die Stiftsschule seiner Zeit. Beilage zum Jahresberichte des Städtischen Gymnasiums u. Realgymnasiums zu Münster i.W. 1907
  • Kerssenbrock, Hermann von: "Die Raserei der Wiedertäufer, welche Münster, die berühmte Hauptstadt in Westphalen, zerstöret hat", 1568
  • König-Warthausen, Richard Baron: Ferdinand Baron Droste. Nekrolog. In: Jahresbericht 1874 der zoologischen Section.
  • Martini, Fritz: Dahn, Felix, Schriftsteller und Historiker und Dahn, Therese, Schriftstellerin. In: Neue Deutsche Biografie. Band, 1959, S. 482 ff.
  • Weikert, Wolfgang: Erbmänner und Erbmännerprozesse. Ein Kapitel Münsterscher Stadtgeschichte. Münster 1990
  • Wolf, Erik: Clemens August von Droste-Hülshoff. In: Neue Deutsche Biografie. IV, 1959, S. 132