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Chinaschilf

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Chinaschilf auf einem Feld

Chinaschilf (Miscanthus sinensis) ist ein aus Südostasien (u.a. China, Japan und Korea) stammendes ausdauerndes Süßgras. Erst 1935 wurde eine spezielle hochwüchsige Sorte, Miscanthus x giganteus, von Japan über Dänemark nach Mitteleuropa eingeführt, die im europäischen Raum über drei Meter hoch wird. In warmen Sommern kommt es zwar auch hier zur Blüte, keimfähige Samen werden aber nicht ausgebildet. Eine Vermehrung findet hier daher ausschließlich vegetativ statt. Bei Chinaschilf handelt es sich um eine so genannte C4-Pflanze, die im Vergleich zu den in Mitteleuropa heimischen C3-Pflanzen ein höheres Massenwachstum aufweist.

Nutzungsgeschichte

In den Ursprungsgebieten als Rohstoff für Matten und Flechtwerk zum Sicht- und Windschutz sowie als Futterpflanze bekannt und in Mitteleuropa lange Zeit nur als Zierpflanze in Gärten eingesetzt, rückte Chinaschilf Ende der 1970er Jahre bei der Suche nach alternativen Energiequellen in das Blickfeld von Forschung und Entwicklung. Die Pflanze wurde nicht nur als potentieller Biomasselieferant, sondern auch als Faserpflanze untersucht. Wegen des möglichen hohen Trockenmasseertrages spielte sie von nun an eine gewisse Rolle als nachwachsender Rohstoff.

Ende der 1980er Jahre wurden große Hoffnungen auf die Pflanze gesetzt, sie wurde auf vielen Stillegungsflächen angebaut und hinsichtlich ihrer energetischen und stofflichen Verwertungsmöglichkeiten untersucht. Hohe Auswinterungsverluste im Pflanzjahr sowie Schwierigkeiten bei Verbrennung, Verarbeitung und Absatz führten wegen Unwirtschaftlichkeit zu einem Rückgang des Interesses.

Chinagras als Energielieferant

Inzwischen findet das schnellwüchsige Chinagras wegen seines hohen Brennwertes und seiner günstigen Kohlendioxid-Bilanz Chinaschilf wieder zunehmende Verwendung als Brennstoff zur Energiegewinnung in Biomasseheizkraftwerken. Pilotprojekte existieren in Österreich und Deutschland. Das Energieäquivalent ist derzeit noch nicht fixiert, 7.000 l Heizöl je Hektar sind allerdings realistisch. Es ist zu erwarten, dass Chinaschilf in Österreich ab ca. 2006 als standardisierter biogener Brennstoff gilt. In Österreich sind bereits jetzt Förderungen des Anbaus über die Stillegungsprämie der Landwirtschaftskammer möglich.

Vorteile

Ein Vorteil von Chinaschilf ist die Verlagerung der Nährstoffe aus den Blättern in das Rhizom gegen Ende der Vegetationsperiode. Dadurch kann der Düngungsaufwand für diese Pflanze reduziert werden. Eine Stickstoffgabe erhöht den Ertrag, kleine Kaligaben (Asche) verbessert die Stängelfestigkeit. Die in Österreich im Jahre 1989 angelegten Versuchsflächen wurden bisher noch nie gedüngt und weisen keinen nennenswerten Ertragsrückgang auf.

Nachteile

Von Nachteil für den Produzenten sind die geringen Anbauerfahrungen, die hohen Investitionen für das Pflanzgut und die bei mehrjährigen Kulturarten dauerhafte Flächenbindung, die einer flexiblen Reaktion auf Änderungen der EU-Agrarpolitik entgegenstehen.

Durch die relativ geringe Schüttdichte ist, abgesehen von den oben genannten Anbauproblemen, ein Transport über längere Wegstrecken unrentabel. Abhilfe würde hier ein Pelletieren des Rohstoffes schaffen, die ersten Pelletierversuche befinden sich aber noch im Anfangsstadium.

Problematisch ist immer noch die Schlackenbildung bei der Verbrennung des Häckselgutes, das - ähnlich wie Stroh - einen hohen Siliziumanteil aufweist und daher (noch) nicht in allen Hackschnitzelfeuerungen verbrannt werden kann. Durch das wachsende Interesse, nicht zuletzt wegen den steigenden Rohölpreisen, ist aber eine verstärkte Entwicklung seitens der Heizkesselhersteller zu beobachten.

Literatur

  • Kuhn, Werner; Jodl, Steffen: Vom Ziergras zur Rohstoffpflanze – 10 Jahre Miscanthus-Forschung; Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)
  • Wolters, D. (1999): Bioenergie aus ökologischem Landbau – Möglichkeiten und Potentiale, Wuppertal Paper Nr. 91
  • Rösch, Christine: Nachhaltige Nutzung von Biomasse als Energieträger; Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS), Forschungszentrum Karlsruhe, TA Datenbank-Nachrichten, Nr. 3, 10. Jahrgang, Sept. 2001, S. 27-34