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Vesuv

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Neapel und der Vesuv
Historische Karte des Vesuv aus Meyers Konversationslexikon 1888
Pompeji und der Vesuv um 1900
Gemälde von Johann Christian Clausen Dahl (1788-1856)

Der Vesuv ist ein Vulkan bei Neapel in der Region Kampanien, Italien. Seine heutige Höhe beträgt 1182 m. Eigentlich ein "Doppelvulkan" besteht der Vesuv aus dem Monte Somma und seinem eigentlichen Gipfel. Er besitzt eine Magmakammer, die sich in ca. 5 km Tiefe befindet.


Avelino-Eruption von ca. 1700 v. Chr.

Durch mitterweile diverse archäologische Funde ist die sogenannte Avelino-Eruption zweifelsfrei belegt. Sie fand zwischen 1880 v. Chr. und 1680 v. Chr. statt und entwickelte sich in nordöstlicher Richtung über die heutigen Ortschaften Avelino, Nola und dem Dorf San Paolo Bel Sito hinweg. Beim Fundamentaushub einer neuen Autobahn nahe Avelino wurden 1972 erstmalig unter alten Schichten von Vulkanauswurf bronzezeitliche Vasen gefunden. Beim Bau eines Supermarktes in Nola entdeckte man 2001 einen ebenso verschütteten Schmelzofen aus der selben Zeitepoche. Weitere Grabungen legten Spuren eines kleinen Dorfes frei. Alle Häuser waren von Vulkanablagerungen aus eben dieser Zeit begraben und müssen nach dem englischen Bronzezeitarchäologen Simon Stoddart offensichtlich von den damaligen Einwohnern in aller Eile verlassen worden sien, da noch alle Reste von Gebrauchsgegenständen und Haus- und Nutztierskelette sich in unmittelberer Nähe befanden. Dieses im Angesicht des damaligen Vesuvausbruchs überstürtzt verlassene Dorf gibt in seinem durch die Verschüttung einmaligen Erhaltungszustand einen einzigartigen Einblick in den Alltag der damals dort siedelnden Bauern. Im nahen San Paolo Bel Sito entdeckten Archäologen 1970 nur zwei Skelette, die von dem italienischen Anthropologen B.P. Petrone als Opfer dieser Eruptionskatastrophe eingeordnet wurden, die auf Grund ihres damaligen Alters keinen längeren Fluchtweg mehr hatten zurücklegen können.

Der Ausbruch von 79 n. Chr.

Der erste dokumentierte Ausbruch fand am 24. August des Jahres 79 n. Chr. statt. Dabei wurden die Orte Pompeji, Herculaneum, Oplontis und das ca. 12 km entfernte Stabiae unter Staub- und Aschemassen vollständig begraben.

Dass wir über den Ausbruch so gut unterrichtet sind, verdanken wir

  • dem römischen Schriftsteller Plinius dem Jüngeren. Als Augenzeuge (aus der Ferne: er befand sich in Misenum an der Westspitze des Golfs von Neapel) gibt er z.T. mit Zeitangaben darüber Auskunft, was zu sehen war, bzw. wie dann sein Onkel Plinius der Ältere bei der Katastrophe ums Leben kam.
  • den Ausgrabungen im Vesuvgebiet selbst, wobei die Zusammensetzung der Ablagerungen und die Art der Zerstörungen Aufschlüsse über den Ausbruch erlauben.

Vorher hatte der Vulkan jahrhundertelang geruht und galt als erloschen bzw. man wusste nicht einmal, dass es sich um einen Vulkan handelte. So waren die fruchtbaren Abhänge des Vesuv dicht besiedelt.

Dass sich eine neue Phase von Aktivität ankündigte, bezeugt ein schweres Erdbeben im Jahre 62 (Tacitus) oder 63 (Seneca), doch wurde die Gefahr nicht erkannt. Als der Vesuv dann ausbrach, waren die Wiederherstellungsarbeiten in Pompeji und anderswo noch nicht beendet.

In der ersten Eruptionsphase wurde die Spitze des Vulkans (ähnlich wie beim Mount St. Helens 1980) weggesprengt und die südlich vom Vesuv gelegenen Orte (Pompeji, Stabiae, Oplontis) durch Aschenregen in eine Wüste verwandelt. In der zweiten Eruptionsphase rasten mehrere pyroklastische Ströme mit 65 bis 80 Kilometern pro Stunde durch Herculaneum und Pompeji und vernichteten alles Leben. Auch die aus den Fallablagerungen herausragenden Häuser wurden dabei zerstört (weshalb die Ausgräber in Pompeji und Herculaneum weitgehend intakte Erdgeschosse, aber zerstörte Obergeschosse vorfanden)Diese Art von Vulkanausbruch wird heute nach ihrem Beobachter plinianische Eruption genannt. Schätzungsweise 2500 Menschen kamen damals ums Leben.

Im 18. Jahrhundert wurde Pompeji wiederentdeckt und teilweise ausgegraben. Der im Jahre 79 entstandene Krater ist zu einer Caldera eingestürzt, die heute noch sichtbar ist.

Weitere Ausbrüche

Zwischen 203 und 1139 gab es 11 weitere Eruptionen. Für die folgenden 500 Jahre gibt es keine sicheren Berichte über Ausbrüche; der Vulkan war aber auf jeden Fall etwas zur Ruhe gekommen. 1631 erwachte er wieder mit einer gewaltigen Eruption, die 4000 Tote forderte. Bis zu seinem bislang letzten großen Ausbruch 1944 folgten rund 20 weitere Eruptionen, die heftigste davon 1906, wobei der Berg etwa 200 Meter niedriger wurde. Beim Ausbruch von 1944 wurden die Städtchen Massa di Somma und San Sebastiano nahezu vollständig zerstört.

Krater des Vesuv

Seit 1944 ist der Vesuv ruhig, aber nicht erloschen und bleibt gefährlich. Es gibt zwar Evakuierungspläne für die mehr als eine Million Einwohner, die im Falle eines Ausbruchs wie im Jahr 79 unmittelbar bedroht wären, doch leider sind bis heute Vorwarnungen der Vulkanologen weder zuverlässig noch rechtzeitig genug (die Pläne gehen von der bislang unerreichten Vorwarnungszeit von 2 Wochen aus!). Dichtestbesiedelte Siedlungen befinden sich heute selbst an den Hängen des Vesuv, auch im Bereich des antiken Herculaneum. Das Stadtzentrum von Neapel und die neuen Hochhäuser im Bahnhofsviertel liegen gleich weit entfernt wie einst das zerstörte Stabiae, sind aber durch den Sommawall einigermassen geschützt. Der aktuelle Evakuierungsplan Vesuvia (ital. via "weg", also: "weg vom Vesuv") der Regionalregierung von Kampanien hat das Ziel, die Bevölkerung in der am meisten gefährdeten "roten Zone" des Vulkans sehr stark zu reduzieren: 150.000 Menschen sollen in den nächsten 15 Jahren umgesiedelt werden. Mit Prämien in Höhe von 30.000,- € pro Familie sollen die gefährdeten Bewohner zum Wegzug motiviert werden, jedoch bisher ohne durchschlagenden Erfolg. So sind im Gegenteil, laut der Umweltorganisation "Legambiente", in den letzten 20 Jahren allein in der "roten Zone" illegal 50.000 Häuser neu gebaut worden.

Datei:NapoliVesuvio.jpg
Neapel und Vesuv

Weitere aktive Vulkane in Italien sind der Ätna und der Stromboli.

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