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Langhaus (Wohngebäude)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Langhaus ist eine langestreckte Hausform, in der eine oder mehrere Familien zusammenleben können; je nach Kultur kann es sich auch um Wohnstallhäuser handeln.

Entscheidend ist, das die Bezeichnung einen Haustyp als solches beschreibt (Ein Haus dieses Typs also trotzdem ein Langhaus bleibt auch wenn es zufälliger weise aus irgendeinem Grund nicht sehr lang ist und eben nur die für den Haustyp entscheidende Bauweise oder innere Organisation aufweist) und nicht ein nur eben einfach langes Haus. Dabei dürfte es zwei von einander zu unterscheidende Gruppen geben.

Einfamilienhäuser Häuser die nur eine Familie oder Großfamilie beherbergen und dessen Bewohner eine Wirtschaftseinheit bilden. Ein gutes Beispiel hierfür sind Bauernfamilien. In einem solchen Haus sollten die Haupträume die gesammte Breite einnehmen und falls es mehrere Raumeinheiten gibt sind diese längst aneinandergereiht. Die beiden Enden des Hauses sind in der Regel unterschiedlichen Funktionen zugeordnet. Etwa ein Wohnbereich am einen Ende und ein Stallbereich am anderen Ende. Erweitern lassen sich solche Häuser nur in der entsprechenden Funktion am dazugehörigem Ende. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel die Wohnstallhäuser der Germarnen an der Nordsee aus dem sich später die von Holland über die ganze Norddeutsche Tiefebene bis nach Ostpreussen verbreiteten Fachhallenhäuser entwickelt haben, die man allerdings kaum noch als Langhäuser bezeichnen kann. Ebenso dürften einige in Cornwall und Wales verbreiteten Bauernhaustypen sowie die Bauten der Bandkeramiker und einiger ihrer Nachfolgekulturen dazu gehören.

Mehrfamilienhäuser Diese Gruppe ähnelt in gewisser Weise unseren heutigen Reihenhäusern. Die Bauten bestehen aus im wesentlichen einheitlichen Segmenten, die jeweils von einer Familie bewohnt werden. Diese Einheiten werden in unbestimmter Zahl in der Längsrichtung an einander gereiht. Als Unterscheidung von zum Beispiel einer Häuserzeile in einer Stadtstrasse mag dienen, daß alle Einheiten unter einem konstruktiv gemeinsamen Dach errichtet sind und das Ganze Haus Gesellschaftlich und Politisch eine Einheit bildet, etwa eine Clan oder Dorfgemeinschaft. Zu diesem Typ mögen die Langhäuser einiger Nordostamerikanischen Indianerstämme, sowie die Langhäuser auf Borneo zählen. Wenn man bei dieser Definition auch Kreisförmige Bauten zulässt könnte man die runden Dorfanlagen einiger südamerikanischen Indianer des Amazonas und Orinoko Gebietes dazu zählen, die im Prinzip ähnlich organisiert sind, wenn sie auch, einmal errichtet, schwer erweiterbar sind. 




Langhäuser der Indianer im Nordosten Nordamerikas.

Die durchschnittliche Länge betrug etwa 25 m, Breite und Höhe lagen bei etwa 6 m. Wenn man den Berichten von z.B. Captain George Vancouver glauben kann, gab es sogar Häuser, die mehrere hundert Meter lang waren.

Im Durchschnitt beherbergte es 5 bis 20 Familien. Bei den größeren Häusern und einigen Stämmen war das Zentrum dem Oberhaupt vorbehalten. Die rangniedrigeren Sippenmitglieder bewohnten die äußeren Bereiche, gestaffelt nach ihrem Ansehen in der Gemeinschaft. Vergrößerte sich die Sippe konnte das Haus in Längsrichtung erweiter werden.

Das Langhaus wurde unter anderem von Irokesen und Quinault Indianern genutzt. Die Irokesen nennen sich selber Haudenosaunee - Menschen des Langen Hauses.

Die Behausung besaß in der Regel nur 2 Türen, an jedem Ende eine. In der Mitte verlief über die ganze Länge des Hauses ein Gang, der 2 bis 3 m breit war. Im Abstand von mehreren Metern befanden sich Feuerstellen.

Das Haus entstand durch den Bau eines Gerüstes aus in den Boden gerammte Stämme, die mit Stangen verstrebt waren. Die Häuser besaßen entweder ein Runddach, das dadurch entstand, dass man die Stämme bog und in der Mitte zusammenband, oder man setzte auf die ganze Konstruktion ein Giebeldach. Grosse Rindenstücke wurden dann auf den Stämmen und Stangen überlappend angebracht. Damit sich das Haus mit den Feuern temperieren ließ, verzichtete man auf Fenster.

Langhaus in anderen Gegenden

Der Begriff Langhaus/Longhaus wird ebenso benutzt für die Wohnbauten der Inlandbewohner der südostasiatischen Insel Borneo, etwa Iban, Dayak, Kayan u.s.w. Diese ähneln am ehesten der Funktion der Indianerbauten. Äusserlich unterscheiden sie sich erheblich durch die Bauweise auf hohen Stelzen und durch die Erschliessung an einer Seite durch eine lange Veranda oder einen breiten Korridor. In der Größe dürften noch heute einige Bauten, die eine ganze Dorfgemeinschaft beherbergen können, alle anderen Langhausbauten übertreffen.

Ein ebensolches Gemeinschaftshaus waren vermutlich auch die Bauten der jungsteinzeitlichen Bandkeramiker und einiger ihrer Folgekulturen.

Zumindest im Englischen wird diese Bezeichnung auch für eine traditionelle Bauart von Bauernhäusern in Wales benutzt. Diese sind aber deutlich kleiner und beherbergten in der Regel nur eine Familie.

Langhäuser der Germanen

Häufige Siedlungsform der Germanen. Diese Langhäuser hatten Dächer bis zum Boden und waren meist mit Stroh gedeckt.

siehe auch: Langhaus-Religion