Stillstand
Ein Stillstand kann sowohl körperliche als auch geistige Gegenstände betreffen.
Er bedeutet das Aufhören einer Bewegung - wobei die Ursachen sehr vielfältig sein können - oder ein Verharren am Ort bzw. in einer bestimmten Situation. Ob im zweiten Fall vorher Bewegung stattfand, ist oft erst aus dem Zusammenhang ersichtlich.
Typische Situationen, die wir mit Stillstand assoziieren, sind z.B.:
- Der Stillstand eines Motors, wenn ein Schaden eingetreten ist.
- Bei einem "normalen" Stehenbleiben eines Fahrzeugs spricht man hingegen von "Anhalten", von Stationsaufenthalt, von einem "Stopp" oder ähnlichem.
- Ein Atem- oder ein Herzstillstand
- Der Stillstand der Kugel bei einem Spiel, oder bei Murmeln im Sand
- Der (scheinbare) Stillstand eines Turners, wenn sich seine Bewegung umkehrt, oder der Scheitelpunkt bei einem steilen Wurf.
Ein Stillstand bei geistigen Vorgängen ist beispielsweise:
- Das Aufhören einer Entwicklung ("geistiger Stillstand")
- Die geistige Erstarrung, die manchmal - etwa in Diktaturen - auf politisch oder sozial "gefährlichen" Gebieten auftritt
- Manchmal ein Ausbleiben neuer Ideen bei Künstlern oder Wissenschaftern
- Eine Art Schockzustand - geistige Lähmung;
- in harmloserer Form auch, wenn jemandem vor Schreck das Herz stillsteht (siehe obiger Punkt 3).
In der Astronomie wird unter Stillstand eines Gestirns ein Umkehrpunkt auf seiner scheinbaren Bahn am Fixsternhimmel bezeichnet. Jeder "äußere" Planet (Mars, Jupiter, Saturn...) wird im Bereich seiner Opposition von der sonnennäheren Erde überholt, weil sie auf der "Innenbahn" schneller ist. Dadurch scheint sich die Bewegungsrichtung des äußeren Planeten für einige Monate umzukehren - er wird "rückläufig". Jeder innere Planet zeigt dieses Verhalten im Bereich seiner unteren Konjunktion, weil dieser dann die Erde überholt. Die Umkehrpunkte, in denen sich ein Planet für einige Tage fast nicht unter den Sternen weiterbewegt, nennt man "Stillstand". Da aber die Bahnebenen der Planeten nicht exakt mit der Ekliptik zusammen fallen, handelt es sich streng genommen um Stillstände in ekliptikaler Länge. Änderungen der ekliptikalen Breite während des Stillstands verleihen der scheinbaren Bahn anstelle echter Umkehrpunkte eine Schleifenform. Solche Oppositionsschleifen lassen sich sehr gut bei Mars beobachten.
Ein Stillstand kann auch bei der Rotation eines Himmelkörpers eintreten, wie es zum Beispiel beim Mond der Fall ist. Er dreht sich genau einmal in einer Umdrehung um die Erde um sich selbst, hat also seine Eigenrotation verloren. Diesen Fall nennt man jedoch gebundene Rotation.
Besonders eindrucksvoll kann ein Stillstand sein, wenn er bei zwei sich begegnenden Planeten fast gleichzeitig auftritt. So war es vermutlich beim "Stern von Bethlehem" zur Geburt von Jesus, als sich Jupiter und Saturn innert eines halben Jahres dreimal begegneten (7 v. Chr.). Matthäusevangelium Kap.2 könnte die Bemerkung, dass über Bethlehem "der Stern still stand", genau darauf hindeuten, als die beiden Planeten ihren Lauf fast am selben Tag umdrehten.
Solche Phaenomene lassen sich mit 2D-Methoden in der Kurvendiskussion (zweidimensional), bzw. mit 3D-Methoden der Bahnbestimmung untersuchen. Bei einem solchen räumlichen Vorgang wird z.B. verständlich, dass sich die Erde in den Zeiten von S1 bzw. S2 vom anderen Planeten 'wegbewegt bzw. sich auf ihn zubewegt.