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Partei des Demokratischen Sozialismus

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Basisdaten
Gründungsdatum: 16. Dezember 1989
(SED/PDS)
4. Februar 1990
(PDS)
17. Juli 2005
(Die Linkspartei)
Gründungsort: Berlin
Vorsitzender: Lothar Bisky
stellvertretende
Vorsitzende:
Dagmar Enkelmann,
Katja Kipping,
Wolfgang Methling
Bundes-
geschäftsführer:
Rolf Kutzmutz
Schatzmeister: Uwe Hobler
Ehrenvorsitzender: Hans Modrow
Mitglieder: 71.000
(Stand: Juli 2005)
Frauenanteil: 45,7 Prozent
Parteigliederung: 16 Landesverbände
Anschrift: Postfach 1 00
10178 Berlin
Website: www.linkspartei.de
E-Mail-Adresse: parteivorstand@pds-online.de

Die Linkspartei., Kurzbezeichnung Die Linke., ist ist eine politische Partei in Deutschland. Sie hieß bis Juli 2005 Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS). Sie ist in Ostdeutschland wesentlich populärer als in Westdeutschland; von ihren Anhängern wird ihr generell eine gegenüber den anderen Parteien größere Kompetenz für die spezifisch ostdeutschen Probleme zugeschrieben.

Inhaltliches Profil

Politische Ziele und Positionen

Der Versuch, alte sozialdemokratische Politikentwürfe in das neue Jahrtausend zu retten, steht neben der Forderung nach einer Überwindung des Kapitalismus. Trotzdem wurde das Ziel, die Linkspartei PDS zum Kristallisationspunkt der westdeutschen Linken zu machen, bisher klar verfehlt. Einige Leute sehen den Erfolg der Partei im Westen hauptsächlich von Gregor Gysi abhängig, der eine Wirkung auch über die Anhänger der PDS hinaus entfaltet.

  • Wirtschafts- und Sozialpolitik: Die PDS hält programmatisch an der Überwindung des Kapitalismus sowie der Einrichtung einer sozialistischen Wirtschafts- und Gesellschaftordnung fest. Großkonzerne sollen entmachtet werden. Ein besonderes Augenmerk legt die Parteispitze auf die Interessenvertretung für Ostdeutschland. In der Regierungspraxis der PDS in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern nähert sie sich allerdings den sozialdemokratischen Positionen ihrer jeweiligen Koalitionspartei SPD an.
  • Steuerpolitik: Die PDS ist bestrebt, die Steuervergünstigungen für Unternehmen und Großverdiener zu revertieren und Kleinverdiener steuerlich zu entlasten. Die Wiedereinführung der Vermögenssteuer wird befürwortet.
  • Außenpolitik: Konsistent innerhalb der Partei ist das klare NEIN zum Krieg.
  • Bildungspolitik: Studiengebühren lehnt die PDS strikt ab. Ebenso strebt sie die Abschaffung des zwei- bzw. dreigliedrigen Schulsystems und die Einführung von Gesamtschulen an.
  • Parteipolitik: Besonders umstritten in der Partei ist die Übernahme von Regierungsverantwortung in den Ländern und im Bund. Befürworter verweisen auf den praktischen Nutzwert für den Wähler, den die Partei erbringen möchte. Sie erhoffen sich eine allgemeine Normalisierung im Verhältnis zur PDS bei anderen politischen Akteuren und in der Öffentlichkeit. Innerparteiliche Kritiker dieses Kurses sehen darin jedoch einen Verrat an den Grundwerten. So würde die PDS unweigerlich Sozialkürzungen mitverantworten; bei einer Regierungsbeteiligung auf Bundesebene wäre ebenfalls die Aufgabe friedenspolitischer Grundsätze zu erwarten. Die Erfahrungen mit der Zusammenarbeit sind gemischt. Einerseits führte sie tatsächlich dazu, dass die allgemeine Akzeptanz der Partei stieg. Diskussionen drehten sich weniger um ihre Rolle als „SED-Nachfolgepartei“ sondern um konkrete politische Konzepte und Maßnahmen. Auf der anderen Seite führten die Regierungsbeteiligungen zu deutlichen Popularitätsverlusten in den jeweiligen Ländern.

Geschichte

Vorlage:PDS Linkspartei vorsitzende

1989/1990: Von der SED zur PDS

Unter dem Druck der friedlichen Massenproteste, der Bürgerrechtsbewegung, aber auch der eigenen Parteibasis war Erich Honecker kurz nach den Jubelfeiern zum 40. Jahrestag der DDR Mitte Oktober 1989 von seinem ehemaligen Zögling Egon Krenz entmachtet worden, der dessen Parteiamt als Generalsekretär der SED und die Staatsämter als Vorsitzender des Staatsrates und des Nationalen Verteidigungsrates übernahm. Die Demonstrationen führten am Abend des 9. November 1989 zu weiterem Druck.

Am 1. Dezember strich die Volkskammer mit großer Mehrheit den Führungsanspruch der SED aus der Verfassung. Am 3. Dezember wurden Honecker und der ehemalige Minister für Staatssicherheit Erich Mielke aus der Partei ausgeschlossen. Am 6. Dezember legte Krenz nach anhaltender Kritik alle Ämter nieder. Am 8. Dezember wurde Gregor Gysi auf einem Sonderparteitag zum neuen Vorsitzenden gewählt; als seine Stellvertreter die Mitinitiatoren der innerparteilichen Reformen Wolfgang Berghofer, Oberbürgermeister von Dresden und Hans Modrow, früherer Erster Sekretär der SED-Bezirksleitung Dresden und seit November Ministerpräsident der DDR. Am 16. Dezember benannte sich die Partei auf Vorschlag von Gregor Gysi in Sozialistische Einheitspartei Deutschlands - Partei des demokratischen Sozialismus (SED-PDS) um, nachdem sie in einer Rede von Prof. Dr. Michael Schumann das Unrecht der SED benannte und sich von den beteiligten Personen, wie Erich Honecker und Egon Krenz, und den Taten, vor allem denen des Stalinismus in der DDR, distanzierte.

Datei:Krenz.jpeg
Egon Krenz

Im Januar 1990 wurden weitere Mitglieder der ehemaligen Führungsspitze aus der Partei ausgeschlossen, unter ihnen Egon Krenz, Heinz Keßler und Günter Schabowski. Die Partei bekannte sich erstmals offiziell zur Deutschen Einheit. Am 4. Februar 1990 trennte sich die Partei vom historisch belasteten Namensbestandteil SED und heißt seitdem nur noch PDS.

Bei der ersten freien Volkskammerwahl am 18. März 1990 erhielt die PDS 16,3% der Stimmen. Zwei Monate nach der Wiedervereinigung erhielt die PDS bei der Wahl zum ersten gesamtdeutschen Bundestag am 2. Dezember 1990 2,4% der Stimmen und zog mit 17 Abgeordneten in den Bundestag ein. Die Bestimmungen des Einigungsvertrages sahen eine getrennte Fünf-Prozent-Klausel je für das ehemalige Gebiet der Bundesrepublik und der DDR als einmalige Sonderregelung vor, von der neben der PDS auch das Bündnis 90 profitierte.

1990-2000: Die Ära unter den Vorsitzenden Gysi und Bisky

1993 verzichtete Gysi auf eine neue Kandidatur zum Parteivorsitz. Neuer Parteichef wurde Lothar Bisky. Waren die Anfangsjahre noch davon geprägt, den Zerfall der alten Herrschaftspartei der DDR aufzuhalten, gelang 1993 mit der Verabschiedung eines ersten Parteiprogramms eine gewisse Konsolidierung.

Die folgenden Jahre waren geprägt von ambivalenten Entwicklungen. Einerseits stiegen die Wahlergebnisse langsam aber stetig und die öffentliche Akzeptanz außer- und innerhalb der Linken nahm zu. Andererseits konnte der teilweise dramatische Mitgliederverlust nicht aufgehalten werden. Auch konnten die verschiedenen parteiinternen Strömungen kaum zu einem inneren Dialog gelangen. Bei äußerer Entwicklung kam es zur inneren Stagnation. Das Programm von 1993 diente als Waffenstillstandsvertrag, welcher aber kaum zukunftsgewandt war. Die Versuche, ein neues Programm zu verabschieden, führten zu heftigen Auseinandersetzungen, öffentlich am meisten wahrgenommen als Auseinandersetzung zwischen Reformern und Traditionalisten.

1994 zog die PDS mit zwar nur 4,4% der Zweitstimmen, aber 4 Direktmandaten erneut in Fraktionsstärke mit 30 Abgeordneten in den Deutschen Bundestag ein. Bei der Konstituierungssitzung kam es zu einem kontovers diskutierten Vorfall. Der parteilose Schriftsteller Stefan Heym, ehemaliger scharfer Kritiker der SED-Herrschaft, hatte ein Direktmandat für die PDS-Liste gewonnen und eröffnete gemäß der Geschäftsordnung die Sitzung als Alterspräsident. Unter Bruch der bisherigen Konventionen verweigerten ihm Bundeskanzler Helmut Kohl und die CDU/CSU-Fraktion mit Ausnahme von Rita Süssmuth geschlossen den Beifall.

1995 entstand unter maßgeblicher Mitwirkung von Gysi und Bisky ein Strategiepapier, das die deutliche Abgrenzung zum Stalinismus und eine pragmatische Arbeit forciert. Die Partei soll keine Regionalpartei im Osten bleiben und auch in den alten Bundesländern Fuß fassen. Der auch vom programmatischen "Vordenker" Andre Brie vorangetriebene Abschied von ideologischen Prämissen als Grundlage der politischen Aktivität trafen auf heftigen Widerstand einiger als ultralinks bezeichneter Kreise in der Partei, darunter der Kommunistische Plattform mit Sahra Wagenknecht-Niemeyer an der Spitze.

1997 schied Gysi aus dem Parteivorstand aus.

1998 gewann die PDS bei der Bundestagswahl 5,1% der Zweitstimmen und übersprang damit erstmals die 5%-Hürde. Daraufhin zogen 36 Abgeordnete in den Bundestag ein. Fraktionsvorsitzender wurde Gregor Gysi, der 2000 von diesem Amt zurücktrat. Im gleichen Jahr verzichtete Bisky auf eine erneute Kandidatur zum Parteivorsitz. Beide wollten damit den Weg für jüngere Kräfte ebnen, die eine Verankerung der PDS im demokratischen System der Bundesrepublik und das Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft festigen sollten. Neue Parteichefin wurde Gabi Zimmer, Fraktionsvorsitzender im Bundestag Roland Claus.

2000-2003: Die Ära unter der Vorsitzenden Gabi Zimmer und die Krise 2002/03

2001 bildete die PDS nach der Abgeordnetenhauswahl in Berlin eine Koalition mit der SPD. Gysi wurde Wirtschaftssenator. 2002 trat er wegen Verwicklungen in die Bonusmeilen-Affäre von allen Ämtern zurück und legte sein Mandat nieder. Der daraufhin eingetretene Popularitätsverlust der PDS-"Gallionsfigur" hatte wahrscheinlich auch einen gewissen Einfluss auf das Wahlergebnis bei der kurz darauf stattfindenden Bundestagswahl. Nach der Bundestagswahl 2002 und dem Verfehlen der 5-Prozent-Hürde (4 % der Zweitstimmen) konnten nur Petra Pau und Gesine Lötzsch durch ihre erreichten Direktmandate in den Bundestag einziehen. Die PDS war somit nicht mehr als Fraktion im Bundestag vertreten.

Die Wahlniederlage ließ sich sowohl auf die ungünstige strategische Lage (Zuspitzung auf das Duell Schröder gegen Stoiber) zurückführen, lag aber vor allem an einem vollkommen verfehlten Wahlkampf und schließlich daran, dass selbst PDS-Anhänger der Partei kaum Kompetenzen zutrauten. Auch führte der Rücktritt des ehemaligen Parteivorsitzenden Gregor Gysi vom Amt des Berliner Wirtschaftssenators im Juli 2002, zu einem Popularitätseinbruch der Partei. Beim ersten Parteitag nach der Wahlschlappe wurde Gabi Zimmer 2002 als Vorsitzende wiedergewählt. Es kam jedoch zu heftigen Auseinandersetzungen mit anderen prominenten Parteimitgliedern und zu offen ausbrechenden Flügelkämpfen. Angela Marquardt, Petra Pau und der bisherige Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch verweigerten Zimmer die Zusammenarbeit und zogen ihre Vorstandskandidatur zurück.

Bei einer Vorstandssitzung im Mai 2003 gab Gabi Zimmer angesichts des lange schwelenden und neu aufflackernden Richtungsstreits bekannt, nicht mehr als Vorsitzende zur Verfügung zu stehen. Nach weiteren Auseinandersetzungen wurde im Rahmen eines Sonderparteitags im Juni 2003 Zimmers Vorgänger Lothar Bisky wieder zum Parteichef gewählt. Er soll die innerparteilichen Kämpfe beenden und eine drohende Zersplitterung verhindern.

Im Oktober 2003 schließlich gelang es der Partei dann, ein neues Grundsatzprogramm zu verabschieden, welches größeren Wert auf die Emanzipation des Individuums legt und eine generelle Akzeptanz der Marktwirtschaft für möglich hält.

2004/2005: Konsolidierung und Bündnis mit der WASG

2004 erreichte sie bei der Landtagswahl in Thüringen einen Stimmenanteil von 26,1 % und lag damit als zweitstärkste Kraft nach der CDU um fast zwölf Prozentpunkte vor der SPD. Bei der gleichzeitig stattfindenden Europawahl erreichte sie 6,1 Prozent der Stimmen und konnte so mit sieben Abgeordneten ins Europaparlament einziehen.

Bei den ebenfalls im Jahr 2004 stattgefundenen Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg ging sie ebenfalls als zweitstärkste Partei hervor; in Sachsen erreichte sie 23,6 % der Stimmen. In Brandenburg erreichte die PDS 28% und löste dort die CDU als zweitstärkste Fraktion ab. Auch hier war von einer möglichen Regierungsbeteiligung die Rede. Die SPD, die sich mit 31,9% knapp vor der PDS als stärkste Partei hatte behaupten können, führte sowohl mit dem alten Koalitionspartner CDU als auch mit der PDS Gespräche. Jedoch wurde die rot-schwarze Koalition vom alten und neuen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck weitergeführt.

Die von der Bundesregierung unter Gerhard Schröder im Einvernehmen mit der CDU initiierten einschneidenden Sozial- und Arbeitsmarktreformen (Agenda 2010, Hartz IV), hatten ab Anfang 2004 heftige Proteste und Demonstrationen ("Montagsdemonstrationen") besonders in Ostdeutschland zur Folge. Die Landesregierungen Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, an denen die PDS beteiligt ist, enthielten sich im Bundesrat.

Bei dem ordentlichen Parteitag in der Caligari-Halle des Filmparks Potsdam Babelsberg stimmten die 400 Delegierten über den neuen 20-köpfigen Bundesvorstand ab. Lothar Bisky wurde mit 89,9 Prozent als Parteivorsitzender bestätigt. Ein Viertel des 20-köpfigen Bundesvorstandes kommt aus den alten Bundesländern. Auf dem ruhigen Parteitag stimmten die Delegierten für die Agenda Sozial, die einen Mindestlohn in Höhe von 1400 Euro, eine Mindestrente nach 30 Beitragsjahren von 800 Euro und ein Arbeitslosengeld von einheitlich 400 Euro fordert, als Alternative zur Agenda 2010 der Bundesregierung. Zudem wurden die Befürworter von Regierungsbeteiligungen bestärkt.

Die PDS verhandelte nach einem Vorstoß des linken ehemaligen SPD-Mitgliedes Oskar Lafontaine nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen vom 22. Mai 2005 mit der WASG über ein Linksbündnis. Ursache für diese Entwicklung war die Ankündigung Bundeskanzler Schröders (SPD), in Folge der von der SPD verlorenen NRW-Wahl Neuwahlen für den Bundestag im Herbst 2005 anzustreben.

Gregor Gysi erklärte sich am 3. Juni 2005 bereit, für die PDS als Spitzenkandidat ins Rennen zu gehen (unabhängig vom Ausgang der Verhandlungen).

Die Verhandlungen in den Führungsgremien beider Parteien wurden Mitte Juni 2005 vorläufig abgeschlossen. Danach sollen Kandidaten der WASG (darunter der inzwischen aus der SPD ausgetretene Oskar Lafontaine) auf Listen der PDS gesetzt werden. Die PDS benannte sich dafür auf einem Parteitag am 17. Juli 2005 in "Die Linkspartei" um.

Am 22. Juni 2005 wurde der vorgeschlagene Bündnisname Demokratische Linke.PDS aus wahlrechtlichen Gründen vom Bundesvorstand der PDS verworfen. (Die Hochschulgruppierungen der JungdemokratInnen/Junge Linke an der HU und der TU in Berlin tragen bereits seit einigen Jahren den Namen Demokratische Linke und hatten im Falle einer solchen Benennung des Wahlbündnisses mit rechtlichen Schritten gedroht) Vorgeschlagen wurde der Name Die Linkspartei., wobei Landes- und Gebietsverbände den Zusatz PDS führen dürfen sollen. Der neue Name wurde vom PDS-Bundesparteitag am 17. Juli 2005 beschlossen. Während und nach den Verhandlungen traten über 500 Personen in die PDS ein.

Derzeit ist die Partei in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin an der Regierung beteiligt. Bis zur Landtagswahl 2002 in Sachsen-Anhalt tolerierte sie eine SPD-Minderheitsregierung und ist dort sowie in den Landtagen Sachsen, Thüringen und Brandenburg in der Opposition.

Umbenennung in Die Linkspartei.

Am 17. Juli 2005 änderte die PDS auf einer außerordentlichen Tagung des 9. Parteitages in Berlin ihren Namen in Die Linkspartei., Kurzbezeichnung Die Linke. Aufgrund von sagenhaften 12% der bis dahin fiktiven Partei in Umfragen stimmten 74,6 Prozent der Stimmberechtigten (93,7 Prozent der Anwesenden) billigten den neuen Namen, wobei eine Zwei-Drittel-Mehrheit zur Annahme der Namensänderung nötig war. Die Linkspartei führt also weiterhin als Zusatzbezeichnung das Kürzel PDS. Damit machte die Partei den Weg frei für das angestrebte Linksbündnis mit der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG). Die Linkspartei will bei der Bundestagswahl ihre Listen für WASG-KandidatInnen öffnen, und um die schmutzige Vergangenheit der SED endlich loswerden zu können.

Einzelne Landesverbände können auf den Namenszusatz PDS verzichten, diese würden dann zum Beispiel Die Linkspartei. Landesverband Saarland heißen, wobei dann Die Linke. auf dem Wahlzettel stünde. Auch ist es denkbar, dass sich ein Landesverband Die Linkspartei.PDS Landesverband Baden-Württemberg nennt, und dann Die Linke.PDS auf dem Wahlzettel steht.

Hintergründe zur Umbenennung

Die Idee einer neuen linken Partei in Deutschland wird in einer breiten Öffentlichkeit diskutiert, seit Oskar Lafontaine am 24. Mai 2005 seinen Austritt aus der SPD angekündigt und seine Bereitschaft zur Kandidatur für eine neue Linkspartei bzw. auf einer offenen Liste der PDS erklärt hat. Ziel soll langfristig eine Parteineugründung sein, die aus der Anfang 2005 gegründeten Partei Arbeit & soziale Gerechtigkeit - Die Wahlalternative (WASG) und der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) hervorgehen soll.

Am 10. Juni 2005 einigten sich die Parteispitzen von PDS und WASG auf eine Kooperation für die geplante vorgezogene Bundestagswahl im September. Danach können Mitglieder der WASG auf offenen Listen der PDS antreten. Zu dieser Frage findet bis 16. Juli 2005 eine Urabstimmung der WASG statt. Um die Erweiterung ihrer Identität deutlich zu machen, will die PDS ihren Namen ändern. Diskutiert wurden verschiedene Namen: „Vereinigte Linke – PDS“ oder „Sozialistische Partei – PDS“, „Demokratische Linke“. Auf dem außerordentlichen Parteitag der PDS (17. Juli 2005) stimmten 74,6% der Delegierten für die Umbennung der PDS in „Die Linkspartei.“. Den Landesverbänden wird freigestellt sein den Zusatz PDS zu führen, also zum Beispiel „Die Linkspartei. PDS-Berlin“. Der Landesverband Sachsen hat am 9. Juli so beschlossen. Die PDS will zur Frage der Fusion nach der Bundestagswahl eine Urabstimmung durchführen. Eine Fusion der Parteien ist für 2007 angedacht. Bis dahin ist „Die Linkspartei.“ die erweiterte PDS.

Geschichte

In verschiedenen Phasen neuerer deutscher Geschichte gab es erfolgreiche, oft aber auch umstrittene Zusammenfassungen unterschiedlicher linker Positionen in einer gemeinsamen politischen Partei. Diese Partei war seit ihrer Gründung 1863 zunächst die SPD gewesen, bis zum Streit um die Unterstützung der Kriegführung der deutschen Reichsregierung im Ersten Weltkrieg. 1920 gab es mit der VKPD, gebildet aus KPD und einem Teil der USPD, einen Zusammenschluss zweier größerer linker Parteigruppierungen links von der SPD. Nachdem es in der Emigration während des Nationalsozialismus vereinzelt zur Zusammenarbeit zwischen Vertretern unterschiedlicher linker Parteien gekommen war, ging 1946 nach dem Zweiten Weltkrieg in der Sowjetischen Besatzungszone die SED aus einer Zwangsvereinigung von SPD und KPD hervor.

Politische Situation

In den Gruppierungen, die sich für die Partei zusammenfinden müssten, gibt es Vorbehalte gegeneinander. In der WASG lehnen manche die PDS als SED-Nachfolgepartei ab, andere werfen ihr die Unterstützung der Politik vor, die man bekämpfen will, da die PDS in Landesregierungen unter anderem die Umsetzung der Hartz-Konzepte mitverantwortet. Aus Sicht der PDS gibt es Vorbehalte, eine gleichberechtigte Partnerschaft mit einer sehr jungen Partei einzugehen, die zudem wohl ein geringeres Wählerpotential hat. Manche werfen der WASG auch vor, noch nicht in der politischen Realität angekommen zu sein, die auch unpopuläre Maßnahmen erfordere.

Andererseits ist die Begeisterung in Teilen der deutschen Linken groß, dass jetzt ein Bündnis unter populärer Führung gebildet werden könnte, dessen Einzug in den Bundestag wahrscheinlich wäre. Es häufen sich die Aufrufe, sich diese Chance nicht entgehen zu lassen.

Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering sagte dazu, er sehe ein Linksbündnis aus WASG und PDS als „ganz klare Herausforderung“ für seine Partei an.

Umfrageergebnisse bescheinigen der neuen Linkspartei eine wachsende Bedeutung im Vorfeld der möglichen Bundestagswahlen im Herbst 2005.

Prominente Bundestagskandidaten

Oskar Lafontaine kündigte an, zusammen mit Gregor Gysi für dieses Linksbündnis zu kandidieren, Lafontaine in NRW und Gysi in Berlin. Der ehemalige baden-württembergische SPD-Parteichef Ulrich Maurer ist der WASG beigetreten und ist ebenfalls bereit auf einer offenen PDS-Liste zu kandidieren. Der Schauspieler und Theaterintendant Peter Sodann kündigte gleichfalls an (zog dies allerdings später zurück), auf einer offenen Liste der PDS zu kandidieren. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland Prof. Hakki Keskin wird voraussichtlich in Berlin kandidieren.

Innere Struktur

Organisationsstruktur

Die Linkspartei. hat 16 Landesverbände in allen Bundesländern. In den Landesverbänden sind in den östlichen Bundesländern 115 Kreisverbände, in den westlichen Ländern 169 Kreisverbände bzw. lokale Vereinigungen ohne Kreisverband organisiert, denen wiederum die Organisationen der Basis (BOs) angehören. Das höchste Gremium der Linkspartei. auf Bundesebene ist der Parteitag, zwischen seinen Tagungen der Parteivorstand, dessen Mitglieder vom Parteitag gewählt werden. Der Parteirat nimmt eine Kontrollfunktion gegenüber dem Vorstand wahr, berät und schlichtet bei schwerwiegenden programmatischen Differenzen innerhalb des Vorstandes und zwischen verschiedenen Parteigliederungen. Er hat Initiativ- und Interventionsrecht bei Grundsatzentscheidungen.

['solid] - die sozialistische Jugend ist der parteinahe Jugendverband der Linkspartei. auf Bundesebene. Außerdem gibt es in verschiedenen Ländern und Städten lokale bzw. regionale Jugendstrukturen. Bis 1999 gab es die Arbeitsgemeinschaft Junge GenossInnen.

Daneben gibt es noch verschiedene Kommissionen zu verschiedenen Sachgebieten und über 30 Arbeitsgemeinschaften auf Bundesebene. Vorlage:Statutenkommission

Flügelbildung

Intern besteht die Linkspartei aus mehreren Gruppen und Weltanschauungen. So gibt es innerhalb der Linkspartei die sog Reformlinken, die Anpassungsprozesse der Linkspartei und Bündnisse mit SPD und GRÜNEN befürworten, den Geraer Dialog, der versucht, zwischen den gemäßigten und den radikalen Flügeln zu vermitteln und die Ökologische Plattform, die sich für eine stärkere Verankerung des Thema "Umwelt" im Programm der Linkspartei einsetzt.

Die Parteiflügel Kommunistische Plattform und Marxistisches Forum werden von einigen Landesbehörden für Verfassungsschutz beobachtet, da diese nach Ansicht der entsprechenden Verfassungsschutzbehörden extremistische Bestrebungen verfolgen.

In der Linkspartei ist die Gründergeneration der DDR ebenso vertreten (wenn auch aus Altersgründen mit schnell abnehmender Tendenz) wie in den 70er und 80er Jahren aktive SED-Kader der hinteren Reihen. Teile der kommunistischen Opposition sind mittlerweile ebenso eingetreten wie jüngere Mitglieder, die kaum noch eine Erinnerung an die DDR haben. Die westdeutschen Mitglieder sind teilweise ehemalige Mitglieder verschiedenster kommunistischen Gruppen und Parteien (DKP, BWK, und anderen K-Gruppen) oder auch solche von SPD und GRÜNEN, teilweise stammen diese aber auch aus dem links-alternativen Spektrum.

Statutenkommission

Die Statutenkommission der Linkspartei. ist ein vom Linkspartei.-Parteitag in Gruppenwahl gewähltes Gremium, welches aus 13 ehrenamtlich tätigen Mitgliedern besteht. Die Aufgabe dieser für zwei Jahre gewählten Kommission ist es, Vorschläge und Anträge über Änderungen am Statut und an der Rahmenwahlordnung zu beraten und begründete Veränderungsvorschläge dem Parteitag und der Partei zu unterbreiten. Die Kommission kann auch ohne Antrag aus eigener Initiative Veränderungsvorschläge erarbeiten und unterbreiten. Die aktuellen Mitglieder wurden auf dem Linkspartei.-Parteitag im Oktober 2004 gewählt.

Historische Kommission

Die Historische Kommission ist ein vom Linkspartei.-Parteivorstand ernanntes Gremium, welches aus ehrenamtlich tätigen Mitgliedern besteht und den Parteivorstand sowie parteinahe Bildungsvereine in historisch-politischen Fragen berät. Die Kommission wurde 1990 gegründet, 2001 wurden neue Mitglieder berufen. Der Sprecherrat besteht aus drei Mitgliedern: Jürgen Hofmann (Geschäftsführender Sprecher), Daniela Fuchs, Klaus Kinner; ein weiteres Mitglied dieser Kommission ist u. a. Carsten Schatz.

Mitgliederstruktur

Vorlage:PDS Mitgliederzahlen (nach Angaben der PDS, Stand 12/2003)

  • über 65 Jahre: 60,1%
  • unter 41 Jahre: 7,7%
  • Rentner: 60%
  • Angestellte: 18%
  • Arbeiter/Arbeitslose: 14%
  • Frauen: 45,7%; bei Mandaten auf Bundes-, Landes- und Europaebene liegt der Frauenanteil deutlich über 50%.

Mitgliederentwicklung

Von den ehemals 2,3 Millionen Mitgliedern der SED traten ca. 95% nicht der späteren PDS bzw. heutigen Linkspartei. bei. Viele dieser Mitglieder waren entweder nur auf Druck oder aus Karrieregründen der früheren Staatspartei beigetreten oder wollten umgekehrt den Wandel von der Staatspartei mit Führungsanspruch zur "gewöhnlichen" Partei nicht akzeptieren; manche fanden nach der "Wende" Aufnahme in anderen Parteien und Organisationen, die meisten blieben parteilos. Während des Umbruchs und danach standen den massenhaften Austritten nur wenige Neueintritte meist junger Mitglieder gegenüber, die anfangs den Reformprozess in der DDR vorantreiben oder sich später in der Bundesrepublik für soziale Belange politisch engagieren wollten. Der Mitgliederschwund im Osten kann durch die Neuzugänge im Westen kaum ausgeglichen werden.

Heute hat die Linkspartei. etwas über 60.000 Mitglieder, von denen mehr als 70% über 60 Jahre alt sind. In den ländlichen Regionen hat der Alterungsprozess bereits zur Auflösung der Parteistrukturen geführt. Mit dem Alterungsprozess spitzen sich die Probleme immer schneller zu. Seit der Kommunalwahl in NRW im Mai 2005 erfreut sich die Partei steigender Mitgliederzahlen. Vor allem junge Leute und von der SPD und CDU enttäuschte Wähler treten der Linkspartei bei. Im Sommer 2005 verzeichnete die Linkspartei. den stärksten Mitgliederzuwachs seit ihrem Bestehen.

In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist die Linkspartei. an der jeweiligen Landesregierung beteiligt. Die Linkspartei. hat fast alle Kürzungen in Berlin politisch mitgetragen und verteidigt. Einige Beispiele sind hier: Tarifkürzungen im öffentlichen Dienst, Kürzung des Blindengeldes, sozial gestaffelte Erhöhung der Kitagebühren, massiv für sogenannte Besserverdiener, Einsparungen an den Universitäten. Der Landeswahlleiter lehnte das Volksbegehren für die Rücknahme des Risikoabschirmungsgesetzes wegen Nichterfüllung der gesetzlichen Kriterien ab. Die Kürzungen werden mit der Angleichung an Bundesdurchschnitt begründet, die eine Vorbereitung auf die Klage vor dem Bundesverfassungsgericht seinen.

Es gibt aber auch viele Beispiele, bei denen die Linkspartei. sich gegen die SPD durchgesetzt hat: So wurde auf Druck der PDS in Berlin das Sozialticket für den ÖPNV wieder eingeführt und die Berliner Sozial- und ALG2-Empfänger können Theater- und Operkarten in Berlin für 3 Euro erhalten. Die Tarifkürzungen bei den Beschäftigen im Öffentlichen Dienst und bei den Berliner Verkehrsbetrieben sind mit langjährigen Beschäftigungs-Sicherungs-Vereinbarungen gekoppelt.

Literatur

  • Viola Neu: Das Janusgesicht der PDS, Wähler und Partei zwischen Demokratie und Extremismus, Baden-Baden 2004 (Extremismus und Demokratie, Bd. 9), zugleich: Diss. Universität Chemnitz, 2003. ISBN 3832904875.
  • Jürgen P. Lang: Ist die PDS eine demokratische Partei? Eine extremismustheoretische Untersuchung. (Extremismus und Demokratie, Bd. 7), Baden-Baden, Nomos Verlagsgesellschaft 2003, 196 S. ISBN 3-8329-0414-X
  • Patrick Moreau: Man muß so radikal sein wie die Wirklichkeit. Die PDS: eine Bilanz (Extremismus und Demokratie, Bd. 4), ISBN 3789079294.
  • Michael Brie / Rudolf Woderich (Hrsg.): Die PDS im Parteiensystem. Berlin, Dietz Verlag, 2000, ISBN 3320020145.
  • Eva Sturm: »Und der Zukunft zugewandt«? Eine Untersuchung zur »Politikfähigkeit« der PDS. Opladen, Leske + Budrich 2000, 349 S. (Forschung Politikwissenschaft Bd. 77), zugleich: Diss. Universität Augsburg, 1999. ISBN 3-8100-2678-6.
  • Gero Neugebauer, Richard Stöss: Die PDS. Geschichte. Organisation. Wähler, Konkurrenten. Opladen 1996, ISBN 3810014648.

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