Zum Inhalt springen

Krätze

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. Juli 2005 um 18:39 Uhr durch Scherben (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Scabies (Acarodermatitis), umgangssprachlich auch als Krätze, bei Tieren Räude bezeichnet, ist eine weitverbreitete parasitäre Hauterkrankung des Menschen. Sie wird durch die Krätzemilbe (Sarcoptes scabiei), die sich in die Oberhaut (Epidermis) von Säugetieren und Vögeln bohrt und dort in den Kanälen (caniculi) ihre Eier ablegt, verursacht. Ihre Absonderungen bringen Bläschen, Papeln, Pusteln, Blasen, Quaddeln, Infiltrationen und als Sekundärläsionen Krusten, Kratzwunden und Furunkel hervor.

Sarcoptesmilbe

Merkmale

Krätzemilben haben eine obligat parasitäre Lebensweise. Als Angehörige der Arthropoden verfügen sie über acht paarig angeordnete Beine. Typisch für die Milben ist dabei, dass beide hinteren Beinpaare den Rand des gedrungenen Körpers nicht überragen und, genau wie die beiden vorderen Beinpaare, stummelförmig ausgebildet sind. Die Größe der weiblichen Exemplare beträgt etwa 350 x 280 µm, männliche Milben erreichen 240 x 150 µm. Charakteristisch ist das Vorhandensein von Haftscheiben, die einem ungegliederten Stiel aufsitzen und an den Beinen befestigt sind. Weibliche Milben tragen diese Organe nur an den beiden vorderen Beinpaaren, bei Männchen besitzt auch das dritte Beinpaar diese Einrichtung. Die restlichen Gliedmaßen laufen in Borsten aus.

Lebensweise

Die Entwicklung der Milben läuft vom Ei über ein Larven- und zwei Nymphenstadien zum adulten Tier und dauert beim Männchen etwa 14 Tage, beim Weibchen eine Woche länger. Nur die Weibchen legen Bohrkanäle in der Hornschicht (Stratum corneum) der Epidermis (Oberhaut) an, in welche sie ihre Eier und ihren Kot deponieren. Die männlichen Milben wandern auf der Suche nach Weibchen hauptsächlich auf der Hautoberfläche entlang. Eine weibliche Milbe kann ein Alter von bis zu 60 Tagen erreichen. Außerhalb des Wirtes beträgt die Überlebenszeit maximal 18 Tage.

Symptome

Es werden vor allem die Finger, Handgelenke, Gesäß, Genitalien, Ellbogen, Achseln, Knie, Gelenkbeugen und Füße befallen. Am störendsten wird das konstante, hartnäckige Jucken in den verschiedensten Schweregraden empfunden. Juckreiz tritt bei leichtem Milbenbefall meist nur nachts und durch die Bettwärme auf, da die Milbe bei warmer Haut aktiver wird. Durch das oft automatische und intensive Kratzen entstehen die Läsionen.

Ätiologie

Krätze klingt für die meisten Menschen nach Mittelalter, unhygienischen Verhältnissen und Verwahrlosung. Dabei haben Krätzemilben nicht unbedingt mit unhygienischen Lebensverhältnissen zu tun, sondern breiten sich - ähnlich wie Läuse - dort aus, wo viele Menschen zusammenkommen. Betroffen sind besonders Alten- und Pflegeheime, aber auch Kindergärten, Schulen und sogar Krankenhäuser. Scabies wird von Mensch zu Mensch selten durch einfachen Kontakt übertragen, eher durch häufigen und langandauernden. Eine Primärinfektion kann u.a. durch Gartenarbeiten oder eine anderweitige Tätigkeit, bei der man in Kontakt mit dem Erdreich kommt, erfolgen. Die Mehrheit der Fälle tritt zwischen dem 5. und 25. Lebensjahr auf.

Komplikationen

Striemenartige Kratzeffekte, Pyodermien, Ekzem, regionäre Lymphadenitis.

Behandlung

Das wirksamste Medikament ist eine 1-prozentige Lindan-Zubereitung (z. B. Jacutin). Lindan ist ein hochwirksames Insektizid, welches die Krätzemilben schnell abtötet. Weiterhin ist eine Behandlung mit Pyrethroiden oder Crotamiton möglich, wobei letzteres jedoch eine deutlich schlechtere Wirksamkeit aufweist.

Zur systemischen Therapie steht ferner das Medikament Ivermectin (Stromectol(R)) zur Verfügung.

Während der Behandlung sollten alle Gegenstände, mit denen andere Personen in Kontakt kommen, regelmäßig desinfiziert werden, um eine Übertragung zu verhindern. Ebenfalls ist auf häufige Reinigung von Bett- und Leibwäsche zu achten. Diese sollte nach Möglichkeit mit 90°C gewaschen werden; wenn dies nicht möglich ist, kann die Wäsche für min. 72 Stunden z. B. in Plastiksäcken fest eingelagert werden, um den Milben die Nahrungsgrundlage zu entziehen (die Milben können nicht sehr lange außerhalb des menschlichen Körpers überleben).

Siehe auch