Dreilinden
Dreilinden ist die Bezeichnung eines Forstes im Berliner Südwesten und einer Kolonie in Kleinmachnow. Bekannt wurde der Kontrollpunkt Dreilinden an der Transitautobahn West-Berlin – Westdeutschland durch die DDR. Auf der östlichen Seite lag die Grenzübergangsstelle Drewitz. Da nach westlicher Auffassung keine völkerrechtlich legitimierte Grenze bestand, gab es im offiziellen westlichen Sprachgebrauch keine „Grenzkontrollstelle“, sondern nur einen Kontrollpunkt.
Geschichte
Name und Jagdschloss

Der Name Dreilinden geht auf das Jahr 1833 zurück, in dem das Forsthaus Heidekrug in Forsthaus Dreilinden umbenannt wurde. Friedrich (Wilhelm Heinrich) Bensch beantragte die Namensänderung fur das 1820 mit der Heinersdorfer Heide (Forst) erworbene Forsthaus. Die Regierung genehmigte dies am 21. Juli 1833. Seitdem hieß der Waldkomplex und die Ackerflächen, die Bensch 1820 von Leutnant Mumm erworben hatte, Forstbezirk Dreilinden.
1838 erfolgte die Einweihung der Berlin-Potsdamer Eisenbahn, deren Trasse durch den Forst Dreilinden verlief (Stammbahn); seit 1928 verläuft an ihr die Berliner Stadtgrenze. 1856 verkaufte Bensch den Forst für 70.000 Taler an den Berliner Destillateur Josef Aloys Gilka. Dass Bensch an seinem Gut gehangen hat, zeigt der Umstand, dass er im Kaufvertrag eine Grabstelle hinter dem Forsthaus für sich behielt – die heute noch zu sehen ist. Gilka veräußerte den Besitz 1859 für 95.000 Taler an den Neffen des Königs, Prinz Friedrich Karl von Preußen. 1869 wurde von einem Baumeister Nabbath das Jagdschloss in der Nähe des Forsthauses erbaut.
Theodor Fontane berichtet in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg:
- Dieser Name Dreilinden war übrigens keine Neuschöpfung und existiert bereits seit 1833, in welchem Jahre das uralte schon eingangs erwähnte Forstetablissement Heidekrug, mit Rücksicht auf drei alte, vor seiner Tür stehende Linden, die Bezeichnung Forsthaus Dreilinden erhalten hatte. Bald danach empfing auch die Forst selber ebendiese Bezeichnung, so dass wir seitdem, ein und demselben Namen dreifach begegnend, eine Forst von Dreilinden, ein Forsthaus von Dreilinden und endlich drittens ein Jagdhaus von Dreilinden unterscheiden müssen. Die Forst spricht für sich selbst, das Forsthaus ist Försterei, das Jagdhaus aber prinzliche Villa.
Als „prinzliche Villa“ bezeichnet Fontane das 1869 errichtete Jagdschloss Dreilinden, das Lieblingsaufenthalt des Prinzen Friedrich Karl war. „Jeder … kannte das Schloß … aus den Hofnachrichten, in denen es in bestimmten Abständen hieß: ,Seine Königliche Hoheit kam heute von Dreilinden herein in die Stadt und kehrte gegen Abend dahin zurück'“. Im fünften Wanderungsband Fünf Schlösser widmet Fontane Dreilinden und dem Prinzen Friedrich Karl ein eigenes, ausführliches Kapitel.
Bekannter noch als der Prinz selbst ist seine Tafelrunde von Dreilinden geworden, welche in regelmäßigen Abständen im Jagdschloss stattfand.
Mit dem Tod des Prinzen erlosch auch die Tafelrunde. Sein Sohn Prinz Friedrich Leopold verkaufte von 1894 bis 1900 rund 600 Morgen an die Heimstätten Aktiengesellschaft und danach einzelne Grundstücke von 507 Hektar an Privatpersonen. Das restliche Land verkaufte er 1927 für 11 Millionen Mark an die Stadt Berlin .
Im Jahr 1954 wurde das Jagdschloss abgerissen, an seiner Stelle befindet sich heute die Revierförsterei Dreilinden. In der Nähe findet man auch den Grabstein von Friedrich (Wilhelm Heinrich) Bensch.
Weitere Entwicklung
Am 11. März 1909 wurde die Kolonie Dreilinden GmbH gegründet, welche am 30. Oktober 1909 200 Morgen Forst von den Rittergutsbesitzern Georg und Dietloff von Hake erwarb. Das gekaufte Gelände wurde im Norden von der Bahnlinie Berlin-Potsdam, im Süden vom Teltowkanal und im Osten und Westen von Linien begrenzt, die zu der projektierten Verbindungsbahn Wannsee-Stahnsdorf ungefähr parallel verliefen. Dieses Gebiet erfreute sich großer Beliebtheit der Berliner. Zu dieser Zeit gab es deshalb zwei Gaststätten, die Bahnhofsgaststätte und das Dreimäderlhaus am Kanal gelegen. Die Terraingesellschaft begann 1922 mit der Parzellierung. Damals war Dreilinden nur eine Wochenendsiedlung, bis 1933 die ersten festen Gebäude erbaut wurden.
1913 wurde von der Terraingesellschaft mit dem Bau einer Eisenbahnstrecke begonnen. Der Bahnbau wurde am 5. Juni 1914 beendet und der Gesellschaft jährlich 5.000 Mark zur Verfügung gestellt, um die beiden Eisenbahnbeamten zu bezahlen. In den 1930er Jahren wurde die Bahnlinie elektrifiziert. Später sollte am Treffpunkt zwischen der Stammbahn und der Wannseebahn noch ein großer Umsteigebahnhof entstehen.
Der Autobahn-Zubringer der Reichsautobahn 51 von der AVUS zum Berliner Ring wurde 1940 eingeweiht (jetzt A 115). Er führte kurz hinter dem „Zehlendorfer Kleeblatt“ durch den „Forst Dreilinden“ und die Parforceheide. Hinter der Eisenbahnbrücke der ehemaligen Wetzlarer Bahn endete das Stadtgebiet von Berlin. Die Bahnstrecke Richtung Potsdam (Stammbahn) wurde 1945 von der Roten Armee stillgelegt. Die Gleise gingen als Reparation in die Sowjetunion.
Im Londoner Protokoll vom 12. September 1944 einigten sich die Siegermächte, das besiegte Deutsche Reich und Berlin in Sektoren aufzuteilen. Dreilinden lag dadurch an der Grenze zwischen dem Amerikanischen Sektor von Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone. Vorerst gab es aber keine wesentlichen Einschränkungen beim Grenzübergang. Kontrollposten interessierten sich für Schieber und Hamsterer. Die Berlin-Blockade begann am 24. Juni 1948 mit der Sperrung der Transitstrecken durch die Sowjets. Der Güterverkehr über Dreilinden musste eingestellt werden. Die Versorgung Berlins wurde über eine Luftbrücke sichergestellt. Lediglich der Personenverkehr ins Umland blieb vorerst gestattet. Am 12. Mai 1949 folgte das Ende der Berlin-Blockade


Der „Kontrollpassierpunkt“ (KPP) „NOWAWES“ wurde nach Befehl Nr. 73/49 des Präsidenten Dr. Fischer der „Deutschen Verwaltung des Innern (DVdI)“ der SBZ am 28. Juli 1949 eröffnet. Am 7. Oktober 1949 erfolgte die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Dreilinden lag danach nicht mehr an der „Zonengrenze“ sondern an der „Staatsgrenze“. Der „KPP NOWAWES“ wurde am 23. Oktober 1950 in „KPP Drewitz“ umbenannt und westlich der Autobahnauffahrt Potsdam-Babelsberg eingerichtet. Die Kontrolle fand im Freien und in Baracken statt. Am 13. August 1961 war der Beginn der Abrieglung West-Berlins durch die DDR. Die Grenzanlagen wurden deutlich ausgebaut. In Berlin begann der Bau der Mauer. Die S-Bahn Wannsee-Dreilinden-Stahnsdorf wurde geschlossen und später demontiert.
Der neue Kontrollpunkt Dreilinden wurde 1969 fertig gestellt. Die Amerikaner etablierten die Büroräume des „Allied Checkpoint Bravo“ auf einer Brücke über den Schlagbäumen, direkt über der Autobahn. Bis 1970 passierten 5,9 Millionen Personen und ca. 2,5 Millionen Kraftfahrzeuge Dreilinden. Zu Ferienbeginn wurden pro Tag 2.000 bis 2.200 PKW in Richtung Westen und ca. 2.400 PKW nach West-Berlin abgefertigt. Dazu kamen noch um die 140 Lastwagen und 25 Omnibusse in jede Richtung.
Am 9. November 1989 erfolgte die Öffnung der innerdeutschen Grenze. Tausende von Fahrzeugen mit Bürgern der DDR passierten unkontrolliert Dreilinden. Am 10. November um 0:30 Uhr wurde auf der Grundlage eines telefonischen Befehls an den Zugführer in Drewitz (DDR), Major Meike, die Grenzübergangsstelle für alle DDR-Bürger geöffnet. Der Ansturm über Dreilinden erreicht Rekordausmaße. Im Juli 1990 wurde der West-Berliner Kontrollpunkt Dreilinden stillgelegt. Auf dem Gelände der ehemaligen Grenzübergangsstelle Drewitz wurde der Europarc Dreilinden mit Geschäftsgebäuden und Hotels aufgebaut, darunter die Ebay-Zentrale Deutschland.
Literatur
- Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg . Teil 5. Fünf Schlösser. (1. Auflage 1889.) Zitate nach der Ausgabe Nymphenburger Verlagshandlung, München u.a. 1971, Seiten 322 f. und 317. ISBN 3-485-00293-3.
- Hans-Dieter Behrendt: Guten Tag, Passkontrolle der DDR. GNN, 2008, ISBN 978-3-89819-243-9.
- William Durie, Dieter Riedel, Friedrich Jeschonnek: Alliierte in Berlin 1945–1994. 2. Auflage. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-8305-0397-2.
Weblinks
Koordinaten: 52° 24′ 25″ N, 13° 11′ 15″ O