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Schlemihl

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Der Ausdruck Schlemihl (von jiddisch: Schlamassel) bezeichnet in der ostjüdischen Kultur den sprichwörtlichen Pechvogel, Unglücksraben, Narren. Massel (מזל mazal) bedeutet Glück im Jiddischen.

Zur Figur des Schlemihl

Heinrich Heine bietet in seinem Gedicht Jehuda Ben Halevy folgende Etymologie an:[1]

„[… ] In der Bibel ist zu lesen,/ Als zur Zeit der Wüstenwandrung/ Israel sich oft erlustigt/ Mit den Töchtern Kanaans,//
Da geschah es, daß der Pinhas/ Sahe, wie der edle Simri/ Buhlschaft trieb mit einem Weibsbild/ Aus dem Stamm der Kananiter,//
Und alsbald ergriff er zornig/ Seinen Speer und hat den Simri/ Auf der Stelle totgestochen -/ Also heißt es in der Bibel.//
Aber mündlich überliefert/ Hat im Volke sich die Sage,/ Daß es nicht der Simri war,/ Den des Pinhas Speer getroffen,//
Sondern daß der Blinderzürnte,/ Statt des Sünders, unversehens/ Einen ganz Unschuld'gen traf,/ Den Schlemihl ben Zuri Schadday.//
Dieser nun, Schlemihl I.,/ Ist der Ahnherr des Geschlechtes/ Derer von Schlemihl. […]“

Der Schlemihl als Protagonist

Literatur

Die Gestalt des Schlemihl fand in folgenden Werken literarischen Niederschlag:

Musik und Tanz

Der Komponist Emil Nikolaus von Reznicek schrieb 1912 eine sinfonische Dichtung namens Schlemihl[3], in der er die Lebensgeschichte eines Pechvogels musikalisch ausgestaltet.

Peter Ronnefelds Ballett Peter Schlemihl nach Adelbert von Chamisso wurde 1956 mit einer Choreographie von Paul Böhm (Choreograph) in Hildesheim uraufgeführt. 1961 entstand mit einer Choreographie des kalifornischen Tänzers und Choreographen Richard Adama (*1928) eine Fernsehfassung des Balletts, welche sich in den Archiven des Österreichischen Rundfunks (ORF) erhalten hat.

Wilhelm Dieter Siebert komponierte die „magische Operette“ Schlemihl, die 1987 am Theater des Westens in Berlin uraufgeführt wurde.

Figurentheater

1992 wurde anlässlich der 3. Münchener Biennale für Neues Musiktheater Die Wundersame Geschichte des Peter Schlemihl nach Adelbert v. Chamisso als Figurentheater aufgeführt, Libretto Claus-Michael Trapp, Komposition für Streichquartett Susanne Erding, Inszenierung Alexander E. L. Schulin. Der Auftrag für die Komposition erging von Hans Werner Henze.

Schlemihl hieß in der deutschen Übersetzung auch die Figur des windigen Händlers Lefty aus der Sesamstraße, der (manchmal unsichtbare) Buchstaben und Zahlen an den Mann zu bringen suchte oder Ernie einen leeren Pappkarton verkaufen wollte für den Fall, dass es Himbeerdrops regne.

Zeitschriften mit humoristischem Bezug

Einzelnachweise

  1. Jehuda Ben Halevy, Heine, Werke, zeno.org
  2. Jochen Schimmang: Die Identitäten des des Raphaël Schlemilovitch. In der Literaturbeilage der tageszeitung (taz) vom 31. Juli / 1. August 2010.
  3. Emil Nikolaus von Reznicek, proclassics.de