Schloss Gurtweil
Das Schloss Gurtweil befindet sich im Schlüchttal in der Ortschaft Gurtweil, einem Stadtteil der Kreisstadt Waldshut-Tiengen im baden-württembergischen Landkreis Waldshut.
Es ist ein großer, einfacher Kastenbau, der sich über drei Stockwerke erstreckt und an den Enden mit Staffelgiebeln versehen ist.
Geschichte
Die Burg Gurtweil diente einst als Sitz oder "mallus publicus" des Albaus. Deshalb wird Gurtweil im 9. Jahrhundert immer wieder erwähnt. So nutzte Reccho, der Gaugraf im Albau, im Jahr 885 in einer öffentlichen Verhandlung in Gurtweil diesen Ort, um einen Gütertausch mit dem Kloster St. Gallen zu vereinbaren. Fünf Jahre danach, am 21. März 890, wählte auch der Nachfolgende Gaugraf Chadaloh diesen Ort für ähnliche Zwecke.[1]
Der Bau der Burganlage erfolgte wohl im 11. oder 12. Jahrhundert. Im 13. Jahrhundert wird ein Rittergeschlecht von Gurtweil erwähnt[2], dass um 1600 als Erbauer der Burganlage in Betracht gezogen werden kann, welches sich an der Stelle des heutigen Schlosses befand. Beringer vermutet, dass wohl bereits die Römer an dieser Stelle einen Hof oder einen befestigten Platz errichtet hatten.[3] Im Jahre 1380 war die Burg Gurtweil Sitz des Junker Heinrich und Gmoer von Küssaburg (gefallen in der Schlacht bei Sempach am 9. Juli 1386) "uf dem hus ze Gurtwilre". In einer Verkaufsurkunde aus dem Jahre 1407 wird die Burg Gurtweil als "Veste", später im Jahre 1502 als Burg bezeichnet. 1532 wird die Anlage als Burgstall mit Burggraben und Einfang bezeichnet. Dies deutet darauf hin, dass die Anlage zu dieser Zeit bereits unbewohnt war und dem Verfall preisgegeben wurde. Ob bereits zu dieser Zeit ein Wassergraben um die Burg verlief ist nicht klar. Ludwig aus dem Adelsgeschlecht der Herren von Heidegg baute um 1600 das "Wasserschloss" erneut auf. Aus späteren Verkaufsverhandlungen erfahren wir, dass "anno 1600 Turm, Burg und Wohnhaus anstatt zuvor gewesenen hölzernen durch eingelegtes Feuer abgebrannten aus Werkstein erbauen ward".
Die Anlage wurde im Dreißigjährigen Krieg erneut zerstört. Es heisst darüber dass das Schloss "innerlich ganz verderbt und dachlos" sei. Martin von Heidegg verkaufte im Jahre 1646 das Schloss und die Herrschaft Gurtweil an das Kloster St. Blasien unter dessen Herrschaft es bis zur Säkularisation im Jahre 1806 verblieb. Anläßlich dieses Verkaufs an St. Blasien wurde die Anlage etwas näher beschrieben. Darin heißt es: "das aus dem Grunde auferbaute Schloß mit einem Weier und einer Ringmauer eingefaßt, so mit einer Porten und aufgezogenen Fallbrücke beschließig gemacht werden kann, mit dem neuen Haus und Lustgarten und anderen zugehörigen Gebäuden". Zu den Schlossgebäuden gehörten ein Palas, eine Kapelle ein Wasch- und Badehaus sowie ein Backhaus.
1660 brannte das Schloss Gurtweil, angeblich aus Unvorsichtigkeit von Dienstleuten zusammen mit 13 weiteren Häusern nieder. Pater Stanislaus Wulberz berichtet über das Ereignis folgendes: "Abt Franziskus von St. Blasien war geschäftehalber und um die Annehmlichkeiten des Frühlings zu genießen, nach Gurtweil gekommen. Dort hatte ihn Mathias Ott, der erste Gurtweiler Obervogt, nach Beendigung der öffentlichen Geschäfte die bis sieben Uhr gedauert hatten, zum Essen in seinen Garten (jetziger Pfarrhausgarten) eingeladen. Kaum war der Abt eine halbe Stunde beim Essen, da kam die traurige Nachricht, dass die Gurtweiler Burg brenne. Obwohl die Einheimischen und die Nachbarn zu Hilfe kamen, brannte die Burg im angesichts des Dorfherrn bis auf den Weinkeller nieder. Die kommende Nacht verbrachte der Abt in Berau. Im selben Jahre (1660) ließ er den Platz reinigen und begann, ein neues Schloß in größerem Umfang zu bauen, welches jetzt den Äbten und Mitbrüdern durch seine angenehme Lage Erholung zu bieten pflegt."
Beim Wiederaufbau ließ Abt Franz von St. Blasien die Wassergräben zuwerfen und das jetzige Schloßgebäude mit zwei Türmen und die Schloßkapelle errichten, welches ab 1697 den Klosterbrüdern als Propstei diente.
Die Äbte Blasius III. (1720 — 1727) und Franz II. (1727—1747) erweiterten die Anlage mit einem grossen Saal und einer Orangerie (die jetzige Schloßkapelle). Dazu liessen sie durch einen Freiburger Baumeister in den Jahren 1721/22 eine Probsteischeuer erbauen. Ebenfalls liess er das Schloß mit Gipsdecken und schönen Malereien verzieren. Wohl um das Jahr 1740 wurde der noch heute erhaltene kunstvolle Ofen aufgestellt.
Literatur
- Franz Xaver Kraus (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Waldshut. Mohr, Freiburg im Breisgau 1892 (Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 3), S. 125–126 (online).
- Leo Beringer: Geschichte des Dorfes Gurtweil, 1960
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGORh). Band 7, Neufassung. 1892, S. 160 (online).
- ↑ F. X. Kraus: Die Kunstdenkmäler des Kreises Waldshut, S. 125.
- ↑ Leo Beringer: Geschichte des Dorfes Gurtweil, 1960
Koordinaten: 47° 38′ 24,2″ N, 8° 14′ 49,8″ O