Der Krieg der Welten
Krieg der Welten (engl. Originaltitel: The War of the Worlds) ist das bekannteste und eines der bedeutendsten Werke von H.G. Wells. Das Buch wurde 1898 veröffentlicht, die deutsche Übersetzung erschien 1901. Berühmt wurde Krieg der Welten als Hörspiel und in mehreren Verfilmungen.
Buch
In diesem für die Science-Fiction-Literatur grundlegenden Werk greifen Marsianer in dreibeinigen Kampfmaschinen Großbritannien an, um von hier aus die rohstoff- und wasserreiche Erde zu erobern. Das irdische Militär ist den außerirdischen Invasoren hoffnungslos unterlegen und muss bei der Zerstörung der Städte zusehen. Erst die Bakterien der Erde können die Marsianer mit ihrem unterentwickelten Immunsystem besiegen.
Krieg der Welten war als Satire auf die Kolonialpolitik des Empire angelegt und vertauschte hierzu die Rollen von Eroberern und Opfern zu Ungunsten der Briten. Ein zusätzlich böser Seitenhieb war die Tatsache, dass die primitivsten damals bekannten Lebensformen das britische Weltreich retteten.
Hörspiel
Das Buch wurde zu Halloween am 30. Oktober 1938 von Orson Welles und dem Mercury Theatre als Hörspiel in Form einer fiktiven Reportage nach einer Adaption von Howard Koch inszeniert, das der amerikanische Radiosender CBS ausstrahlte. Dazu wurde der Handlungsort von England nach New Jersey in den USA verlegt und die Geschichte entsprechend angepasst.
Das Hörspiel führte Zeitungsberichten zufolge zu heftigen Irritationen bei der Bevölkerung von New York und New Jersey, die teilweise das Hörspiel für eine authentische Reportage hielt und einen tatsächlichen Angriff Außerirdischer befürchtete. Die Berichterstattung über diese Vorfälle machte die Sendung und damit auch den jungen Orson Welles weltberühmt. Einige Beschreibungen von einer landesweiten Massenpanik sind jedoch mit Vorsicht zu genießen.
Howard Koch, der schon 1938 das Drehbuch für das Hörspiel schrieb, bearbeitete auch 1975 das Sujet für den dokumentarischen Spielfilm The Night That Panicked America, der die Radiosendung und die Reaktionen in der Öffentlichkeit beschreibt. 1997 folgte eine Neueinspielung dieses Hörspieles unter Regie von John de Lancie und Sprechern aus der Fernsehserie Star Trek (u.a. Leonard Nimoy, Gates McFadden) im Rahmen der LA Theatre Works.
1977 sendete der WDR eine deutsche Bearbeitung des Hörspiels von Klaus Schöning. Das englische Originalhörspiel wurde durch damals bekannte Radiojournalisten (Dieter Thoma, Lothar Dombrowski) unterbrochen, die die englischen Texte "übersetzten" und so scheinbar echte Nachrichten über die Invasion brachten. Trotz der mehrfach eingestreuten Hinweise auf den fiktionalen Charakter und trotz des deutlich hörbaren Alters der Originalaufnahme gab es bei der Erstausstrahlung viele besorgte Anrufe.
Weiterverarbeitungen
1952 wurde das Buch verfilmt, wieder mit einer in den USA spielenden Handlung. Da die Animation der dreibeinigen Kampfmaschinen damals noch als technisch unmöglich oder zumindest unbezahlbar galt (Stop-Motion erschien nicht realistisch genug) erfand man an deren Stelle Flugmaschinen, deren Design zu den bekanntesten Raumschiffdesigns der Science-Fiction zählt. Der Film erhielt 1953 einen Oscar in der Kategorie Visual Effects. In Deutschland kam er unter dem Titel Kampf der Welten in die Kinos. Bezeichnend naiv für diese Zeit ist die Szene, in der die Protagonisten versuchen, die Aliens mit einer Atombombe zu vernichten und dabei aus unmittelbarer Nähe völlig ungeschützt die Zündung und den Atompilz beobachten.
1978 entstand ein Konzeptalbum von Jeff Wayne basierend auf dem Roman, wich streckenweise jedoch auch von diesem ab. Als Erzähler fungierte in der Originalfassung Richard Burton, in der 1980 erschienenen deutschsprachigen Version Curd Jürgens. In der deutschen Version wurden zwar die erzählten Texte und auch die Angaben im Cover einschließlich der einzelnen Songtitel übersetzt, jedoch blieben die Originaltexte erhalten. Als Musiker wirkten unter anderem Justin Hayward (Leadsänger von The Moody Blues), Chris Thompson (von Manfred Manns Earth Band), Phil Lynott (von Thin Lizzy) und David Essex mit. Das Stück Forever autumn (deutscher Titel: Auf ewig Herbst) wurde auch Solo zu einem Erfolg für Hayward. Das Eröffnungsstück The eve of the war (deutsch: Am Vorabend des Krieges) wurde später in verschiedenen Versionen neu aufgenommen, unter anderem von U 96.
Es folgten eine Fernsehserie und ein Computerspiel.
Der Film Independence Day (ID4) von Roland Emmerich orientiert sich in weiten Strecken an der Handlung von Krieg der Welten, kann aber nicht als Remake, eher (und das je nach Sichtweise) als Plagiat oder Hommage an Wells' Vorlage bezeichnet werden. Diesmal ist es ein Computervirus, der die Aliens zum Absturz bringt, bzw. derartig schwächt, dass die Menschheit, angeführt von tapferen Amerikanern, mit ihrem furchtlosen, kampferprobten Präsidenten den Kampf gewinnt. Auch hier folgte ein Computerspiel.
Eine weitere satirische Adaption ist der Film Mars Attacks! (1996) von Tim Burton, in dem sämtliche in der Vergangenheit erschienene Filmadaptionen zum Thema "Mars greift die Erde an" auf die Schippe genommen wurde. Besonders originell ist die Lösung für das Problem: Ein uralter Country and Western Song, in dem jemand mit einem Ton singt, der die Gehirne der Marsianer zum Platzen bringt.
Die Idee dreibeiniger Ausserirdischer wurde von John Christopher in seiner Romantrilogie "Die dreibeinigen Monster", in Deutschland auch als "Die Dreibeinigen Herrscher" bekannt, benutzt.
Verfilmungen
Kampf der Welten, USA 1953, Regie: Byron Haskin
H. G. Wells' War of the Worlds, USA 2006, Regie: David Michael Latt
Krieg der Welten, USA 2005, Regie: Steven Spielberg
Timothy Hines
Eine für das Jahr 2001 geplante buchgetreue Filmumsetzung mit dem Werk-Titel "H. G. Wells' War of the Worlds" des Regisseurs Timothy Hines mit seiner kleinen eigenständigen Produktions-Firma "Pendragon Pictures" wurde wegen der Anschläge vom 11. September 2001 gestoppt. Im Jahre 2004 wurden die Dreharbeiten fortgesetzt und mit mehrjähriger Verzögerung (aufgrund von Budget-Problemen) im März 2005 beendet. Diese Film-Version wird nur als "Direkt-on-DVD"-Kompromiss mit Paramounts Kino-Projekt und den Rechte-Inhabern vertrieben. Zunächst nur als Region-1-DVD mit der Möglichkeit der europa- bzw. weltweiten DVD-Veröffentlichung im Jahr 2006.
Die ersten Reviews sprechen von einer "wahrhaftigen sensationellen 1:1 - im viktorianischen Stil des 19. Jahrhunderts getreuen - Wort für Wort - Szene für Szene - Buch-Umsetzung auf satten 180 Minuten Laufzeit".
Weblinks
- Das Buch ist in der englischen Originalversion Public Domain und kann unter anderem beim Project Gutenberg gelesen werden.
- Deutsche Übersetzung des Romans mit zahlreichen Zusatzinfos
- englischsprachige Informationen zum Hörspiel von Orson Welles und dem Artikel der New York Times vom darauffolgenden Tag.
- Manfred Riepe, Mars attacks - schon wieder. "Krieg der Welten": Vom Hörspiel zum Blockbuster, in: epd Film 7 / 2005, S. 8 - 9
- ausführlichere Informationen zum Hörspiel in der englischsprachigen Wiki
- Telepolis: Medienmythos "Marsianer"
- Besprechung & Betrachtungen von Dr. Michael Drewniok