Zum Inhalt springen

George Herbert, 5. Earl of Carnarvon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. August 2010 um 20:38 Uhr durch Krisbi2210 (Diskussion | Beiträge) (Der Fund der Grabkammer). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
George Herbert, 5. Earl of Carnarvon (Lord Carnarvon)

George Edward Stanhope Molyneux Herbert, 5th Earl of Carnarvon (* 26. Juni 1866 in Highclere Castle,[1] Berkshire; † 5. April 1923 in Kairo), für gewöhnlich einfach als Lord Carnarvon bezeichnet, war ein britischer Aristokrat, der vor allem als Finanzier der Ausgrabung des ägyptischen Pharaos Tutanchamun im Tal der Könige bekannt wurde.


Kindheit und Schule

Carnarvon konnte seine Ahnenreihe bis King Edward III. und Henry VII. zurückverfolgen. Als einziger Sohn und Erbe neben drei Schwestern erhielt er den Titel „Lord Porchester“ und wurde in der Familie „Porchy“ genannt. Seine Mutter, Lady Evelyn Stanhope, starb am 25 Januar 1875, als er 8 Jahre alt war. Sein Vater heiratete am 26. Dezember 1878 Elizabeth Catherine Howard. Aus dieser Ehe gingen zwei weitere Söhne hervor: Aubrey Nigel Henry Molyneux Herbert, geb. 3. April 1880, und Mervyn Robert Howard Molyneux Herbert, geb. 2. Dezember 1882. Seine Tanten halfen nun bei der Erziehung von „Porchy“ und seine Cousins aus Devon machten ihn mit seiner ersten Leidenschaft, den Pferden, bekannt. [2] [3]

Während seiner Schulzeit in Eton brach dort eine Masern-Epidemie aus und die Jungen überlebten, indem sie sich gegenseitig mit Wasser aus Kannen überschütteten, um das Fieber zu senken. Er kritisierte in Eton sowohl das Essen als auch den Standard des Unterrichts, jedoch nicht seine Mitschüler. So erhielt er für eine Zeit Privatunterricht. Sein eigentlicher Wunsch war, in die Armee zu gehen, jedoch erwachte in ihm plötzlich wissenschaftliches Interesse und er trat 1885 in das Trinity College in Cambridge ein. Es ist jedoch nicht ganz geklärt, ob er hier auch wirklich den akademischen Grad erhielt.

Der junge Abenteurer

Während der Ferien lernte er in der Familienvilla Altachiara (italienisch für Highclere), die 1874 von Henry Herbert, dem 4th Earl of Carnarvon in Portofino erbaut worden war, das Segeln. [1] Er liebte das Segeln so sehr, dass er 1887, nachdem er Cambridge verlassen hatte, über den Atlantik bis nach Buenos Aires segelte. Er beabsichtigte eine Weltumsegelung, wurde jedoch durch die Magellanstraße davon abgehalten. Stattdessen reiste er in der Welt umher. Bei seiner Rückkehr nach England wurde er mit dem Tod von seinem Vater am 28. Juni 1890 konfrontiert, sodass er mit 23 Jahren der 5th Earl of Carnarvon wurde. Auch jetzt setzte er seine Reisen fort, indem er seiner Leidenschaft frönte, dem Sport und der Geschichte.

Die Heirat

Als er von einer Südamerika-Reise zurückkehrte, heirate er am 26. Juni 1895 – an seinem 29. Geburtstag - Almina Victoria Maria Alexandra Wombwell in der Margaret’s Church in Westminster. Wie viele Aristokraten seiner Zeit war er besser im Geld ausgeben als welches zu verdienen, deshalb wählte er auch eine Geldheirat. Almina war die uneheliche Tochter von Alfred de Rothschild (1842–1918), [4] einem Sprössling der berühmten Londoner Bankier-Familie. Die Mitgift betrug die Summe von einer halben Million Pfund. Almina Wombwell wurde durch die Heirat Countess of Carnarvon und der Familienname war Herbert. Sie gebar Carnarvon am 7. November 1898 den gewünschten Erben, Henry, sowie eine Tochter Evelyn, geboren am 15. August 1901, die spätere Reisebegleiterin ihres Vaters und wenn er krank war, seine Pflegerin. Nach Alfred Rothschilds Tod 1918 wurde Lady Carnarvon seine Alleinerbin. [5]

Der Autounfall 1901 und seine Folgen

Das dritte in England zugelassene Auto gehörte Porchy. Der Lord fuhr gern selbst und er fuhr gern schnell. So auch 1901 auf einer Waldstraße nach Bad Schwalbach in Hessen, wo ihn seine Frau erwartete. Als hinter einer Hügelkuppe ein Ochsenkarren seinen Weg kreuzte, wich Carnarvon zur Seite aus und überschlug sich. Er wurde so schwer verletzt, dass Trotman, sein Chauffeur auf dem Beifahrersitz, der aus dem Auto geschleudert wurde, ihn wiederbeleben musste. Er hatte eine schwere Gehirnerschütterung, seine Beine waren verbrannt, das Handgelenk gebrochen, zeitweilig war er blind und der Gaumen so wie sein Kiefer waren verletzt. Seine Frau sorgte umgehend für die beste ärztliche Versorgung, jedoch hatte er für den Rest seines Lebens unter sich ständig wiederholenden Operationen und gefährlichen Krankheiten zu leiden.

Er versuchte, sich seine Beschwerden nicht anmerken zu lassen. Wenn quälende Kopfschmerzen ihm das Schießen unmöglich machten, wechselte er zum Golfspielen, wo er ein Scratchspieler wurde. Als die Kraft für Golf nicht mehr reichte, wandte er sich der Fotografie zu, wo er in kurzer Zeit ein Meister wurde. 1916 wurde er zum Präsidenten des Camera Club gewählt. [6]

1902 richtete Carnarvon auf Highclere ein Gestüt ein, um Rennpferde zu züchten. 1905 wurde er zu einem der „stewards“ auf der neuen Rennbahn in Newbury ernannt. Seitdem ist die Familie mit Newbury verbunden und sein Enkel, Henry George Reginald Molyneux Herbert, 7th Earl of Carnarvon, war 1969 noch Rennleiter von Queen Elizabeth II.[7]

Während des Krieges – Carnarvon war untauglich - wurde er zu den Royal Headquarters Flying Corps gerufen, um diese in 3 Tagen über Luftaufnahmen zu unterrichten. Seine schwere Mund- und Kieferverletzung sprach in seinen Augen dagegen, wie sein Vater in die Politik zu gehen und vor der Öffentlichkeit Reden zu halten, ebenso wie seine häufige Krankheiten. Er hatte sich schon immer für mechanische Erfindungen interessiert, und so ist es nicht verwunderlich, dass Captain Geoffrey de Haviland auf Carnarvons Grundstück in Beacon Hill das erste Flugzeug konstruierte, das dann zur DH9 perfektioniert und zum Haupt-Kampfflugzeug während des Krieges wurde. Geoffrey de Haviland

Zusammenarbeit Carnarvon und Howard Carter

Grab Teta-Ky (XVIII. Dynastie) Oben: Rechte Wand unten: linke Wand der bemalten Nischen

Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands verbrachte Lord Carnarvon die Wintermonate gerne in Ägypten. Hier fand er alsbald Interesse an der Archäologie. Da ihm die nötigen Fachkenntnisse fehlten, war er auf der Suche nach einem Grabungsleiter. Der Direktor der ägyptischen Altertümerverwaltung in Kairo Gaston Maspero empfahl ihm für diese Aufgabe Howard Carter. Im Jahre 1909 begann ihre Zusammenarbeit.

In der Nekropole des Tals von Deir el-Bahari befinden die neunzehn Orte, die in den Jahren 1909 und 1910 von beiden gemeinsam untersucht wurden. Es war ihnen ein besonderes Anliegen und viele Versuche wert, dort ein verstecktes Grab zu entdecken. Carnarvon schreibt: "Meine Aufmerksamkeit war auf den Teil der Nekropole gerichtet, der zwischen dem Dromos, der nach Der el Bahari führt, und der großen Schlucht, die zum Tal der Könige führt." Diese drei Orte waren:

1. ein Punkt einige Meter nördlich von der Moschee des Dorfes, wo – nach den Einheimischen – ein verstecktes Grab liegt

2. Die Birabi (Grabgewölbe), nahe der Wüste, zwischen den Hügeln von Drah abu el Nagga und dem bebauten Feldern und angrenzend an den Dromos von Hatschepsuts berühmten Terrassentempel und

3. den Teil des Friedhofs der XI. Dynastie, der sich entlang des Abhangs an der nördlichen Seite des Der el Bahari-Tals befindet.[8]

So entdeckten sie beispielsweise im Gräberfeld von Dra Abu el-Naga eine Grabanlage und andere während drei weiteren Wintergrabungsperioden in Theben-West.[9] In den folgenden Jahren machten Carter and Carnarvon einige wichtige Funde. Diese umfassten zwei sogenannte „verschwundene“ Tempel, den von Hatschepsut und von Ramses IV. (ca. 1154–1148 v. Chr.), sowie eine Anzahl von Gräbern von bedeutenden Noblen aus den Jahren 2000–1500 v. Chr. Diese publizierten sie 1912 in ihrem gemeinsamen Buch „Five Years' Explorations at Thebes, a record of work done 1907-1911“. 1912 übersiedelten sie nach Sakha im Delta und im Jahr darauf nach Tell el-Balamun. Hier hatten ihre Grabungen jedoch wenig Erfolg.

Endlich im Tal der Könige

Tal der Könige um 1910

Eigentlich warteten beide nur auf ihre Chance, im Tal der Könige graben zu können. Im Jahre 1914 war Theodore M. Davis aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, dort seine Grabungsarbeiten aufzugeben und Lord Carnarvon übernahm dessen Lizenz für das Tal der Könige. Ohne eine Konzession durften in Ägypten keine Grabungen durchgeführt werden. In Fachkreisen galt das Tal der Könige als archäologisch ausgereizt, denn 25 Eingänge zu Pharaonengräbern waren bereits freigelegt worden. Howard Carter blieb jedoch unbeirrt.

Nun durchkreuzte jedoch der 1. Weltkrieg alle Pläne, denn Lord Carnarvon war in England unabkömmlich. Carter war in Kairo für das britische Militär tätig. Erst 1917 fiel der Startschuss für ernsthafte Grabungsarbeiten. Während fünf aufeinanderfolgenden Wintern suchte ein Heer von Arbeitern ergebnislos zwischen den Eingängen zu den bereits geöffneten Gräbern. Lord Carnarvon wollte nun das Projekt aus Kostengründen einstellen, denn er hatte bis zu diesem Zeitpunkt die ungeheure Summe von 45.000 britischen Pfund buchstäblich in den Sand gesetzt. Heute entspräche das mindestens einer Million Euro. Jedoch gelang es Carter, ihn zu einer weiteren Grabungssaison zu überreden.

Der Fund der Grabkammer

Lord Carnavon auf den Stufen zum Grab Tutanchamun und Howard Carter (links)

Direkt unterhalb des Eingangs zum Grab Ramses VI befanden sich Reste steinerner Bauarbeiterhütten, die vor ca. 3000 Jahren errichtet worden waren. Hier begannen 50 Arbeiter am 1. November 1922 mit der Arbeit. Sie trugen die Hütten ab, um unter deren Fundamente vorzustoßen. Bereits am 4. November hatten seine Arbeiter eine Treppe zum Eingang in ein Grab gefunden. Carter erkannte am amtlichen Siegel der thebanischen Totenstadt sofort, dass dahinter eine hochrangige Persönlichkeit bestattet wurde. Er bohrte ein Loch in die Tür, führte eine Lampe hindurch, und sah einen Gang, der mit Steinen und Geröll gefüllt war. Am nächsten Tag schickte er ein Telegramm an Lord Carnarvon: „habe endlich wunderbare Entdeckung im Tal gemacht; ein großartiges Grab mit unbeschädigten Siegeln; bis zu Ihrer Ankunft alles wieder zugedeckt. Gratuliere!“ Drei Wochen später trifft der Lord mit seiner Tochter, Lady Evelyn, in Luxor ein.

Am 24. November 1922 waren Carnarvon und seine Tochter am entdeckten Grab. Als sie die zugeschütteten Stufen wieder freigelegt hatten, standen sie vor der vermauerten Öffnung und entdeckten an der Unterkante der Tür ein weiteres Siegel. Es trug die Königszeichen Tutanchamuns. Vor Freude umarmten sich Carnavon und Carter. Nun erst bestand die Gewissheit, das Grab gefunden zu haben, nach dem sie sechs Jahre gesucht hatten. Einen Tag später wurde der Torverschluss abgebaut und die Arbeiter befreiten den 7,60 m langen Korridor vom Schutt. Am 26. November standen sie vor einer Steintür. Carter und Arthur Callender, den er Anfang November aufgesucht und zur Mitarbeit gewonnen hatte, durchstießen diese mit einer Eisenstange. Heiße Luft, die Jahrtausende lang nicht entweichen konnte, schoss ihnen entgegen. Carter hielt eine Kerzenflamme in den Luftzug, um sicher zu sein, dass sie keine giftigen Gase enthielt.. Er erweiterte das Loch und führte eine Kerze hindurch, die wegen der aus der Kammer entweichenden heißen Luft flackerte. Bald tauchten seltsame Tiere, Statuen und schimmerndes Gold vor seinen Augen auf. Als Lord Carnarvon die Ungewissheit nicht länger ertragen konnte und fragte: „Können Sie etwas sehen?“ war alles, was Carter herausbringen konnte: „Ja, wunderbare Dinge!“ Sie blickten in die sogenannte Vorkammer. Allein in dieser Vorkammer registrierten sie später zwischen sechs- und siebenhundert Objekte und auch die angrenzende Nebenkammer glich einem Warenlager. Sie hatten ein unbeschädigtes Grab gefunden.

Am Mittwoch, den 29. November, war die “offizielle” Öffnung des Grabes. Hierfür waren ca. 20 Personen eingeladen. Um 12.30 h wurde Lunch in der Nähe von Grab Nr. 15 gereicht. Anschließend öffneten Lady Allenby und H.E. the Mudir of Kena mit Lord Carnarvon und Carter das Grab. Ungefähr um 15.00 Uhr wurde ein Bote nach Luxor geschickt mit einem Sonderbericht für “The Times”. Jetzt ging die Nachricht um die Welt.[10]

In Deutschland erfuhr die Öffentlichkeit von der großartigen Entdeckung durch Ludwig Borchardt, der bei der Freilegung einer Bildhauerwerkstatt in Amarna die Büste der Königin Nofretete gefunden hatte. Sein Vortrag vor der Vorderasiatischen Gesellschaft am 6. Dezember erschien am nächsten Tag in der "Vossische Zeitung".

Fachkollegen, Medienvertreter und sogar König Fu'ad I. strömten herbei. Lord Carnarvon stürzte sich in den Trubel, pflegte Kontakte und eilte von Empfang zu Empfang. Um eine seriöse Berichterstattung zu gewährleisten, hatte er mit der „London Times“ einen Exklusivvertrag für die Dauer der Grabung abgeschlossen.

Die Vereinbarung mit der Times sah eine Anfangszahlung von £5,000 vor und 75 % Tantieme auf die nachfolgenden Verkäufe der Zeitung an andere Zeitungen. Im Augenblick schien das eine gute Idee, sowohl in finanzieller als auch in praktischer Hinsicht, jedoch wurde der Exklusiv-Vertrag schnell als Affront nicht nur gegenüber der Presse in Ägypten, sondern auch in der restlichen Welt angesehen. Man darf nicht vergessen, dass die Zeitung damals das einzige Medium war, durch das Neuigkeiten verbreitet wurden. Carnarvon konnte mit den Pressevertretern noch diplomatisch umgehen. Nach dessen Tod sah sich Carter mit Beginn der neuen Grabungssaison im Herbst 1923 einem regelrechten „Guerilla-Krieg“ ausgesetzt, in dem auch die erste ägyptische Regierung eine Rolle spielen sollte.[11]

Das tägliche Leben

Luxor - Winter Palace Hotel Front von Nordwest
Luxor - Blick über den Nil zum Winter Palace Hotel

Besucher kamen vom Nil mit einem Esel. Links von der Mitte der historischen Aufnahme vom Tal der Könige ist der Unterstand, wo die Tiere warteten. Howard Carter baute diesen Unterstand für die Esel 1901-1902. Er befand sich direkt über den vergessenen Eingang von Grab KV 5.

Ungefähr 1911 baute Carter sein Haus (‘Castle Carter’) in Qurna (Gurna), das der Architekt Somers Clarke [12] für ihn entworfen hatte. Clarke war 1902 nach Ägypten gekommen und hatte sich ein Haus in der hier bekannten Bauweise aus Lehmziegeln gebaut, das sich 80 km südlich von Luxor befand und dem von Carter ähnlich sieht.[13]

Es ist nicht bekannt, wie Carter von Gurna oder seine Mitarbeiter, die in Luxor wohnten, das Tal der Könige erreichten. Es gibt jedoch ein Foto von Lord Carnarvons Auto vor Carters Haus. Überliefert ist ein Brief von Arthur Mace an seine Frau vom 15. März 1923 nach der Abreise von Lord Carnarvon nach Kairo “we have the use of the car again – rather a good thing now it is getting warmer as the road to the valley is a regular sun trap.” (Wir haben wir die Benutzung des Autos – eine ziemlich gute Sache, jetzt wo es wärmer wird und die Straße zum Tal eine regelrechte Sonnenfalle ist.)[14]

Auch musste das benötigte Arbeitsmaterial vom Nilufer herangeschafft werden. Von Luxor fuhr ein Zug nach Kairo, wo vieles eingekauft werden musste.

Die Arbeit in der Grabkammer

Unmittelbar nach Bekanntwerden des sensationellen Fundes waren aus allen Teilen der Welt Hilfsangebote eingegangen, die den Aufbau eines ambulanten Analyselabors sowie eines umfangreichen Lagers an Präpariermitteln und Verpackungsmaterial ermöglichten.

Zum Glück für Lord Carnarvon und Howard Carter arbeitete in Theben zur gleichen Zeit ein größerer wissenschaftlicher Stab des New Yorker Metropolitan Museums. Der Leiter der ägyptischen Abteilung dieses Museums, Albert M. Lythgoe, bot seinen englischen Kollegen sofort jede Hilfe an. Dadurch stand Carter - neben seinen beiden Zeichnern Walter Hauser und Lindsley Foote Hall - mit Harry Burton ein exzellenter Fotograf zur Verfügung, der auf Archäologie spezialisiert war. [15] Mit Arthur C. Mace,einem der Kuratoren des Museums, der in einem provisorisch in der Grabkammer des Königs Sethos’ II. eingerichtetem Labor arbeitete, erhielt Carter einen kundigen Konservator und Assistenten. Der Philologe Alan Gardiner nahm sich der Inschriften an und James H. Breasted von der Universität Chicago stelle seine Kenntnisse zur historischen Bedeutung der Siegelabdrücke zur Verfügung. Percy E. Newberry, der Carter dreißig Jahre zuvor erstmals nach Ägypten geholt hatte, untersuchte als Botaniker und Ägyptologe die Blumengaben. Alfred Lucas, ehemaliger Direktor der Abteilung für Chemie in der Antikenverwaltung in Kairo, untersuchte und konservierte mit Mace die organischen Materialien, wie Textilien, Öle und Fette. – Nie zuvor hatte es in der Geschichte der Archäologie eine so beispielhafte internationale Zusammenarbeit gegeben.

Es dauerte bis Mitte Februar 1923, als die Arbeit in der Vorkammer beendet war. Jeder Zoll des Bodens war nach der letzten Perle durchsiebt worden. Die Vorkammer war nun vollständig ausgeräumt und leer.

Am Freitag, den 17. Februar 1923, um zwei Uhr mittags, im Beisein von etwa 20 ausgewählten Augenzeugen, begann Carter Stein für Stein aus der Vermauerung zwischen der Vorkammer und der Sargkammer zu lösen. Dann stand er vor einer Wand aus massivem Gold, dem vergoldeten Holzschrein Tutanchamuns. In keinem anderen Pharaonengrab war je ein solcher Schrein gefunden worden. Er nahm fast die ganze Kammer ein, nur ein schmaler Umgang war frei geblieben. Von der Sargkammer aus konnten Carter und Carnarvon die angrenzende Schatzkammer betreten. Diese Kammer bot noch größere Überraschungen als die Vorkammer. Ein vergoldeter und von vier Schutzgöttinnen umstandener Kanopenschrein. Diese Göttinnen waren von solch Anmut und Schönheit, dass alle Gäste, die wegen der Enge der Kammer nur zu zweit hineingehen konnten, ergriffen waren. Für Lord Carnarvon wurde dieser Tag zum Höhepunkt seines Lebens.

Das Grab erhält die Nummer KV 62 (King Valley).[16]

Der Tod des Lords

Carnarvon war von einem Moskito in die Wange gestochen worden. Durch das Rasieren mit dem Messer entzündet sich der Stich. Am 14. März verließ er das Tal der Könige in Begleitung von Richard Bethell, dem Sohn des 3rd Baron Westbury, der seit Februar als eine Art Sekretär fungierte, um nach Kairo zu reisen. Der Arzt in Luxor riet ihm von der Reise ab. Carnavon hörte jedoch nicht auf ihn und fuhr nach Kairo, um mit Lacau über die zukünftige Arbeit im Grab und die Frage der Aufteilung des Fundes zu verhandeln. Lacau war jedoch krank und nicht zu sprechen.

Carnarvon lud Alan Gardiner zum Essen ein und klagte über Müdigkeit und Mutlosigkeit und darüber, dass sein Gesicht schmerze. Am 18. März erhielt Carter einen Brief von Lady Evelyn, die ihr Vater gebeten hatte, ihm zu berichten, dass er Lacau noch nicht sprechen konnte. Sie fährt dann fort, dass ihr Vater letzte Nacht Fieber bekommen habe und dass seine Drüsen geschwollen wären.

Aus Carters Tagebüchern ist bekannt, dass er am 20. März nach Kairo an das Krankenbett von Lord Carnavon im „Continental-Savoy Hotel“ reiste. Am 21. März schreibt er in sein Tagebuch:: „Found Ld. C. very ill with an acute attack of erysipelas[2] and blood poisoning.”

Sein Eintrag vom 26. März lautet: „Lord C. entwickelte eine Lungenentzündung. Lady Carnarvon angekommen.“ Lady Carnavon war mit dem Flugzeug angereist in Begleitung des Hausarztes Dr. Johnson. Auch Lord Porchester, der Sohn, traf in Kairo ein.

Und dann am 5. April “Poor Ld. C. died during the early hours of the morning.”

Nachdem Lady Carnarvon mit dem Sarg auf dem Schiff "Malova" am 14. April Ägypten verlassen hatte, kehrte Carter am 15. nach Luxor zurück.[17]

Am 30. April wurde lt. Arthur Mace ein Gedenkgottesdienst für Lord Carnavon abgehalten.[18]

Lord Carnavon wurde auf dem Familienbesitz in Highclere begraben.

Nach Lord Carnarvons Tod

Die Zeitungen machten aus dem Tod der Lords den Fluch des Pharao. Irgendwann wird es Carter zu bunt und er trat den „lächerlichen Geschichten“ mit Nachdruck entgegen. Es habe schon immer Grabflüche und Todeswünsche auf Inschriften gegeben, die jedoch dazu dienten, Respekt für die Toten einzufordern. Auch waren sie an die Bediensteten in den Nekropolen gerichtet, die ständig der Versuchung ausgesetzt waren, die Grab-Beigaben zu rauben und somit die Totenruhe zu stören. Er, Carter, gehe „an seine Arbeit gewiss mit Ehrfurcht und heiligem Ernst“ und die Keimfreiheit des Grabes sei wissenschaftlich erwiesen.

Damit Carters Arbeit fortgesetzt werden konnte, übernahm Carnarvons Witwe, Lady Almina, die Grabungskonzession.

Carnarvons Antiquitätensammlung

Anfang des 20. Jahrhunderts war es üblich, die Funde zu teilen zwischen dem Leiter der Ausgrabung (und seinem Sponsor wie Carnarvon) und der ägyptischen Regierung. In Highclere Castle sind die Objekte ausgestellt, die der 5. Earl aus Ägypten mitbrachte. Darunter befand sich jedoch nichts aus dem Grab von Tutanchamun.

Als Carter im November 1924 Die Sammlung von Lord Carnarvon auflistete, zählte sie 1.218 Objekte. Nach Carnavons Testament sollten die Antiquitäten, falls seine Frau sie verkaufen sollte, zuerst der Nation, also dem Britischen Museum, angeboten werden für 20.00 Pfund – was weit unter dem Wert war. Falls das Britische Museum sich verweigerte, sollte sie dem Metropolitan Museum in New York angeboten werden, zu einem Preis, der von Carter verhandelt und festgesetzt werden sollte.

Lady Carnavon, war nicht begeistert davon, die Sammlung der Nation zu einem Discount-Preis zu überlassen, jedoch folgte sie dem Willen des Lords, indem sie dem Britischen Museum diese anbot. Sie verlangte von dem Direktor die Zahlung der Summe bis 16 Uhr am gleichen Tag – wohl wissend, dass ein Museum eine solche „Deadline“ nicht erfüllen kann. Jetzt war der Weg frei, diese dem Metropolitan Museum of New York anzubieten,[19] das die Sammlung dann 1926 für $145,000 kaufte.[20]

Carter erwähnte in seiner Aufstellung, dass er „einige unbedeutende Teile“ in Highclere belassen hatte. Diese befanden sich in Schränken verstaut und wurden 1987 von der Familie entdeckt. Das Britische Museum und das Newbury Museum liehen einige Stücke aus, die ihnen vormals von der Familie Carnarvon überlassen waren, sodass jetzt in Highclere eine ägyptische Sammlung zu sehen ist. [21]

Werke

  • Earl of Carnarvon, George Edward Stanhope Molyneux Herbert, und Howard Carter: "Five Years' Explorations at Thebes, a record of work done 1907-1911" , Oxford University Press 1912
  • (Hier als Online-Buch)
  • Howard Carter: „Tutankhamen: The Politics of Discovery“. Eigendruck 1924. Verlag: Libri Publications Nachdruck 1998 ISBN- 978-1901965001

Literatur

  • Manfred-Guido Schmitz: Bad Schwalbach, Lord Carnarvon und das Grab des Tut-ench- Amun. M.-G. Schmitz, Kelkheim 1999, ISBN 3-922272-52-5.
  • Carter, Howard, A.C. Mace: Tut-ench-Amun: Ein Ägyptisches Königsgrab. Brockhaus, Leipzig 1924-1934. Neuauflage 1950.
  • Arnold C. Brackman: Sie fanden den goldenen Gott. Das Grab des Tutanchamun und seine Entdeckung. Bechtermünz, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-0333-9.
  • Carter, Howard. In: Brockhaus: Archäologie - Hochkulturen, Grabungsstätten, Funde. 2009, S. 131.
  • Gottfried Kirchner: Der Fluch des Pharao – Das Geheimwissen der alten Ägypter. In: TERRA X Rätsel alter Weltkulturen, Frankfurt 1986, Buch-Nr. 02353.
  • Nicholas Reeves: Das Tal der Könige. 2002, ISBN 3-8289-0739-3.
  • T.G.H. James: “Howard Carter”. Verlag: I B Tauris; 2.Auflage 2006. Sprache: Englisch. ISBN 978-1845112585.

Einzelnachweise

  1. Highclere Castle
  2. The Peerage
  3. Ahnen
  4. Alfred de Rothschild as collector and connoisseur
  5. Almina Wombwell
  6. Howard Carter, Arthur Cruttenden Mace: "The discovery of the tomb of Tutankhamen". London: Cassell, 1923, Neuauflage Dover Pubn Inc. 1985, ISBN 978-0486235004 - Introduction
  7. Nachruf im "Independent"
  8. Carnarvon in „Five Years' Explorations at Thebes, a record of work done 1907-1911“, Einleitung
  9. Brockhaus: Archäologie - Hochkulturen, Grabungsstätten, Funde, 2009, S. 131 → Carter, Howard
  10. Howard Carters Tagebücher Part 1: October 28 to December 31, 1922
  11. Nicholas Reeves in der Einführung zu dem Buch von „Tutankhamen: The Politics of Discovery“
  12. Bild von Clarkes Haus
  13. Bild von Carters Haus
  14. T. G. H. James: "Howard Carter", Seite 296
  15. The Pharaoh's Photographer: Harry Burton)
  16. Übersicht - KV 62, Grab des Tutanchamun (18. Dynastie) Theban Mapping Project
  17. Howard Carters Tagebuch im Griffith Institute in Oxford
  18. A.C. Mace Tagebuch im Griffith Institute
  19. Metmuseum Sammlung Ägpt. Kunst
  20. The life of Lord Carnavon
  21. Ägyptische Antiquitäten in Highclere