Sonnenuhr

Eine Sonnenuhr ist ein astronomisches Gerät, das den Stand der Sonne am Himmel zu einer genäherten Zeitangabe nützt. Sonnenuhren dienen heute vor allem zur Ausschmückung von Gebäuden und Plätzen, lassen aber bei geeigneter Bauweise und etwas Aufwand eine Ablesung auf eine bis fünf Minuten genau zu.
Zeitanzeige
Sofern die Sonnenuhr so konstruiert ist, dass sie bei Sonnenhöchststand 12 Uhr anzeigt, gibt sie die so genannte wahre Ortszeit an. Das ist insbesondere bei älteren Sonnenuhren der Fall. Diese Zeit unterscheidet sich von der Zeit der lokalen Zeitzone wie beispielsweise bei uns der MEZ
- um die geografische Längendifferenz zum Zonenmeridian, in Mitteleuropa 15° östlich von Greenwich,
- plus der Zeitgleichung, je nach Jahreszeit bis zu 16 Minuten verursacht durch die elliptische Erdbahn und die Neigung der Erdachse, sowie
- im Sommerhalbjahr ggf. um eine zusätzliche Stunde wegen der Sommerzeit
- gelegentlich um gesetzlich festgelegte Beträge, um die Zeit innerhalb einer Region zu vereinheitlichen (Spanien hat daher auch MEZ).
Im Fall des Bereichs der MEZ kann sie daher eine Differenz zur Zeit der Zeitzone von plus/minus 30-50 Minuten aufweisen, bzw. zur MESZ je nach geografischer Länge und Monat zwischen Null und -1¾ Stunden. Eine Beispielrechnung: Auf dem 11. östlichen Längengrad zeigt die Sonnenuhr am 10.7. 12 Uhr WOZ an. Um auf die offizielle Zeit zu kommen ist wie folgt zu rechnen: 12:00 + 0:16 – –0:05 + 1:00 = 13:21

Bei moderneren Sonnenuhren wird die Differenz zur Zonenzeit oft durch ein entsprechend modifiziertes Zifferblatt korrigiert. In manchen Fällen wird auch der Fehler berücksichtigt, der durch die Ellipsenbahn der Erde und die Neigung der Erdachse verursacht wird. Bei diesen Sonnenuhren sind die Linien, die einer bestimmten Uhrzeit entsprechen, nicht gerade sondern haben die Form einer flachen Acht, das so genannte Analemma. Aufgrund der Präzession der Erdachse mit einer Periode von 23.000 Jahren verschiebt sich der durch die elliptische Umlaufbahn bewirkte Effekt gegen die Jahreszeiten, so dass die Form des Analemmas innerhalb der Jahrtausende eine gewisse Veränderung erfährt.
Genauer wird die Anzeige, wenn der Schattenstab parallel zur Erdachse ausgerichtet ist, auf der Nordhalbkugel also nach Norden unter einem Winkel = geografische Breite. Dann sind die Zeitlinien auf einer horizontalen Fläche oder auf einer Wand ein Geradenbüschel mit dem Ursprung im Fußpunkt des Stabes.
Sonnenuhr-Typen
- Äquatorialsonnenuhr
- Horizontalsonnenuhr
- Vertikalsonnenuhr
- polare Sonnenuhr
- Analemmatische Sonnenuhr
- Kugelsonnenuhr
- Ringsonnenuhr
Geschichte
Die Sonnenuhr geht auf die griechische Antike um etwa 500 v. Chr. zurück, bzw. davor vermutlich auf die Babylonier. Im einfachsten Fall ist sie ein Gnomon (senkrechter Schattenstab) mit einigen Zeitmarken, vor allem mit der Mittagslinie, dem Meridian. Eine riesige Anlage dieser Form mit einem ägyptischen Obelisken als Gnomon ließ der römische Kaiser Augustus auf dem Marsfeld in Rom errichten.
In den Höfen von Klöstern und Stiften sind oft mehrere kunstvolle Sonnenuhren installiert, z.B. je eine auf der Ost-, Süd- und Westwand. Selbst auf der Nordwand eines auf der Nordhalbkugel befindlichen Gebäudes ist eine Sonnenuhr verwendbar, diese Konstruktion ist jedoch sehr selten zu finden und kann nur im Sommerhalbjahr die Zeit in den frühen Morgen- und späten Abendstunden anzeigen. Äquatoriale Sonnenuhren, Halbkugeln oder kugelförmige Exemplare bilden die Verhältnisse auf der Himmelskugel nach und finden sich oft in alten Bibliotheken und Kloster- oder fürstlichen Sternwarten.
Im 17. und 18. Jahrhundert war die "hohe Zeit" der Taschensonnenuhren, die oft klappbar und mit Kompass ausgeführt waren. Auch einfache Bauern-Uhren gab es, meist in Gestalt eines Messingringes, von denen manche Museen sogar Nachbauten zum Verkauf anbieten.
Zahlreiche Orte im Gebirge haben Hausberge, die nach Stunden der Sonnenuhr benannt sind, z.B. Zehner, Elfer und - am häufigsten - Zwölfer, Zwölfer- bzw. Mittagskogel usw. Die schönste dieser Bergsonnenuhren findet sich bei Sexten in den Südtiroler Dolomiten.
Siehe auch: Geschichte der Astronomie, sphärische Astronomie, Uhr, Zeitmessung, Messgerät
Weblinks
Vorlage:Commons2 Mit der Konstruktion, Restaurierung und Katalogisierung von Sonnenuhren beschäftigen sich die Mitglieder des Arbeitskreises Sonnenuhren in der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie e.V.
Einen bisher einmaligen Versuch, alle Sonnenuhren in der ältesten Stadt Deutschlands aufzulisten, lässt sich unter Sonnenuhren in Trier finden
Konstruktion von Sonnenuhren anschaulich erklärt http://www.eduvinet.de/gebhardt/astronomie/sonnenuhr.html
Viele Bilder und Infos zu Sonnenuhren http://f-dietz.de/start.htm
Eine umfassende und laufend erweiterte Liste von Links zu Sonnenuhren-Seiten weltweit http://www.infraroth.de/slinks.html
Viele Bilder von tragbaren Sonnenuhren http://www.horo.ch/astro/sys/index_de.html die einzelen Uhren können angeklickt werden, um eine Vergrösserung zu bekommen.
Kurt Fuchslocher hat viele Sonnenuhren konstruiert und gebaut, z.B. in Bad Mergentheim, Weikersheim, Röttingen.
Eine äquatoriale Sonnenuhr mit Lichtzeiger und analematischer Korrektur ist die Halbe Acht
Die HELIOS Sonnenuhr zeigt minutengenaue MEZ/MESZ, das Datum und die scheinbare Wanderung der Sonne über den Erdglobus (subsolarer Punkt) an. Sie arbeitet mit einem Hohlspiegel, der das Sonnenlicht als scharfen Lichtpunkt auf einen als Globus gestalteten Schirm projiziert. HELIOS Subsolaris
Literatur
Sehr gutes und fundiertes Buch über Sonnenuhren und ihre Konstruktion
Faszination Sonnenuhr, Arnold Zenkert, Verlag Harri Deutsch, ISBN 3-8171-1665-9
Die Sonnenuhren in Deutschland und der Schweiz werden beschrieben in
Sonnenuhren - Deutschland und Schweiz, Hugo Philipp, Daniel Roth, Willy Bachmann, Deutsche Gesellschaft für Chronometrie, Stuttgart (1994), ISBN 3-923422-12-1
Buchner, Edmund. Die Sonnenuhr des Augustus. Nachdr. Mainz an Rhein : Zabern, 1982. ISBN 3-8053-0430-7