Deutsche Motorrad-Straßenmeisterschaft
Die Deutsche Motorrad-Straßenmeisterschaft wird seit 1924 nur unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg ausgetragen. In den ersten Jahren waren nur deutsche Fahrer punktberechtigt, sodass nur Deutsche einen Titel erringen konnten. Im Laufe der Zeit wurde es auch ausländischen Fahrern möglich einen Titel zu holen, sodass die Meisterschaft heutzutage als Internationale Deutsche Straßenmeisterschaft (IDM) ausgetragen wird.
Geschichte
Vor dem Zweiten Weltkrieg
Die erste Deutsche Motorrad-Meisterschaft wurde 1924 in nur einem Wertungslauf auf dem Schleizer Dreieck in den Klassen bis 250 cm³, bis 500 cm³ und bis 1000 cm³ ausgetragen[1]. Die Titel sicherten sich Josef Stelzer und Franz Bieber, jeweils auf BMW, sowie der Megola-Pilot Toni Bauhofer. In den folgenden Jahren wurden Meistertitel in bis zu sechs verschiedenen Hubraumklassen, zwischen 175 und 1000 cm³, vergeben. 1926 setzte sich die Meisterschaft erstmals aus mehreren Läufen zusammen[1]. Fahrer wie Ewald Kluge, Walfried Winkler, Arthur Geiss, Heiner Fleischmann, Hermann Paul Müller, Wiggerl Kraus, Schorsch Meier, Karl Gall oder Ernst Jakob Henne, die auch international zur Spitzenklasse gehörten und in den Grand-Prix-Rennen um die Motorrad-Europameisterschaft sehr erfolgreich starteten, machten die deutsche Meisterschaft zu einer der bedeutendsten nationalen Serien überhaupt.
Die Meisterschaftsläufe, die beispielsweise auf dem Sachsenring, dem Nürburgring, der AVUS, dem Hockenheimring, der Eilenriede, dem Schleizer-, dem Grillenburger-, und dem Marienberger Dreieck, am Schauinsland, im Hamburger Stadtpark und am Feldberg im Taunus stattfanden, zogen jährlich hunderttausende Zuschauer an. Die erfolgreichsten Hersteller der Vorkriegszeit waren die Zschopauer DKW-Werke, die vor allem in den kleinen Klassen erfolgreich waren, NSU aus Neckarsulm und die Münchner BMW, die die großen Hubraumklassen dominierten.
Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde erstmals 1947 wieder eine deutsche Meisterschaft ausgefahren. Bis einschließlich 1950 wurde, obwohl Deutschland bereits geteilt war, eine gesamtdeutsche Meisterschaft ausgetragen. Viele der Fahrer, die schon vor dem Krieg erfolgreich waren und von denen einige erst Ende der 1940er Jahre aus Haft oder Kriegsgefangenschaft entlassen wurden, nahmen wieder teil. In den ersten Jahren starteten die Piloten auf teils völlig veralteten Vorkriegsmaschinen, die man "gerettet", wiederentdeckt oder mühsam aus noch vorhandenen Ersatzteilen aufgebaut hatte. Auch die Rennsport-begeisterten Zuschauer strömten wieder an die Strecken, so wurde der letzte gesamtdeutsche Meisterschaftslauf 1950 auf dem Sachsenring von ca. 400.000 Zuschauern besucht. Der Enthusiasmus dieser Zeit wich ab Beginn der 1950er Jahre wieder der Professionalität und die Hersteller BMW, DKW und NSU engagierten sich mit neu konstruierten Maschinen und Werksteams.
Von 1962 und 1987 wurden Titel in fünf verschiedenen Hubraumklassen, zwischen 50 und 500 cm³, vergeben. Zu den erfolgreichsten Piloten dieser Zeit gehörten Hans Georg Anscheidt, Dieter Braun und Toni Mang, die auch in der Weltmeisterschaft viele Titel einfahren konnten. 1983 wurde erstmals die Superbike-Klasse ausgetragen, in den folgenden Jahren wurden die Solo-Zweitakt-Klassen zu Gunsten der kostengünstigeren und populärer werdenden Sportproduktionsklassen aufgeben. 1999 wurde letztmalig die 500-cm³-Klasse ausgetragen, 2002 fand zum letzten mal eine 250er-DM statt.
Heute wird die Deutsche Motorrad-Straßenmeisterschaft als Internationale Deutsche Straßenmeisterschaft ausgetragen, steht auch internationalen Startern offen und beinhaltet die Klassen 125 cm³, Supersport, Superbike und Sidecar. Austragungsorte sind beispielsweise der Nürburgring, der Hockenheimring, der Sachsenring, Oschersleben und der Lausitzring.
Siegerlisten
Solo-Motorräder 1924 bis 1939
Solo-Motorräder seit 1947
Hubraumklassen
Sportproduktionsklassen
Neben den, durch den Hubraum begrenzten Klassen, wurde die deutsche Meisterschaft auch für andere internationale Klassen ausgeschrieben. So sind in der Superbike-Klasse je nach Zylinderzahl bis zu 1200 cm³ Hubraum (Supersport 750 cm³) erlaubt.
1 – nur Superbike-Cup, keine offizielle Deutsche Meisterschaft
Seitenwagen
Zu Beginn der Deutschen Straßenmeisterschaft wurden auch die Seitenwagenklassen nach Hubraum unterteilt. Zunächst in 1200 und 600 cm³, später dann in 750 und 500 cm³.
Jahr | 600 cm³ | 1200 cm³ |
---|---|---|
1947 | Hermann Böhm / Karl Fuchs (NSU) | Sepp Müller / Josef Wenzhofer (BMW) |
1948 | Hermann Böhm / Karl Fuchs (NSU) | Sepp Müller / Karl Fuchs bzw. Karl Rührschneck (BMW) |
1949 | Max Klankermeier / Hermann Wolz (BMW) | Sepp Müller / Karl Rührschneck (BMW) |
1950 | Hermann Böhm / Karl Fuchs (NSU) | Wiggerl Kraus / Bernhard Huser (BMW) |
Jahr | 500 cm³ | 750 cm³ |
1951 | Wiggerl Kraus / Bernhard Huser (BMW) | Sepp Müller / Hermann Huber (BMW) |
1952 | Schorsch Eberlein / Ernst Sauer (BMW) | Fritz Hillebrand / Georg Barth (BMW) |
Ab der Saison 1953 wurde die international nicht mehr ausgeschriebene 750-cm³-Klasse abgeschafft und nur noch Seitenwagen mit Hubräumen bis 500 cm³ erlaubt. Das technische Reglement der Klasse änderte sich im Laufe der Jahre immer wieder. Im Jahre 2007 waren Seitenwagen mit einem Hubraum vom 850 bis 1200 cm³ zugelassen.
Jahr | Fahrer | Maschine |
---|---|---|
1953 | Wiggerl Kraus / Bernhard Huser | BMW |
1954 | Wilhelm Noll / Fritz Cron | BMW |
1955 | Willi Faust / Karl Remmert | BMW |
1956 | Wilhelm Noll / Fritz Cron | BMW |
1957 | Fritz Hillebrand / Manfred Grunwald | BMW |
1958 | Walter Schneider / Hans Strauß | BMW |
1959 | August Rohsiepe / Arthur Gardyancik | BMW |
1960 | Helmut Fath / Alfred Wohlgemuth | BMW |
1961 | Max Deubel / Emil Hörner | BMW |
1962 | Max Deubel / Emil Hörner | BMW |
1963 | Max Deubel / Emil Hörner | BMW |
1964 | Max Deubel / Emil Hörner | BMW |
1965 | Max Deubel / Emil Hörner | BMW |
1966 | Georg Auerbacher / Wolfgang Kalauch | BMW |
1967 | Siegfried Schauzu / Horst Schneider | BMW |
1968 | Helmut Fath / Wolfgang Kalauch | BMW |
1969 | Siegfried Schauzu / Horst Schneider | BMW |
1970 | Heinz Luthringshauser / Armgard Neumann | BMW |
1971 | Siegfried Schauzu / Wolfgang Kalauch | BMW |
1972 | Siegfried Schauzu / Wolfgang Kalauch | BMW |
1973 | Helmut Schilling / Harald Mathews | |
1974 | Werner Schwärzel / Karl-Heinz Kleis | BMW |
1975 | Werner Schwärzel / Andreas Huber | BMW |
1976 | Siegfried Schauzu / Wolfgang Kalauch | BMW |
1977 | Siegfried Schauzu / Lorenzo Puzo | Schmid-Yamaha |
1978 | Werner Schwärzel / Anreas Huber | Fath |
1979 | Werner Schwärzel / Anreas Huber | Busch-Yamaha |
1980 | Werner Schwärzel / Anreas Huber | Busch-Yamaha |
1981 | Werner Schwärzel / Anreas Huber | Seymaz-Yamaha |
1982 | Werner Schwärzel / Anreas Huber | Seymaz-Yamaha |
1983 | Werner Schwärzel / Anreas Huber | Seymaz-Yamaha |
1984 | Werner Schwärzel / Anreas Huber | LCR-Yamaha |
1985 | Werner Schwärzel / Bruno Hiller | LCR-Yamaha |
1986 | Rolf Steinhausen / Bruno Hiller | Busch-Yamaha |
1987 | Rolf Steinhausen / Bruno Hiller | Busch-Yamaha |
1988 | Masato Kumano / Markus Fahrni | LCR-Honda |
1989 | Masato Kumano / Eckart Rösiger | LCR-Honda |
1990 | Ralph Bohnhorst / Thomas Böttcher | LCR-Honda |
1991 | Ralph Bohnhorst / Bruno Hiller | LCR-Yamaha |
1992 | Ralph Bohnhorst / Bruno Hiller | LCR-Yamaha |
1993 | Erwin Neumayer / Peter Höss | LCR-Yamaha |
1994 | Ralph Bohnhorst / Siegfried Zillmann | LCR-Yamaha |
1995 | Reinhold Hollweg / Oliver Mädler | LCR-Yamaha |
1996 | Ralph Bohnhorst / Eckart Rösiger | LCR-Honda |
1997 | Jörg Steinhausen / Frank Schmidt | LCR-Honda |
1998 | Jörg Steinhausen / Frank Schmidt | SR-Suzuki |
1999 | Jörg Steinhausen / Frank Schmidt | SR-Suzuki |
2000 | Mike Roscher / Torsten Gries | LCR-Suzuki |
2001 | Jörg Steinhausen / Axel Kölsch | SR-Suzuki |
2002 | Sepp Doppler / Bernhard Wagner | LCR-Yamaha |
2003 | Jörg Steinhausen / Trevor Hopkinson | SR-Suzuki |
2004 | Jörg Steinhausen / Trevor Hopkinson | SR-Suzuki |
2005 | Josef Moser / Ueli Wäfler | LCR-Honda |
2006 | Markus Schlosser / Bernhard Wagner | LCR-Suzuki |
2007 | Markus Schlosser / Adolf Hänni | LCR-Suzuki |
2008 | Harald Hainbucher / Peter Adelsberger | RSR-Suzuki |
2009 | Markus Schlosser / Thomas Hofer | LCR-Suzuki |
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Jürgen Müller: Die Geschichte des Schleizer Dreieckrennens. www.pro-schleizer-dreieck.de, abgerufen am 14. April 2009.