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Fitna (Islam)

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Der islamische Begriff Fitna bezeichnet schwere Zeiten, in denen vermehrt mit Glaubensspaltung und Glaubensabfall gerechnet werden kann.

Das arabische Wort فتنة / fitna (pl. fitan) taucht im Koran mehrmals auf in der Bedeutung „schwere Prüfung“ bzw. „Versuchung durch Gott“ auf. Gemeint ist eine Prüfung oder Versuchung, die so schwer ist, dass der Glaube (insbesondere der „Glaubensschwachen“) gefährdet ist.

Eine andere Bedeutung, die in zahlreichen Hadithen aufscheint, kann mit „Aufruhr gegen die göttliche Ordnung“ umschrieben werden, im Sinne von Glaubensspaltung und Glaubensabfall. Als Fitna par excellence (oder „große Fitna“) gelten die Ereignisse rund um die Schlacht von Siffin 657 und die Herrschaft Muʿāwiyas I., insbesondere die Abspaltungen der Schiiten und Charidschiten. Seitdem bezeichnet Fitna auch Unruhen, Zwist bzw. Aufruhr in der islamischen Gemeinschaft, meist in Verbindung mit Sekten, die von der Mehrheit der Gläubigen (al-dschumla) abgefallen sind.

Historisches

Erste Fitna

656–661: Erster islamischer Bürgerkrieg. Längeres Ringen um das Kalifat nach dem Mord an Kalif Uthman ibn Affan (656).

Zweite Fitna

683–685: Bürgerkrieg unter den Umayyaden zur Erlangung der Kontrolle über das Kalifat nach dem Tode von Muʿāwiya I. (680).

Dritte Fitna

Um 1030: Der dritte Bürgerkrieg am Ende der Regentschaft der Kalifen von Córdoba.

Literatur

  • The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden 1991. Band II, S. 930 (Fitna)
  • David B. Cook: Studies in Muslim Apocalyptic (Studies in Late Antiquity and Early Islam). Darwin Press, 2003, ISBN 0-87850-142-8.
  • Gilles Kepel: Fitna. Guerre au coeur de l’islam, 2004, Interview in: El Watan Newspaper (bezugnehmend auf sein Buch Fitna. War Inside Islam, übersetzt in fünf Sprachen).
  • André Clot: Das maurische Spanien. 800 Jahre islamische Hochkultur in Al Andalus. Aus dem Französischen von Harald Ehrhardt. Albatros, Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-96116-5.
  • Henri Laoust: Les schismes dans l'Islam. Payot, Paris 1965.