Zum Inhalt springen

Sepp Dietrich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. Juli 2010 um 07:08 Uhr durch Roland1950 (Diskussion | Beiträge) (Kat eingefügt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Josef Dietrich bei der Verleihung der Brillanten zum Ritterkreuz

Josef „Sepp“ Dietrich (* 28. Mai 1892 in Hawangen, Landkreis Unterallgäu; † 21. April 1966 in Ludwigsburg) war Befehlshaber der Leibwache (Leibstandarte SS Adolf Hitler) Adolf Hitlers sowie SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS. Er wurde nach dem Krieg als Mitverantwortlicher für das Malmedy-Massaker und wegen seiner Rolle bei Morden in Zusammenhang mit dem sogenannten Röhm-Putsch zu Freiheitsstrafen verurteilt.

Leben

Jugend und Werdegang

Dietrich absolvierte eine Lehre als Fleischer und war anschließend in Hotels des In- und Auslands sowie als Expedient tätig. 1911 gehörte er kurzzeitig der bayerischen Armee an. Bei Kriegsbeginn 1914 freiwillig eingetreten, diente er u. a. bei der Feldartillerie. Gegen Kriegsende war er bei der Bayerischen Sturmpanzerwagen-Abteilung 15 und damit einer der ersten Angehörigen einer deutschen Panzertruppe. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz (I. und II. Klasse) ausgezeichnet und zum Vizefeldwebel befördert.

Nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg trat er dem Reichswehrregiment 1 in München bei und wurde in die bayerische Landespolizei als Wachtmeister übernommen. Als Mitglied des Freikorps Oberland war er an der Niederschlagung der Revolution und an der Beseitigung der Räteherrschaft beteiligt. Außerdem kämpfte er im Mai 1921 in Oberschlesien gegen die polnischen Übergriffe auf deutsches Territorium.

Als ehemaliger Freikorps-Angehöriger gehörte Dietrich in den 20er Jahren auch dem Stoßtrupp Adolf Hitler an und nahm am 9. November 1923 am Putschversuch Hitlers und Ludendorffs (Hitler-Ludendorff-Putsch) in München teil. 1927 verließ er den bayerischen Polizeidienst und lebte von wechselnden Beschäftigungen.

Eintritt in die NSDAP und in die SS

Josef Dietrich wurde am 1. Mai 1928 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer: 89.015) und trat nur wenig später, am 5. Mai 1928, in die SS (SS-Mitgliedsnummer: 1.177) ein. Dort stellte er in München die 1. SS-Standarte auf und führte dort den „Sturm 1“ (den späteren „SS-Traditionssturm“) bis Juni 1928. Am 1. Juni 1928 wurde er zum SS-Untersturmführer ernannt und erhielt bereits am 18. November 1929 den Rang eines SS-Standartenführers. Bei der Reichstagswahl 1930 wurde Dietrich Reichstagsabgeordneter der NSDAP. Sein Mandat behielt Dietrich auch nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten bis Kriegsende 1945 im dann funktionslosen Reichstag.[1]

Innerhalb der SS machte Dietrich rasch Karriere. Am 11. Juli 1930 erfolgte seine Ernennung zum SS-Oberführer. Beim Stennesputsch im Jahre 1931 zeigte er unbedingte Loyalität zu Adolf Hitler. Er erhielt deshalb am 18. Dezember 1931 den Dienstgrad eines SS-Gruppenführers und wurde mit der Führung des SS-Oberabschnittes „Nord“ (Hamburg) betraut.

Drittes Reich

Im März 1933 wurde er zum „persönlichen Begleiter des Führers“ ernannt und übernahm den Schutz des Diktators als hauptberuflicher Leiter des „SS-Wachbataillon Berlin“. Eine herausragende Rolle übernahm Dietrich bei der Liquidierung der SA-Führungsspitze während des „Röhm-Putsches“: Mit Angehörigen der ersten und zweiten Schützenkompanie der SS-Leibstandarte Adolf Hitler reiste Dietrich in der Nacht vom 29. zum 30. Juni nach Bayern, wo er Hitler zur Verhaftung der Führungsspitze der SA nach Bad Wiessee begleiten sollte. Da die Abordnung der Leibstandarte sich verspätete, entschloss Hitler sich kurzfristig, nur begleitet von einem Kommando der Bayerischen Politischen Polizei nach Wiesee zu reisen. Dietrich und seine Leute beteiligten sich stattdessen an der Sicherung der Stadt München. Auf Anordnung Hitlers organisierte Dietrich am frühen Abend des 30. Juni zusammen mit seinem Adjutanten Josias zu Waldeck und Pyrmont die Erschießung von sechs der in Wiessee und München verhafteten SA-Führer (nämlich Hans Hayn, Edmund Heines, Hans Adam von Heydebreck, Wilhelm Schmid, August Schneidhuber, Hans Erwin von Spreti-Weilbach) durch Angehörige der Leibstandarte im Gefängnis München-Stadelheim. Auf dem Gelände der Kadettenanstalt Lichterfelde ließen Dietrichs Stellvertreter Jürgen Wagner und Siegfried Taubert vom 30. Juni bis 2. Juli 1934 noch mindestens vierzehn weitere SA-Angehörige exekutieren. In Auszeichnung für seine Verdienste am 30. Juni wurde Dietrich einige Tage später mit Wirkung zum 1. Juli 1934 von Adolf Hitler zum Obergruppenführer der SS befördert. Aus dem „SS-Wachbataillon“ wurde 1934 die „1. SS-Standarte Adolf Hitler“ gebildet.

Zweiter Weltkrieg

Josef „Sepp“ Dietrich in alliierter Haft (um 1946)

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Dietrich Kommandeur der zur Division ausgebauten Leibstandarte und zuletzt Oberbefehlshaber über die 6. SS-Panzerarmee, zu der vier SS-Panzerdivisionen der Waffen-SS gehörten und die neben zwei weiteren Armeen ab 15. Dezember 1944 in der Ardennenoffensive eingesetzt war. Die zunächst nur als Wachsoldaten ausgebildeten SS-Männer wurden unter seiner Führung für Kriegsverbrechen und ihre Kriegsführung bekannt, die zu hohen Verlusten führte, aber auch enorme militärische Erfolge erbrachte. Dietrich wurde mehrfach ausgezeichnet. 1942 erhielt er von Hitler eine persönliche Dotation von 100.000 Reichsmark.[2][3] Am 20. April 1942 wurde er auf Vorschlag Heinrich Himmlers als „dienstältester Panzergeneral des Heeres“ zum „SS-Oberst-Gruppenführer der Waffen-SS und Generaloberst der Panzertruppen“ befördert.[2][4][5] Doch er wurde anscheinend wohl nicht über seine Beförderung informiert. So begann er erst ab dem 23. August 1944 seine neuen Rangabzeichen als SS-Oberst-Gruppenführer der Waffen-SS zu tragen.[6]

Am Ende des Krieges nahm er mit der der 6. SS-Panzerarmee an der Schlacht um Wien teil.

Nach Kriegsende

Datei:Proces w dachau.jpg
Josef Dietrich als Nr. 11 während des Malmedy-Prozess in Dachau

Dietrich wurde 1946 im Malmedy-Prozess, in welchem die Erschießung von über 70 amerikanischen Kriegsgefangenen durch eine Einheit der Waffen-SS verhandelt wurde, zu lebenslänglicher Haft verurteilt. 1955 wurde er im Rahmen eines Bewährungsverfahrens begnadigt und aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen, nachdem seine Strafe schon 1951 in 25-jährige Haft umgewandelt worden war.

Seine Verbrechen im Zusammenhang mit dem Röhm-Putsch wurden 1957 vor dem Schwurgericht in München aufgerollt. Am 14. Mai 1957 wurde Dietrich wegen Beihilfe zum Totschlag zu einer Gefängnisstrafe von 18 Monaten verurteilt, von denen er sechs Monate von August 1958 bis Februar 1959 in der Justizvollzugsanstalt Landsberg verbüßte.

Dietrich blieb zeitlebens ein überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus und engagierte sich in der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS (HIAG).[2] An seiner Beerdigung nahmen 7.000 Menschen teil, überwiegend aus den Reihen der Waffen-SS.

Auszeichnungen

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

Auszeichnungen in der Zeit des Nationalsozialismus

Literatur

Commons: Josef Dietrich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sepp Dietrich in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
  2. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 110
  3. Gerd R. Ueberschär, Winfried Vogel: Dienen und Verdienen. Hitlers Geschenke an seine Eliten. Frankfurt 1999, ISBN 3-10-086002-0
  4. Mark C. Yerger: Allgemeine SS. The Commands, Units and Leaders of the General SS. Schiffer Publishing Ltd 1997, S. 144, ISBN 0-7643-0145-4
  5. Andrew Mollo: Uniformen der Waffen-SS. Bekleidung - Abzeichen - Ausrüstung - Ausstattung. Podzun-Pallas-Verlag 1993, ISBN 3-7909-0490-2, S. 154
  6. Andrew Mollo: ebenda

Vorlage:Navigationsleiste Generaloberste