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Kraftstofftank

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Der Kraftstofftank ist ein Behälter, in dem Kraftstoff (Gas, Benzin, Diesel..) zum Betrieb eines Verbrennungsmotor gelagert wird. Im Gegensatz zu einem Lagerbehälter ist der Tank mit der Maschine verbunden.

Kraftstofftanks in einem Schiff werden Bunker genannt, ein Begriff, der noch aus der Dampfschiffzeit mit Kohle als Treibstoff stammt.

Automobil

Der Kraftstofftank eines Automobils befindet sich im Regelfall aus Sicherheitsgründen unter den Rücksitzen oder vor der Hinterachse. Er kann aus Stahl oder Kunststoff hergestellt sein. Kraftstofftanks aus Kunststoff haben den Vorteil, dass sie fertigungsbedingt den Gegebenheiten des Fahrzeugbodens besser angepasst werden können. Durch immer bessere Stähle können auch hiermit komplexe Geometrien erreicht werden. Als Kunststoff wird ein Thermoplast, mit Ruß eingefärbtes HDPE (hoch dichtes Polyethylen), verwendet. Die schwarze Einfärbung benötigt man, um das HDPE unempfindlicher gegenüber dem Sonnenlicht zu machen.

Siehe auch: Nachtank-Erkennung

Herstellverfahren Kunststoffkraftstoffbehälter = KKB

Das Herstellverfahren für Kunststoffkraftstoffbehälter (KKB) ist das Extrusionsblasformen.

Nach der manuellen oder automatischen Entnahme aus dem Werkzeug wird die sogenannte Blase, der Rohling des KKB in eine Kalibrieranlage gelegt. In dieser Anlage hält man den KKB an den wichtigen Stellen; Anlage- und Montageflächen; in Form. Während der Abkühlphase des heißen KKBs würde sich sonst eine unkontrollierte Verformung einstellen und der KKB könnte nicht mehr im Fahrzeug montiert werden.

In weiteren Arbeitsschritten schneidet man Löcher, um die Kraftstoffpumpe und den Geber für die Kraftstoffanzeige einzusetzen und Nippel anzuschweißen. Späne, die in den KKB hineinfallen, sind vor der restlichen Montage zu entfernen. Außerdem können weitere Bauteile wie Halter, Winkel, Klips und das Einfüllrohr angebracht werden. Nach vollständiger Montage der Anbauteile erfolgt eine Dichtheitsprüfung, um alle Anschlüsse zu kontrollieren.


Funktionsweise Kraftstoffbehälter

Betankung

Über den Einfüllstutzen und das Einfüllrohr fließt der Kraftstoff, Benzin oder Diesel, in den Kraftstoffbehälter. Die darin enthaltene Luft entweicht über einen Nippel durch die Betankungsentlüftung nach außen. Die Position des Betankungsentlüftungsnippels auf dem Tank muss so sein, dass das Füllvolumen bei einer 4°-Neigung des Fahrzeuges während der Betankung immer gleich bleibt. Außerdem muss der Querschnitt so ausgelegt sein, dass eine Füllgeschwindigkeit von 50 Litern pro Minute erreicht werden kann. Dies ist ein Prüfwert verschiedener Automobilhersteller, da die Füllgeschwindigkeit bei öffentlichen Zapfsäulen wesentlich niedriger ist.

Wenn der einfließende Kraftstoff, beziehungsweise davon aufsteigende Blasen, im Einfüllrohr nach oben steigen und die Zapfpistole erreichen, schaltet diese ab, und der Tank ist gefüllt. Deshalb kann man nach dem ersten Abschalten der Zapfpistole immer noch ein wenig nachtanken, da sich die Kraftstoffoberfläche beruhigt hat und keine weiteren Blasen durch Verwirbelung des einströmenden Kraftstoffes entstehen.


Betrieb

Um die Ausdehnung des Kraftstoffes bei Erwärmung auffangen zu können, wird entweder der Kraftstoffbehälter circa 15% - 20 % größer ausgelegt als das angegebene Füllvolumen oder es existiert ein zusätzliches, sogenanntes Expansionsvolumen. Bei einem Nennvolumen = Tankinhalt von 60 Litern bedeutet dies ein Volumen des Kraftstoffbehälters von etwa 70 Litern.

Die Entlüftung des Tankes während des Betriebes erfolgt durch die Betriebsentlüftung, auch Kraftstoffverdunstungsanlage genannt, welche einen kleineren Durchmesser als die Betankungsentlüftung hat. Der Betriebsentlüftungsnippel ist im allgemeinen am höchsten Punkt des Tankes angebracht. Bei der Betankung darf die Betriebsentlüftung nicht geöffnet sein, da sonst der Tank bis zu seinem maximalen Volumen befüllt werden kann. Durch Sonneneinstrahlung dehnt sich der Kraftstoff aus und könnte bis zum Aktivkohlefilter fließen und diesen zerstören.

Die Betriebsentlüftung führt zum Aktivkohlefilter, um die Kohlenwasserstoffe nicht an die Umwelt gelangen zu lassen. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, wird der Aktivkohlefilter während des Betriebes über ein elektronisch gesteuertes Ventil abhängig von der Motorsteuerung und den Lastzuständen des Motors von den angereicherten Kohlenwasserstoffen geleert. Dazu wird die Verbindung zum Kraftstofftank mit dem Ventil verschlossen um dort keinen Unterdruck zu erzeugen. Die Ansaugung der Luft zum Leeren des Aktivkohlefilters erfolgt über eine separate Frischluftöffnung am Filtergehäuse. Um zu verhindern, dass bei einem Fahrzeug-Überschlag Kraftstoff in den Aktivkohlefilter läuft und damit über die Frischluftöffnung des Filters in die Umwelt austritt, ist in der Leitung ein Roll-Over-Valve, ein Überschlag-Ventil installiert.

Der Verschluss der Betriebsentlüftung während des Betankens erfolgt entweder durch einen mechanischen Hebel, der durch den Tankdeckel betätigt wird, oder durch das elektronisch gesteuerte Ventil in der Leitung zum Aktivkohlefilter.

Umweltanforderungen

Aufgrund immer strenger werdender gesetzlicher Vorschriften, vor allem in den USA und dort im speziellen Kalifornien, muss die Emission von Kohlenwasserstoffen immer weiter reduziert werden. Die Zulassung und somit der Verkauf von Fahrzeugen in Kalifornien hängt von der Emission dieser Kohlenwasserstoffe ab. Dies gilt nicht nur für den Kraftstofftank und der Leitungen, sondern für das Gesamtfahrzeug. Diese Forderungen werden nach und nach auch in Europa bindend, sodass bei der Entwicklung und Herstellung von Kraftstofftanks die Materialauswahl eine zunehmende Rolle spielt.

Der normalerweise verwendete Kunststoff für den Tank, HDPE, ist für Kohlenwasserstoffe auf Molekülebene durchlässig. Die Anreicherung des HDPE mit Kraftstoff ist auch ein Problem für das Recycling, da sich die Wände des Tanks mit den Kohlenwasserstoffen "vollsaugen". Um dies zu verhindern, gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Eine mögliche Methode ist das Fluorieren der Tankinnenseite während des Aufblasvorganges. Dazu wird der vollständig aufgeblasene Tank mit Fluor gespült und anschließend mit Stickstoff vom Fluor gereinigt. Das Fluor bildet eine Schutzschicht auf der Innenseite des Tankes und reduziert die Emission der Kohlenwasserstoffe.
  • Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Selar. Dies ist die Bezeichnung für eine mechanische Mischung von PE und PA = Polyamid, da sich die beiden Kunststoffe aufgrund ihrer Molekülstruktur nicht miteinander verbinden lassen. Ein Granulat-Gemisch dieser Kunststoffe wird in den Extruder eingefüllt und somit mechanisch vermischt. PA hat den Vorteil, dass die Kohlenwasserstoffe nicht hindurchdiffundieren und somit auch bei Selar die Diffusion reduziert wird. Man kann sich hierbei die PA-Molekülketten als eingelagertes Labyrinth im PE vorstellen.
  • Das heute allgemein verwendete Verfahren für Kunststofftanks ist ein Multilayertank, also Mehrschichttank. Die Wand eines solchen Tankes besteht von außen nach innen aus schwarzem PE, Haftvermittler, PA, Haftvermittler, Regranulat aus PE und naturfarbenem = weißlichem PE. Den Haftvermittler benötigt man, um eine chemische Verbindung zwischen PE und PA zu erhalten.


Testverfahren Kunststoffkraftstoffbehälter

Kunststoffkraftstoffbehälter sind verschiedenartigsten Belastungen ausgesetzt. Um diese bei einer Neuentwicklung zu simulieren, gibt es unterschiedliche Prüfungen, von denen hier zwei exemplarisch beschrieben werden. Speziell für die Überprüfung der oben erwähnten Kohlenwasserstoffanreicherung und Diffusion gibt es noch eine Reihe weiterer Tests, die sich über mehrere Wochen erstrecken.

  • Falltest:

Die Blase des KKB wird auf -40° Celsius abgekühlt, dann mit Glycerin zu 2/3 befüllt und von einem Turm auf die Ecken fallen gelassen. Bei diesem Falltest dürfen keine sichtbaren Risse oder Brüche an der Sichtseite des Rohlings auftreten.

  • Brandtest:

Der komplett montierte Kraftstoffbehälter wird in ein Fahrzeug eingebaut, meistens nur der Hinterwagen, da ein komplettes Fahrzeug zu teuer wäre, und dann für 2 Minuten einem offenen Feuer über einem Rost ausgesetzt. Bei diesem Brandtest dürfen am Tank und Einfüllrohr keine Leckstellen entstehen.