Zum Inhalt springen

Fußball-Weltmeisterschaft 1934

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. Juli 2005 um 22:35 Uhr durch RobotE (Diskussion | Beiträge) (robot Ändere: nl). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Fußball-Weltmeisterschaft 1934 - Italien
Campionato Mondiale Di Calcio
Anzahl Nationen 32 (16 Endrunde)
Weltmeister Italien
Austragungsort Italien
Eröffnung 27. Mai 1934
Endspiel 10. Juni 1934
Zuschauer 390.000 (23.000 pro Spiel)
Tore 70 (4,1 pro Spiel)
Torschützenkönig Oldrich Nejedlý (Tschechoslowakei) 5 Tore

Die 2. Fußball-Weltmeisterschaft wurde vom 27. Mai - 10. Juni 1934 in Italien ausgetragen.

Es war die erste Fußball-Weltmeisterschaft, die auf europäischem Boden ausgetragen wurde. Das Turnier erhielt jedoch durch den fußballbegeisterten italienischen Diktator Benito Mussolini einen faden Beigeschmack, da er zum einen die WM zu propagandistischen Zwecken missbrauchte. Zum anderen, weil er direkt auf die Spiele Einfluss nahm, indem er Schiedsrichter bestach beziehungsweise unter Druck setzte.
Italien gewann seinen ersten Weltmeistertitel. Die Deutsche Fußballnationalmannschaft wurde Dritter, Österreich Vierter. Die Schweiz erreichte das Viertelfinale.

Austragungsorte

In insgesamt acht Stadien wurde die WM 1934 ausgetragen. In Turin, Neapel und Florenz wurden eigens zur WM neue Stadien erbaut. Alle anderen Stadien wurden extra zur WM renoviert. Als Folge des Baubooms ging die Lira auf Talfahrt und den Arbeitern wurden die Löhne gekürzt.

In folgenden Städten wurden WM-Spiele gespielt:

Bologna - Florenz - Genua - Mailand - Neapel - Rom - Triest - Turin

Qualifikation

32 Nationen aus Europa (21), Afrika/Asien (3), Nord- (4) und Südamerika (4) nahmen an der Qualifikation teil. Darunter war auch der Veranstalter Italien, der sich (im Gegensatz zu heute) gegen Griechenland durchsetzen musste. Die Deutsche Fußballnationalmannschaft gewann gegen Luxemburg mit 9:1 und konnte sich somit als Gruppenerster in der Gruppe 8 gemeinsam mit Frankreich für die Fußball-Weltmeisterschaft in Italien qualifizieren.

Uruguay nahm als Revanche für das geringe europäische Interesse an der WM 1930 nicht teil. Auch England boykottierte die WM, da die WM erneut nicht im Mutterland des Fußballs augetragen wurde.
Für Ägypten, Deutschland, Italien, die Niederlande, Österreich, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechoslowakei und Ungarn war es die erste Teilnahme an einer Fußball-Weltmeisterschaft.

Folgende Teams qualifizierten sich für die WM 1934:
Afrika/Asien: Ägypten (Info)
Europa: Belgien (Info) - Deutschland (Info) - Frankreich (Info) - Italien (Info) - Niederlande (Info) - Österreich (Info) - Rumänien (Info) - Schweden (Info) - Schweiz (Info) - Spanien (Info) - Tschechoslowakei (Info) - Ungarn (Info)
Nord- u. Mittelamerika: USA (Info)
Südamerika: Argentinien (Info) - Brasilien (Info)


Alle Spiele der Qualifikation: Statistik

Modus

Der Modus der Endrunde war denkbar einfach. Das ganze Turnier wurde im K.-o.-Modus (Sieger kommt weiter, Verlierer scheidet aus) ausgespielt. Dabei gab es für das Achtelfinale acht gesetzte Mannschaften, die schätzungsweise die stärksten Teams der WM darstellten. Dies waren im einzelnen: Argentinien, Brasilien, Deutschland, Italien, die Niederlande, Österreich, die Tschechoslowakei und Ungarn. Diesen acht Teams wurde jeweils eine Mannschaft zugelost. In den folgenden Runden spielte dann jeweils der Sieger aus Spiel 1 gegen den Sieger aus Spiel 2 usw.
Im Falle eines Unentschiedens nach der regulären Spielzeit folgte eine zweimal 15-minütige Verlängerung. Stand nach dieser immer noch kein Sieger fest, gab es einen Tag später ein Wiederholungsspiel.

Spielergebnisse

Achtelfinale

Italien hatte recht wenig Mühe gegen die USA, den Vertreter Nordamerikas. Zwischen beiden Teams bestand ein deutlicher Klassenunterschied, der sich auch im Endergebnis ausdrückte.

Die Tschechoslowakei musste gegen Rumänien antreten, die in der Qualifikation den Halbfinalisten der WM 1930 (Jugoslawien) besiegten. In der ersten Hälfte hatte die Tschechoslowakei, die als Mitfavorit auf den Titel in das Turnier ging, große Probleme gegen die Rumänen und lag auch mit 0:1 zurück. In der 2. Halbzeit konnten die Tschechoslowaken das Spiel allerdings noch drehen und kamen somit eine Runde weiter.

Deutschland musste gegen den Nachbarn aus Belgien spielen. Lange Zeit war es ein offenes Spiel und die Belgier führten zur Halbzeit mit 2:1. Nach der Pause drehten die Deutschen allerdings auf und konnten das 1:2 in ein 5:2 verwandeln. Edmund Conen erzielte dabei einen lupenreinen Hattrick (3 Tore hintereinander in einer Halbzeit) und sorgte somit für ein deutliches Endergebnis zu Gunsten der Deutschen.

Die Österreicher bekamen es in der ersten Runde mit Frankreich zu tun. Österreich galt vor dem Turnier als Geheimfavorit, da sie eine lange Siegesserie vorzuweisen hatten. Nach der regulären Spielzeit hieß es 1:1, die Verlängerung sollte also die Entscheidung bringen. In der Verlängerung hatten die Österreicher die größeren Kraftreserven und führten nach 110 Minuten mit 3:1. Der Anschlusstreffer der Franzosen in der 117. Minute änderte nichts mehr am Ausgang des Spiels.

Die Spanier mussten gegen das einzige ernstzunehmende Team aus Südamerika, Brasilien antreten. Die Brasilianer dominierten die Spanier zwar spielerisch und waren technisch weitaus überlegen, die Spanier konzentrierten sich allerdings auf das wichtigste im Fußball - das Tore schießen. Bereits nach einer halben Stunde führten die Spanier mit 3:0. Nach dem Seitenwechsel kamen die Spanier nicht mehr ins Spiel und den Brasilianern gelang der 1:3-Anschlusstreffer. Als allerdings der spanische Weltklassetorhüter Ricardo Zamora einen Foulelfmeter parieren konnte, war bei den Brasilianern der Spielfluss dahin und die Spanier konnten die Führung verteidigen.

Die Schweiz bekam es in Runde 1 mit den Niederlanden zu tun. In einem äußerst ausgeglichenen Spiel behielten die Schweizer am Ende die Oberhand. Spieler des Tages war der Schweizer Leopold Kielholz, dem 2 Treffer gelangen.

Schweden hatte mit Argentinien den zweiten südamerikanischen Vertreter als Gegner zugelost bekommen. Die Argentinier reisten lediglich mit einer Amateurmannschaft an, die keinesfalls die Klasse der Mannschaft von der WM 1930 hatte, als Argentinien Vize-Weltmeister wurde. Dennoch taten die Schweden sich äußerst schwer und mussten zwei Mal einen Rückstand aufholen, bevor sie kurz vor Ende doch noch das Siegtor zum 3:2 erzielen konnten.

Ungarn musste gegen Ägypten antreten, welche als schwächstes Team des Turniers eingeschätzt wurden. Die meisten wurden in dieser Einschätzung bestärkt, als die Magyaren schnell mit 2:0 in Führung gingen. Doch der Außenseiter kämpfte sich zurück ins Spiel und konnte noch vor der Pause den 2:2 Ausgleich erzielen. In der 2. Hälfte dominierten allerdings die Ungarn ihren Gegner nach Belieben und schafften so am Ende einen letztlich ungefährdeten 4:2 Sieg.

Spiele

27. Mai 1934 Rom Datei:Italy flag 300.png Italien - Datei:Us flag large.png USA 7:1 (3:0)
27. Mai 1934 Triest Datei:Czech republic flag 300.png Tschechoslowakei - Datei:Romania flag 300.png Rumänien 2:1 (0:1)
27. Mai 1934 Florenz Datei:Germany flag 300.png Deutschland - Datei:Belgium flag 300.png Belgien 5:2 (1:2)
27. Mai 1934 Turin Österreich - Datei:France flag 300.png Frankreich 3:2 n.V. (1:1,1:1)
27. Mai 1934 Genua Spanien - Brasilien 3:1 (3:0)
27. Mai 1934 Mailand Schweiz - Datei:Netherlands flag 300.png Niederlande 3:2 (2:1)
27. Mai 1934 Bologna Datei:Sweden flag 300.png Schweden - Datei:Argentina flag large.png Argentinien 3:2 (1:1)
27. Mai 1934 Neapel Ungarn - Ägypten 4:2 (2:1)

Alle Spiele des Achtelfinals: Statistik

Viertelfinale

Die Tschechoslowakei setzte sich gegen die Schweiz dank ihres sehr gut haltenden Torhüters Frantisek Plánicka mit 3:2 durch. Die Schweiz konnte lange Zeit das Spiel gegen den Favoriten offen halten. Kurz vor Schluss erzielte der tschechoslowakische Topstürmer Oldrich Nejedlý jedoch den entscheidenden Treffer.

Datei:Deutschland 1934.jpg
Die deutsche Mannschaft nach dem Sieg gegen Schweden (Zielinski, Szepan, Busch und Torhüter Kreß (v.l.n.r.))

Die Deutschen bekamen es in der Runde der letzten Acht mit Schweden zu tun. Zwei Treffer von Karl Hohmann entschieden das Spiel zu Gunsten der Deutschen. Wie schon im Spiel gegen Belgien war die deutsche Mannschaft auch hier in der zweiten Halbzeit deutlich stärker als in der ersten. Schweden war kaum gefährlich und konnte den deutschen Sieg nie wirklich gefährden.

In der Partie Österreich gegen Ungarn trafen erstmalig zwei Titelaspiranten bei der WM 1934 aufeinander. Österreich setzte sich dabei verdient durch. Insbesondere die zweite Hälfte wurde mit extrem viel Härte geführt, so dass gegen den Ungarn Markos der einzige Platzverweis der WM ausgesprochen wurde.

Das Spiel Italien gegen Spanien erhielt besondere Dramatik. Nachdem es nach 90 Minuten 1:1 gestanden hatte, wurde die Verlängerung fällig. Dabei zeichnete sich erneut der spanische Torhüter Zamora besonders aus. Zudem gab es einen Pfostenschuss des Spaniers Lángara (113.) und einen Lattentreffer des Italieners Giuseppe Meazza in der 119. Spielminute. Da das Elfmeterschießen erst 1970 eingeführt wurde, gab es ein Wiederholungsspiel.

Spiele

31. Mai 1934 Mailand Datei:Germany flag 300.png Deutschland - Datei:Sweden flag 300.png Schweden 2:1 (0:0)
31. Mai 1934 Turin Datei:Czech republic flag 300.png Tschechoslowakei - Schweiz 3:2 (1:1)
31. Mai 1934 Bologna Österreich - Ungarn 2:1 (1:0)
31. Mai 1934 Florenz Datei:Italy flag 300.png Italien - Spanien 1:1 n.V. (1:1,1:1)


Wiederholungsspiel:

Nur einen Tag später gab es an selber Stätte das Wiederholungsspiel zwischen Italien und Spanien. Dabei kam es zu einem echten Skandalspiel. Durch die Strapazen des vorangegangen Spiels setzten die Italiener 4, die Spanier 7 neue Leute ein, unter den ausgetauschten war auch der spanische Torhüter Zamora.
Beim 1:0 für die Italiener wurde der spanische Ersatztorhüter gleich von mehreren Italienern klar behindert, während sich Meazza gar bei ihm aufstützte um so zum Kopfball zu kommen. Trotz großer Proteste der Spanier wurde der Treffer gegeben. In der Folgezeit fielen die Italiener nur noch durch böse Fouls auf, die vom Schiedsrichter in den seltensten Fällen geahndet wurden. Die Spanier hatten gegen Ende der Partie 3 verletzte Spieler (Auswechslungen waren erst ab 1965 gestattet). Im Verlauf der Partie wurden den Spaniern zwei Elfmeter verweigert, in der zweiten Halbzeit gar 2 reguläre Tore.
Beim Abpfiff jubelten die italienischen Fans mehr den Spaniern als ihrem eigenen Team zu.

Der schweizer Schiedsrichter Mercet wurde später von seinem Verband auf Lebenszeit gesperrt.


1. Juni 1934 Florenz Datei:Italy flag 300.png Italien - Spanien 1:0 (1:0)

Alle Spiele des Viertelfinals: Statistik

Halbfinale

Die Tschechoslowakei war gegen Deutschland klarer Favorit. Zudem fehlte Hohmann, der im Viertelfinale die beiden Treffer für die Deutschen erzielte, verletzungsbedingt. Klarer Matchwinner war Oldrich Nejedlý, der alle 3 Tore für die Tschechoslowakei erzielte. Allerdings wurde er dabei tatkräftig vom deutschen Torhüter Willibald Kress unterstützt, der mehrfach patzte. Die Deutschen waren zwar nicht schlechter, nutzten ihre Chancen jedoch nicht. Alleine Stanislaus Kobierski hatte ein halbes Dutzend Großchancen, die allesamt ungenutzt blieben. Am Ende setzte sich das routiniertere Team durch.

Die Italiener schafften es trotz der Zusatzbelastung durch das Wiederholungsspiel sich gegen Österreich durchzusetzen. Auch hier fiel das Siegtor wieder nach einem Foul am Torhüter. Im Gegensatz zum Wiederholungsspiel gegen Spanien war der Schiedsrichter Eklind ansonsten aber objektiv in seinen Entscheidungen. Die Österreicher verpassten es ihre Torchancen zu nutzen und schieden somit unglücklich aus.

Spiele

3. Juni 1934 Rom Datei:Italy flag 300.png Italien - Österreich 1:0 (1:0)
27. Mai 1934 Mailand Datei:Czech republic flag 300.png Tschechoslowakei - Datei:Germany flag 300.png Deutschland 3:1 (1:0)

Alle Spiele des Halbfinals: Statistik

Spiel um Platz 3

Das Spiel der Halbfinalverlierer ging verdient zu Gunsten der Deutschen aus. Zum ersten Mal im Turnier spielten die Deutschen bereits in der ersten Halbzeit guten Fußball und dominierten das Spiel. Beste Spieler auf Seiten der Deutschen waren Edmund Conen und Ernst Lehner. Die DFB-Auswahl wurde damit unerwartet Dritter, Österreich Vierter.

Spiel

7. Juni 1934 Neapel Datei:Germany flag 300.png Deutschland - Österreich 3:2 (3:1)

Finale

Auch im Finale profitierten die Italiener von der Schiedsrichterleistung. Der schwedische Schiedsrichter Ivan Eklind war in der zweiten Hälfte dem teilweise überharten Spiel der Italiener nachsichtig und verzichtete auf fällige Feldverweise. Dennoch gelang den Tschechoslowaken Mitte der zweiten Halbzeit der Führungstreffer. 10 Minuten vor Ende konnten die Italiener jedoch den Ausgleich erzielen. In der Verlängerung behielt Italien die Oberhand und gewann die Fußballweltmeisterschaft 1934.

Spiel

10. Juni 1934 Rom Datei:Italy flag 300.png Italien - Datei:Czech republic flag 300.png Tschechoslowakei 2:1 n.V. (0:0,1:1)

Die Finalspiele: Statistik

Weltmeister Datei:Italy flag 300.png Italien

Datei:Italien1934.jpg
Die italienische Siegermannschaft von 1934

Die Weltmeistermannschaft: Giampiero Combi; Eraldo Monzeglio, Luigi Allemandi, Attilio Ferraris, Luis Monti, Luigi Bertolini, Enrico Guaita, Giuseppe Meazza, Angelo Schiavio, Giovanni Ferrari, Raimondo Orsi.

Statistik

Beste Torschützen

Name Land Tore
Oldrich Nejedlý Tschechoslowakei 5
Edmund Conen Deutschland 4
Angelo Schiavio Italien 4
Raimundo Orsi Italien 3
Leopold Kielholz Schweiz 3

Die Stars der Weltmeisterschaft

Ungeahndete Regelverstöße

Die Fußball-Weltmeisterschaft 1934 war die WM der ungeahndeten Regelverstöße. Wie die "International Federation of Football History & Statistics" (IFFHS) recherchierte, hätten mehrere Mannschaften der WM 1934 disqualifiziert werden müssen oder zumindest die entsprechenden Resultate annuliert werden müssen. Es handelte sich dabei um folgende Verstöße:

  1. Einsatz nicht spielberechtigter Spieler
  2. Einsatz von Profispielern
  3. Unerlaubte Einwechselungen
  4. Bestechung


Einsatz nicht spielberechtigter Spieler

Nach dem damaligen FIFA-Reglement durften ehemals ausländische Spieler nur dann in der Nationalmannschaft spielen, wenn sie seit genau 3 Jahren kein Länderspiel mehr für ein ausländisches Team bestritten hatten und zudem seit genau 3 Jahren in ihrem neuen Heimatland gelebt haben. Diese Regel wurde gleich von mehreren Mannschaften verletzt.

  • Italien: Die italienische Nationalmannschaft verstieß gleich viermal gegen die Regeln für den Einsatz ehemaliger Ausländer.
    • Prominentester Fall ist der Spieler Luis Felipe Monti, der noch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1930 für Argentinien im Finale stand. Er kam schon im Qualifikationsspiel gegen Griechenland am 25. März 1934 für Italien zum Einsatz. Dies bedeutete, dass er nach dem 24. März 1931 kein Länderspiel mehr für ein anderes Land hätte bestreiten dürfen und zudem ab diesem Zeitpunkt auch in Italien hätte leben müssen. Doch Monti bestritt noch drei Monate nach dem Stichtag am 4. Juli 1931 ein Länderspiel für Argentinien, zudem lebte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Italien. Gleiches gilt für alle seine weiteren Einsätze während der WM-Endrunde, denn auch bei seinem Einsatz im Finale am 10. Juni 1934 wären die drei Jahre noch nicht voll gewesen.
    • Ebenfalls nicht spielberechtigt für Italien wäre der ehemalige Brasilianer Amphilóquio Marques "Filo" gewesen. Auch er wurde bereits in der Qualifikation für Italien eingesetzt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er zwar seit drei Jahren kein Länderspiel mehr für ein anderes Land bestritten, aber er betrat erst am 22. Juli 1931 zum ersten Mal italienischen Boden. Nach dem Reglement hätte er aber spätesten seit dem 24. März 1931 in Italien leben müssen, um spielberechtigt zu sein. Diese Frist hatte er auch noch nicht erreicht, als er im Achtelfinale am 27. Mai 1934 gegen die USA zum Einsatz kam.
    • Noch deutlicher war der Verstoß bei Enrique Guaita. Auch er kam in der Qualifikation gegen Griechenland, sowie bei einigen Endrundenspielen zum Einsatz. Er bestritt sogar noch am 5. Februar 1933 ein Länderspiel für Argentinien und spielte noch bei Estudiantes de La Plata. Die beiden Drei-Jahresfristen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal zur Hälfte abgelaufen.
    • Der letzte nicht spielberechtigte Spieler der Italien, der zum Einsatz kam war Atílio Demaría (italienisch De Maria). Er spielte noch am 9. Juli 1931 für Argentinien gegen Paraguay, obwohl er bei seinem Einsatz im Viertelfinal-Wiederholungsspiel gegen Spanien seit dem 31. Mai 1931 kein Spiel mehr für eine ausländische Mannschaft hätte bestreiten dürfen.

Diese vier Fälle bedeuten, dass Italien während der WM gleich viermal hätte disqualifiziert werden müssen. Unter dieser Prämisse muss auch der Gewinn des WM-Titels betrachtet werden.

  • Argentinien: Auch Argentinien setzte bei seinem Turnierauftritt im Achtelfinale einen nicht spielberechtigten Spieler ein.
    • In seinem Achtelfinalspiel gegen Schweden am 27. Mai 1934 setzte Argentinien den Spieler Constantino Urbieto-Sosa ein. Urbieto-Sosa hätte demnach seit dem 26. Mai 1931 kein Spiel mehr für eine andere Nationalmannschaft bestreiten dürfen und hätte zudem auch seit diesem Tag in Argentinien leben müssen. Tatsächlich spielte aber Urbieto von April bis Juni 1931 noch drei Länderspiele für Paraguay. Die später vertretene These der Spieler hätte den Argentinischen Fußballverband getäuscht, klingt wenig glaubwürdig, denn Urbieto-Sosa bestritt diese drei Länderspiele ausgerechnet gegen Argentinien.

Damit hätte auch Argentinien bereits im Achtelfinale disqualifiziert werden müssen. Die erlittene Niederlage gegen Schweden machte diesen Regelverstoß aber nicht so folgenschwer.

  • Irland: Auch Irland setzte in seinen Qualifikationsspielen gegen Belgien und die Niederlande zwei Spieler ein, die noch kurz zuvor für die nordirische Nationalmannschaft gespielt hatten. Auch dies wurde nicht geahndet. Da Irland jedoch in der Qualifikation gescheitert war, hätte eine Disqualifikation am WM-Verlauf nichts geändert.

Einsatz von Profispielern

Bei allen WM-Spielen inclusive Qualifikationsspielen war nur der Einsatz von Amateurspielern erlaubt. Wie aber die IFFHS ermittelte, wurde gegen diese Bestimmung bei der WM zumindest einmal massiv verstoßen.

  • Brasilien: In den großen südamerikanischen Fußballnationen gab es erhebliche Konflikte um die Einführung des Profifußballs. Es gab in der Regel in den Ländern zwei rivalisierende und sich heftig befehdende Fußballverbände, eine Profifußballorganisation und einen Amateurfußballverband, der zumeist von der FIFA als offizieller nationaler Verband anerkannt war. Nur Spieler der offiziell anerkannten Verbände durften an den WM-Spielen teilnehmen. Während Argentinien sich an diese Vorgabe hielt und in Italien mit einer reinen Amateurvertretung auflief, trickste Brasilien die FIFA-Verantwortlichen aus. Da die besten Spieler des Landes im Profiverband organisiert waren, wurden diese von den Verantwortlichen in Brasilien kurzfristig und nur für die Zeit der WM wieder reamateurisiert und in den offiziellen nationalen Fußballverband, dem Amateurverband, aufgenommen. Tatsächlich trat Brasilien im Achtelfinale gegen Spanien mit 8 Profispielern an und hätte deshalb eigentlich disqualifiziert werden müssen. Doch durch die Niederlage der Brasilianer blieb dieser Regelverstoß letztendlich folgenlos.


Unerlaubte Einwechselungen

Laut Reglement war es während aller WM-Spiele (auch Qualifikation) nicht erlaubt, Spieler während des Spiels auszuwechseln, auch nicht wenn ein Spieler sich während des Spiels verletzte und nicht mehr weiter spielen konnte. Die betroffene Mannschaft musste dann ihr Spiel dezimiert fortsetzen. Allerdings hielten sich nicht alle Mannschaften an diese Regel.

  • Belgien: Die Belgier verstießen gleich zweimal gegen diese Auswechselregel. Im ersten Qualifikationsspiel gegen Irland wurde der Spieler Stanley Vanden Eynden in der 34 Min. durch seinen irischen Gegenspieler schwer verletzt und musste das Spielfeld verlassen. Eigentlich hätte Belgien sein Spiel nun mit 10 Spielern fortsetzen müssen; tatsächlich aber wechselten sie den Spieler Francois Vanden Eynden ein. Im Nachhinein hätte damit dieses Spiel für die Belgier eigentlich annulliert werden müssen. Und auch im zweiten Qualifikationsspiel gegen die Niederlande praktizierten die Belgier den gleichen Regelverstoß; sie brachten in der 24. Min. Frans Van Dessel für den verletzten Verteidiger Jules Pappaert. Auch für diesen Regelverstoß hätten die Belgier eigentlich bestraft werden müssen, was aber nicht geschah. Belgien durfte trotzdem zur WM-Endrunde fahren. Allerdings ist zu bedenken, dass auch die in der Qualifikation gescheiterten Iren Regelverstöße begangen hatten (s.oben).


Bestechung

  • Italien: Den italienischen Machthabern war während der Weltmeisterschaft im eigenen Lande fast jedes Mittel recht, den Titel nach Italien zu holen. Für einen Titelgewinn ist eine gute WM-Vorbereitung unbedingt notwendig. In dieser Vorbereitungsphase würde eine lange strapaziöse Schiffsreise zu einem Auswärtsländerspiel nur stören. Doch hätten die Italiener im April oder Mai 1934 noch das Rückspiel im Qualifikationsduell mit Griechenland in Athen austragen müssen. Dies wollten die "Azurri" aber in jedem Fall vermeiden. Der italienische Fußballverband überzeugte daher den griechischen auf das Rückspiel von sich aus zu verzichten. Als Gegenleistung für den Verzicht, so recherchierte der IFFHS, kauften die Italiener dem finanziell armen griechischen Fußballverband ein Verbandshaus in Athen, das sich auch heute noch in Verbandsbesitz befindet. Zudem haben wohl noch weitere Geldscheine den Besitzer gewechselt. Insgesamt soll der griechische Verband Geld und Sachleistungen im Wert von 700.000 gr.Drachmen (heute ca. 300.000 €) von den Italienern erhalten haben. Wäre dieser Bestechungsskandal damals publik geworden, der Weltmeister von 1934 hätte mit Sicherheit nicht Italien geheißen.


Literatur

  • Hans J. Müllenbach: Fussball-Weltmeisterschaft Italien 1934, 1991, ISBN 3861250012
  • Raphael Keppel: WM 34 - 2. Fussball-Weltmeisterschaft 1934 in Italien, 1990, ISBN 3928562002
  • Hardy Grüne: Fußballweltmeisterschaft 1934 Italien, Agon Verlag, 2002, ISBN 3897841983
  • IFFHS: Weltmeisterschaft 1934 - World Cup 1934. In: Fußball-Weltzeitschrift, Kassel, 28+29+30 (1995/96)

Vorlage:Navigationsleiste Fußballweltmeisterschaften