Aymara (Volk)
Dieser Artikel behandelt das Volk der Aymara, für die Sprache siehe Aymara (Sprache).
Die Aymara (auch Aimara) sind ein indigenes Volk Südamerikas. Sie leben im Andenraum auf dem Altiplano in Bolivien (ca. 30-40% der Bevölkerung) im Süden Perus (ca. 5% der Bevölkerung) und (in geringerer Anzahl, ca. 0,3% der Bevölkerung) im Norden Chiles. Eine äußerst geringe Verbreitung findet sich zudem in Ecuador - spanische Zwangsumsiedelungen in der Kolonialzeit sind hierfür verantwortlich, deren Zweck es war, einem "Wir-Gefühl" der indigenen Bevölkerungsgruppen vorzubeugen, aus dem sich Widerstand gegen die Kolonialherren hätte bilden können.
Herkunft
Über die Herkunft der Aymara gibt es verschiedene Thesen.
Indigene Autoren vertreten hauptsächlich die These, dass die Kultur der Aymara von der andinene Hochkultur Tiwanaku (1580 v. Chr - 1172 n.Chr) abstammt: Das ehemalige Reichsgebiet stimmt ungefähr mit dem heutigen Sprachraum des Aymara überein. Die auf 3600 m gelegene Hauptstadt des Tiwanakureiches hatte im 12. Jahrhundert vermutlich über 40.000 Einwohner und diese Kultur gilt als eine der ersten Gesellschaften Südamerikas überhaupt, die mit Stein bauten. Obwohl Archäologen diese Stätte bislang erst zu einem Sechstel freigelegt haben, gilt sie jetzt schon mitunter als die wichtigste Sehenswürdigkeit Südamerikas. Tiwanaku gilt bei einigen Historikern sogar als Erklärung für die rätselhaften Skulpturen auf der Osterinsel: Mit Zerstörung der Tiwanakukultur seien Menschen übers Meer nach Rapa Nui geflüchtet und hätten neben Kartoffel- und Schilfpflanzen auch ihre Steinmetzkunst mitgebracht.
Doch gerade weil die kulturellen Leistungen der Tiwanakukultur so herausragend waren, verdächtigen einige Historiker die indigene Geschichtsschreibung der Mythenbildung und gehen vielmehr davon aus, dass die Aymara sogar für den Untergang der Tiwanaku verantwortlich waren und so das alte Siedlungsgebiet der Tiwanaku allmählich von der Sprache Aymara dominiert wurde. Dieser Auffassung nach sind die Aymara ursprünglich ein Volk aus Coquimbo in Chile, die in einer Wanderung nach Norden gekommen sind.
Dem widersprechen Sprachforscher, die den Ursprung des Aymara in nördlich gelegenen Teilen der Anden, vor allem in Peru vermuten. Die Dialekte dort hätten sich allmählich nach Süden in den bolivianischen Altiplano ausgeweitet und seien später schließlich vor allem von den Inka stark beeinflusst worden.
Eine weitere These geht davon aus, dass die Volksgruppe der Aymara erst mit der spanischen Eroberung entstanden ist, als verschiedene ethnische Gruppen von den spanischen Eroberern gewaltsam zusammengeführt und als "Indios" untergeordnet wurden. Dieses gemeinsame Schicksal habe zu einem Gefühl der Verbundenheit und Zusammengehörigkeit geführt. Für diese These spricht vor allem der Befund, dass viele Bräuche und Traditionen der Aymara spanische Wurzeln haben.
Ihre Sprache, das Aymara, ist in Bolivien Amtssprache.