Anachronismus
Mit den Wörtern Anachronismus und anachronistisch (gr. ἀναχρονισμός anachronismós „Verwechslung der Zeiten“, aus Alpha privativum ανά ana „gegen“ und χρόνος chrónos „Zeit“) sind unzeitgemäße Ansichten gemeint oder Dinge und Begriffe, die fälschlicherweise einer Epoche zugehörig dargestellt werden, in der sie nicht mehr oder noch nicht existieren, oder die ihre Existenzberechtigung verloren haben. Verwendet werden diese Begriffe auch im negativ wertenden Sinne von nicht mehr zeitgemäß, wobei meist eine historizistische Fortschrittskonzeption unterstellt ist.
Beispiele
Die deutlichsten Anachronismen sind Gegenstände, die in einer fiktiven Darstellung in der falschen Zeit gelandet sind. Bei Novalis’ Heinrich von Ofterdingen kommt eine Wanduhr vor, die es zur Zeit der Handlung noch nicht gab. In mehreren Asterix-Bänden, die ausdrücklich 50 v. Chr. spielen, sieht man in Rom das Kolosseum stehen, das erst ab 70 n. Chr. erbaut wurde.
Ein Beispiel für die wertende Verwendung des Begriffs: "Nach seiner letzten Oper "Madama Butterfly" sah sich Puccini Kritiken ausgesetzt, die ihm u.a. Anachronismus, Eklektizismus und Imitation seiner eigenen Werke vorwarfen." [1]
Weniger leicht erkennbar sind abstrakte oder geistige Zustände, die eine spätere Entwicklung vorwegnehmen. In Europa hat man erst in der Neuzeit mit der Null oder mit Prozenten gerechnet. Das Konzept der modernen Nationalität ist ebenfalls eine relativ späte Entwicklung, daher ist es schwierig, Menschen der vormodernen Zeit eindeutig einer heutigen Nationalität zuzuordnen.
Es gibt Gruppen, die im Rollenspiel den Anachronismus pflegen, indem sie Berufe, Sozialstrukturen, Kleidung und Waffen vergangener (und teilweise fiktiver) Zeiten wiederbeleben wollen; so etwa die Society for Creative Anachronism.
Einzelnachweise
- ↑ Aus der Verlagswerbung für Miriam Rosenthal-English: "Giacomo Puccinis La Fanciulla del West. Eine neue Opernkonzeption im Œuvre des Komponisten" Dissertation Hochschule der Künste Berlin ISBN 3-928864-52-1