Zum Inhalt springen

Museumsbahn Blonay–Chamby

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Juli 2010 um 23:15 Uhr durch Knergy (Diskussion | Beiträge) (2008: diese Tage gibt es wirklich, dann aber korrekte Bezeichnung und nicht eine Eigenerfindung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Ursprünglicher Schriftzug der Museumsbahn

Die Museumsbahn Blonay–Chamby, abgekürzt BC, französisch Chemin de fer-musée Blonay–Chamby, ist die erste Museumsbahn der Schweiz. Sie nahm 1968 auf der bis 1966 von der Chemins de fer électriques Veveysans betriebenen Bahnstrecke Blonay–Chamby den Museumsbetrieb auf. Als Trägerorganisation dienen der Verein Museumsbahn Blonay–Chamby und die Genossenschaft Museumsbahn Blonay–Chamby, französisch Chemin de fer-musée Blonay–Chamby Société coopérative.[1]

Die Museumsbahn Blonay–Chamby ist ein ordentliches Eisenbahnverkehrsunternehmen. Sie befährt zwischen Blonay und Chamby die Infrastruktur der Transports Montreux–Vevey–Riviera mit einer Netzzugangsbewilligung, das heisst mit einer eidgenössischen Personenbeförderungs-Konzession.

Geschichte

Gründung und Aufnahme des Museumsbetriebs

Erste Dampflokomotive der Museumsbahn, die G 3/3 6 der Bière-Apples-Morges Bahn, 2008 in Chaulin

Der Verein Museumsbahn Blonay–Chamby, ursprünglich Société pour la création du chemin de fer touristique Blonay–Chamby, wurde am 5. Dezember 1966 gegründet. An der Gründungsversammnlung nahmen 82 Personen teil.[2]

Am 25. Januar 1967 traf das erste Fahrzeug, ein Tram-Motorwagen, bei der Museumsbahn ein. Am 9. Juni 1967 folgte die erste Dampflokomotive, dies war die G 3/3 6 der ehemaligen Bière–Apples–Morges-Bahn.

Parallel zur Beschaffung der Fahrzeuge begann der Verein mit der Wiederertüchtigung der Bahnstrecke Blonay–Chamby für den Museumsbetrieb, so mussten beispielsweise Freischneidearbeiten durchgeführt werden. Der erste Arbeitszug fuhr am 1. Juli 1967, die Genehmigung zum Bahnbetrieb erteilten die Behörden am 1. Mai 1968.[2]

Am 3. Juli 1968 wurde die Genossenschaft Museumsbahn Blonay–Chamby mit Sitz in Lausanne ins Handelsregister eingetragen.[1] Zwischenzeitlich bezeichnete sich die Genossenschaft nur als Chemin de fer-musée Blonay–Chamby. Ursprünglich hiess sie Chemin de fer touristique Blonay–Chamby.

Am 20. Juli 1968 verkehrte schliesslich der erste öffentliche Museumszug.[2]

2008

Strassenbahn-Motorwagen Ce 2/3 28 aus Lausanne beim Haltepunkt Cornaux im Jahre 2008

Das Jahr 2008 stand unter dem Motto: 1968–2008, 40 Jahre lebendiges Museum. Eine Reihe von besonderen Veranstaltungen wurde mit dem Schienentraktoren- und Dienstfahrzeug-Festival an Ostern 2008 eröffnet, gefolgt vom Bahnfestival zum 40. Geburtstag an Auffahrt und Pfingsten. Höhepunkt des Jahres war das Bernina-Wochenende anlässlich der Europäischen Kulturtage im September 2008. Erstmals nach 17 Jahren Stillstand wurde die Lokomotive Ge 4/4 181 der Rhätischen Bahn wieder im Fahrbetrieb gezeigt.

Das Wochenende des 18. und 19. Oktober 2008 war ein Tram-Festival. An diesem Wochenende war der Motorwagen Ce 2/2 182 der Basler Verkehrs-Betriebe letztmals für längere Zeit in Betrieb. Er wird infolge Platzmangels die Museumsbahn verlassen und extern untergestellt.[3] Dieser Abgang ermöglichte es letztendlich, die Lokomotive DZe 6/6 2002 der Montreux-Berner Oberland-Bahn in den Bestand aufzunehmen.

2009

2009 gelangte das in den neuen Werkstätten der Transports Publics du Chablais umfassend aufgearbeitete Rollmaterial wieder zur Museumsbahn zurück, darunter der Motorwagen BCFeh 4/4 6 mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradantrieb und der Personenwagen BC2 10 der ehemaligen Monthey–Champéry–Morgins-Bahn sowie der Personenwagen C4 811 der Brünigbahn.

In den eigenen Werkstätten wurden die Restaurierungsarbeiten des Güterwagens LO 153 der Montreux–Berner Oberland-Bahn, der nun für den Kohletransport verwendet wird, abgeschlossen. Letzterer ersetzt den Ek 713 der Chemins de fer Fribourgeois Gruyère-Fribourg-Morat, der leihweise im Einsatz war und anschliessend an eine andere Museumsbahn abgegeben wurde.

Umfangreiche Restaurierungsarbeiten fanden an der Lokomotive RhB Ge 4/4 181 der Rhätischen Bahn sowie am Motorwagen BCFe 4/4 11 der Montreux–Berner Oberland-Bahn statt. Während die Lokomotive bei den umfassenden Renovationsarbeiten weitgehend zerlegt wurde, wurde beim Motorwagen ein wesentlicher Teil des Holzwagenkastens aufgearbeitet.

Fahrzeuge

Eine der beiden Museumshallen, 2010 in Chaulin
Auf der Strecke verkehren auch Strassenbahnfahrzeuge, hier der Motorwagen Ce 2/2 52 aus Bern, 2003 in Chaulin

Bestand

→ Hauptartikel: Liste der Fahrzeuge der Museumsbahn Blonay–Chamby

Die Museumsbahn Blonay–Chamby unterhält eine umfangreiche Sammlung an meterspurigen Fahrzeugen aus der Schweiz. Schwerpunkt der Sammlung sind Fahrzeuge von Eisenbahn- und Strassenbahngesellschaften aus der Westschweiz, wenngleich auch die Deutschschweiz, das Tessin sowie Deutschland, Frankreich und Spanien vertreten sind. Sie gilt als eine der grössten Sammlungen an Meterspur-Rollmaterial in Europa.

Der Fahrzeugpark umfasst Dampflokomotiven, Elektrolokomotiven, Elektrotriebwagen, Tramwagen, Personenwagen, Güterwagen, Dienstfahrzeuge und eine Schneeschleuder. Ein besonderes Augenmerk des Vereins gilt dabei der betriebsfähigen Aufarbeitung des Fahrzeugparks. Infolge der begrenzten Platzverhältnisse im Eisenbahnmuseum in Chaulin konnten in jüngerer Zeit jedoch nur noch vereinzelt neue Fahrzeuge aufgenommen werden.

Technische Rahmenbedingungen

Der Fahrzeugpark der Museumsbahn ist weitgehend an die Normalien des Adhäsionsnetzes des GoldenPass angepasst. Dies gilt mit wenigen Ausnahmen auch für die Radreifen-Profile. Zu diesen Ausnahmen gehört ein Teil der Strassenbahnfahrzeuge, diese können deswegen nicht oder nur eingeschränkt auf dem Streckennetz verkehren. Letztere dürfen aus Richtung Chamby kommend nur bis Vers-Chez-Robert fahren.

Bei den Kupplungen gilt folgendes Schema: Eisenbahnfahrzeuge haben eine Mittelpufferkupplung mit einer unterhalb des Mittelpuffers angeordneten Schraubenkupplung. Sie entsprechen diesbezüglich den heutigen Normalien der benachbarten Montreux–Berner Oberland-Bahn. Die Strassenbahnfahrzeuge besitzen hingegen Trompetenkupplungen der Bauart von Bernmobil.

Beim Bremssystem überwiegt die Vakuumbremse. Je nach Herkunftsbetrieb existieren aber auch vereinzelt Fahrzeuge mit Druckluftbremse. Bei den Strassenbahnfahrzeugen besitzen die Motorwagen in der Regel eine Widerstandsbremse, die Beiwagen eine Solenoid-Bremse. Die entsprechenden Bremssysteme müssen bei der Zugbildung berücksichtigt werden. Einzelne Fahrzeuge haben deswegen auch durchgehende Bremsleitungen eines anderen Bremssystems.

Die elektrischen Fahrzeuge sind auf eine Fahrdrahtspannung von 900 Volt Gleichstrom ausgelegt, wie sie auch im Netz des GoldenPass üblich ist. Da die älteren Fahrzeuge bezüglich Spannungsschwankungen verhältnismässig grosszügig dimensioniert sind, waren die diesbezüglichen Anpassungen gering. Zudem sind Spannungen dieser Grössenordnung bei den meisten Schweizer Meterspurbahnen die Regel.

Literatur

  • José Banaudo, Alex Rieben: À la decouverte du Chemin de fer-Musée Blonay–Chamby. Les Edition du Cabri, Breil-sur-Roya 1992, ISBN 2-903310-98-X.
  • Sébastien Jarne (Hrsg.): Le chemin de fer touristique Blonay–Chamby. Lausanne 1986.
  • Peter Willen: Lokomotiven und Triebwagen der Schweizer Bahnen. Band 2: Privatbahnen Westschweiz und Wallis. Orell Füssli Verlag, Zürich 1977, ISBN 3-280-00923-5.

Einzelnachweise

  1. a b Eintrag der Chemin de fer-musée Blonay–Chamby Société coopérative im Handelsregister des Kanton Waadt (Zugriff am 15. Juli 2010)
  2. a b c www.bahnonline.ch, Artikel: 40 Jahre Blonay–Chamby als erste Schweizer Museumsbahn! vom 14. Oktober 2008 (Zugriff am 9. Juli 2010)
  3. Flyer Museumsbahn Blonay-Chamby (BC) Anlässe zum 40. Geburtstag. Bernina-Wochenende, Tram-Festival