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Abri Pataud

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Der Abri Pataud ist eine jungpaläolithische Fundstätte der französischen Gemeinde Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil im Département Dordogne.

Geschichte

Der Abri wurde nach Marcel Pataud, einem ortsansässigen Bauern, benannt, der ihn gegen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte. Eine erste wissenschaftliche Untersuchung wurde 1953 von Hallam L. Movius, einem Professor für Ur- und Frühgeschichte an der Harvard University vorgenommen. Movius leitete von 1958 bis 1964 sechs weitere Grabungskampagnen, seine Forschungsergebnisse wurden von Harvey M. Bricker veröffentlicht. Es folgten anschließend noch weitere Arbeiten eines Grabungsteams des Muséum national d'histoire naturelle.

Seit 1930 ist der Abri Pataud Monument historique, nochmals bestätigt 1958 für die beiden Abris.

Geographische Lage

Die Ausgrabungen am Abri Pataud

Der Abri Pataud liegt im Gemeindegebiet von Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil zwischen dem Ortsteil Tayac und Les Eyzies, auf der linken Flussseite der Vézère und etwa 250 Meter flussabwärts vom Abri Cro-Magnon. Der Abri besteht eigentlich aus zwei Abschnitten, einem Abri hinter der Scheune des Bauernhofs und einem anschließenden, sehr tiefen Abri, jetzt zu Ehren von Movius als Abri Movius bezeichnet. Letzterer diente dem Hof einst als Weinkeller und beherbergt jetzt ein kleines Museum, das auf Initiative von Henri de Lumley 1990 eröffnet wurde. Der Abri Hallam war noch im Mittelalter bewohnt und wurde dann im 18. Jahrhundert mit einer Mauer versehen, auf dem Türsturz ist das Jahr 1734 eingraviert.

Unterhalb des Abri Pataud befindet sich der Abri Vignaud.

Stratigraphie

Der erste Abri war mit einer 9,25 Meter mächtigen Sedimentfolge verfüllt, in der Hallam 14 Lagen mit menschlichen Besiedlungsspuren unterscheiden konnte. Darunter befanden sich 9 Lagen aus dem Aurignacien, 4 sehr reichhaltige Lagen an Gravettien beziehungsweise Périgordien (Périgordien IV bis VII), sowie eine abschließende Lage aus dem Unteren Solutréen mit Lorbeerblattspitzen.

Die archäologisch relevante Abfolge überdeckt in etwa den Zeitraum 33.000 bis 20.000 Jahre v. Chr.

Der zweite, tiefe Abri enthält im Wesentlichen Lagen aus dem Gravettien und dem Solutréen.

Funde

Steinbock aus dem Abri Movius
Schädel der jungen Frau des Périgordien VII

Neben den für die einzelnen Kulturstufen typischen Steinartefakten fanden sich folgende bemerkenswerte Kunstgegenstände:

  • Silhouette einer Frau, graviert in einen Felsblock aus dem Périgordien VI (erster Abri).
  • Sehr naturgetreue Reliefdarstellung eines Steinbocks (Capra ibex), der im Dach des zweiten Abris zu sehen ist. Die Darstellung konnte dem Solutréen zugeordnet werden. Sie wurde erst 1986 bemerkt.

Im hinteren Abschnitt des ersten Abris wurden außerdem Schädel und Skelett einer 16-jährigen Frau mit ihrem Neugeborenen entdeckt. Die Frau war 1,60 Meter groß und neben ihr lag eine Halskette mit Perlen und durchbohrten Zähnen. Sie wurde Madame Pataud getauft und der Bildhauer E. Granqvist schuf von ihr für das Museum eine Plastik. Der Skelettfund stammt aus dem Périgordien VII (sogenanntes Protomagdalénien).

Wiederbenutzter Faustkeil der Neandertaler

Interessant ist der Fund eines Faustkeils, der vor über 100.000 Jahren BP von Neandertalern während des Moustériens hergestellt worden war und dann zu Beginn des Magdaléniens von Cro-Magnon-Menschen wiederbenutzt wurde.

Literatur

  • Delluc, B. & G., Roussot, A. & Roussot-Larroque, J.: Connaître la préhistoire en Périgord. Éditions SUD-OUEST, 1990, ISBN 2-87901-048-9.