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Joachim Lang (Rechtswissenschaftler)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Joachim Lang (* 22. November 1940 in München) ist ordentlicher Professor für Steuerrecht an der Universität zu Köln, prominenter Vertreter der von Prof. Dr. Klaus Tipke begründeten "Kölner Steuerrechtsschule".

Wissenschaftlicher Werdegang

Von 1960 bis 1965 absolvierte Joachim Lang sein Jurastudium in München, darunter bei Karl Larenz, dessen Methodenlehre ihn bis heute nachhaltig beeinflusst. Nach Referendarzeit und zweitem Staatsexamen in Bayern ging er für für kurze Zeit in die Konzernrechtsabteilung einer Aktiengesellschaft. 1970 wechselte er in die nordrhein-westfälische Finanzverwaltung und zwei Jahre später in das Bundesfinanzministerium. In dieser Zeit schrieb Lang seine Dissertation über die "Systematisierung der Steuervergünstigungen". Nach seiner Promotion nahm er 1974 das Angebot Prof. Dr. Klaus Tipkes an, sich an seinem Kölner Institut zu habilitieren. Acht Assistentenjahre später publiziert er seine Habilitationsschrift "Die Bemessungsgrundlage der Einkommensteuer". Die hierin enthaltenen Ausführungen zur Familienbesteuerung wurden 1982 vom Bundesverfassungsgericht in seinem wegweisenden Urteil zum Ehegattensplitting herangezogen. Nach seinem ersten Ruf an die Technische Hochschule Darmstadt übernahm er 1988 von seinem Lehrer Tipke das Institut für Steuerrecht der Universität Köln. Dort führt er Klaus Tipkes "Systematischen Grundriß des Steuerrechts" als unbestrittenen Lehrbuchklassiker "Tipke/Lang" fort. Lang ist neben seiner Tätigkeit als Direktor des Instituts für Steuerrecht der Universtität zu Köln Herausgeber der angesehenen Zeitschrift "Steuer und Wirtschaft", die als wissenschaftliche Plattform für die gesamten Steuerwissenschaften dient. Bis 1999 war er Vorsitzender der Deutschen Steuerjuristischen Gesellschaft.

Steuerreformarbeiten

Eines der größtes Anliegen Langs ist die Systematisierung des Steuerrechts. So legte er 1985 einen Reformentwurf zu Grundvorschriften des Einkommensteuergesetzes vor, der nur einen Bruchteil des geltenden Textes benötigt, um in klaren und übersichtlichen Strukturen gerechte Besteuerungen vorzuschreiben.

Auch entwarf er 1993 im Auftrag des Bundesfinanzministeriums ein 1.700 Paragraphen starkes Gesetzbuch für alle Steuerarten, das als Modellgesetz für die osteuropäischen Staaten dienen sollte. Mit diesem Steuergesetzbuch ist es Lang gelungen, die Lehren der Kölner Steuerrechtsschule mit den Erkenntnissen der modernen Finanzwissenschaft zu verbinden. Der Entwurf beeinflußte inzwischen die Steuergesetzgebung vieler Länder. Am weitgehendsten wurde er in Kroatien verwirklicht, wo erstmals der Versuch eines einfachen Steuerrechts mit wenigen Ausnahmen und niedrigen Steuersätzen geglückt ist.

Ende 1998 wurde er vom Bundesfinanzministerium als stellvertretender Vorsitzender in die "Kommission zur Reform der Unternehmensbesteuerung" berufen, deren "Brühler Empfehlungen" jedoch nur teilweise im Rahmen der "Steuerreform 2000" übernommen wurden.

Motiviert durch ein Preisausschreiben einer Frankfurter Stiftung rief Joachim Lang 2003 eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der Kölner Schule zur Formulierung eines neuen Einkommensteuergesetzes zusammen. Nach zweijähriger Arbeit wurde im Februar 2005 der "Kölner Entwurf eines Einkommensteuergesetzes" präsentiert, der im Gegensatz zu anderen Reformentwürfen für eine Einkommensteuerreform nicht ein komplett neu gestaltetes Einkommensteuersystem vorsieht, sondern das geltende Recht auf seine Grundstrukturen zurückführt.

Bereits im Jahr 2004 wurde Lang zum Vorsitzenden des Projektes "Steuergesetzbuch" ernannt, das von der Berliner "Stiftung Marktwirtschaft" ins Leben gerufen wurde. Ihm gehören mehr als 70 Experten aus Praxis, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an. Ziel ist es, das marode Steuersystem grundlegend zu reformieren und die Einzelgesetze bis 2006 in einem Steuergesetzbuch zusammenzufassen. Der "Kölner Entwurf eines Einkommensteuergesetzes" soll in fortentwickelter Form Bestandteil dieses Kodex werden.

Werke

  • Systematisierung der Steuervergünstigungen - Ein Beitrag zur Lehre vom Steuertatbestand, 1974
  • Die Bemessungsgrundlage der Einkommensteuer, Verlag Dr. Otto Schmidt, 1981/88
  • Entwurf eines Steuergesetzbuches, BMF-Schriftenreihe Heft 49, 1993
  • Tipke/Lang, Steuerrecht , Verlag Dr. Otto Schmidt, 18. Auflage 2005 (erscheint demnächst)
  • Kölner Entwurf eines Einkommensteuergesetzes, Verlag Dr. Otto Schmidt, 2005