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Felsenbühne Waldstein

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Die Felsenbühne Waldstein ist eine Freilichtbühne auf dem Großen Waldstein im Fichtelgebirge.

Geschichte

Anfänge in der Romantik

Nachdem im Zuge der Burgenromantik Gipfel und Bergrücken mit mittelalterlichen Ruinenanlagen in ganz Deutschland als Ausflusgziele für die höhere Gesellschaft entdeckt worden waren, begann man diese touristisch zu erschließen. In diesem Zuge wurden auch auf dem Waldstein mehrere Pavillons und Unterstellhäuschen für die Reisenden errichtet. Noch heute sind zum Beispiel die tiefen Einkerbungen auf dem "Teufelstisch", die der Sage nach von einem Spiel mit eisernen Karten stammen sollen, sichtbar, die der Stabilisierung einer Sitzgruppe mit Sonnenschirm dienten. Ganz in dessen Nähe befanden sich zwei Unterstellhäuschen, die allerdings mit der Errichtung des im "geselligen schweizer Stiles" [1] erbauten Hospiz Waldstein im Jahr 1853 überflüssig geworden waren. In diesem Vorläufer des heutigen Waldsteinhauses fanden bereits immer wieder kleinere Konzerte und Theateraufführungen statt, die zur Belustigung der Wanderer beitragen sollten [2], bevor ein Jahr später, am 23.Juli 1854, mit dem Stück "Der Citherspieler und das Halsgericht" erstmals eine Aufführung in den Burghof verlegt worden war. Seit dieser Zeit existieren Pläne eine dauerhafte Bühne für Aufführungen vor der imposanten Burgruine zu errichten, die allerdings aus unbekannten Gründen nie weiter verfolgt worden waren.

Die ersten Festspiele

Im Jahre 1523 wurden neben 18 anderen "Raubschlössern" auch die fünf Burgen derer von Sparneck von den Truppen des Schwäbischen Bundes ausgebrannt und mit Pulver gesprengt. (siehe dazu: Wandereisen-Holzschnitte von 1523) Unter ihnen befand sich auch die aufgrund ihrer Lage "Westburg" genannte Veste auf dem Waldsteingipfel. Um der Zerstörung des sparneckischen Ansitzes am 11.Juli diesen Jahres zu erinnern, inszenierte die Ortsgruppe Münchberg des Fichtelgebirgsvereins zur 400. Widerkehr des Schicksalstages das Stück "Ihre Burgen sind zerfallen", das der damalige Redakteur der Münchberg-Helmbrechtser Zeitung, Christian Sümmerer, verfasst hatte. Dachte man anfangs nur an ein einmaliges Spektakel, so übertraf die öffentliche Resonanz alle Erwartungen, weshalb Sümmerer sich noch im gleichen Jahr daran machte ein reines Theaterfestspiel zu schreiben, das 1924 erstmals aufgeführt werden konnte. Zur Inszenierung von "Des Waldsteins Wunderblume", das auf der gleichnamigen Sage basiert, wurde eine Bühne mit 1.500 Sitzplätzen in die Felspartien gebaut. Die insgesamt 10 Vorstellungen dieser sogenannten "Waldstein-Festspiele" wurden von 20.000 Zuschauern besucht. Auch ein Jahr darauf konnte ein ähnlicher Erfolg gefeiert werden.

Das vorläufige Ende und der Neuanfang

War in der Frankenpost vom 28.Juli 1925 noch zu lesen, dass den nächstjährigen Aufführungen bereits "mit froher Zuversicht" entgegengesehnt wurde, blieben erneute Festspiele aus. Die genauen Gründe dafür sind leider nicht mehr nachzuvollziehen, doch dürfte der berufsbedingte Umzug Sümmerers nach München sicher eine große Rolle dabei gespielt haben. Nach seinem Weggang führte der Darsteller des Feilenhauers, Oskar Nothaft, bis zum Ende der Saison die Regie, doch fehlte es an einem Nachfolger. Erst der Münchberger Lehrer Oskar Froschauer ergriff die Initiative und verfasste das Stück "Des Roten Schlosses Untergang", das sich, wie auch Sümmerers erstes Werk, mit der Zerstörung der Waldsteinburg 1523 befasste. Nach der Erstaufführung im Zuge des Landesfestes des Evangelischen Bundes am 24. August 1929 im Schützenhaus Münchberg (siehe: Bauwerke in der Stadt Münchberg), entschloss man sich aufgrund des großen öffentlichen Interesses mehr oder weniger kurzfristig noch zwei weitere Vorstellungen auf dem Waldsteingipfel zu geben. Auch diese Aufführungen übertrafen alle Erwartungen, doch bilden sie gleichzeitig das Ende der Waldstein-Festpiele. Grund dafür war unter anderem die marode gewordene Tribüne, wodurch viele Zuschauer das Geschehen im Stehen verfolgen mussten. Die dringend notwendigen finanziellen Ausgaben konnte und wollte niemand schultern. Somit endet die Ära der Festspiele nur sechs Jahre nach der ersten Aufführung. Ein letzter Versuch sie wieder ins Leben zu rufen schlug ebenfalls fehl: Der Hofer Heldentenor und Wagner-Schauspieler Josef Schöffel entwarf ein Konzept, das ähnlich dem der Luisenburg-Festspiele, die Ausgabe von Anteilsscheinen zu je 100 Reichsmark vorsah, um somit eine gesicherte Finanzierung gewährleisten zu können. Aufgrund fehlender Investoren wurde das Projekt schließlich eingestellt.

Neubeginn nach fast 70 Jahren

Im Jahr 1995 traf der Regisseur der Selber Heimatbühne, Dieter Sailer, auf den Sparnecker Heimatforscher Prof. Dr. Reinhardt Schmalz und erarbeitete zusammen mit ihm ein neues Konzept für die Wiederbelebung der Festspiele. Zur Umsetzung ihrer Idee wurde der Verein "Felsenbühne Waldstein" gegründet, der von nun an als Träger fungierte. Aufgrund dieser Neuerungen konnte drei Jahre später das Stück "Des Waldsteins Wunderblume" erneut über die Bühne gehen, die nun direkt vor dem Waldsteinhaus neu errichtet worden war. Seitdem wurden insgesamt fünf heimatgeschichtliche Stücke inszeniert:

  • "Des Waldsteins Wunderblume", 1998 und 1999
  • "Des Roten Schlosses Untergang", 2001 und 2002
  • "Das Geheimnis des Waldsteins", 2004 und 2005
  • "Das Vermächtnis", 2007 und 2008
  • "Der Ketzer", 2010 und 2011

Die Stücke

Des Waldsteins Wunderblume

Des Roten Schlosses Untergang

Der Wandereisen-Holzschnitt der Westburg
Heute zeugen nur noch einzelne Mauerreste von der mächtigen Veste

In der Fehde des Hans Thomas von Absberg gegen die freie Reichsstadt Nürnberg findet der Fränkische Krieg im Jahr 1523 seinen Höhepunkt. Um den erstarkten "Schrecken Frankens" Einhalt zu gebieten und seine über das ganze Land verstreuten Helfer zu bestrafen, wird der Schwäbische Bund um Hilfe gebeten, der Anfang Juni ein mächtiges Heer nahe Dinkelsbühl aufstellte und damit gegen 23 "Raubschlösser" in ganz Franken zog. Die einzigen erhaltenen Dokumente neben den Kriegsakten stellen dabei die Wandereisen-Holzschnitte von 1523 dar, die die brennenden Burgen kurz vor ihrer Zerstörung zeigen. Nachdem die Truppen des Bundes am 10.Juli des Jahres ihr Lager in Sparneck aufgeschlagen haben, ziehen sie am 11. Juli gegen den Waldstein und zerstören die Burg vollständig. Heute zeugen nur noch Ruinen von der einst imposanten Veste. Das Stück wurde bereits 1924 auf dem Waldstein aufgeführt und stammt aus der Feder des Münchberger Redakteurs Christian Sümmerer.

Das Geheimnis des Waldsteins

Das Vermächtnis

Während des 14.Jahrhunderts bekleidete Ritter Rüdiger von Sparneck wichtige Ämter im heiligen römischen Reich deutscher Nation. Als Kaiserpfalzverwalter in Eger war er direkter Unterstellter des deutschen Kaisers Karl IV. und mächtiger Ritter im oberfränkischen Raum. Trotz des mehr oder weniger ruhigen Lebens bedrohen immer wieder Fehden und Kämpfe die Sicherheit auf dem Waldstein. So wird die nahe Burg Epprechtstein im Jahr 1352 von den Nürnberger Burggrafen erstürmt und die Geschlechter der Wilden und der Säcke vertrieben. Durch diesen Erfolg bestärkt setzen die Nürnberger seither alles daran auch das mittlerweile zu einer Bedrohung ihrer Macht gewordene Geschlecht derer von Sparneck zu beseitigen. Als diese schließlich die Stadt Münchberg mit den Nürnberger Stadtrechten verleihen, sieht sich die Reichsstadt in Zugzwang. Ein wahrer Glücksfall für sie ist der Tod Rüdigers von Sparneck, der kurz zuvor seine Besitzungen an seine vier Söhne aufteilte. Einer davon, Hans, begeht einen Fehler mit schwerwiegenden Folgen, als er 1361 1/3 der Stadt Münchberg, so wie Sparneck selbst an seinen Vetter Konrad von Neuberg verpfändet. Als er aber den Vertrag bricht und den Bseitz nicht übergeben will, zieht der Neuberger mit seinen Truppen vor der Westburg auf und droht damit alles zu zerstören. Im letzten Moment kann Kaiser Karl IV. den Streit schlichten, indem er dem Neuberger die verpfändeten Orte abkauft und wieder an die Sparnecker verlehnt.

Auch dieses Stück baisert auf wahren Tatsachen: So war Rüdiger von Sparneck tatsächlich der Verwalter der kaiserlichen Pfalz in Eger und auch die Verleihung der Stadtrechte an Münchberg fand am 13. Juli 1364 statt. Schließlich lässt sich auch die Verpfändung durch eine Urkunde vom 11. Juli 1361 belegen. Die Aufnahme des Ritters Pabo in den Ordensstand der Deutschritter beruht ebenso auf wahren Tatsachen.

Der Ketzer

Friedrich I. erhält die Mark Brandenburg als Lehen

Der Münchberger Kaufmann Johannes Reichel ist ein Anhänger der als "Hussiten" bezeichneten Truppen aus Böhmen, die die Lehren des Jan Hus mit aller Gewalt durchzusetzen versuchen. In der Tochter des Ritters Rüdiger von Sparneck, Veronica, findet er eine Gleichgesinnte. Bei einem geheimen Stelldichein verlieben sie sich ineinander und schwören sich ewige Treue auch über die Standesgrenzen hinaus, die einer Hochzeit der beiden im Wege stehen. Als der Pater der Waldsteinkapelle [1] die beiden heimlich beobachtet, wird er sich darüber im Klaren, dass er durch eine Verurteilung Reichels auf seinen Befehl hin in der Hierarchie der katholischen Kirche aufsteigen kann und beschließt den Kaufmann der Ketzerei anzuklagen. Bei dem folgenden Prozess wird Reichel schuldig gesprochen und zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Nur in letzter Sekunde gelingt es Veronica ihn zum Abschwören zu bewegen, da sie, wie sich mittlerweile herausgestellt hat, ein Kind von ihm erwartet. Als schließlich die Hussiten den Waldstein erstürmen und der bis dato anwesende Markgraf Friedrich I. zusammen mit dem Pater das Weite sucht, sieht Reichel seine Zeit gekommen und stellt sich alleine den Truppen um Prokop entgegen. Durch einen Brief der heiligen Johanna von Orleans gelingt es ihm schließlich den Waldstein zu retten. Die Truppen ziehen weiter gen Weißenstadt.

Die Ruine der Ostburg-Kapelle war ursprünglich mit Fresken und Buntglasfenstern ausgeschmückt

Das Stück beruht, wie alle anderen Inszenierungen auch, auf einem wahren Hintergrund: Markgraf Friedrich erhielt auf dem Konstanzer Konzil 1415 die Markgrafschaft Brandenburg von König Sigismund übertragen, der am 13.Oktober 1417 Rüdiger von Sparneck mit den böhmischen Lehen, darunter auch dem Waldstein, versah. Gleichzeitig wurde der Reformator Jan Hus auf diesem Konzil zum Tode verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Auch die Existenz des Münchbergers Johannes Reichel lässt sich urkundlich belegen. Er schwörte 1427 ab. Schließlich beruht auch der Sturm der Hussiten auf wahren Tatsachen: So geht Karl Dietel davon aus, dass sich eine bei Grabungen in der Westburg gefundene Brandschicht auf die Zerstörung der Burg durch die Hussen zurückführen lässt. Auch die Kapelle, die ursprünglich zur Ostburg gehörte, dürfte die Stürme nicht überstanden haben. Sie ist seither Ruine. Als Grund für die Zerstörung der Sparnecker Besitzungen kann die Tatsache gelten, dass sich Hans und Arnold von Sparneck mit 80 Reitern vor der Stadt Hof den hussitischen Truppen entgegengeworfen hatten. Die Tatsache, dass der Ordensritter Arnold dabei sein Pferd eingebüßt hat, taucht ebenfalls im Stück auf.

Einzelnachweise

  1. Dietel, Karl: "Der Große Waldstein im Fichtelgebirge", Reihe: Zwischen Waldstein und Döbraberg, Band 1, S. 80
  2. Dietel, Karl: "Der Große Waldstein im Fichtelgebirge", Reihe: Zwischen Waldstein und Döbraberg, Band 1, S. 80