Theodor Liebknecht
Theodor Liebknecht (* 1870 in Leipzig; † 1948 in Altendorf bei Hannover), erstgeborener Sohn von Wilhelm Liebknecht und Bruder von Karl Liebknecht, war Rechtsanwalt und vor allem während der Weimarer Republik als Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands USPD und danach der SAPD linkssozialdemokratischer Politiker in Deutschland.
Nach seinem Jurastudium eröffnte er zusammen mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Karl 1899 ein Rechtsanwaltsbüro in Berlin.
Öffentlich politisch aktiv wurde Theodor Liebknecht erst nach der Ermordung seines Bruders, der als ein Anführer des revolutionären Spartakusbundes die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) mitbegründet hatte, im Januar 1919. Theodor Liebknecht schloss sich allerdings nicht der KPD an, sondern blieb in der USPD, die sich bereits während des 1. Weltkriegs aus Protest gegen die kriegsbilligende Haltung der Mutterpartei von der SPD abgespalten hatte. Nach der Novemberrevolution wurde die USPD bis 1922 zusehends zerrieben. Viele Angehörige ihres linken Flügels schlossen sich der KPD an, ein großer Teil der reformorientierten USPD-Mitglieder ging bis 1922 zurück in die SPD.
1921 unterstützte Liebknecht die Gründung einer neuen sozialistischen Internationale, nachdem die 1889 unter wesentlicher Mitwirkung seines Vaters gegründete zweite Internationale mit der Auslösung des 1. Weltkriegs 1914 auseinander gefallen war. Er war beteiligt an der Gründung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Parteien (englisch: International Working Union of Socialist Parties (IWUSP)), der sogenannten „zweieinhalbten Internationalen“ (vgl. Internationale)
Theodor Liebknecht lehnte eine Fusion der USPD mit der KPD ab, unter anderem, weil er deren Beitritt zur von der jungen UdSSR dominierten, 1919 in Moskau unter Federführung Lenins gegründeten Kommunistischen Internationale (Komintern) kritisierte. Er sah darin eine Spaltung der internationalen sozialistischen Bewegung. Andererseits stand er auch der SPD unter Friedrich Ebert und seinen Nachfolgern ablehnend gegenüber. Sie hatte sich in Liebknechts Augen zu stark mit den alten konservativen Kräften aus dem Kaiserreich arrangiert und demokratische Chancen während der Novemberrevolution verspielt. So lehnte er auch eine Wiedervereinigung mit der SPD ab. Zusammen mit Georg Ledebour setzte er das linkssozialdemokratische Projekt USPD fort. Mit ihrer Haltung befanden sich Ledebour und Liebknecht jedoch in einer Minderheitenposition zwischen den in der breiten Bevölkerung als links betrachteten gegeneinander stehenden Polen SPD und KPD. Die USPD entwickelte sich nach 1922 zu einer marginalisierten Splitterpartei mit einer vornehmlich aus dem linksintellektuellen und pazifistischen Milieu stammenden Anhängerschaft.
1931 ging die USPD in der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) auf. Damit vereinigte sie sich mit einer erneuten linken Abspaltung der SPD und auch einiger KPD-Abtrünniger, deren Ziel eine linke Einheitsfront gegen den erstarkenden Nationalsozialismus in Deutschland und den Faschismus in Europa war. Damit wandte sich die Partei auch gegen den von Moskau unter Stalin vorgegebenen Kurs der Komintern, der mit der Sozialfaschismusthese eine Zusammenarbeit zwischen Sozialdemokratischen und Kommunistischen Parteien gegen den Faschismus weitgehend verhinderte.
Aber auch die SAPD, der sich auch der damals noch junge Willy Brandt (noch unter seinem ursprünglichen Namen Herbert Frahm) angeschlossen hatte, blieb von heftigen Flügelkämpfen nicht verschont. Parlamentarische Erfolge waren dieser Partei in den noch verbleibenden zwei Jahren der faktisch im Grunde schon gescheiterten Weimarer Republik ebenfalls nicht beschieden.
Theodor Liebknecht gehörte zum "rechten Flügel" der SAPD und wandte sich gegen den sich verstärkenden Einfluss der leninistischen Fraktion in der Partei.
Nach der Machtergreifung Hitlers, und damit der Umwandlung Deutschlands in eine rechtsextremistische Diktatur ging Liebknecht 1933 nach Basel ins schweizerische Exil. Von 1936 bis 1939 war er Beschäftigter des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte (IISG) in Amsterdam / Niederlande.
Theodor Liebknecht überlebte Faschismus und Krieg. Er kehrte nach dem 2. Weltkrieg in das von den Alliierten besetzte Deutschland zurück, und starb 1948 im Alter von 78 Jahren in Altendorf bei Hannover, das zu der Zeit in der britischen Besatzungszone lag.