Prophetie im Tanach
Ein Prophet (v. griech.: pro-phetes = (wörtlich etwa:) Vor-Sager) ist ein Verkünder und Ausleger einer Gottesbotschaft. Er ist mit einem besonderen Charisma begabt und empfängt die göttlichen Weisungen meist durch Visionen oder das Hören einer Stimme (Auditionen). Propheten sind besonders in den Religionen Judentum, Christentum und Islam zu finden, in den Süd- und Ostasiatischen Religionen spielen sie eine geringere Rolle.
In der Alltagssprache bedeutet Prophet auch einen Menschen, der die Zukunft voraussieht oder zukunftsbezogene Aussagen macht.
Im Tanach (hebr. Bibel) treten zahlreiche Propheten auf. Zum einen überliefern sie den Willen Gottes und zum anderen Treten sie als Warner des Volkes Israel auf und bildeten einen Gegenpol zu Priesterschaft und Königtum. Eine wichtige Rolle spielten sie zur Zeit des Babylonischen Exils. Die Geschichte der Propheten und ihre Weissagungen sind im Alten Testament überliefert. Zu den bedeutendsten von ihnen gehören Moses, David, Schlomo, Awraham, Jitzchak, Jaakow sowie Elija.
- Siehe auch: Liste der Propheten des Alten Testaments
Im Neuen Testament erscheinen namentlich einzelne christliche Propheten, jedoch nicht in herausragenden Rollen; so etwa Agabus, der Paulus seine Gefangennahme prophezeit. Allerdings weisen die Apostelgeschichte und die Briefe des neuen Testaments auch auf eine gewisse "Alltäglichkeit" der Prophetie und Propheten hin. In 1. Korinther 12 wird z.B. die prophetische Rede (oder Weissagung) mit anderen Gaben oder Ämtern genannt (Vers 28). 1. Korinther 14 fordert die Gemeinde förmlich dazu auf, nach der prophetischen Rede als eine von Gott gegebene Geistesgabe zu trachten, und nennt sie der Zungenrede weit überlegen. An dieser Stelle wird die prophetische Rede oder Weissagung auch als wichtiges Instrument für die Erbauung der Gemeinde dargestellt. Der Autor dieses Briefes (Paulus) ordnet sogar an, wie viele Propheten maximal in einer Zusammenkunft (oder Gottesdienst) aufstehen sollen. In viele weiteren Stellen des neuen Testaments wird die Prophetie und Propheten in solch 'alltäglichen' Kontext dargestellt. Die Propheten gehören somit ebenso zur Gemeinde, wie Lehrer und Apostel.
Im Islam wird Mohammed als Prophet (rasul) – und zwar als letzter und größter – bezeichnet, weil er die Suren des Korans durch göttliche Inspiration empfangen und aufgeschrieben habe. Nach islamischer Auffassung stellt der Koran die letzte Offenbarung Gottes dar, weshalb Mohammed die Reihe der Propheten endgültig abschließt (Siegel der Propheten). Zu diesen werden Isa (Jesus), Yunus (Jonas) und Yahya (Johannes der Täufer) ebenso gerechnet wie die zentralen Kulturstifter-Gestalten des alten Testaments wie Adam, Nûh (Noah), Ibrahim (Abraham) und Mûsa (Moses), außerdem Hud (Heber), Shuaib und Saleh aus der arabischen Überlieferung sowie etliche weitere biblische Gestalten. Die im Christentum als "Propheten" im engeren Sinne bezeichnteten Personen spielen im Islam auch eine große Rolle.
Bei der Religionsgemeinschaft der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage steht an der Spitze der Kirchenorganisation auch ein Prophet, intern auch "Prophet, Seher und Offenbarer" genannt, der dem Glauben der Mitglieder nach die wichtigen Offenbarungen für die heutige Zeit und die die Zukunft empfängt. Näheres dazu siehe unter Propheten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.