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Kontingenz (Philosophie)

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Das Wort Kontingenz mit dem Adjektiv kontingent (griech. τὰ ἐνδεχόμενα (endechómena), etwas, was möglich ist; mlat. contingentia, Möglichkeit, Zufall) ist ein Terminus der Philosophie und der Modallogik. Es bezeichnet den Status von Tatsachen, die nicht notwendigerweise wahr oder falsch sein müssen; also etwas, das nicht notwendig, aber nicht unmöglich ist. Anders ausgedrückt bezeichnet Kontingenz die innere Endlichkeit einer Existenz, die sich darin äußert, dass eben diese Existenz auch anders oder überhaupt nicht sein könnte.

Modallogische Definition

Die Sprache der Modallogik erlaubt es, formal über Möglichkeit () und Notwendigkeit () zu sprechen. drückt aus, dass möglicherweise wahr ist.

A heißt nun kontingent (kont), wenn sowohl A möglich ist als auch nicht-A möglich ist:

Man kann also sagen, dass Kontingenz eine besonders offene Form der Möglichkeit ist.

Zufall

Da dieser Begriff schwer zu fassen ist, wurden in der Philosophiegeschichte manchmal Behauptungen über das Verhältnis von Zufall, Wahrscheinlichkeit und Kontingenz aufgestellt. Aus Sicht der heutigen Modallogik hat Kontingenz allerdings nichts mit Wahrscheinlichkeit zu tun.

In der neueren Philosophie ist die "Kontingenz-Theorie der Wahrheit" des US-amerikanischen Neopragmatikers und Skeptikers Richard Rorty von Bedeutung. Rorty schließt zwar die Möglichkeit, innerhalb von Begriffsystemen Wahrheit abzubilden, nicht prinzipiell aus, erklärt jedoch jede Reflexion darauf, wie sich ein solcher Wahrheitsstatus generieren ließe, für müßig. Damit behauptet er in polemischer Stellung gegen insbesondere den klassischen Idealismus, dass Wahrheit letztlich nicht nur ein zufälliger, sondern zudem auch ein willkürlicher Modus der Rede ist.

Kontingenz-Gottesbeweis

Einer der Gottesbeweise ist ein Kontingenzbeweis. Dieser ist in der Natürlichen Theologie ausgearbeitet worden. Da nichts aus eigener Wesensnotwendigkeit existiert, müsse Gott als einziges absolutes, nicht wesenskontingentes Sein (Aseität) existieren.

Unverfügbarkeit

Anthropologisch wird Kontingenz als Unverfügbarkeit verstanden. Bestimmte Ereignisse können wir nicht beeinflussen. Sie sind ein Widerfahrnis (Wilhelm Kamlah). In der stoischen Philosophie ist das Unverfügbare nicht glücksrelevant.