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Welwel Zbarzer

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Welwel Zbarzer, eigentlich: Wolf Ehrenkranz, Benjamin Wolf Ehrenkranz, (* 1826 in Zbaraz, Galizien; † 2. Juni 1883 in Konstantinopel) war ein im jüdischen Umfeld populärer[1][2] hebräischer und jiddischer Dichter und Volkssänger, "als Lyriker und Satiriker einer der hervorragendsten Dichter des Ostjudentums."[3]

Ehrenkranz wurde auf Grund seiner Herkunft Wölwel oder Welwel Zbarazer oder Zbarzher oder Zbarascher genannt. Er war der Sohn eines Schochet, erhielt eine gründliche talmudische Ausbildung und zeichnete sich seit frühester Jugend durch sprühenden Witz aus.[4]

Mit 19 Jahren wurde er verheiratet, war aber nicht befähigt zu einem ruhigen sesshaften Leben, sondern trennte sich von seiner Frau und führte, immer auf der Suche nach einer wirtschaftlichen Existenzgrundlage, ein unstetes Wanderleben auf Reisen durch Rumänien, Südrussland und Galizien. Dabei verdingte er sich abwechselnd als Hebräisch-Lehrer oder Schreibgehilfe und versuchte auch eine Zeit lang sein Glück mit allerlei Handelsgeschäften. Währenddessen schrieb er unablässig Gedichte, zu denen er selbst die Melodien komponierte, um dann endlich als moderner Badchen bei Feierlichkeiten, vor allem Hochzeiten, in häuslichem Kreise oder in Gastwirtschaften seine Lieder vorzutragen, die schnell eine große Popularität erlangten.[5][6]

1856 erschien in Iaşi seine erste, noch rein hebräische Liedersammlung Chason l'moed. Als sein lyrisches Hauptwerk hat sich die vierbändige Sammlung hebräischer und jiddischer Lieder Makkel-Noam („Stab der Milde“, Lemberg 1869–1878; darin das großartige satirische Poem mit dem Titel „Gottes Bankrott“)[7] erhalten (daraus ausgesondert die jiddischen Arbeiten, mit lateinischen Buchstaben transkribiert erschienen in Brăila 1902 hrsg. von J. Sotek).

Seine satirischen Arbeiten erschienen 1869 unter dem Titel Makkel Chowlim ("Stab der Strenge"). Er veröffentlichte auch in SmolenskinsHaschachar“ und kam so u. a. auch nach Wien, wo er weiterhin in Kaffeehäusern und Gaststätten seine Lieder vortrug, aber viele Erniedrigungen erdulden musste und in großer Armut sein Leben fristete. Von dort zog es ihn nach Konstantinopel, wo er in noch größerem Elend lebte, sich nochmals verheiratete und bald starb.

Im Unterschied zu Berl Broder war Welwel Zbarazer Anhänger der Haskala und vertrat deren klassische Ziele: Förderung des Hebräischen, Kampf für Bildung und gegen Ignoranz und Obskurantismus, insbesondere gegen Wunderrabbis und Chassiden.

Das Jüdisch-Wissenschaftliche Institut Wilna gab 1927 einen Teil seiner Korrespondenz heraus (Hrsg. B. Wachstein).

Literatur (Auswahl)

  • Mitteilungen zur jüdischen Volkskunde, 1909
  • Max Weissberg, Wölwel Zbarascher. Der fahrende Sänger des galizisch-jüdischen Humanismus, Leipzig 1909
  • Reisen, Leksikon fun der jiddischer Literatur un Presse, Warschau, 1914, 435-439
  • Wininger, 1925 ff. Bd. II., Artikel Ehrenkranz, Benjamin Wolf, S. 103-104
  • Michael Berkowicz, Artikel EHRENKRANZ, WOLF, in: Jüdisches Lexikon, Berlin 1927, Bd. II., Sp. 278-279
  • Sol Liptzin, A History of Yiddish Literature, New York 1972
  • Israil Bercovici, O sută de ani de teatru evreiesc în România, Bukarest 1998 (2. Aufl.)

Einzelnachweise

  1. Wininger 1925 ff. Bd. II, mehrfach
  2. Jüdisches Lexikon II, 278
  3. Wininger 1925 ff. Bd. II, S. 104
  4. Wininger 1925 ff. Bd. II, S. 103
  5. Wininger 1925 ff. Bd. II, mehrfach: S.103, S. 104
  6. Jüdisches Lexikon II, 278
  7. Wininger 1925 ff. Bd. II, S. 104: " ... eine der vorzüglichsten Satiren der Weltliteratur"