Milchstraße

Als Milchstraße (auch Galaxis) wird die Spiralgalaxie bezeichnet, zu der unser eigenes Sonnensystem gehört.
Herkunft der Bezeichnung
Die Bezeichnung Galaxis kommt von dem griechischen Wort galaxías, abgeleitet von gálaktos „Milch“, und bedeutet ebenfalls „Milchstraße“. Die "Milch" soll dem Mythos nach von der den Herakles stillenden Hera über den Himmel verspritzt worden sein, als dieser zu ungestüm zubiss.
Erscheinungsbild

Das Band der Milchstraße erstreckt sich als breiter, milchig-heller Streifen über den Nachthimmel. Seine Erscheinung rührt daher, dass in ihm keine Einzelsterne wahrgenommen werden, sondern eine Vielzahl lichtschwacher Sterne. Um es zu sehen, sind sehr gute Beobachtungsbedingungen nötig, wie klare Luft und das Fehlen von künstlichen Lichtquellen innerhalb einiger Kilometer um den Beobachtungsort. Darüber hinaus gehören alle der rund 6000 am Nachthimmel mit bloßem Auge sichtbaren Sterne zur Milchstraße.
Aufbau unserer Galaxie

Die Milchstraße ist eine vier- oder fünfarmige Balkenspiralgalaxie. Sie besteht aus etwa 300 Milliarden Sternen und großen Mengen interstellarer Materie, die nochmals 600 Millionen bis einige Milliarden Sonnenmassen ausmacht. Die Masse dieses inneren Bereichs der Galaxie wird mit ungefähr 3,6×1041 kg veranschlagt. Ihre Ausdehnung in der galaktischen Ebene beträgt etwa 100.000 Lichtjahre (30 kpc), die Dicke der Scheibe etwa 3.000 Lichtjahre (920 pc) und die der zentralen Ausbauchung (engl. Bulge) etwa 16.000 Lichtjahre (5 kpc). Aus der Bewegung interstellaren Gases und der Sternverteilung im Bulge ergibt sich für diesen eine längliche Form. Die Milchstraße ist also vermutlich eine Balkenspiralgalaxie vom Hubble-Typ SBc. Umgeben ist sie vom kugelförmigen galaktischen Halo mit einem Durchmesser von etwa 165.000 Lichtjahren (50 kpc), einer Art von galaktischer „Atmosphäre“. In ihm befinden sich neben den etwa 150 Kugelsternhaufen nur weitere alte Sterne und Gas sehr geringer Dichte. Dazu kommen große Mengen Dunkle Materie mit etwa 1 Billion Sonnenmassen.
Zur ersten Vorstellung der Scheibenform gelangte bereits Wilhelm Herschel im Jahr 1785 aufgrund systematischer Sternzählungen (Stellarstatistik).
Man bekommt eine anschauliche Vorstellung von der Größe unserer Galaxis mit ihren 300 Milliarden Sternen, wenn man sie sich im Maßstab 1:1017 verkleinert als Schneetreiben auf einem Gebiet von 10 km Durchmesser und einer Höhe von etwa 1 km im Mittel vorstellt. Jede Schneeflocke entspricht dabei einem Stern und es gibt etwa 3 Stück pro Kubikmeter. Unsere Sonne hätte in diesem Maßstab einen Durchmesser von etwa 10 nm, wäre also kleiner als ein Virus. Selbst die Plutobahn läge mit einem Durchmesser von 0,1 mm an der Grenze der visuellen Erkennbarkeit. Pluto selbst hätte ebenso wie die Erde lediglich atomare Dimension. Damit demonstriert dieses Modell auch die ungeheuer geringe Massendichte im Kosmos, die im Widerspruch zu den beeindruckenden Fotos von Galaxien als dichten Feuerrädern zu stehen scheint.
Lage der Sonne im Milchstraßensystem
Die Sonne umkreist das Zentrum der Milchstraße in einem Abstand von 25.000 bis 28.000 Lichtjahren und befindet sich etwa 15 Lichtjahre nördlich der Mittelebene der galaktischen Scheibe. Für einen Umlauf um das Zentrum der Milchstraße, das so genannte Galaktische Jahr, benötigt sie 220 bis 240 Millionen Jahre, was einer Rotationsgeschwindigkeit von etwa 220 km/s entspricht. Die Erforschung dieser Rotation ist mittels der Eigenbewegung und der Radialgeschwindigkeit vieler Sterne möglich; aus ihnen wurden um 1930 die Oortschen Rotationsformeln abgeleitet.
Die Sonne befindet sich zwischen dem sog. »Perseus-« und dem »Sagittariusarm« im »lokalen« oder »Orionarm« (braun in der Abbildung), der aber vermutlich kein vollständiger Spiralarm ist. Im Verhältnis zu dieser unmittelbaren Umgebung bewegt sich die Sonne mit etwa 30 km/s in Richtung des Sternbildes Herkules.
Zentrum
Das Zentrum der Milchstraße liegt im Sternbild Schütze und ist hinter dunklen Gaswolken verborgen, so dass es im sichtbaren Licht nicht direkt beobachtet werden kann. Beginnend in den 1950er Jahren ist es gelungen, im Radiowellenbereich sowie mit Infrarotstrahlung und Röntgenstrahlung zunehmend detailreichere Bilder aus der nahen Umgebung des galaktischen Zentrums zu gewinnen. Man hat dort eine starke Radioquelle entdeckt, bezeichnet als Sagittarius A*, die aus einem sehr kleinen Gebiet strahlt. Damit wird die Vermutung erhärtet, dass sich im Zentrum der Milchstraße ein supermassives schwarzes Loch befindet.
Umgebung
Mit der Andromeda-Galaxie und einigen anderen kleineren Galaxien bildet die Milchstraße die lokale Gruppe. Um die Milchstraße herum sind einige irreguläre Zwerggalaxien versammelt. Die bekanntesten davon sind die Große und die Kleine Magellansche Wolke, mit denen die Milchstraße über eine etwa 300.000 Lichtjahre lange Wasserstoffgasbrücke, den magellanschen Strom, verbunden ist.
Alter
Neusten Messungen aus dem Jahre 2004 zufolge ist die Milchstraße etwa 13,6 Milliarden Jahre alt. Die Genauigkeit dieser Abschätzung, die das Alter anhand des Berylliumanteils einiger Kugelsternhaufen bestimmt, wird mit etwa 800 Millionen Jahren angegeben.
Siehe auch
Astronomie, Kosmologie, Astronomisches Objekt, Urknall, Universum, Iringsweg
Literatur
- Cuno Hoffmeister: Der Aufbau der Galaxis. Akademie-Verlag, Berlin (1966)
Weblinks
Videos
- Real Video: Wie ist unsere Milchstraße aufgebaut? (Aus der Fernsehsendung Alpha Centauri)