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Grüner Mann

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Der grüne Mann wird zumeist als männlicher Kopf dargestellt, dessen Haupt- und Barthaare die Gestalt von Blättern haben, die außerdem aus seinem Mund hervorwachsen. Diese Darstellung findet sich vor allem in Kirchensäulen-Kapitellen romanischer, gotischer oder barocker Bauart, sowie gelegentlich auch - und zumeist eher versteckt - an oder in weltlichen Gebäuden historischer Bauart. Obwohl sie und ihre Bedeutung offenbar früher eine bestimmte Überlieferung gehabt haben muß, ist diese jedoch heute verlorengegangen. In der jüngeren Literatur lebt sie aber wieder auf. Es scheint so, als gebe es ein bestimmtes latentes Bedürfnis zur Wiederbelebung des darin zum Ausdruck kommenden alten Mythos.[1]

Ursprung

Der sogenannte Grüne Mann ist offenbar ein archetypisches Symbol, das in der zugänglichen Literatur (siehe Anhang) u.a. als Archetypus der Erdverbundenheit’ bezeichnet wird. Im allgemeinen wird er lediglich als Kopf dargestellt, dessen Haare und Bart aus Blättern bestehen, die ihm aber auch aus dem Mund wachsen. Dieses Motiv findet sich immer noch recht häufig in christlichen Kathedralen in den Säulenkapitellen. Man hält im allgemeinen derartige Figuren in den mittelalterlichen Kirchen für vorchristlichen und heidnischen Ursprungs. Ggf. sind sie einfach aus Volksbräuchen oder -überliefe­rungen übernommen, doch es gibt keine schriftlichen Quellen dazu. Wenn auch der Begriff selbst aus jüngerer Zeit stammt, so ist er doch (wie noch gezeigt wird) nicht völlig neu erfunden und auch unmittelbar einleuchtend. Das auch heute noch übliche Wort ‚grünen’ im Sinne von „sympathisch sein“ hatte ursprünglich eine tiefere Bedeutung, die sich mit diesem Archetypus zu verbinden scheint. Bei älteren Autoren wie etwa dem sog. ‚Philosophus teutonicus’ Jacob Böhme wird er auch sehr häufig und in einem eher mystischen Sinn oft im Zusammenhang mit dem Tod verwendet:

So wissen wir, daß unsere Seele in Gott ist und "grünet" in Gott.. müssen sie wieder durch den Tod und Grimm des Zorns und Stachel des Todes grünen.. und durch ihn aus dem Tode grüneten in Gott seinem Vater… sondern ohne Unterlaß grünen im Leben Gottes.. so werden wir alsdann leben und grünen in Gott.. dieweil unser irdisch Leben im Tod grünet, unser himmlisch Leben durch den Tod ausgrüne.. (Zitat von [2])

Für Zitate gibt es sogar eine eigene Vorlage:

„So wissen wir, daß unsere Seele in Gott ist und "grünet" in Gott.. müssen sie wieder durch den Tod und Grimm des Zorns und Stachel des Todes grünen.. und durch ihn aus dem Tode grüneten in Gott seinem Vater… sondern ohne Unterlaß grünen im Leben Gottes.. so werden wir alsdann leben und grünen in Gott.. dieweil unser irdisch Leben im Tod grünet, unser himmlisch Leben durch den Tod ausgrüne.“

Zitiert nach: Jacob Böhme[2]


Das erinnert an eine Wortschöpfung Hildegard von Bingens - die sog. Grünkraft - viriditas -, eine Kraft, durch die das Göttliche Wort die Seele und den Körper durchdringt. Im übrigen müssen wir uns auf das verlassen, was uns diese Figuren unmittelbar ver­mit­teln. Der Grüne Mann ist in dieser Hinsicht allerdings sehr ergiebig, denn je länger man über ihn nachdenkt, desto mehr stellt man fest, wie gut sich seine Bedeutung bestimmen läßt. Auch in bürgerlichen historischen Gebäuden findet man den Kopf noch häufig – so etwa im Eingangsbereich des Lübecker Rathauses (‚Backsteingotik’). Da er in Gebäuden der Neuzeit nicht mehr auftaucht, hat man den Eindruck, daß er vor­übergehend an Bedeutung und Aufmerksamkeit verloren hatte, doch wird er in den letzten Jahrzehnten wieder häufiger erwähnt und kehrt somit in unser Allgemeinbewußtsein zurück. So ist seitdem eine besonders reichhaltige Literatur zu diesem Thema entstanden.

Keltische Wurzeln

Die Wurzel des Grünen Mannes scheint in der keltischen Mythologie zu liegen. Im Rheinischen Landesmuseum in Bonn befindet sich die sog. Pfalzfelder Säule, auf der ein Kopf mit Mistelblättern dargestellt ist, der bereits das Motiv des Grünen Mannes erahnen läßt. In dieser Darstellung sind zwei andere keltische Motive enthalten: nämlich zum einen der Kopfkult (Siehe Anhang-Linkliste) und zum anderen die Mistel. Der Kopfkult ist ein vergleichsweise dunkles Kapitel des Keltentums und geht seinerseits bis in die Steinzeit zurück. Die Kelten waren nämlich noch Kopfjäger und verehrten in den abgeschlagenen Köpfen von Feinden deren Lebenskraft, die auf den erfolgreichen Jäger überging. Der Kopf war für sie ein Mysterium; erst er machte den Menschen zum Menschen; er war der Träger aller Kraft. In gewisser Weise zeigen sich aber selbst in diesem barbarischen Brauch die Kelten als Mystiker, weil sie dem Kopf als Träger des Geistes eine größere Bedeutung zumaßen als dem Körper insgesamt. Sie waren es allerdings um so mehr in ihrer Verehrung der Mistel. Bekanntlich[2] schnitten die keltischen Druiden mit einer goldenen Sichel bei besonderem Mondstand diese geheimnisvolle Pflanze von Eichen und anderen Bäumen, um sie in weißen Tüchern aufzufangen. Sie war ihnen heilig, denn nach ihrer Überzeugung konnten die Druiden mit ihrer Hilfe alle Krankheiten heilen und die allgemeinen Lebenskräfte stärken und anregen. Die Mistel ist ein Halbparasit, denn sie wächst als selbständige Pflanze zwar nur auf Bäumen und braucht diese demnach als Wirte, aber sie kann selbst Chlorophyll erzeugen und damit aus Sonnenlicht und Kohlendioxid jene Substanz (Glukose) herstellen, aus der sich letztlich alle Lebewesen dieser Erde ernähren. Das ist insofern bemerkenswert, als sie das auch im Winter tut, wenn ihre Wirte selbst kein Laub mehr tragen. Im Sommer tut sie es auch dann, wenn sie unter dem dichten Blätterschirm ihrer Wirte verborgen ist. Nicht aber im Sommer, sondern im Winter trägt sie selbst Früchte. Bei ihr ist also offensichtlich alles anders, als wollte sie sich den äußeren Bedingungen entziehen und entgegen den Gesetzen der sog. „realen“ Welt eine mystische oder eher geistige Gegenwelt aufbauen. Das nimmt alles bereits sehr deutlich die Thematik des Grünen Mannes vorweg - besonders die Tatsache, daß sie selbst eher im Verborgenen blüht. Das Mistelblatt wird auch dem keltischen Gott Esus zugeordnet, dem alle Wachstumskräfte unterstehen.


Schamanische Wurzeln

Der Autor William Anderson bringt seinen Ursprung mit einem anderen archetypischen Symbol, dem Ouroboros, in Verbindung:

Als Ouroboros, das Große Runde, schließt die Schlange, die sich in den Schwanz beißt[3], das erschaffene Universum, das männliche und das weibliche Prinzip, das Bewußte und das Unbewußte ein. Aus ihr kristallisieren sich die Bilder der Großen Mutter und des Großen Vaters heraus. Innerhalb des Kreises, den sie bildet, erscheint die vom Urozean umgebene Weltinsel, und im Zentrum der Insel wächst der heilige Baum des Universums. Aus der Vereinigung der beiden Gegensätze, Himmelsgott und Erdmutter, geht ein junger Gott hervor, der immer wieder geopfert wird, in die Unterwelt hinabsteigt und immer wieder geboren wird. Dieser junge Gott ist der Archetyp des Grünen Mannes. Er ist Sohn, Geliebter und Wächter der Großen Göttin, und wenn sie in der Geschichte wieder neu in Erscheinung tritt, so muß er als Teil desselben Nexus von Archetypen zwangsläufig ebenfalls auftreten.[4]

In diesem Zusammenhang erscheint der Typus des Grünen Mannes als Ableitung des Schamanen - also des „jungen Gottes, der immer wieder geopfert wird, in die Unterwelt hinabsteigt und immer wieder geboren wird“. Es ist aber bemerkenswert, daß sich diese Deutung offenbar erahnen läßt, was wiederum dafür spricht, daß sie zumindest in dafür sensibilisierten Menschen wirklich als Archetypus in uns wirksam ist.

Wenn wir den Grünen Mann auf die Kultur der Kelten zurückführen, können wir in ihm auch ein Symbol der Druiden sehen, durch das sich deren Weltsicht verkörpert. Die Druiden kommunizierten weniger mit ihrer Gesellschaft als mit den Göttern, bezogen sich also unmittelbar auf diese. Ihre Artefakte - wie auch die der Barden und Handwerker der Kelten - wurden oftmals nur für die Götter hergestellt und demnach anderen Menschen gar nicht erst gezeigt und gleich etwa ins Wasser geworfen. Ihre Kreativität war also nicht auf weltliche Zwecke gerichtet, sondern diente einer höheren Kommunikation: sie wurden auch deshalb den Göttern geopfert, um dadurch von diesen weiterhin die Gnade der Inspiration gewährt zu bekommen. In diesem Sinne entzieht sich auch der Grüne Mann aller weltlichen Logik und Zweckgerichtetheit. Er steht für die Wahrheit, weil er mit ihr identisch ist und gerade deshalb über alle weltlichen Ziele hinausweist. Das, was aus seinem Munde als Laub hervorkommt, ist also die Wahrheit selbst, es ist das Ergebnis der Verinnerlichung, der Kontemplation. Deshalb wohl ist er besonders häufig an Kreuzgängen zu finden. Er ist somit das Symbol der Kreativität und der Wahrheit selbst. Anderson: „Als kosmischer Mensch oder Personifizierung der Intelligenz des Lebensbaumes verkörpert der Grüne Mann den Punkt, an dem die Wahrheit in der Schöpfung manifest wird... Er ist das Medium, durch das die göttliche Inspiration das Werk der Zeit in der Fülle des Raumes anleitet und führt... Er bezeichnet den Punkt, an dem die Ewigkeit in die Zeit eintritt... Er könnte natürlich das Verlangen der gesamten Natur nach der Erlösung der Welt zum Ausdruck bringen; in diesem Falle wäre er der kosmische Mensch oder die Intelligenz, die der Schöpfung zugrunde liegt.“

Bedeutung des Symbols

William Anderson fragt: „Wie bringt man einen Archetyp dazu, zu einem zu sprechen? Eine Methode beruht auf der Erfahrung: das Bild in sich wachsen zu lassen, indem man sich ihm immer und immer wieder mit den Gaben bescheidener Aufmerksamkeit und des Schweigens nähert.“ Der Name Grüner Mann ist wie gesagt immerhin nicht völlig neu erfunden, sondern läßt sich aus mehreren Quellen ableiten. Es gibt vornehmlich viele Quellen in eben jenem Kulturraum, der ehemals keltisch besiedelt war, also in Frankreich, Süddeutschland und den britischen Inseln. Man kann ihn etwa mit Robin Hood identifizieren. Robin Hood heißt eigentlich Robin in the Wood; er ist also der Mensch aus dem Wald, in den er durch einen bösartigen Sheriff getrieben wurde und dort eine kleine Schar um sich sammelte, die nach dem Prinzip natürlicher und ausgleichender Gerechtigkeit lebte. Er beraubte die Reichen und verteilte seine Beute unter die Armen; er stand somit für eine ausgesprochen horizontale Gesellschaft, zumal auch für ein sorgenfreies Leben im Einklang mit der Natur. Es gibt aber auch noch ein mittelalterliches englisches Werk eines namentlich unbekannten Dichters mit dem Titel Sir Gawaine and the Green Knight, in dem eine Art Grüner Mann auftaucht. In neuerer Zeit taucht das Thema in Gustav Meyrinks Roman „Das grüne Gesicht“[5] wieder auf. Übrigens waren auch die Umstände dieser Titelwahl sehr mysteriös. Mey­rink sah sich nämlich gezwungen, seinen ursprünglich geplanten Titel „Der grüne Mann von Amsterdam“ wieder zurückzunehmen, weil dieser - doch wohl sehr ausgefallene! - Titel plötzlich auch als Kinofilm erschien! Evokation eines Archetypus? Jedenfalls behandelt der Roman, dessen Lektüre zur Ergänzung deshalb dienlich wäre, gerade das Thema des hier erörterten Archetypus. Der Mann mit dem grünen Gesicht, der niemals wirklich auftritt, sondern den handelnden Personen des Romans nur im Traum oder unwirklichen Situationen begegnet, wird dort von Meyrinck auch das Kopfwesen oder der ‘Urmensch’ genannt:

„... ein Wesen, dessen Ursprung weit in der Vergangenheit zurückliegt.. Daß das Phantom unter der Maske eines Urmenschen auftritt, bedeutet nichts anderes, als: ein Wissen, eine Erkenntnis, sogar vielleicht eine außerordentliche seelische Fähigkeit, die einstmals in längst vergangenen Zeiten des Menschengeschlechts existiert hatte, die bekannt war und in Vergessenheit geriet, will wiederum neu werden, und ihr Kommen in die Welt gibt sich als Vision einigen wenigen Auserlesenen kund... Ich sage nicht, daß das Phantom etwa kein selbständig existierendes Wesen sein könnte, - im Gegenteil,... Er - der Vorläufer - ist der einzige Mensch, der kein Gespenst ist.“

Das soll wohl bedeuten, daß dieser Mensch eben noch nicht von seinen Wurzeln abgeschnitten ist. Es liegt nahe, den ‚Grünen Mann’ als ein Symbol des in die Natur eingebundenen Menschen zu sehen. Der Kopf ohne Körper betont den geistigen Aspekt des Menschen, der somit für seinen naturgebundenen Geist steht. Einerseits verbirgt er sich hinter den Attributen der Natur, andererseits läßt er diese in den meisten bekannten Skulpturen eben aus seinem Munde hervorquellen, was wohl bedeutet, daß das, was er sagt und denkt, im Einklang mit den Gesetzen der Natur steht - eine Art Naturphilosophie demnach. Er ist aber scheu und zieht sich zurück, bleibt selbst nur noch als Pflanze sichtbar, wenn die äußere Welt ihm nicht mehr entspricht - also, wie wir leicht ableiten können, nicht mehr im Einklang mit den Gesetzen der Natur steht. Das kann einerseits erklären, warum er ausgerechnet zur Zeit des ausgeprägtesten Materialismus ganz aus unserem Bewußtsein verschwand (was man umgekehrt auch dadurch deuten kann, daß es für ihn als Metapher keinen Bedarf mehr gab); andererseits kann es aber auch bedeuten, daß man ihn nur dann und dadurch findet, daß man ihn durch eigene Bemühungen sucht. Man kann ihm auch alles Nicht-Benenn­ba­re zuordnen; alles, das nicht sichtbar werden darf, weil es auf die richtige geistige Einstellung der Menschen, durch die er nur wirken kann, angewiesen ist. Der (wagnersche) Fliegende Hol­län­der wäre ein solcher Fall. Lohengrin wäre ein anderer, der dann gehen muß, wenn er zu direkt befragt wird. Er ist also ein Halbgott, der sich nur dem Geist eröffnet, der sich für seine Aussagen empfangsbereit gemacht hat und der ihn ständig in sich selber suchen muß, ohne sich auf bürgerliche Benennungen, Zuordnungen, Titel und Würden verlassen zu können - inhaltsbetont also und jeder Formalisierung unzugänglich. Daß er nicht befragbar ist, bedeutet eben nichts anderes, als daß er ein wirklich religiöses Phänomen ist und sich somit jeder Benennung, jedem Zitat, aller Verbürgerlichung und Verkirchlichung entzieht. Der sich ihm öffnende Mensch wird allerdings auch ohne Worte verstehen, was er sagen will, wenn die Öffnung sich vollzogen hat, was bedeutet, daß er mit dieser Öffnung selbst identisch geworden ist. Wenn der Grüne Mann aber auch dann anwesend ist, wenn er nicht sichtbar ist, so bedeutet das, daß er nicht nur ein beliebiges Gei­stes­produkt ist, sondern eben ein fortwirkender Archetypus. Die Verborgenheit hinter den Blättern ist sogar eine sehr direkte Übersetzung der allgemeinen Bedeutung des Archetyp-Prinzips überhaupt! In vielen Fällen seiner Darstellung ist übrigens noch seine grüne Farbe erhalten, die sich oft nicht nur auf die Blätter, sondern auch auf sein ganzes Gesicht erstreckt.

Sonstige Wurzeln

Es gibt nur einen einzigen bekannten Fall, in dem der Kopf des Grünen Mannes mit einer Inschrift versehen ist, die eine direkte Deutung zuläßt: es ist der Name „Silvanus“, also der Name des römischen Waldgottes.[6] Auch das zeigt uns, daß wir ihn als Personifizierung der horizontalen Kultur sehen müssen. Es ist ja nicht zufällig, sondern fügt sich ganz unmittelbar in das archetypische System, daß die ersten christlichen Missionare in Kulturraum der Kelten mit allen Mitteln gegen die Baumverehrung wie später auch gegen die Indianerreligion ankämpften. In diesem Sinne können wir auch versuchen, zu verstehen, wofür der Bamberger Reiter steht, in dessen Sockel sich bemerkenswerterweise ein besonders intensiv gestaltetes Exemplar des Grünen Mannes befindet. In dieser Figur läßt sich der Gegensatz zwischen der zu ihrer Entstehungszeit sich gestaltenden vertikalen Zivilisation einerseits und der in den Untergrund gedrängten horizontalen Kultur sehen. Der bisher trotz zahlreicher Zuordnungsversuche noch niemals historisch personifizierte Reiter und sein Pferd betonen in ihrer Gestalt und in ihrem Ausdruck besonders stark die Vertikale, die sich eben auch bedeutungsmäßig in dem Bild über ihnen fortsetzt, in dem die Türme einer Stadt dargestellt sind. Es ist deshalb bemerkenswert, daß der Reiter auf einer Konsole steht, in der das Bild des Grünen Mannes dargestellt ist, der demnach die unterworfene horizontale Welt vertritt. Dessen wilder Gesichtsausdruck scheint aber zugleich eine Warnung vor den damit verbundenen Folgen auszudrücken.

Bekanntlich wurde die in vieler Hinsicht so mystische Kathedrale von Chartres an einem Ort errichtet, an dem ein uraltes keltisches und später gallisches Heiligtum stand. Dieser Ort war vermutlich sogar schon vor der Zeit der Kelten heilig. Es ist deshalb bedeutsam, daß sich in dieser Kathedrale besonders viele Skulpturen Grüner Männer befinden, die nicht nur durch ihre Zahl, sondern auch durch ihren betonten Ausdruck auffallen. In der Kathedale sind über siebzig Köpfe Grüner Männer in teilweise besonders hervorgehobener Position vorhanden. In zeitlicher Folge läßt sich feststellen, daß eigentlich erst von dieser Kathedrale ausgehend das Motiv dann auch beim Bau anderer Kirchen verwendet wurde. Es hielt sich während der ganzen Gotik, wurde aber auch noch recht häufig in der Renaissance und in späteren Baustilen verwendet. Erst im materialistischen 19. Jahrhundert verschwand es immer mehr; in den neugotischen Kirchen wurde es bezeichnenderweise kaum noch verwendet: man konnte zwar den Stil nachahmen, wußte jedoch mit seinem eigentlichen geistigen Inhalt nichts mehr anzufangen. Eben das scheint sich in neuerer Zeit wieder zu ändern.


Der grüne Mann unter dem Bamberger Reiter

Literatur

http://www.diekelten.at/kopfkult.htm http://www.nebelvonavalon.de/deutsch/vater.html http://spheric.de/der-gruene-mann-the-green-man http://www.rpz-heilsbronn.de/tagungshaus/der-gruene-mann-schoepfung-bewahren.html http://ouroboros-forum.de/index.php?option=com_content&view=article&id=134:04-die-vertikale-gesellschaft&catid=60:grundlagen&Itemid=108 http://ouroboros-forum.de/index.php?option=com_content&view=article&id=151:neu&catid=60:grundlagen&Itemid=108

Einzelnachweise
  1. Beispiel einer Quelle, wie sie gemäß WP:Quellen eingefügt werden soll
  2. a b Jacob Böhme: Sendbrief 4/ 6-15 - Dieser Quelle fehlen wichtige Angaben, wie die ISBN und der Verlag (s.a. WP:Quellen)
muß im Text analog WP:Quellen eingefügt - und dann hier nur angezeigt werden

[1] Jacob Böhme: Sendbrief 4/ 6-15 [2]Siehe dazu u.a. Asterix. [3]Eine fundamentale und in allen Kulturen wiederkehrende Metapher für das Universum und den Erdenkreis. Man kann sie übrigens auch so deuten, daß die Schlange sich nicht selber frißt, sondern selbst hervorbringt. In dieser Bedeutung steht sie für das sich selbst erschaffende, sich selbst denkende, Universum. Sie ist aber auch eine Matapher für die Kreativität, die sich im einzelnen Menschen nur dadurch wiederholt, daß er sich mit der göttlichen Kreativität verbindet. [4] William Anderson: Der grüne Mann; ein Archetyp der Erdverbundenheit. (ISBN 3-530-01490-7) [5] Gustav Meyrick: Das grüne Gesicht. (ISBN 978-3548244396) [6] Die Darstellung findet sich bei der Abtei von St. Denis in Frankreich.