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Angklung

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Das Angklung ist ein traditionelles sundanesisches Musikinstrument aus West-Java in Indonesien.


Herkunft

Es wird davon ausgegangen, dass die Geschichte des Angklung bis in die Steinzeit zurückreicht. Ursprünglich war es wohl ein einfacher, an einem Ende offener Bambusstock, der mit einem Stock geschlagen wurde, und zum Aufschrecken von Wildtieren bei der Jagd verwendet wurde. Über die Jahrhunderte entwickelte es sich weiter und fand 1938 seine heutige Form.

Ein naher Verwandter des Angklung ist das Windspiel aus Bambus, welches man in Indonesien überall als Souvenier und hier in einigen Live-Style-Läden kaufen kann. Das Angklung klingt ähnlich, der Tonumfang geht aber über mehrere Oktaven.


Beschreibung des Angklung

Zwei Angklung-Instrumente, links ein tiefes E, rechts ein hohes G. Das tiefe E ist fast 70 cm hoch.

Das Angklung in seiner heutigen Form besteht als Melodie-Instrument aus zwei seitlich beweglichen Klangkörpern in einem Holzgestell. Um einen Ton zu erzeugen, muss das Angklung seitlich geschüttelt werden. Akkord-Angklungs bestehen aus drei oder vier Klangkörpern. Die Klangkörper sind einzelne Abschnitte aus einem Bambus-Stock, welche unten geschlossen sind, und im oberen Bereich zur Hälfte aufgeschnitten sind. Aus der Größe der Klangkörper und der Breite und Länge des halbierten Bereichs ergibt sich die Tonhöhe. Jedes Angklunmg ist in der Lage, exakt einen Ton zu erzeugen.

Notation

Die goßen Angklung sind die Noten C bis C', vorne C' bis C", jeweils von links nach rechts, für den Größenvergleich ist ein Din-A4-Blatt auf dem Bild.

Ursprünglich war das Angklung wie das Gamelan-Instrument auf eine 5-Ton-Oktave (da - mi - na - ti - la) abgestimmt, wurde aber 1938 von dem indonesischen Musiker Daeng Sutigna auf die internationale Tonleiter mit 7 Grundtönen (do - re - mi - fa - sol la - si) umgestellt worden, um neben traditionellen javanischen Stücken auch internationale Lieder spielen zu können. Hierdurch verbreitete sich das Angklung von seiner Heimatstadt Bandung über ganz Java und bis nach Malasien und in jüngster Zeit auch nach Europa und anderswo. Wie in Asien allgemein üblich wird Musik nicht mit den bei uns verbreiteten Notensymbolen, sondern einem einfachen Zahlensystem notiert. Dabei entspricht das 'C' der '1' und das 'B' der '7', die '0' symbolisiert eine Pause und der Punkt '.' das Weiterklingen eines Tones. Die Oktave wird mit Punkten über (hohe Oktaven) oder unter (tief) der Zahl ausgedrückt, eine 1 mit zwei Punkten darüber ist demnach ein C". Durchgestichene Zahlen symbolisieren Halbnoten.

Ein paar Takte einer zweistimmigen javanischen Melodie (Burung Kakatua):

|.05|3.3|1.3|2..|.03|4.6|
|.03|3.1|3.1|7..|.01|2.4| usw.

Durch die Anpassung an die internationale Tonleiter mit 7 Tönen kann das Angklung auch mit beliebigen anderen Instrumenten kombiniert werden, beliebt ist zum Beispiel die Begleitung durch eine Gitarre, welche die Akkorde spielt, z.B. auch ein Schlagzeug wäre denkbar.

Angklung spielen

Die Group Angklung MKIF bei einem Auftritt auf einem Pfarrfest in Geinsheim bei Groß-Gerau.

Wie schon angedeutet, erzeugt ein Angklung nur einen Ton. Um eine komplette Melodie zu spielen, benötigt man je nach Oktavenumfang des Stücks 7, 14, 21 oder gar mehr Angklung-Instrumente um spielen zu können. Es dürfte klar sein, dass ein Musiker so keine Melodie spielen kann, wenn er es auf die traditionelle Weise tun wollte, da er solch eine Menge Instrumente nicht alleine halten kann. Daher besteht ein normales Angklung-Orchester aus midestens 6-7 Personen, idealerweise mindestens 15, und alle Noten sind doppelt besetzt. Denn Angklung spielen ist Teamwork. Große Angklung-Orkester, wie z.B. bei Saung Udjo oder KPA3 -Weblinks siehe unten - bestehen je nach Anlaß aus über 100 Personen. Das schweizer Angklung Duo besteht aus nur zwei Personen, der Trick dieser Musiker besteht darin, dass sie die Angklungs in einem Holzrahmen verschnürt haben, und von oben drauf schlagen.

Bei der traditionellen Spielweise spielt jeder Spieler je nach Können bis zu 6 oder 7 Töne. Die Instrumente werden dazu über die Hand oder den Arm gehängt, und mit der anderen Hand geschüttelt, sobald der entsprechende Ton zu spielen ist. Der Enstieg in eine Angklung-Gruppe gelingt dank der einfachen Notation sogar Personen, welche Notensymbole nicht lesen können, und auch sonst kein Instrument spielen können. Ein wenig Taktgefühl ist allerdings von Vorteil. Man fängt mit einem Angklung an, und steigert sich über die Zeit.

Angklung in der Schule

In Indonesien, speziell in West-Java, wo der Ursprung des Angklung liegt, findet bereits an vielen Grundschulen die Musikerziehung mit dem Angklung statt, einige Schulen wie z.B. KPA3 in Bandung treten im Rahmen von im Abstand von mehreren Jahren stattfindenden Tourneen auch in Europa auf. Ein anderes sehr intgeressantes Projekt in Bandung ist Saung Angklung Udjo, welches 1967 von Mang Udjo, einem Schüler des oben bereits erwähnten Musikers Daeng Sutigna, gegründet wurde. Das Projekt holt Kinder und Jugendliche von der Straße, und lässt sie mit Angklung und anderen javanischen Instrumenten wie Gamelan musizieren, es wird das traditionelle Schattenspiel und javanische Tänze eingeübt, und jeden Nachmittag finden Vorführungen für Einheimische und Touristen statt. Im Saung Udjo befindet sich auch eine bedeutende Werkstatt zur Herstellung der Instrumente, und natürlich auch ein Shop.

Prinzipiell würde sich das Musizieren mit dem Angklung auch an deutschen Schulen eignen, denn es fördert speziell das Teamwork und die Harmonie in der Gruppe. Darüber hinaus macht das Angklung spielen auch viel Spaß.