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Marakon Profitability Matrix

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Marakon Profitability Matrix ist ein Instrument des Controlling und findet auch in anderen Bereichen der Betriebswirtschaftslehre Anwendung.

Einleitung

Das von der Marakon Associates entwickelte Instrument zur Darstellung und Analyse des Unternehmensportfolios basiert auf dem Gordon Modell und den zugehörigen Randbedingungen. Die Marakon Profitability Matrix dient als Erklärungsraster zur finanziellen Positionierung von strategischen Geschäftseinheiten innerhalb des Strategisches Management.

Gordon-Modell

Das Gordon-Modell ist ein Werkzeug des wertorientierten Controllings, welches aus dem von Williams entwickelten Dividendendiskontierungsmodell (DDM) weiterentwickelt wurde. Das Gordon-Modell verfolgt den Ansatz des Shareholder Value und dient der Bewertung von Unternehmenserfolgen der Zukunft. Dabei wird davon ausgegangen, dass ein potentielles Unternehmenswachstum zu erhöhten Dividendenausschüttungen führt. Um diese Annahme in das Bewertungsschemata von Aktionären einfließen zu lassen, werden die Dividende und das Wachstum mit einer konstanten Rate jährlich gesteigert. Aus den dabei getroffenen Annahmen lässt sich damit die folgende Berechnung des Markt-/Buchwertverhältnis für ein Unternehmen ableiten:

Aus diesem errechneten Markt-/Buchwertverhältnis lassen sich demnach die anschließenden Entscheidungsregeln treffen:

M/B > 1 RoE > kEK   Wachstum steigert   Unternehmens- Wertsteigerung für Eigentümer
M/B = 1 RoE = kEK   Wachstum ist wertneutral   Werterhaltung für Eigentümer
M/B < 1 RoE < kEK   Wachstum mindert Unternehmenswert   Wertvernichtung für Eigentümer

Kritik am Gordon-Modells

- konstant angenommene Eigenkapitalrendite/Eigenkapitalkosten in Praxis nicht konstant
- die Verwendung von Gewinnen zum Ermitteln des Verhältnisses anstatt einer Cash Flow-basierten Rechnung

Marakon Profitability Matrix

Cash Investment Ratio (CIR)

Das CIR stellt die Relation von investierten Eigenkapital und den daraus resultierenden Rückflüssen an Kapital dar. Das CIR ist wie nachfolgend definiert:

CIR=Investition von Eigenkapital/Jahresüberschuss= g*Buchwert des Eigenkapitals/RoE*Buchwert des Eigenkapitals = g/RoE

Da der Eigenkapitalansatz von Marakon unter Verwendung von gewinnorientierten Größen zugrundeliegt, ist der Free Cash Flow als sogenannter Eigenkapital-Free Cash Flow zu verstehen und wird wie folgt definiert:

Einegkapital-Free Cash Flow=Jahresüberschuss-Investition von Eigenkapital

Daraus ergibt sich der folgende Zusammenhang:

Cash Investment Ratio Eigenkapital-Free Cash Flow Erklärung aus Sicht der Eigenkapitalgeber
CIR < 1  Eigenkapital-Free Cash Flow > 0  Investitionen in das Geschäft sind kleiner als die Rückflüsse aus dem Geschäft
CIR = 1  Eigenkapital-Free Cash Flow = 0  Alle freigesetzten Mittel werden wieder reinvestiert
CIR > 1  Eigenkapital-Free Cash Flow < 0  Investitionsbedarf des Geschäfts übersteigt Rückflüsse aus dem Geschäft

Aus der Eigenkapitalrendite, dem Wachstum und dem Cash Investment Ratio ergibt sich eine dreifache Rasterung mit sieben Feldern. Diese lassen sich nach unterschiedlichen Perspektiven betrachten:

Datei:Marakon2.png

Die Spread-Perspektive

Diese zeigt die Differenz von Eigenkapitalrendite zu Eigenkapitalkosten. Ein positiver Spread erzielt Renditen, während Geschäftseinheiten mit einem negativen Spread die Eigenkapitalkosten nicht decken können.
Positiv Spread: A, B und C
Negativer Spread: D, E, F und G.

Die Free Cash Flow-Perspektive

Geschäftseinheiten, die sich oberhalb der Winkelhalbierenden befinden, setzen liquide Mittel frei, Geschäftseinheiten unterhalb verbrauchen diese.
Free Cash Flow >0: A, B, E und G
Free Cash Flow <0: C, D und F

Die Marktanteils-Perspektive

Geschäftseinheiten, die stärker wachsen als der Marktdurchschnitt gewinnen Marktanteile hinzu, während andere Marktanteile verlieren.
Marktanteilsgewinner: B, C, E und D
Marktanteilsverlieren: A, G und F

Wachstumsfall

Die Situation von Geschäftseinheiten im Bereich C sind von besonderer Bedeutung. Die Geschäftseinheit gewinnt Marktanteile hinzu und erwirtschaftet die Kapitalkosten, jedoch muss das überdurchschnittlich starke Wachstum finanziert werden, wodurch die Geschäftseinheit keinen positiven Free Cash Flow erreicht. Im Boston-I-Portfolio (Auch BCG-Matrix genannt) sind solche Geschäftseinheiten mit den Stars zu vergleichen. Das heißt, die Geschäftseinheit erwirtschaftet aller Voraussicht nach in der Zukunft einen positiven Cash Flow. Da diese sich nach den Produktlebenszyklus zu einer Cash Cow entwickelt.

Gewinnfalle

Die Geschäftseinheit erwirtschaftet einen positiven Cash Flow, jedoch ist der Spread negativ. Das heißt, der ausgewiesene Gewinn kann die Kapitalkosten nicht decken. Wenn die Rentabilität nicht gesteigert werden kann, wird in diesem Fall zur Desinvestition geraten.


Marakon Portfolio Profitability Matrix

Marakon Portfolio Profitability Matrix baut auf der Marakon Profitability Matrix auf. Marakon Profitability Matrix ist nicht in der Lage, ein Portfolio unterschiedlicher Geschäftseinheiten darzustellen, weil deren Marktwachstumsraten marktbedingt und deren Eigenkapitalkosten risikoabhängig sind. Der Unterschied liegt darin, dass im Marakon Portofolio Profitability Matrix anstatt des absoluten Wachstums g (x-Achse) der Geschäftseinheit die Relation aus Wachstum und Marktwachstum (g / G) herangezogen wird. Um die verschiedenen Risikoabhängigkeiten und die damit verbundenen Eigenkapitalkosten vergleichbar zu machen wird anstatt des RoE (Eigenkapitalrentabilität) (y-Achse) der RoE-Spread (RoE – kEK) gewählt. Die dritte Trennlinie (Cash Investment Ratio) lässt sich nicht mehr einzeichnen.

Dies kann allerdings berechnet und neben den Kreisflächen angegeben werden. Dabei ist zu beachten, dass die Kreisfläche proportional zum investierten Kapital dargestellt werden soll um die Bedeutung der analysierten strategischen Geschäftseinheiten zu betonen.

Es ist möglich die Equity Spreads (RoE – kEK) durch RoI (Return on Investment) Spreads (RoI – kGK) zu ersetzen, da strategische Geschäftseinheiten oft keine eigene Kapitalstruktur haben, sondern höchstens eine Orientierung am Gesamtkapital möglich ist. Weiterhin könnte an Stelle der Relation g / RoE für das CIR folgende Relation verwendet werden:


Beurteilung

Beitrag der Portfolio Matrix zu einem unternehmenswertorientierten strategischen Controlling.

  • Dem Portfolio Profitability Matrix liegt das Gordon Modell zugrunde, welches einige Schwächen hat (z.B. Eigenkapitalansatz, ewiges Wachstum, Gewinn- statt Cashflow-Orientierung), die auch in diesem Portfolio zum Ausdruck kommen. Zur Portfolio-Steuerung ist allerdings der Gesamtkapitalansatz besser als der Eigenkapitalansatz geeignet, welcher bei der Betrachtung von strategischen Geschäftseinheiten auf Umsetzungsprobleme stößt, da es nicht immer möglich ist ihnen eine eigene Kapitalstruktur zuzuweisen.
  • Das „nachhaltige“ Wachstum einer strategischen Geschäftseinheit oder eines Unternehmens, das ohne zusätzliche Finanzierung möglich ist, wird bei Verzicht auf Dividendenzahlungen durch die Eigenkapitalrendite nach dem Gordon Modell beschränkt. Wenn die Dividenden gezahlt werden, wird das „nachhaltige“ Wachstum auf den thesaurierten Teil der Eigenkapitalrendite beschränkt (Sustainable Growth-Modell).
  • Die Portfolio Profitability Matrix ist ein finanzwirtschaftliches Äquivalent zum Boston-I-Portfolio, wobei das erste Portfolio den Erfolg und Liquidität direkt und die zweite indirekt misst (beiden Größen werden von den strategischen Faktoren relativer Marktanteil und reales Marktwachstum abgeleitet).
  • Der dem Boston-I-Portfolio inhärente statische und dynamische Finanzausgleich führt zur Forderung nach einem ausgeglichenem Portfolio. Da es aber scheinbare Widersprüche zwischen ausgeglichenen und optimalen Portfolios gibt, müssen diese ausgelöst werden. Eine Möglichkeit besteht darin, den Wertbeitrag strategischer Geschäftseinheit in den Periodenerfolg (positiver Free Cash flow Jetzt) und in den Zukunftserfolg (positive Free Cash flows in der Zukunft) zu zerlegen. In den ausgeglichene Portfolios würden die potentiellen Zukunftserfolge zum Ausdruck kommen, wodurch momentane negative Free Cash flows als Anlaufskosten betrachtet werden. Optimale Portfolios werden dagegen auf die Betrachtung des Periodenerfolgs beschränkt.
  • Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Portfolio Profitability Matrix die traditionellen Portfolio Darstellungen nicht ersetzt, sondern allenfalls ergänzen kann. Die Portfolio Profitability Matrix kann allerdings von großer Bedeutung sein, da sie eine Auskunft darüber geben kann, ob strategische Geschäftseinheiten zur Steigerung des Unternehmenswerte beitragen bzw. ob sie eine eventuelle Wertvernichtung zugunsten anderer strategischer Aspekte in Kauf nehmen.


Quellen

Ulbrich, Philipp; Burger, Anton: Beteiligungscontrolling. 2005, ISBN 3-486-57870-7, S. 571–572.

Werner Gleißner: Wertorientiertes Risiko-Management für Industrie und Handel. 1. Auflage. 2001, ISBN 3-409-11699-0, S. 83–85.

Thomas Günther: Unternehmenswertorientiertes Controlling. 1. Auflage. 1997, ISBN 3-8006-2106-1, S. 222–224, 348–357.