Inguschetien
Subjekt der Russischen Föderation
Republik Inguschetien
Республика Ингушетия ГІалгІай Мохк
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Koordinaten: 43° 6′ N, 44° 54′ O
Das im Nordkaukasus gelegene Inguschetien (auch: Inguschien; russisch Ингушетия/ Transkription Inguschetija, inguschisch ГIалгIай Мохк /Ghalghai Mochk) ist eine autonome Republik in Russland. Amtssprachen sind Ingusch und Russisch.
Geographie

Inguschetien ist die kleinste autonome Republik der Russischen Föderation. Sie liegt im Süden Russlands, im nördlichen Kaukasusvorland zwischen Nordossetien-Alanien im Westen und Tschetschenien im Osten.
Bevölkerung
In Inguschetien lebten laut der Volkszählung von 2002 467.294 Einwohner, davon 361.057 (77,27 %) Inguschen, 95.403 Tschetschenen (20,42 %) und 5.559 (1,19 %) Russen. Die inguschische Sprache gehört zu den kaukasischen Sprachen und ähnelt dem Tschetschenischen. Die meisten Inguschen gehören - ebenso wie die tschetschenische Minderheit - dem Islam an, aber auch die Russisch-orthodoxe Kirche ist vertreten.
Verwaltungsgliederung
Stadtkreis | Einwohner 1. Januar 2006 |
Stadtbevölkerung | Dorfbevölkerung |
---|---|---|---|
Karabulak | 34.011 | 34.011 | --- |
Magas | 337 | 337 | --- |
Malgobek | 43.442 | 43.442 | --- |
Nasran | 130.241 | 130.241 | --- |
Rajon | Einwohner 1. Januar 2006 |
Fläche in km² | Verwaltungszentrum |
Dschairach | 2.557 | 550 | Dschairach |
Malgobek | 64.135 | 630 | Malgobek |
Nasran | 87.597 | 630 | Nasran |
Sunscha | 124.650 | 1.630 | Ordschonikidsewskaja |
Städte
Die mit Abstand größte historische Siedlung ist die ehemalige Hauptstadt Nasran. Weitere große Orte sind Ordschonikidsewskaja, Malgobek, Karabulak, Ekaschewo und Troizkaja. Offizielle Hauptstadt ist seit Dezember 2002 die neuerrichtete Stadt Magas. In Inguschetien gibt es 4 Städte.
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Politik
Präsident der Republik war seit dem 28. April 2002 Murat Sjasikow, der jedoch am 30. Oktober 2008 aufgrund heftiger Kritik wegen der andauernden Gewalt im Nordkaukasus freiwillig zurücktrat. Am Folgetag wurde der Berufsoffizier Oberst Junus-bek Jewkurow als neuer Präsident eingesetzt.
Regierungschef war von November 2008 bis Oktober 2009 der vorherige Wirtschaftsminister Raschid Gaissanow. Zu seinem Nachfolger wurde am 20. Oktober 2009 Alexei Worobjow gewählt.
Am 22. Juni 2009 wurde der Präsident Inguschetiens, Junus-Bek Jewkurow, bei einem Anschlag auf seinen Wagenkonvoi schwer verletzt. Jewkurow überlebte den Anschlag nur knapp. Vier Leibwächter wurden getötet, weitere Personen verletzt.[3]
Geschichte
Für weite Teile keine Belege genannt -- Don-kun Diskussion Bewertung 19:26, 17. Mär. 2010 (CET)

Auf dem Gebiet Inguschetiens war im ersten vorchristlichen Jahrtausend die sogenannte Koban-Kultur verbreitet. Auf das erste nachchristlichen Jahrtausend werden die ersten schriftlichen Erwähungen der Wainachen datiert. Im Mittelalter begann sich von Georgien aus das Christentum in Inguschetien auszuweiten. Die sich formierende Gesellschaftsordnung wurde jedoch im 14. Jahrhundert durch einen verheerenden Feldzug Tamerlans in den Nordkaukasus zerstört. In der Folgezeit drang der Islam aus Tschetschenien und Dagestan nach Inguschetien, konnte sich jedoch erst im 19. Jahrhundert vollständig etablieren. Bis dahin besiedelten die noch teilweise heidnischen Inguschen auch das Flachland Inguschetiens.
Im Jahr 1770 trat Inguschetien freiwillig dem Russischen Reich bei, was 1810 nochmals durch einen Vertrag bestätigt wurde. Die einflußreichen inguschetischen Clans erlangten im Gegenzug umfangreiche Ländereien. Ihrerseits mussten die Inguschen den Russen Kriegsregimente zur Verfügung stellen, den Russen freie Passage gewähren und Erkundungsdaten liefern. Im selben Jahr gründeten die Russen die Festung Nasran, heute Hauptstadt Inguschetiens. Teile der inguschetischen Bevölkerung nahmen in der Folgezeit jedoch am Kaukasuskrieg auf der Seite Imam Schamils teil. Inguschetien gehörte während des Russischen Reiches zum Oblast Terek.
Inguschetien war zu Zeiten der Sowjetunion Teil der Tschetschenisch-Inguschetischen Autonomen Sowjetrepublik (ASSR). Nach Auflösung der UdSSR wurde die Trennung vom nach Unabhängigkeit strebenden Tschetschenien am 10. Dezember 1992 durch eine Verfassungsänderung festgeschrieben und Inguschetien zu einer eigenständigen Republik innerhalb Russlands. Die Teilung war bereits am 1. Oktober 1991 – noch während des Bestehens der Sowjetunion – vom Obersten Sowjet der RSFSR beschlossen worden. Erster Präsident war von März 1993 bis Dezember 2001 Ruslan Auschew, der 2002 vom russischen Präsidenten Wladimir Putin durch den früheren KGB-General Murat Sjasikow ersetzt wurde.
Im Jahr 2003 wurde Magas zur Hauptstadt erklärt und löste damit Nasran als Regierungssitz ab. Im Juni 2004 kam es zu einem großangelegten Überfall tschetschenischer und inguschetischer Separatisten (siehe Rebellenangriff auf Inguschetien 2004). Etwa 200 schwerbewaffnete Personen überfielen Regierungsgebäude und strategisch wichtige Objekte. Es gab zahlreiche Opfer zu beklagen – etwa 90, unter ihnen auch der amtierende Innenminister Kostojew.
Unter Präsident Murat Sjasikow beklagten Menschenrechtsorganisationen und regierungskritische Journalisten eine Zunahme von Entführungen, Morden und Übergriffen durch staatliche Organe. Etwa 150 Menschen sollen während seiner Amtszeit verschwunden sein. Darüber hinaus wurde die Presse- und Informationsfreiheit stärker eingeschränkt als in anderen Teilen Russlands. So wird berichtet, dass die Internetseite des kremlkritischen Radiosenders Echo Moskwy nicht erreichbar ist.[4]
2008 wurde die Tätigkeit der oppositionellen Internetseite Ingushetiya.ru verboten. Deren Besitzer Magomed Jewlojew kam im August desselben Jahres in Polizeigewahrsam ums Leben, die Chefredakteurin der Seite floh nach Frankreich. Kundgebungen gegen die politische Führung der Teilrepublik wurden teilweise gewaltsam aufgelöst.
Im ersten Halbjahr 2008 kamen 70 Polizisten bei bewaffneten Angriffen von Islamisten um; bewaffnete inguschetische Staatsorgane entführten und ermordeten auf Razzien immer wieder junge Männer. In Reaktion auf den Kaukasus-Konflikt zwischen Russland und Georgien und den Tod Jewlojews begann das oppositionelle „Volksparlament Inguschiens“ mit einer Unterschriftensammlung mit dem Ziel des Austritts Inguschetiens aus der Russischen Föderation. [5]
Wirtschaft
Wirtschaftlich dominiert die Landwirtschaft. Zu den wichtigsten Bodenschätzen zählt Mineralwasser. Um die Wirtschaft anzukurbeln, wurde das Gebiet zur freien Wirtschaftszone erklärt, auch der Tourismus soll gefördert werden. Die Nähe zu Tschetschenien lässt bisher allerdings alle Versuche scheitern.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Administrativno-territorialʹnoe delenie po subʺektam Rossijskoj Federacii na 1 janvarja 2010 goda (Administrativ-territoriale Einteilung nach Subjekten der Russischen Föderation zum 1. Januar 2010). (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- ↑ Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- ↑ Frankfurter Allgemeine Zeitung(faz.net), 22. Juni 2009
- ↑ Echo Moskwy: Руководство Ингушетии вводит ограничение на доступ жителей к интернету
- ↑ Der Spiegel 37/2008, S.122, Uwe Klußmann, Feinde ins Feuer