Zum Inhalt springen

Burgus Szentendre-Hunka

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. Juli 2010 um 21:27 Uhr durch Mediatus (Diskussion | Beiträge) (Literatur: +1). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Szentendre-Hunka
Limes Pannonischer Limes
Abschnitt 3
Datierung (Belegung) 1. Hd. 3. Jahrhundert
bis Ende 4./Anfang 5. Jahrhundert
Typ Kleinkastell
Größe 30 × 40 m
Bauweise Stein
Erhaltungszustand Grundmauern restauriert
Ort Szentendre
Geographische Lage Koordinaten fehlen! Hilf mit. Vorlage:Infobox Limeskastell/Wartung/Breitengrad fehlthf
Vorhergehend Kleinkastell Leányfalu (nördlich)
Anschließend Kastell Szentendre (Ulcisia Castra/Constantia) (südlich)

Das Kleinkastell Szentendre-Hunka ist ein ehemaliges römisches Militärlager, das für die Kontrolle eines Donauabschnitts des pannonischen Limes zuständig war. Die ergrabenen und zu besichtigenden Reste der Anlage befinden sich auf dem Hunka-Hügel in der Stadt Szentendre im ungarischen Komitat Pest, nahe der Hauptstraße nach Budapest, am Westufer des Donau-Westarms.

Lage und Forschungsgeschichte

Der Limes Pannonicus am Pilisgebirge

Der Wachposten von Szentendre-Hunka wurde stategisch günstig auf dem 25–30 Meter hohen Hunka-Hügel im Gebiet der im 4. Jahrhundert n. Chr. eingerichteten pannonischen Provinz Valeria nahe des zum Pilisgebirge ansteigenden Westufers des Donauwestarms errichtet. Der Hügel befindet sich 50 Meter vom Nordufer des Stelin-Baches entfernt an dessen Mündung.[1] Mit Blick nach Norden konnten die römischen Grenzanlagen im Auge behalten werden. Im Süden lag das Hilfstruppenkastell Constantia, das unter dem Namen Ulcisia Castra (Wolfslager) gegründet worden war. Auch mit den Stationen auf der Donauinsel Szentendrei, war eine Verbindung möglich. Am Fuß des Hunka-Hügels lag östlich eine bedeutende Grenz- und Heerstraße, die der Donau folgend nach Aquincum (Budapest) mit seinem Legionslager führte.

Bei den ersten Untersuchungen war sich Flóris Rómer (1815–1889), der Begründer der wissenschaftlichen Archäologie in Ungarn, über den Befund unsicher. Er hielt es für möglich, daß die Mauerreste zur Ruine einer mittelalterlichen Sankt-Georgs-Kapelle gehören könnten. Erst Sándor Soproni (1926–1995) konnte diese Vermutung zweifelsfrei ausschließen.[2] Ausgrabungen fanden an dem Ort bisher keine statt, jedoch wurden wichtige Oberflächenfunde entdeckt.[3]

Baugeschichte

Nach Ausweis der Ziegelstempel wurde die Anlage in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts errichtet, unter Kasiser Valentinian I. (364–375) im Zuge des damals aufgelegten umfangreichen Grenzsicherungsprogramms renoviert und bis mindestens zum Ende des 4. Jahrhunderts weiterverwendet. Soproni rechnete mit einer Gründung zur Zeit Kaiser Caracallas (211–217) und wies darauf hin, daß die Fortifikation am Hunka-Hügel in ihren Abmessungen stark von den spätrömischen Anlagen abweicht.[4] Ergraben werden konnte eine rechteckige, rund 30 × 40 Meter große Umfassungsmauer, die heute noch auf rund 30 Metern erhalten blieb. Die Mauer wurden im Abstand von 3,5 Metern mit 1,5 Meter breiten Wandvorlagen stabilisiert. Im Inneren des Areals wird ein Turm vermutet.[5]

Im Mittelalter könnte an diesem Ort auch die mutmaßliche Sankt-Georgs-Kapelle errichtet worden sein.[1]

Funde

Ziegelstempel

Es wurden mehrere Ziegelstempel aufgefunden, die Aufschluß über die bauhistorische Entwicklung geben. Neben dem Stempel der Cohors I milliaria Ulpia Pannoniorum (1. Doppelkohorte Ulpia Pannoniorum), wurden Stempel der Legio II Adiutrix (2. Legion Adiutrix), die ihren Garnisonsort in Castra Aquincum (Budapest) hatte, gefunden. Die 1000 Mann starke Cohors I milliaria Ulpia Pannoniorum war nach 118/119 n. Chr. im nordwestlich gelegenen Donaukastell Solva (Esztergom) stationiert.[6] Weitere Stempel stammten von Frigeridus dux und dem Tribunen Valentinus, der zeitgleich mit Frigeridus, offenbar ab dem Jahr 371, in Valeria tätig wurde.[7][5] Das Jahr der Amtsübernahme durch Frigeridus in der Provinz legen unter anderem Funde von Wachtürmen zwischen Pilismarót und Kastell Visegrád–Sibrik nahe.[8]

Spolien

aus spätrömischen Gräbern stammende Grabsteine[1]

Denkmalschutz

Die Denkmäler Ungarns sind nach dem Gesetz Nr. LXIV aus dem Jahr 2001 durch den Eintrag in das Denkmalregister unter Schutz gestellt. Zuständig ist das Staatliche Amt für das Kulturelle Erbe (Kulturális Örökségvédelmi Hivatal; KÖH) in Budapest. Das Kastell Dunabogdány sowie alle anderen Limesanlagen gehört als archäologische Fundstätten nach § 3.1 zum national wertvollen Kulturgut. Alle Funde sind nach § 2.1 Staatseigentum, egal an welcher Stelle der Fundort liegt. Verstöße gegen die Ausfuhrregelungen gelten als Straftat bzw. Verbrechen und werden mit Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren bestraft.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888.
  • Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akademiai Kiado. Budapest 1978. ISBN 9630513072
  • Sándor Soproni: Die letzten Jahrzehnte des pannonischen Limes. C.H. Beck Verlag, München 1985, ISBN 3406304532

Einzelnachweise

  1. a b c Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akademiai Kiado. Budapest 1978. ISBN 9630513072. S. 66.
  2. Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S. 77.
  3. Sándor Soproni: Die letzten Jahrzehnte des pannonischen Limes. C.H. Beck Verlag, München 1985, ISBN 3406304532. S. 67.
  4. Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akademiai Kiado. Budapest 1978. ISBN 9630513072. S. 90.
  5. a b Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S. 78.
  6. In: Acta antiqua. Academiae Scientiarum Hungaricae Band 35. Akadémiai Kiadó, Budapest 1994. S. 142.
  7. János György Szilágyi: Inscriptiones tegularum Pannonicarum. DissPann II. Budapest, 1933. Taf. XXVIII, S. 53-58.
  8. Limesverlauf zwischen den Kastellen von Pilismarót bis zum Kastell Visegrád–Sibrik
  9. Siehe hierzu: Kulturális Örökségvédelmi Hivatal