Wickede (Adelsgeschlecht)

Wickede ist der Name eines ursprünglich aus Dortmund stammenden Adelsgeschlechts, das im Lübecker Stadtpatriziat aufstieg und in dieser Stadt aus der exklusiven Zirkelgesellschaft heraus über Generationen Ratsherren und Bürgermeister stellte.
Wappen
Schild quer geteilt: oben in Gold ein rechtssehender, aufwachsender Adler, unten in Blau ein bis an die Teilungslinie reichender, goldener Sparren. Auf dem Schilde steht ein gekrönter Spangenhelm, welcher zwei neben einander stehende, oben nach links gekrümmte, mit zwei goldenen, unter einander stehenden Sparren belegte, schwarze Stäbe trägt. Die Helmdecken sind blau und golden.[1]
Bedeutende Vertreter der Familie
Lübecker Ratslinie
Aus Dortmund zugewandert stellte die Familie von Wickede über 400 Jahre Ratsherren und Bürgermeister in der Hansestadt Lübeck:
- Hermann von Wickede I (1294−1367), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
- Johann von Wickede († 1471), 1452 Ratsherr in Lübeck[2]
- Hermann von Wickede II (1446−1501), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
- Thomas von Wickede (1470–1527), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
- Johann von Wickede († 1509), 1506 Ratsherr in Lübeck[3]
- Gottschalk von Wickede († 1527), 1522 Ratsherr in Lübeck[4]
- Gottschalk von Wickede († 1558), 1548 Ratsherr in Lübeck[5]
- Johann von Wickede († 1577), 1570 Ratsherr in Lübeck[6]
- Gottschalk von Wickede († 1527), 1522 Ratsherr in Lübeck[7]
- Thomas von Wickede († 1626), 1593 Ratsherr in Lübeck[8]
- Gottschalk von Wickede (1596–1667), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
- Thomas Heinrich von Wickede († 1676), 1672 Ratsherr in Lübeck[9]
- Thomas von Wickede (1646–1716), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
- Melchior Thomas von Wickede (1682-1734), 1724 Ratsherr in Lübeck[10]
- Gotthard Gottschalck von Wickede (1684-1737), 1735 Ratsherr in Lübeck[11]
- Bernhard von Wickede (1705-1776), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck[12]
Lübecker Domherren
Auch im Lübecker Domkapitel war die Familie über Jahrhunderte mit Domherren vertreten:
- Johann von Wickede war Domherr seit 1598; er starb am 21. Juli 1599
- Gottschalk von Wickede war Domherr seit dem 18. Juli 1674 und starb am 15. Februar 1721
- Gotthard von Wickede, war Domherr seit dem 4. April 1683 starb am 29. Mai 1695
- Georg von Wickede war Domherr seit dem 11. September 1722 und verstarb 1723
Landadel und Militär
Die Familie drängte, wie andere Familien des Lübecker Patriziats auch, im Lauf der Zeit aus der Stadt und zog es vor, die zunächst nur unter dem Gesichtspunkt der Rentenanlage erworbenen Güter in Holstein und Mecklenburg selbst zu bewirtschaften.
- Gottschalk Anton von Wickede (1689-1740), Herr auf Nigleve, Tolzien und Fredenhagen (heute Niegleve, Tolzin und Friedrichshagen, alles Ortsteile von Lalendorf), wurde im Jahre 1702 in die mecklenburgische Ritterschaft aufgenommen.[13]
Andere Mitglieder der Familien schlugen einer alten Familientradition entsprechend eine militärische Laufbahn ein.
- Julius von Wickede (1819-1896), Militärschriftsteller
- Wilhelm von Wickede (1830–1895), Vizeadmiral
- Thomas-Emil von Wickede (1893-1944), General der Infanterie und Kommandierender General des X. Armee-Korps der Deutschen Wehrmacht
Besitzungen
Grabkapelle
Die Lübecker Grabkapelle der Familie von Wickede befindet sich im nördlichen Seitenschif des Doms. Sie gehörte zunächst bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts der Ratsfamilie Schoneke[14] und wurde später von der Familie von Wickede erworben. Bei einer Aufteilung aller Begräbnisstätten der Familie ging die Wickede-Kapelle 1634 an die Familie von Calven, von der sie durch den Ratsherrn und späteren Bürgermeister Gottschalk von Wickede 1658 zurück gekauft wurde. Nach seinem Tode 1669 fiel die Wickede-Kapelle an seinen Schwiegersohn, den kaiserlichen Residenten Heinrich Adrian Müller, der sie allerdings schon 1672 an den Ratsherrn Thomas Heinrich von Wickede übertrug.[15]
Stiftungen
- Der Schwartauer Altar wurde von der Familie von Wickede gemeinsam mit anderen Familien der Zirkelgesellschaft gestiftet.
- Das Wickede-Stift in der Glockengießerstraße 8 wurde seit 1471 als Armenhaus von der Familie verwaltet. Es ist seit 1973 ein Studentenwohnheim.
Literatur
- Johannes Baltzer, Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring, Lübeck 1920. Unveränderter Nachdruck 2001: ISBN 3-89557-167-9
- Emil Ferdinand Fehling: Lübeckische Ratslinie. Lübeck 1925
- Volrad von Wickede: Stammbaum der männlichen Descendenz der Lübecker Linie des Geschlechts von Wickede nach Volrad von Wickede's Zusammenstellung. Rostock 1899-1901.
Weblinks
- Commons: Wickede family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Wikisource: Burgemeister von Wickede (Lübsche Sage – Quellen und Volltexte
Einzelnachweise
- ↑ Blasonierung nach Ernst Heinrich Kneschke: Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien in genauer, vollständiger und allgemein verständlicher Beschreibung: Mit geschichtlichen und urkundlichen Nachweisen. Band 1, Leipzig: T.O. Weigel 1855, S. 469. Abbildung u.a. bei Siebmacher 1701/1705, III 197. Als Farbe der unteren Schildhälfte finden sich abweichend auch schwarz (BuK II, S. 359) bzw. grün (BuK II, S. 442, Anm. 1).
- ↑ Fehling: Ratslinie Nr. 535.
- ↑ Fehling: Ratslinie Nr. 594.
- ↑ Fehling: Ratslinie Nr. 611.
- ↑ Fehling: Ratslinie Nr. 659.
- ↑ Fehling: Ratslinie Nr. 686.
- ↑ Fehling: Ratslinie Nr. 611.
- ↑ Fehling: Ratslinie Nr. 713.
- ↑ Fehling: Ratslinie Nr. 803.
- ↑ Fehling: Ratslinie Nr. 854.
- ↑ Fehling: Ratslinie Nr. 868.
- ↑ Fehling: Ratslinie Nr. 898.
- ↑ Kneschke S. 470
- ↑ Bürgermeister Nicolaus Schoneke wurde hier 1362 beigesetzt, vgl. Ratslinie Nr. 339.
- ↑ BuK, Band III, S. 61 - 63.