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Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel

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Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel (griech.: Οικουμενικός Πατριάρχης Κωνσταντινουπόλεως) hat eine Doppelrolle innerhalb der orthodoxen Kirche: Zum einen ist er das geschäftsführende Oberhaupt der Kirche von Konstantinopel, zum anderen steht er der gesamten orthodoxen Christenheit symbolisch vor. Sein Amtssitz liegt im Phanar in Istanbul. Laut türkischem Recht muss der Patriarch türkischer Staatsbürger sein (einzige Ausnahme nach 1923: Athenagoras; 1948-72). Sein offizieller Titel ist Erzbischof vom Neuen Rom Konstantinopel und Oekumenischer Patriarch (griech.: Ἀρχιεπίσκοπος Νέας Ρώμης Κωνσταντινουπόλεως καὶ Οἰκουμενικὸς Πατριάρχης).

Seit 1991 hat das Amt Seine Allheiligkeit Bartholomäus I. inne.

Oberhaupt der Kirche von Konstantinopel

Der Patriarch ist das Oberhaupt der autokephalen Kirche von Konstantinopel. In spirituellen Angelegenheiten hat er ferner Weisungsrechte innerhalb der autonomen griechischen Mönchsrepublik Athos.

Symbolisches Oberhaupt der gesamten orthodoxen Christenheit

Darüber hinaus ist der Ökumenische Patriarch unter den Patriarchen Erster unter Gleichen der gesamten orthodoxen Christenheit. Dies kommt zum Ausdruck durch den Titel ökumenisch (was hier keine interkonfessionelle sondern eine intrakonfessionelle Bedeutung hat). Der Ökumenische Patriarch hat, anders als der Papst in der katholischen Kirche, keine Weisungsbefugnisse gegenüber den anderen autokephalen Kirchen und setzt dort auch keine Bischöfe ein.

Die türkische Regierung erkennt den Patriarchen nur in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der griechischen Orthodoxie in der Türkei an, nicht jedoch als Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie.

Sukzession

Wegen der geringen Zahl in der Türkei verbliebener Orthodoxer ist die Wahl eines qualifizierten Kirchenoberhaupts zunehmend schwierig. Erschwerend kommt hinzu, dass die Ausbildung von Priestern zurzeit in der Türkei nicht möglich ist. Das einzige verbliebene griechisch-orthodoxe Priesterseminar in der Türkei auf der Prinzeninsel Heybelıada (griech. Halki) im Marmarameer wurde 1971, als die Türkei alle privaten Hochschulen verstaatlichte, vom Staat geschlossen. Der Grund war, dass die türkische Regierung eine formelle Anbindung des Priesterseminars an die religiöse Fakultät der Universität von Istanbul verlangte, das Patriarchat aber auf Unabhängigkeit bestand. Eine Wiedereröffnung wurde von der türkischen Regierung immer wieder zugesagt, dies wurde jedoch bis heute nicht in die Tat umgesetzt. Priester und Theologen sind daher darauf angewiesen, im Ausland zu studieren.

Siehe auch

Literatur

  • Samim Akgönül: Le Patriarcat grec orthodoxe: de l'isolement à l'internationalisation de 1923 à nos jours. Institut français d'études anatoliennes / Maisonneuve & Larose, Paris 2004, ISBN 2-7068-1807-7
  • Lina Murr Nehmé: 1453: Mohamet II impose le Schisme Orthodoxe. François-Xavier de Guibert, Paris 2003, ISBN 2-86839-816-2
  • Alban Doudele: Les Orthodoxes grecs. Brepols (coll. Fils d'Abraham), Bruxelles 1996, ISBN 2-503-50467-1
  • Jean-Pierre Valognes: Vie et mort des Chrétiens d'Orient. Fayard, Paris 1994, ISBN 2-213-03064-2