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Brandenburg (Lauchröden)

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Brandenburg
Die Brandenburg von Süden aus gesehen

Die Brandenburg von Süden aus gesehen

Staat Deutschland
Ort Lauchröden
Entstehungszeit 1138 erstmals erwähnt
Burgentyp Gipfelburg (Doppelburg)
Erhaltungszustand Ruine
Ständische Stellung Grafen, zeitweise Stadt (Erfurt)
Bauweise 3 Türme, 2 Keller, Ringmauern erhalten
Geographische Lage 51° 0′ N, 10° 10′ OKoordinaten: 50° 59′ 39″ N, 10° 10′ 20″ O
Höhenlage 274,6 m ü. NN
Brandenburg (Thüringen)
Brandenburg (Thüringen)
Lageplan der Burgruine

Die Ruine Brandenburg ist eine Burgruine nahe der Ortschaft Lauchröden, einem Ortsteil von Gerstungen, im Wartburgkreis in Thüringen.

Lage

Die Ruine der Brandenburg liegt im mittleren Werratal, etwa zwei Kilometer östlich des Dorfes Lauchröden, direkt gegenüber der hessischen Gemeinde Herleshausen. Hohlwegtrassen in den Hängen unmittelbar hinter der Doppelburg belegen einen wichtigen hochmittelalterlichen Straßenzug von Osthessen Bad Hersfeld nach Eisenach mit Furtstellen bei Sallmannshausen, Herleshausen und Neuenhof. Die Doppelburg sicherte somit einen westlichen Zugang nach Thüringen.

Geschichte

Mittelalter

Das Geschlecht der Grafen von Wartburg, die als Burggrafen für die Landgrafen von Thüringen die Wartburg verwalteten, ist urkundlich seit 1138 mit Wigger von Wartburg nachweisbar. Seit 1224 nannte sich der Burggraf Ludwig II. von Brandenburg. Man wird davon ausgehen können, dass die Burg bereits zu dieser Zeit bestand. Ursache hierfür dürfte u.a. gewesen sein, dass die Landgrafen von Thüringen selbst auf der Wartburg residierten und keinen Burggrafen mehr benötigten. 1279/80 verkaufte Albert II. von Brandenburg die Herrschaft mit der Burg an den Landgrafen Albrecht II. den Entarteten. 1290 übertrug dieser die Burg auf seinen Sohn Apitz.

Spätestens seit Beginn des 14. Jahrhunderts waren auf dem Burgberg zwei eigenständige Anlagen vorhanden, die als Nieder- und Oberburg bzw. als West- und Ostburg unterschieden werden. In der Folgezeit hatten die beiden Burgen – bis auf kurze Unterbrechungen – stets verschiedene Besitzer:

Die Ostburg – auch Oberburg oder Oberhaus

1322 erhielten Fritsche und Heinrich von Heringen die Burg als landgräfliches Lehen. Sie war bis 1359 im Besitz der Herren von Heringen, wechselte aber in der Folgezeit häufig die Besitzer, u.a. die Herren von Witzleben, von Weberstadt und von Kolmatsch. Von 1415 bis 1892 war sie im Besitz der Herren von Herda zu Brandenburg. Nach deren Aussterben 1895 kam sie an den Landesherren.

Die Westburg – auch Niederburg oder Niederhaus

1306 befand sich die Burg als Pfand im Besitz der Stadt Erfurt. 1322 erhielten Fritsche und Heinrich von Heringen die Burg als landgräfliches Lehen. Die Herren von Heringen verpfändeten die Burg 1383 erneut an die Stadt Erfurt, die eine ständige Besatzung auf der Burg stationierte. 1390 war sie zunächst im Besitz der Marschälle von Thamsbrück und danach in dem der Herren von Boineburg–Honstein. 1411 kam sie an die Herren von Reckrodt, die sie bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1703 hielten.

Neuzeit

Militärisch unbedeutend geworden, wurden die Burgen spätestens nach dem Dreißigjährigen Krieg aufgegeben. Ab 1648 verfiel die Burganlage und wurde als Steinbruch zum Bau von Schlössern und Gütern in Lauchröden und den umliegenden Gemeinden genutzt. Erst im Jahre 1841 wurde der Abriss durch Großherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach gestoppt. Mit dem Bau der Thüringer Bahn verbunden war die Erschließung des Werratales für den Tourismus. Bereits um 1870 war die Brandenburg ein beliebtes Ausflugsziel. Der 1883 in Eschwege gegründete Werratalverein bildete später einen Zweigverein Brandenburg. In den 1920er Jahren wurde die Burganlage bautechnisch gesichert und erste Untersuchungen fanden statt. Ein Suhler Architekt fertigte nach eingehenden Studien ein sehr detailliertes, maßstabsgerechtes Modell der Doppelburg an, es zeigt die (intakte) Burganlage im Bauzustand des 15. Jahrhunderts. Nach 1960 geriet die Brandenburg in den Jahren der deutsch-deutschen Teilung zunehmend in die Isolation und durfte selbst von den Einwohnern des Ortes Lauchröden nicht mehr besucht werden, erst in der Mitte der 1980er Jahre wurde die Burg wieder (unter Bewachung) begehbar.

Sanierung der Burgruine

Sofort nach der Grenzöffnung 1989 begannen interessierte Bürger beiderseits der Landesgrenze mit der Sicherung und Sanierung der Burgruine. Sie gründeten hierzu den Brandenburgverein, heute ein Zweigverein des Werratalvereins. Ziel war zunächst, die bauliche Notsicherung der Ruine und juristische Belange (Eigentumsfrage) in Verbindung mit der Vorbereitung des Ortsjubiläums (850 Jahre Lauchröden) im Jahr 1994.

In einem zweiten Schritt wurde die Nutzungskonzeption erarbeitet, hierbei sollte eine möglichst schonende und naturverträgliche Lösung gefunden werden, denn die Burgruine war auch als Biotop und Naturschutzgebiet von Bedeutung.[1]

Für Besucher wurde eine Treppenanlage in der Kemenate eingebaut - diese dient als Aussichtsturm und beherbergt das Burgmuseum . Der großzügige Rast- und Besucherparkplatz und ein Netz von Wanderwegen zur Burg entstanden.[2]

Durch Vorträge und Publikationen, Spendengelder und Landeszuschüsse konnten weitere Projekte entwickelt werden. Selbst Technosportler und Hubschrauber wurden aufgeboten, um die Mauerkronen der schadhaften Türme zu sichern und Materialtransporte durchführen zu können.

Im dritten Schritt wurde die Baugeschichte der Burg eingehend untersucht und Schadbildkartierungen vorgenommen. Hierbei wurden die beiden Kellerreste im Inneren freigelegt, die Zisterne im Zwinger untersucht, Mauerreste und Gräben im Gelände von Wildwuchs befreit und aufgemessen sowie Baumaterial im Burggelände zusammengetragen. 1994 erfolgte die Übertragung der Burganlage auf die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Die Verlegung von Strom- und Wasserleitung ermöglichten schließlich im vierten Schritt den Abschluss der Bausanierung, insbesondere der Mauer- und Fundamentreste durch eine unterfränkische Spezialfirma.[3]

Veranstaltungen

  • Der Brandenburgverein hatte auch die Idee für die Durchführung eines Mittelalterfestes, europaweite Kontakte wurden aufgebaut und ermöglichen so ein authentisches Historienspiel mit Burgbelagerung.
  • In den Sommermonaten finden auf der Burg die Brandenburger Konzerte statt.
  • Mehrfach war die Burg Veranstaltungsort beim Tag des offenen Denkmals.

Galerie

Literatur

  • Thüringen. In: Hans Patze (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 9. Kröner, Stuttgart 1989, ISBN 3-520-31302-2, S. 54–55.
  • Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 71–72.
  • Hans Heuse: Die Brandenburg bei Lauchröden - ein bemerkenswertes Beispiel des Burgenbaues in Thüringen. In: Gemeinde Lauchröden (Hrsg.): Unser Dorf Lauchröden. Eine Zusammenstellung heimatgeschichtlicher Beiträge. Herausgegeben aus Anlaß der 850. Wiederkehr der Ersterwähnung Lauchrödens 1994. Lauchröden 1994, S. 22–29.
  • Willi Stubenvoll: Schlösser in Thüringen. Hrsg.: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. ISBN 3-927879-96-7.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Grenzwanderweg in der Wartburgregion - Lauchröden. In: Wartburgkreis-Online. Abgerufen am 22. Februar 2010.
  2. Gitta Wittig: Für den Wanderfreund. In: Gemeinde Lauchröden (Hrsg.): Unser Dorf Lauchröden. Eine Zusammenstellung heimatgeschichtlicher Beiträge. Herausgegeben aus Anlaß der 850. Wiederkehr der Ersterwähnung Lauchrödens 1994. Lauchröden 1994, S. 85–87.
  3. Heuse /Schneider: Wissenswertes zur Brandenburg. In: Brandenburgverein Lauchröden (Hrsg.): Faltblätter, Zeitungsberichte. Lauchröden 1994-2005.