Beberbeck

Beberbeck ist ein im Reinhardswald gelegener, nordöstlicher Stadtteil von Hofgeismar im Landkreis Kassel, Nordhessen (Deutschland).
Geographie







Beberbeck liegt auf einer weit ausgedehnten Acker- und Wiesenfläche, die von Wäldern des Reinhardswalds umgeben ist. Es befindet sich zwischen Hombressen im Süden und Gottsbüren im Norden, nur etwas westlich der Sababurg und nur wenige Hundert Meter süd-südwestlich der Einmündung des an Beberbeck unmittelbar östlich vorbeifließenden Bachs Nieme in die Holzape.
Etwas nördlich vorbei an Beberbeck führt im Rahmen der Kreisstraße „K 55“, die Hofgeismar im Südwesten mit der Sababurg im Osten verbindet, die „Dornröschen-Route“ der Deutschen Märchenstraße. An dieser Straße stehen nahe dem Mündungsbereich der Nieme in die Holzape die Schnitterkaserne, Ziegelhütte und „Revierförsterei Beberbeck“.
Ortsbild und Wirtschaft
Mit fünf Straßen zählt Beberbeck zu den kleinsten Dörfern der Region. Als 888 ha große Staatsdomäne wird hier hauptsächlich Land- und Forstwirtschaft betrieben. Vorwiegend angebaut werden: Zuckerrüben, Weizen, Roggen und Gerste. Ebenso ist der Viehzucht ein hoher Stellenwert beizumessen. Die Durchschnittsleistung von über 10.000 Litern Milch pro Kuh wurde am 3. Juni 2005 durch den Landwirtschaftsminister Wilhelm Dietzel honoriert.
Geschichte
Die Staatsdomäne Beberbeck zählte einst zu den fünf preußischen Hauptgestüten, zu denen Trakehnen, Neustadt an der Dosse, Graditz und Altefeld gehörten. Erste Nachrichten der Pferdezucht an diesem Standort stammen von 1490. Es ist die Rede von Wilden Pferden, ein Ausdruck für Zuchtpferde, die sich frei bewegen durften. 1571 ließ Landgraf Wilhelm IV. einen 130 ha großen Tiergarten einrichten, der die Sababurg umschloss. Kurfürst Wilhelm II. erließ 1823 einen Beschluss, in dem Beberbeck zur Musteranstalt für die Landespferdezucht ernannt wurde. Ab 1870 stand das Hauptgestüt unter preußischer Verwaltung. 1918 erfolgte die Umstellung von seither 110 Warmblutstuten auf 60 Warmblutstuten und 60 Kaltblutstuten. Der Grund dafür war, dass in der Landwirtschaft dringend mehr Zugtiere benötigt wurden. 1929 wurde das Hauptgestüt Beberbeck aufgelöst und als Hessische Staatsdomäne weitergeführt. Das Schloss wurde zu einem Alten- und Pflegeheim ausgebaut und wird von der Evangelischen Altenhilfe in Hofgeismar geführt.
Sehenswürdigkeiten
Die Gestütsanlage Beberbeck wurde unter der Leitung von Johann Conrad Bromeis erbaut, dem Hofbaumeister von Kurfürst Wilhelm II., und stellt in ihrer Vollständigkeit als klassizistisches Bauwerk selbst eine Sehenswürdigkeit dar. Einmalig sind auch die alten Huteeichen in der Feldmark um Beberbeck.
Auf dem Friedhof des Dorfs steht ein Denkmal mit der Aufschrift: Dem um die Landwirtschaft Hessens hochverdienten Oberamtmann Bernhard Ulrichs in dankbarer Anerkennung gewidmet von Berufsgenossen.
Zu den Sehenswürdigkeiten unweit von Beberbeck zählen zum Beispiel die im Reinhardswald befindliche Sababurg mit dem daran angegliederten Tierpark Sababurg und dem nahen Urwald Sababurg.
Geplantes Schloss-Beberbeck-Resort
Seit 2005 bestehen Pläne seitens der Stadt Hofgeismar, aus Beberbeck einen Tourismuspark (Ferienresort) zu machen. Mit einer Investitionssumme von 420 Millionen Euro sollen dort mehrere Golfplätze, ein Binnensee, luxuriöse Hotels, 600 Wohneinheiten in Feriendörfern und eine Reitanlage mit Trabrennbahn und Poloplatz entstehen[1]. Die politischen Instanzen, insbesondere Hofgeismars Bürgermeister Henner Sattler und der hessische Ministerpräsident Roland Koch, befürworten dieses Projekt und sind bereit, das Projekt mit Subventionen zu fördern.[2] Der 2007 gegründeten und der Stadt Hofgeismar angegliederten Besitzgesellschaft Domäne Beberbeck räumte die Landesregierung das Recht zur Vermarktung von rund 900 ha Domänenfläche ein[3]. Für die Realisierung sind private Investoren erforderlich. Der geplante Eingriff in den denkmalgeschützten Baukomplex und in die historisch gewachsene, sensible Kulturlandschaft ist umstritten. Es gibt erhebliche Zweifel, ob das Projekt wirtschaftlich erfolgreich sein kann und zu einer nachhaltigen Belebung des Tourismussektors in Nordhessen führen wird. Naturschutzverbände wie die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland lehnen das Projekt ab, weil sie Eingriffe in die Lebensräume seltener Wildtiere, wie der Wildkatze und das Verschwinden alter Alleenbäume befürchten.[4][5]
2005 bis 2008 drehte der Filmemacher und Grimme-Preisträger Klaus Stern einen Dokumentarfilm mit dem Titel Henners Traum über das Ferienresort-Projekt.[6] Der Film lief sechs Monate lang in Kassel und wurde am 17. November 2009 im ZDF ausgestrahlt.[7]
Einzelnachweise
- ↑ Planungen Ferienresort
- ↑ Ferien-Resort Beberbeck: Machbarkeitsstudie
- ↑ Beschluss des Hessischen Lantages
- ↑ Gemeinsame Pressemitteilung von BUND, HGON und NABU zum "Ferien- und Freizeitresort Beberbeck"
- ↑ Georg Etscheid: Besser Golf als Ackerbau. In: Die Zeit, 10.Januar 2008
- ↑ 32. Duisburger Filmwoche
- ↑ Ankündigung des ZDF zur Filmausstrahlung am 17. November 2009
Literatur
- Eduard Brauns, Beberbeck und sein Schlößchen, in: Heimatjahrbuch für den Kreis Hofgeismar 1960
- Clemes Freiherr von Nagel-Doornick, Die Pferde von Beberbeck und Sababurg, in: Heimatjahrbuch für den Kreis Hofgeismar 1971
- Willi Vesper, Beberbeck - 1000 Jahre alt, in: Jahrbuch des Landkreises Kassel 1978
- Helmut Burmeister und Klaus-Peter Lange, Alt-Hofgeismar, Bilder aus einer vergangenen Zeit 1870 - 1925, Hofgeismar 1979
- Silke Renner Hg., Beberbeck - zwischen Sababurg und Gesundbrunnen; eine Zeitreise durch die Region, Kassel 2008
Weblinks
Koordinaten: 51° 32′ N, 9° 29′ O