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Haus Seefahrt

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Portal des Haus Seefahrt aus dem Jahr 1665

Das Haus Seefahrt im Bremer Ortsteil Grohn ist eine Stiftung zur Fürsorge alter seemännischer Mitglieder und deren Ehefrauen und Witwen. Sie richtet seit über 460 Jahren die Schaffermahlzeit aus, deren Spendenerlös für die Aufgaben der Einrichtung verwendet wird.

Die Stiftung gilt als der „älteste noch bestehende Sozialfond[s] in Europa“[1], deren Gründung vom Rat der Stadt Bremen im Jahr 1545 in einer Urkunde genehmigt und bestätigt wurde. Sie ist heute eine rechtsfähige Stiftung, die in erneuter Anerkennung durch den Senat der Freien Hansestadt Bremen von 2009 gemeinnützige und mildtätige Zwecke verfolgt.

Die Schaffermahlzeit als großes Traditionsfest der in Haus Seefahrt organisierten Bremer Kaufleute und Kapitäne findet seit 1952 nicht mehr im stiftungseigenen Gebäude, sondern alljährlich im Februar in der Oberen Rathaushalle des Bremer Rathauses statt.

Zweck der Stiftung

Die Stiftung Haus Seefahrt ist heute eine rechtsfähige Stiftung im Sinne von § 80 BGB. Der Zweck der Stiftung orientiert sich an den ursprünglichen Verfassungen von 1545 und 1562. In der vom Senat der Freien Hansestadt Bremen 2009 genehmigten Neufassung der Stiftungssatzung wird der Zweck unter § 1, 1Referenzfehler: Es fehlt ein schließendes </ref>.

Entwicklung von Verwaltung, Stiftungsgebäude und der stiftungseigenen Wohnungen

Haus Seefahrt 1663 (Glasbild aus der Baumwollbörse)
Haus Seefahrt um 1880 in der Lützower Straße

1561 bezog die Gesellschaft ihr erstes eigenes Haus in der Hutfilterstraße. Acht Kaufleute, von denen alle zwei Jahre einer neu gewählt wurde, traten nun neben die bisher von den Schiffern gewählten Vorsteher. Der amtierende Vorsteher hieß Buchhalter, die acht Schiffer als Verordnete wurden Ober-Alte genannt und hatten beratende Funktion, das Gremium der 22 Beisitzer blieb erhalten. Die Armen der Schifffahrt erhielten Pröven, Wohnrecht in einem Pfründnerheim.

Für den Einzug der Gelder waren im 18. Jahrhundert die Schaffer zuständig, sie richteten auch das jährliche Festmahl aus, das nun Schaffermahlzeit hieß. Später ging die Einziehung der Gelder auf die Ober-Alten des Hauses über, den Schaffern blieb die Ausrichtung des Festmahls.

1663 wurde an der Hutfilterstraße ein neues Haus Seefahrt gebaut, das äußerlich, bis auf das barocke Tor, nicht besonders repräsentativ war, im Innern jedoch üppig ausgestattet. Es besaß, neben Sitzungsräumen und einem Saal für das jährliche Brudermahl, auch eine Wohnung für den Hausverwalter und Räume für Prövener. 1834 wurde es um einen zweiten Saal erweitert. Als der Straßendurchbruch für die heutige Bürgermeister-Smidt-Straße erfolgte, wurde das Gebäude 1874 abgebrochen.

Ein neues Haus Seefahrt mit 51 Wohnungen entstand 1874–1876 unter Einbeziehung des hierher versetzten barocken Tores aus der Hutfilterstraße in der Lützower Straße im Bremer Westen, wo die Gesellschaft seit 1851 einige Pröven-Häuser hatte. Dieses wurde in der Nacht vom 18. zum 19. August 1944 durch Bomben zerstört.

Der dritte Neubau von Haus Seefahrt entstand 1950/51 in Grohn auf dem Oeversberg. Das erhaltene barocke Prunktor von 1665 wurde in den 1950er Jahren nach einigen Zwischenstationen nach Grohn versetzt und als Eingangstor zu der neuerrichteten Siedlung auf dem Oeversberg wieder aufgebaut.

Die Schaffermahlzeit findet seit 1952 hingegen alljährlich in der Oberen Rathaushalle des Bremer Rathauses statt, traditionell am zweiten Freitag im Februar.

Gegenwart

Silber-Gedenkmedaille Haus Seefahrt

Das Ziel der Stiftung, Fürsorge für ihre alten seemännischen Mitglieder und deren Ehefrauen und Witwen zu tragen, wird auf vielfältige Weise durch Spenden und Beiträge bremischer Kaufleute und Kapitäne unterstützt. Ebenso tragen die Seeleute durch die jährliche Zahlung ihres Reise- oder Landmanngeldes ihren finanziellen Anteil und erwerben dadurch Anspruch auf die Leistungen der Stiftung.

Die Stiftung wählt jedes Jahr drei neue kaufmännische Mitglieder, die dann zwei Jahre nach ihrer Wahl die jährlich stattfindende Schaffermahlzeit ausrichten. Dieses Ereignis mit großer Außenwirkung sorgt für ein ansehnliches Spendenaufkommen, das maßgeblich zur Erfüllung der Stiftungsaufgaben beiträgt.

Auf dem Seefahrtshof in Grohn beherbergt die Stiftung in acht Häusern Ehepaare, Kapitänswitwen sowie Kapitäne in verschiedenen Altersgruppen. Außerhalb des Hauses werden ca. 120 Witwen betreut.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hermann Gutmann: Zeitreise durch Bremen. Ausflüge in die Vergangenheit. Wartberg, Gudensberg-Gleichen 1997, ISBN 3-86134-329-0, S. 36.

Koordinaten: 53° 9′ 47″ N, 8° 38′ 44″ O