Zum Inhalt springen

Antiblockiersystem für Motorräder

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Juli 2010 um 18:00 Uhr durch Beademung (Diskussion | Beiträge) (Systeme: bild). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Dieser Importartikel ist fälschlicherweise im Artikelnamensraum. Bitte verschiebe die Seite oder entferne diesen Baustein.
Dieser Artikel (Antiblockiersystem für Motorräder) ist im Entstehen begriffen und noch nicht Bestandteil der freien Enzyklopädie Wikipedia.
Wenn du dies liest:
  • Der Text kann teilweise in einer Fremdsprache verfasst, unvollständig sein oder noch ungeprüfte Aussagen enthalten.
  • Wenn du Fragen zum Thema hast, nimm am besten Kontakt mit den Autoren auf.
Wenn du diesen Artikel überarbeitest:
  • Bitte denke daran, die Angaben im Artikel durch geeignete Quellen zu belegen und zu prüfen, ob er auch anderweitig den Richtlinien der Wikipedia entspricht (siehe Wikipedia:Artikel).
  • Nach erfolgter Übersetzung kannst du diese Vorlage entfernen und den Artikel in den Artikelnamensraum verschieben. Die entstehende Weiterleitung kannst du schnelllöschen lassen.
  • Importe inaktiver Accounts, die länger als drei Monate völlig unbearbeitet sind, werden gelöscht.
ABS Symbol
ABS-Symbol

Das Antiblockiersystem für Motorräder (ABS), in der StVZO „Automatischer Blockierverhinderer“ (ABV) genannt, ist ein technisches System zur Verbesserung der Sicherheit. Es wirkt bei starken Bremsungen, insbesondere auf nicht haftfähigem Fahrbahnbelag, indem es einem möglichen Blockieren der Räder und damit einem Sturz, durch Verminderung des Bremsdrucks entgegenwirkt. Im Gegensatz zu KOM und Lkw ist seitens des Gesetzgebers kein verbindlicher Einbau im Motorrad vorgeschrieben bzw. keine allgemeine Verpflichtungserklärung (siehe Pkw) der Motorradhersteller zum Einbau gegeben. Primäres Ziel des Systems ist jedoch nicht den Bremsweg zu verkürzen, sondern die Sturzgefahr bei Vollbremsungen zu verhindern.[1]

Geschichte

Das erste ABS für Motorräder wurde 1985 von Lucas Girling vorgestellt.[2] Der erste Serien-Hersteller war die Firma FTE automotive mit Sitz in Ebern/Unterfranken, damals noch eine Sparte der Firma FAG Kugelfischer; das System wurde 1988 zuerst bei den BMW-K-Modellen als Option eingeführt und kostete damals 1980 DM Aufpreis. 1990 wurde von Yamaha bei der FJ 1200 ein ähnliches System angeboten, das weniger starkes Bremsnicken als das FTE-System aufzuweisen hatte.[3] 1996 gab es von Suzuki ein ABS für die 1200er Bandit und von Kawasaki für die GPZ 1100.[4] Seit 1993 wird an BMW-Motorrädern, seit 2003 an Honda-Motorrädern ABS optional angeboten. Der Durchbruch in der Verbreitung bzw. als optionales Angebot kam 2006.[5]

Heute liefern Bosch, Nissin (für Honda), Continental-Teves und Brembo ABS für Motorräder.

Systeme

Single-ABS

Der erste Prototyp eines ABS für Motorräder von Lucas Girling aus dem Jahre 1985 war ein mechanisch-hydraulisches System und arbeitete mit 20 % Schlupf. Ein schlichtes Feder-Masse-System erkannte die drohende Radblockade mittels Fliehkraft, der Bremsdruckabbau wurde über Ventile geregelt.[6]

Die Systeme sind heute nach Motorrad-Hersteller unterschiedlich. Die Druckmodulation wird entweder über elektronisch geregelte Magnetventile (z.B. BMW, Ducati, Kawasaki, KTM, Suzuki, Yamaha), Plunger-System (BMW alt, Honda) oder Magnetsystem (Honda) vornommen.[7] Auch die Regelfrequenzen liegen je nach Systementwicklung weit auseinander. Die erste Generation (ABS I) lag bei maximal 7 Regelvorgängen je Sekunden, neueste Systeme können 15 Regelvorgänge aufweisen und sind für den Regelbereich zwischen 0,1 und 1,3 Haftreibungswert ausgelegt.[8] Unterhalb von 4–6 km/h bzw. 10 km/h (Honda SH 300) wird das ABS systembedingt abgeschaltet.

Bosch ABS-8M
  • Erste Generation (ABS–I): Bauzeit von 1988 bis 1993 (FTE automotive, Nissin). Regelfrequenz 7 Hz, Plungersystem, elektrohydraulisches System, Systemgewicht 11 kg.
  • Zweite Generation (ABS–II): Bauzeit 1993 bis 2006 (je nach Hersteller), Plungersystem, Druckabbau mittels Magnetventile. Systemgewicht 6 kg.
  • Dritte Generation (u.a. BMW–ABS–i): Bauzeit 2000 bis 2006, Systemgewicht 4,3 kg. Single-ABS (u.a. CORA, Bosch) sowie Integral−ABS mit Bremskraftverstärker von FTE automotive (CORA BB) nach dem Plungerprinzip.
  • Vierte Generation (Bosch ABS–8M): Bauzeit ab 2006, Ventilsystem, Systemgewicht 1,5 kg, kombinierbar mit ASC.[9]
  • Fünfte Generation (Conti MaB, Bosch ABS 9 base): Bauzeit ab 2009, Ventilsystem, Systemgewicht 1,2 kg[10] bzw. 0,7 kg[11] leichtes und kompaktes Antiblockiersystem.

Kombinations-ABS

  • Das Honda CBS wird seit 1996 (Honda ST 1100) optional bzw. serienmäßig seit 2003 in verschiedenen Honda-Modellen angeboten. Der Bremsdruck wird durch den Handbremshebel an vier der sechs Bremskolben der Vorderradbremsscheiben aufgebaut und der Hinterradbremskolben mittels Steuerelektronik mit vorgegebenem Bremsdruck mitgebremst. Der Fußbremshebel bremst zuerst das Hinterrad, über ein Magnet-Ventil wird verzögert die restlichen zwei Kolben der Vorderradbremse angesteuert. Es werden also immer beide Räder abgebremst, unabhängig ob der Fahrer nur einen oder beide Bremshebel betätigt.[12] 2009 führte Honda ein CBS-ABS (Combined Sports) speziell entwickelt für Supersportler ein. Dabei wird vom Fahrer nur der Bremsdruck vorgegeben, zwei elektronische Pumpen bremsen wohldosiert Vorder- und Hinterrad ab.[13]
  • Das Integal-ABS von BMW-Motorrad wird in den Versionen Teilintegral (die Fußbremse bremst nur das Hinterrad ab, Handbremshebel beide Räder) und Vollintegral (Fuß-/Handbremshebel bremsen beide Räder ab, z.B. BMW K 1200 LT) seit dem Jahre 2000 angeboten. Das Integral-ABS mit Bremskraftverstärker von FTE automotive (CORA BB) beruht auf dem Plungerprinzip und kam ausschließlich bei BMW-Motorrädern zum Einsatz. Das Combined Rapid Bake System mit Bremskraftverstärker stand durch Systemausfälle in der Kritik und wurde 2006 vom Markt genommen.[14][15][16] Das ab 2006 von BMW und Continental-Teves hergestellte Integral-ABS basiert nun auf dem Ventilprinzip und kommt ohne Bremskraftverstärker aus.[17] 2009 wurde von BMW mit dem abschaltbaren Race-ABS an der BMW S 1000 RR ein ABS mit vier verschiedenen vom Fahrer wählbaren Streckenmodi (Rain, Sport, Race, Slick) eingeführt.[18]

Systemgrenzen

Das Motorrad-ABS ist bis jetzt (Stand 2010) dafür ausgelegt, die Fahrstabilität bei Geradeaus-Vollbremsungen aufrecht zu erhalten. Neuere Systeme (ab der 3. Generation) gelten als eingeschränkt kurventauglich[19][20], voll kurventaugliche Systeme befinden sich noch in der Entwicklung.[21]

Ältere Systeme sind ohne Überschlagschutz ausgerüstet. Insbesondere die hohe Schlupfregelung von bis zu 30 % der zweiten ABS-Generation kann im Extremfall bei haftfähiger Fahrbahn, kurz vor dem Stillstand, zum Überschlag führen. Auch neueste Systeme können auf welliger Fahrbahn oder bergab zum Öffnen des Bremsdrucks am Vorderad führen, obwohl der Reifen noch nicht an der Haftgrenze angelangt ist. Verliert z.B. das Hinterrad bei einem Bremsvorgang kurzfristig den Bodenkontakt, regelt das ABS den Bremdruck herunter und verlängert damit unverhofft den Bremsweg.[22]

Verbreitung und Kritik

Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie die Verkehrsministerkonferenz empfiehlt, ABS gesetzlich vorzuschreiben. Gleiches fordern die Vertreter der deutschen Delegation in einer Arbeitsgruppe der Wirtschaftskommission für Europa. Die wissenschaftliche Basis der Forderung ist eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen.[23]

Mittlerweile nimmt das Angebot an Motorrädern und Motorrollern zu, die optional oder serienmäßig mit ABS ausgestattet sind.[24] Jüngste Studien des ADAC gehen in Hochrechnungen von 160 nicht getöteten Motorradfahrern (bei insgesamt 651 getöteten Motorradfahrern des Jahres 2009) pro Jahr aus und bis zu 6900 Motorrad-Unfälle mit Verletzungen hätten im Jahre 2009 verhindert werden können, wenn die Fahrer ABS an Bord gehabt hätten. Der ADAC kritisiert die zu geringe Verbreitung von ABS bei Motorrädern. Bei Motorrädern unter 250 ccm ist ABS sogar nur bei weniger als einem Prozent der Modelle verbreitet. Bei den schwereren Maschinen gibt es das Sicherheitssystem bei gut 25 Prozent der Zweiräder in Europa.[25] Die DEKRA spricht in ihrem Verkehrssicherheitsreport Motorrad 2010 von 25 bis 35 % aller schweren Unfälle die mit ABS vermeidbar gewesen wären. „Würde man das ABS zusätzlich mit einer Integralbremse und einem aktuell noch in der Entwicklung befindlichen technischen Bremsassistenten kombinieren, könnten sich sogar fast doppelt so viele Unfälle (50 bis 60 Prozent) vermeiden lassen.“[26]

Literatur

  • Jürgen Stoffregen: Motorradtechnik. Vieweg Verlag, Braunschweig. 7. Auflage 2010, ISBN 987-3-8348-0698-7.
  • Joachim Funke, Hermann Winner: Anforderungen an zukünftige Kraftrad-Bremssysteme zur Steigerung der Fahrsicherheit. Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen. Heft F 46. 2004

Einzelnachweise

  1. adac.de. abgerufen am 2. Juli 2010 Motorrad-ABS-Vergleich
  2. motorradonline vom 4. September 2009 ABS-Spezial (Teil 5) Die Geschichte
  3. Motorrad Test 1992, Seite 80
  4. Tourenfahrer 8/2003, Seite 40. Test: Antiblockiersysteme
  5. Motorrad Katalog 2006
  6. Motorrad 15/1985, Seite 48 ff
  7. motorradonline.de vom 4. September 2009 ABS-Spezial (Teil 4) Die Technik
  8. Jürgen Stoffregen: Motorradtechnik. 7. Auflage 2010. Seite 379 ff
  9. bosch.com vom Juli 2006 Neue ABS-Generation für Motorräder von Bosch
  10. motorradonline vom 18. Februar 2009 ABS von Continental 1,2 Kilogramm mehr Sicherheit
  11. bosch-presse.de vom Januar 2010Auszeichnung für Bosch-Innovation
  12. Honda.com, abgerufen am 3. Juli 2010Two types of combined ABS combining CBS and ABS
  13. kues.de abgerufen am 4. Juli 2010 TestTour: Honda CBR 1000 RR Fireblade Combined ABS'
  14. bikersjournal.de 06-2005 Kommt Zeit kommt Rat ... oder auch nicht. Seite 47 ff
  15. motor-kritik.de Vollkommene Perfektion mit Rückfallebenen zur kontrollierten Unsicherheit
  16. BMW Motorrad Integral-ABS, 10. August 2005 Antworten auf Ihre Fragen
  17. atzonline vom 7. Juli 2006 BMW entwickelt dritte Generation Integral ABS für Motorräder
  18. BMW-Motorrad, abgerufen am 4. Juli 2010 Technische Daten der RR 1000
  19. Das Integral ABS von BMW Motorrad
  20. motorradonline.de vom 18. November 2009 Grundlagen (Teil 7) Fazit
  21. Jürgen Stoffregen: Motorradtechnik. 7. Auflage 2010. Seite 396 ff
  22. Tourenfahrer 8/2003. Seite 36 ff: Test Anitblockiersysteme
  23. Bundesrat.de vom 7. April 2009 TOP 6.1 Sicherheit von Motorradfahrern
  24. adac.de ABS-Motorräder in Deutschland, abgerufen am 3. Juli 2010
  25. motorradonline.de vom 7. April 2010 ADAC Unfallforschung: Motorrad-ABS rettet Leben
  26. kfz-betrieb-vogel.de, vom 7. Mai 2010 Weniger Unfälle durch ABS und weitere Systeme der aktiven Sicherheit
Wiktionary: Antiblockiersystem – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Antiblockiersystem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

[[Kategorie:Fahrerassistenzsystem]] [[Kategorie:Bremse]]