Benutzer:Epiktetos/Spielwiese
Kirchberg der Wild ist eine Kastralgemeinde mit circa 200 Einwohnern der Marktgemeinde Göpfritz an der Wild im Bezirk Zwettl in Niederösterreich.

Kirchberg an der Wild Siedlungsgebiete.png
Geografie
Kirchberg an der Wild (Höhe 564m) liegt im nördlichen Waldviertel, ungefähr zwischen Horn und der tschechischen Grenze. Der Beiname Wild bezieht sich auf das Waldgebiet im Umland und wird bei mehreren Ortsnamen dieser Gegend als Beiname verwendet.
Noch zum Einzugsgebiet Groß-Siegharts gehörend (13km), kann man es als Teil des "Bandlkramerlands" betrachten.
An der stark abfallenden Westseite des Hügels befindet sich der künstlich angelegte Schlossteich, mit der für das Waldviertel typischen moorig-trüben Färbung.
Fauna und Flora
Durch den Teich und den ein- und abfließenden Bach mit natürlichem Bewuchs an den Ufern, ist das Gebiet von starker Feuchtigkeit geprägt. Ein relativ hoher Artenreichtum ist vor allem bei Vögel festzustellen:
- Störche
- Schwalben
- Elstern
- Ringeltauben
- Meisen
- Nebelkrähen
Geschichte
Kirchberg an der Wild entstand vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Der erste zentrale Gebäudekomplex dürfte als Burg-Kirchen-Anlage um 1130/40 errichtet worden sein, dort wo sich heute die Pfarrkirche befindet. Für das Jahr 1153 gibt es bereits die erste urkundliche Erwähnung als Pfarrort. In diesem Dokument ist die Schenkung der Kirche zu Kirchberg (mit dem Drittelzehent) von Ulrich von Pernegg an das Stift Geras vermerkt.
Folgende Inhaber des Schlosses und der umliegenden Ländereien sind dokumentiert
- Jahr 1153: Stift Geras
- Jahr 1385: Andre Chaczinger von Chirchperg
- Jahr 1450: Georg von Kuenring-Seefeld
- 15. oder 16.Jhd.: Johann der Fünfte von Chunringer (*1474 †1513))
- Jahr 1492: Valentin Gundisch
- 16. Jahrhundert: Leopold Hager (protestantischer Adeliger)
- Jahr 1548: Maquard von Khunring (gekauft durch Vertrag von Hanns und Wilhelm Puechheim)
- Jahr 1552, 1561: Wenzel von Krackwitz
- (Jahr 1561: Hieronymus Stubner ???)
- Jahr 1605: Johann Ludwig von Krackwitz (Verlust der Güter 1620 an die k.und.k Hofkammer durch Konfiszierung)
- ab Jahr 1627: Ferdinand Kulmer von Rosenbühel (durch Kauf)
- ab Jahr 1631: Sohn Ferdinand Kulmer von Rosenbühel (durch Erbe)
- 1.Hälfte des 17. Jahrhundert: Susanne Winklerin und Georg Ehrenreich
- 1641-1653: Joachim Enzmilner welcher später sich Graf von Windhag nennen durfte
- Jahr 1719: Johann Christoph Ferdinand Graf Mallenthein (*1682 †1749)
- bis Mitte der 50er Jahre des 20.Jahrhundert: Van der Straten-Ponthoz
- bis heute: Familie Frühwirth
Es wird angenommen, dass am 14. Oktober 1431 auf der Ebene zwischen Georgenberg und Kirchberg die bedeutende Schlacht gegen die Hussiten statt gefunden hat, bei der die Hussiten eine schwere Niederlage gegen die Österreicher unter der Führung Leopolds von Kraig erlitten. Allerdings sind die Quellenhinweise zum Ort der Schlacht nicht eindeutig. Nach aktuellem Forschungsstand könnte das Schlachtfeld auch östlich von Thaya am Harder Wald gelegen sein.
Im Ersten Weltkrieg diente das Schloß als Internierungslager für Kriegsgefangene.
1929 wurde Kirchberg zum Markt erhoben.
In den Jahren von 1945 bis 1955 wurden im Schloß und den Häusern der Ortschaft russische Truppen untergebracht.
Historische Gebäude
Kirche
Der romanische Baukern der Pfarrkirche (heilige Peter und Paul), welche als älteste im Waldviertel gilt, geht auf das Jahr 1153 zurück. Von der ursprünglichen Anlage ist der romanische vierkantige Turm, der Grundriß des Langhauses und der Triumphbogen erhalten. Burg (Vorläufer vom Schloß) und Kirche waren ursprünglich durch eine gemeinsame Befestigung gesichert (siehe Stich von Georg Matthäus Vischer von 1672).
Die über eine Schalung gemauerte Sakristei (Mittelding zwischen rundbogiger Tonne und spitzbogigem Knick im Gewölbe) dürfte aus dem Mitte des 13. Jahrhundert stammen. Der Chorbau im Stile der Spätgotik stammte aus dem Ende des 15. Jahrhundert und wurde 1761 barocksieriert.
Der spätgotische kreuzgewölbte Chor mit 5/8 Schluß stammte aus dem 15.Jahrhundert, und das Chorquadrat ist mit einem Kreuzrippengewölbe ausgestattet. Das flachgedeckte Langhaus wurde um 1761 im barocken Stile erneuert.
Auf den Innenwänden sind vier ovale Ölbilder in Stuckrahmen angebracht, welche um das Jahr 1740 entstanden sind. Es handelt sich dabei um die Heiligen Florian, Petrus, Paulus und Donatus.
Im Turmquadrat befindet sich das Renaissance-Grabmal von Balthasar Winkler von Neuhaus und Kirchberg (kaiserlicher Rat, heiratete 1563 Katarina Susanna von Grünthal).
Der westlichen Vorraum enthält einen 3-teiligen Wappenstein (Maeden?) mit einem figuralen Flachrelief aus dem Jahre 1686.
Die Pfarre wurde im 12. Jahrhundert dem Stift Geras inkorporiert, und dann im Zeitraum 1611 bis 1700 mit Blumau vereinigt. Danach wurde die Pfarre selbständig.
Der zur Kirche gehörende Pfarrhof (Marktplatz Nummer 2) ist ein schlichter josephinischer Bau mit typischen Putzfelder.
Heute gehört die Pfarre zum Dekanat Geras, welche wiederum der Diözese St. Pölten unterstellt ist
Schloß
Unter Wenzel von Krackwitz wurde die mittelalterliche Burg um 1555 großzügig zu einem befestigten, dreiflügeligen Renaissanceschloß umgebaut.
Beim Schloß selbst handelt es sich um einen massiven zweistöckigen Rechteckbau mit Lisenengliederung.
Vor dem Umbau 1740 war das Gebäude von einem Graben umgeben und zum Haupttor (schmiedeeisenes Torgitter existiert noch) dürfte eine Brücke geführt haben.
Sein gedrungener Ostturm mit quadratischem Grundriss ist dem Kirchturm im Stil nachempfunden worden, war jedoch vor den Umbauten 1740 noch ein Rundturm (siehe Stich von Georg Matthäus Vischer von 1672).
Ein Brand im Jahr 1895 zerstörte den nordwestlichen Zubau.
Die Zimmer sind noch mit Stuckdecken aus der 2.Hälfte des 19. Jahrhundert ausgestattet.
Die Inschrift "A.D 1933" am Turm (unter dem oberen Turmfenster Richtung Marktplatz), lässt vermuten, dass auch in diesem Jahr ein größerer Umbau statt gefunden hat.
Auf dem Schloßturm war eine Turmuhr angebracht, mit Zifferblätter Richtung Marktplatz und Richtung Schönfeld an der Wild (Norden).
Marktplatz
Der ehemalige Anger ist ein rechteckiger Platz im Verhältnis 1 zu 6. Im Zentrum befindet sich in einer kleinen Baumgruppe eine Mariensäule aus dem Jahre 1720.
Dahinter liegt auch ein unterirdisches Löschwasser-Reservoir.
Das Haus Nummer 17 ist im Kern ein barocker Altbau in einer deren Nische befindet sich eine volkstümliche Plastik.
Historische Siedlungsentwicklung
Der ursprünglich Siedlungskernbereich (Zone A) liegt am Hügel rund um den Hauptplatz, mit der Kirche und dem Schloss am westlichen Ende und der Straße Richtung Osten (Verlängerung des Platzes) zum Friedhof und den Feldern.
Danach dürfte die Besiedlung entlang der steilen südlichen Ausfallstraße (Zone B) Richtung Göpfritz an der Wild fortgesetzt worden sein. In 2.Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden für Pächter (des Schlosses) kleine Bauparzellen westlich der nördlichen Ausfallstraße am Fuße des Hügels (Zone C) zur Verfügung gestellt. Dort entstanden Wohnhäuser im einfachen Cottage-Stil, d.h. Außenmauer auf Rahmenfundament aus Felssteinen, strohgedeckte Dächer, Zwischenmauern aus luftgetrockneten Lehmziegeln).
Im 20. Jahrhundert begann dann die Besiedlung an der Ostseite der nördlichen Ausfallstraße (Zone D).
Die Entwicklung lässt sich auch gut an den Hausnummer erkennen, die innerhalb der Ortschaft aufsteigend nach Aufschließung der Gründe vergeben wurde (und nicht je nach Straßen, wie es in größeren Orten üblich ist).
So wurde im Jahr 1853 berichtet, dass Kirchberg an der Wild 54 Häuser besaß. Dies entspricht ziemlich genau der Siedlungszonen A und B.
Heute befinden sich etwas über 100 bebaute Parzellen im Ort.
historische Entwicklung der Infrastruktur, Wirtschaft und Kommunaleinrichtungen
Heute gibt es noch in der Ortschaft:
- Land- und forstwirtschaftliche Betriebe; Großteil im Nebenerwerb
- Pfarre
- Freiwillige Feuerwehr
- Kindergarten (ehemalige Volksschule)
- Bushaltestelle
- Freiwillige Feuerwehr
bis zum Ende des 20. Jahrhunderts:
- Gasthaus und Fremdenzimmer "Daniel"
- Greißler "Oskar Töpfer"
- Kaufhaus "Schuh"
- Bäcker
- [Fleischhauer]
- Volksschule
- Postamt
In den Zeiten davor gab es noch:
- Mühle (das Gebäude existiert noch; das Mühlrad wurde jedoch in den 1970er demontiert)
- Spiritusbrennerei (aus den hiesigen Kartoffeln); am Schloßgelände (der Schlot ist heute noch vorhanden)
- In den 1970er wurde eine öffentliche Deponie an der südlichen Ortsausfahrt aufgelassen. Dort befindet sich heute die Bahn des lokalen Eisstockvereins.
- Bis 1985 gab es in Ortsnähe die Bahnstation "Schönfeld-Kirchberg" der Lokalbahn Göpfritz–Raabs
- Ende des 20. Jahrhundert wurde das gesamte Ortsgebiet an einer zentralen Wasser, Kanal und Gasversorgung angeschlossen.
Bedeutende hier geborene oder hier wirkende Menschen
- Alphons Žák (1868-1931), Priester und Historiker
- Alexander Frühwirth (*1969), Triathlet und Biathlet
- Godwin Schuster (*1951), Politiker
Literatur
- Karl Gutkas: Geschichte des Landes Niederösterreich. Niederösterr.Pressehaus Druck- und VerlagsgesmbH, St. Pölten 1983
- Richard Kurt Donin: Dehio Handbuch - Die Kunstdenkmäler Österreichs - Niederösterreich. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1953
- Franz Karl Wißgrill: Schauplatz des landsässigen Niederösterr. Adels, Band 5, gedruckt bey Christrian Fridrich Wappler 1804
- Franz Xavier Joseph Schweickhardt (Ritter von Sickingen): Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens,gedruckt bei Anton Benko, Wien 1841
- Historische Kommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften: Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et acta (zweite Abtheilung - VI.Band), k.u.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1853
Weblinks