Peggy Guggenheim
Peggy Guggenheim, eigentlich Marguerite Guggenheim (* 26. August 1898 in New York City, USA; † 23. Dezember 1979 in Padua, Italien) war eine US-amerikanische Kunstmäzenin, Sammlerin und Galeristin der Kunst des 20. Jahrhunderts.
Leben
Peggy Guggenheim war eine von drei Töchtern des New Yorker Geschäftsmanns Benjamin Guggenheim und dessen Frau Florette Seligman. Ihr Vater entstammte einer der wohlhabendsten Familien Amerikas; er kam 1912 beim Untergang der Titanic ums Leben. Ihr Onkel war der amerikanische Industrielle und Kunstsammler Solomon R. Guggenheim.
Als Peggy Guggenheim im August 1919 volljährig wurde, erhielt sie ein Erbe von 450.000 Dollar, das sie von ihrer Familie unabhängig machte. Im Herbst 1920 trat sie ein Volontariat in der Buchhandlung „Sunrise Turn“ in New York an, wo sie viele Intellektuelle und Künstler kennenlernte. Im Dezember des Jahres ließ sie ihre Nase operieren, doch da die plastische Chirurgie noch in den Kinderschuhen steckte, misslang die Operation.[1] Sie sah sich als „arme Guggenheim“, was aufgrund des relativ geringen Erbes nicht ganz falsch war, genoss aber weiterhin, „in Opposition zur obersten Schicht der Gesellschaft, in die sie hineingeboren war“, deren Privilegien.[2]
Im Jahr 1921 zog Guggenheim nach Paris, genoss das Leben der Bohème und lernte viele Künstler und Schriftsteller kennen, mit denen sie Freundschaft schloss, unter ihnen beispielsweise Djuna Barnes, Marcel Duchamp und Man Ray, der 1924 eine Porträtserie von ihr schuf.[3] 1922 heiratete sie Laurence Vail, aus dieser Verbindung entstammen ihre beiden Kinder Sindbad (* 1923) und Pegeen Vail (1926–1967). Nach zehn Jahren wurde die Ehe geschieden. Sie begann sich auf den Ratschlag von Samuel Beckett, mit dem sie ab Dezember 1937 eine kurze Affäre hatte, mit zeitgenössischer Kunst zu beschäftigen und kaufte Werke der Avantgarde, unter anderem von Constantin Brâncuşi, Georges Braque, Marc Chagall, Salvador Dalí, Marcel Duchamp, Wassily Kandinsky, Piet Mondrian und Pablo Picasso. Duchamp beriet sie bei der Eröffnung ihrer Galerie „Guggenheim Jeune“, die sie 1938 in London eröffnete.[4] 1939 kehrte sie nach Paris zurück und erweiterte zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ihre Sammlung täglich, da viele Künstler die Stadt verlassen wollten und Gemälde verkauften. Doch auch Peggy Guggenheim, die jüdischer Abstammung war, musste mit ihrer Sammlung Frankreich verlassen und flog im Juli 1941 mit Max Ernst nach New York. Ihre Kunstsammlung hatte sie gesondert verschickt. Im Dezember 1941 fand die Heirat mit Max Ernst statt.
In New York eröffnete Guggenheim im Jahr 1942 erneut eine Galerie, Art of This Century, die zugleich Museum war, und förderte aus Europa emigrierte sowie neue amerikanische Künstler – unter anderem Jackson Pollock. Im Januar 1943 fand dort die Ausstellung „Exhibition by 31 Women“ statt, bei deren Vorbereitung sich Max Ernst in die Malerin Dorothea Tanning verliebte, was zum Bruch der ehelichen Beziehung führte und 1946 zur Scheidung.[5] Die Galerie, nach Plänen des Architekten Friedrich Kiesler ausgestattet, bestand bis zum Jahr 1947. In diesem Jahr kehrte sie nach Europa zurück und zog nach Venedig. 1948 erhielt sie die Einladung, ihre Kunstsammlung auf der Biennale von Venedig auszustellen. Sie wurde im griechischen Pavillon, der wegen des Bürgerkriegs leerstand, präsentiert. [6]
Ab 1949 wohnte sie im Palazzo Venier dei Leoni am Canal Grande, in dessen Räumen noch heute die Peggy Guggenheim Collection untergebracht ist. Die Tate Gallery in London stellte von Januar bis März 1965 den größten Teil von Guggenheims Sammlung aus und ehrte sie mit einem Festbankett.[7]
Peggy Guggenheims Grab und das Grab ihrer geliebten Hunde, Lhasa-Dogs, befinden sich auf dem Gelände des Museums in Venedig.

Ihr bewegtes Leben schrieb Guggenheim erstmals 1946 in der Autobiographie Out of This Century nieder. 1960 erschien das um private Details gekürzte und um kunstbezogene Ergänzungen erweiterte Werk erneut unter dem Titel Confessions of an Art Addict.[8]
Viele der von ihr gesammelte Werke sind heute in Museen zugänglich. Dazu gehören die Solomon R. Guggenheim Foundation in New York, die Peggy Guggenheim Collection in Venedig und das Guggenheim-Museum Bilbao, in Bilbao.
Peggy Guggenheim war die Schwiegermutter des französischen Malers Jean Hélion, der mit ihrer Tochter Pegeen verheiratet war.
Film
In dem Film Pollock, eine US-amerikanische Biografie des amerikanischen Malers Jackson Pollock aus dem Jahr 2000, spielt Guggenheim eine wichtige Rolle, sie wird dargestellt von Amy Madigan. Regie führte der Hauptdarsteller Ed Harris.
Literatur
- Confessions of an Art Addict. Ecco Press, Hopewel, N.J. 1997, ISBN 0-88001-576-4; dt. Ich habe alles gelebt. Bekenntnisse einer Sammlerin aus Leidenschaft.. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach, 10. Aufl. 2008, ISBN 978-3-404-12842-6
Sekundärliteratur
- Mary V. Dearborn, Affairs of the Art: Mistress of Modernism, The Life of Peggy Guggenheim. Houghton Mifflin, 2004, ISBN 0618128069; dt. Ich bereue nichts!: Das außergewöhnliche Leben der Peggy Guggenheim. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2007, ISBN 978-3-404-61615-2
- Susan Davidson/Philip Rylands, eds. Peggy Guggenheim & Fredrick Kiesler: The Story of Art of This Century (Ausstellungskatalog), Peggy Guggenheim Collection, Venedig 2005, ISBN 0-89207-320-9
- Laurence Tacou-Rumney: Das Leben – Eine Vernissage. Heyne, München 2002, ISBN 3-89910-156-1
Weblinks
- Literatur von und über Peggy Guggenheim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- www.guggenheim.org - Webseite der Guggenheim Museen
- Kurzbiografie des WDR
- www.leftbankreview.com - Biografie (englisch)
- Man Ray: Fotoporträt Peggy Guggenheim, 1924
Einzelnachweise
- ↑ Mary V. Dearborn: Ich bereue nichts!, S. 53–57
- ↑ Thomas M. Messer: Peggy Guggenheim. ART OF THIS CENTURY. New York, 57th Street. 20. Oktober 1942 bis Mai 1947. In: Bernd Klüser, Katharina Hegewisch (Hrsg.): Die Kunst der Ausstellung. Eine Dokumentation dreißig exemplarischer Kunstausstellungen dieses Jahrhunderts, S. 102
- ↑ Mary V. Dearborn: Ich bereue nichts!, S. 69
- ↑ Mary V. Dearborn: Ich bereue nichts!, S. 17 ff
- ↑ Mary V. Dearborn: Ich bereue nichts!, S. 186, 290–295
- ↑ Peggy Guggenheim: Ich habe alles gelebt, S. 487
- ↑ Peggy Guggenheim: Ich habe alles gelebt, S. 426
- ↑ Peggy Guggenheim Collection
Personendaten | |
---|---|
NAME | Guggenheim, Peggy |
ALTERNATIVNAMEN | Guggenheim, Marguerite (eigentlicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Kunstmäzenin, Sammlerin und Galeristin |
GEBURTSDATUM | 26. August 1898 |
GEBURTSORT | New York City |
STERBEDATUM | 23. Dezember 1979 |
STERBEORT | Padua |