Kastell Vemania
Vemania | |
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Alternativname | Vemania |
Limes | Donau-Iller-Rhein-Limes |
Datierung (Belegung) | ab 280 n. Chr. bis 5. Jahrhundert |
Typ | spätantike Grenzbefestigung |
Einheit | Ala II Valeria Sequanorum |
Bauweise | Stein und Holz |
Ort | Isny im Allgäu |
Geographische Lage | 47° 41′ 31″ N, 10° 2′ 22″ O |
Höhe | 800 m ü. NHN |
Vorhergehend | Cambodunum |
Anschließend | Brigantium |
Vemania, bzw. Vimania, bei Isny im Allgäu im Landkreis Ravensburg, war ein ehemaliges spätrömisches Reiterkastell (Alenkastell mit 200 Reitern). Es gehörte zu der Kette spätantiker Kastelle des Donau-Iller-Rhein-Limes, die ab 280 n. Chr. größtenteils unter Kaiser Diokletian als Grenze des Römischen Reiches eingerichtet wurden.
Lage
Das Kastell liegt heute am westlichen Ortsrand von Isny, am Fuße des Höhenzugs Adelegg zwischen Kleinhaslach im Teilort Bettmauer. Der spornartige Moränenhügel des Kastells erhebt sich etwa 12 m über der Talaue der Unteren Argen, die in römischer Zeit möglicherweise dicht am Hügel vorbeifloss. Der Prallhang im Osten bot einen natürlichen Schutz, während die Westseite durch einen Graben gegen das Hochplateau geschützt wurde.
Das Kastell wird in den antiken Quellen der Tabula Peutingeriana dem römischen Staatshandbuch, der Itinerarium Antonini einem Reichsstraßenverzeichnis und einem weiteren römischen Staatshandbuch der Notitia dignitatum erwähnt.
Geschichte

Schon 1490 wurde auf dem Platz nach verborgenen Schätzen gegraben. Dabei fand man Gefäße aus Gold und Silber. 1850 fanden wieder Grabungen statt. Man vermutete damals einen Isis-Tempel auf dem Gelände. Wissenschaftliche Grabungen erfolgten zwischen 1966 und 1970. Dabei wurden unter anderem rund 2000 Münzen gefunden, die vor allem für die Chronologie der Baugeschichte von Bedeutung sind. Man konnte sechs Bauphasen feststellen.Eine erste provisorische Befestigung entstand um 260 n. Chr. Zwanzig Jahre später wurde das Kastell mit Mauern, Türmen und einer Toranlage errichtet. Die Umfassungsmauer folgt der Form des zuvor planierten Geländes und bildet ein unregelmäßiges Fünfeck.
Das einzige massiv gebaute Gebäude war wohl das Haus des Kommandanten und seines Stabes (Principia). Daneben gab es je nach Bauepoche bis zu fünf Baracken in Fachwerktechnik für die hier stationierte Reitereinheit. Sie bestand aus rund 500 Reitern, im Kastell Isny waren etwa 200 Reiter. Die übrigen 300 Reiter dürften als Besatzung der zwölf bis fünfzehn Burgi zwischen Vemania und Brigantium (Bregenz) abkommandiert gewesen sein. Die Steine des Mauerwerks sind sämtlich im Laufe der Zeit von Anwohnern entfernt worden. Im frühen Mittelalter müssen aber noch bedeutende Reste vorhanden gewesen sein, denn der Name des anliegenden Weilers „Bettmauer“ bezieht sich wohl auf damals noch vorhandene Überreste des Kastells.
Im Kastell gab es auch Werkstätten für Eisen-, Bronze- und Holzbearbeitung. Dies zeigen Funde von Schlackenresten, Bohrern, Hobeln, Meißeln, Bolzengeschosse und Pfeilspitzen, daneben fand man Küchengeschirr, Baubeschläge, Fahrzeugteile und Steigbügel. Mehrere Schatzfunde mit Münzen, Gold- und Glasschmuck bezeugen die unruhigen Zeiten. Immer wieder waren die Bewohner des Lagers durch alemannische Überfälle zu überhasteter Flucht gezwungen.
Zwei Brunnen, zwei Kalköfen, fünfundsechzig Gruben, fünfhundert Pfostenlöcher, fünfzig Herd- und Feuerstellen und etwa 5700 Tierknochen wurden festgestellt. Darunter befanden sich auch Kamelknochen. Das Tier wurde offensichtlich von der Reitereinheit Ala II Valeria Sequanorum mitgebracht. Sie hatte 296 bis 299 n. Chr. an dem Afrikafeldzug Maximians teilgenommen. Auch die vielen Münzen mit dem Prägestempel von Carthago (Karthago) bezeugen den Einsatz in Afrika. - Das Kastell Isny blieb wohl bis 401 besetzt. In diesem Jahr holte der römische Heermeister Stilicho die Truppen zur Sicherung Oberitaliens gegen Alarich nach Italien.
Fundverbleib und Denkmalschulz
Das Bodendenkmal ist geschützt als eingetragenes Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes des Landes Baden-Württemberg (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden. Das Modell des römischen Kastells und einige Fundstücke sind im Museum in Isny zu sehen. Alle weiteren Fundstücke sind im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart ausgestellt.
Weblinks
Literatur
- Jochen Garbsch, Peter Kos: Zwei Schatzfunde des frühen 4. Jahrhunderts. Das spätrömische Kastell Vernania bei Isny. München 1988. ISBN 3406333036
- Informationstafel der Stadt Isny 2009 am Kastell
- Aniker Hinweis auf Vemania: Itinerarium Antonini (Verzeichnis der größeren Straßen des römischen Reiches zur Zeit Caracallas, 211-217) und Notitia dignatium (Staatshandbuch des 4./5.Jhds, das die zivilen und militärischen Ämter aufführt)