Diskussion:Finnwal
SPIEGEL Online 11.7.05 -
Stralsund - "Der Fund ist eine zoologische Sensation für den südlichen Ostseeraum", sagte Harald Benke, Chef des Deutschen Meeresmuseums Stralsund der Nachrichtenagentur dpa. Das tote Tier war gestern zwischen den Inseln Rügen und Greifswalder Oie von Seglern entdeckt worden. Inzwischen wurde der 40 Tonnen schwere und 18 Meter lange Wal nach Stralsund geschleppt, wo er heute Abend aus dem Wasser gehievt werden soll. Mit großer Wahrscheinlichkeit handle es sich um einen Finnwal, erklärte Benke. Dies sei die zweitgrößte Walart überhaupt.
Seit Beginn der Aufzeichnungen im 14. Jahrhundert wurden nach Angaben des Meeresmuseums erst fünf tote Finnwale im südlichen Ostseeraum nachgewiesen. Der letzte Finnwal wurde 1944 in der Wismarbucht geborgen. Davor sichteten Fischer 1899 und 1825 jeweils ein totes Exemplar des Riesensäugers vor dem heute polnischen Diwenow sowie bei Hiddensee.
Das Tier ist männlich, der mehr als einen Meter lange, Oberschenkel-dicke Penis ist am auf dem Rücken schwimmenden Wal gut zu erkennen. Die Meeresbiologen gehen davon aus, dass der schätzungsweise 10 bis 15 Jahre alte Wal bei der Suche nach Kleinfischen und Krebsschwärmen von der Route abgekommen und über das Kattegat in die Ostsee geschwommen ist.
Eventuell könnte das Tier sogar identisch sein mit jenem Wal, der vor einem halben Jahr in der Kieler Bucht gesichtet worden war. "Der Wal hat in der Ostsee gute Nahrungsbedingungen", sagte Walexperte Gerhard Schulze. Er sei vermutlich bereits vor drei Wochen an Stress verendet, weil er den Rückweg über das Kattegat in die Nordsee nicht gefunden habe.
Der Körper ist aufgebläht und verströmt einen unangenehmen Geruch; die Oberhaut auf der Bauchseite hat sich bereits gelöst. Zunächst soll in das Innere des Kadavers eine Sonde eingeführt werden, um vorhandenes Gas abzuleiten - das Tier könnte sonst explodieren.
Danach soll der Wal aus dem Wasser gehoben und seziert werden. Das Skelett werde möglicherweise ab dem Jahr 2008 im neuen Museumsbau Stralsund gezeigt, erklärten die Wissenschaftler.