Garten
Ein Garten ist ein abgegrenztes Stück Land, in dem Pflanzen unter intensiver Pflege angebaut werden (Gartenwirtschaft/Gartenbau). Ein Garten kann auch mit gestalterischen Mitteln (z. B. Pflanzen, Wege, Wasser, Steine, Kies, Holz, Beleuchtung (Licht/Schatten) oder Bauten mit Hilfe von Gartengeräten gestaltet werden, um nicht nur einen direkten Ertrag zu ernten sondern um einem künstlerischen, spirituellen, religiösem, therapeutischem Zweck bzw. der Freizeitgestaltung zu dienen.
Der deutsche Begriff "Garten" leitet sich von "Gerte" (indogermanisch "gher" und später "ghortos") ab und ist ethymologisch mit engl. "yard" (Hof), franz. "jardin" (Garten), skand. "gaard" (Hof) und slaw. "grad" (Burg, Befestigung, Umfriedung) verwandt. Gemeint sind Weiden-, Haselnussruten o.a., die - ineinander verflochten - früher den Garten umfriedeten. Garten = umfriedetes bzw. eingefasstes Land.
Gartentypen
Neben der heute oftmals anzutreffenden Form eines Mischgartens, der viele der genannten Aspekte in sich vereint, unterscheidet man in Europa auch je nach Aufgabe schwerpunktmäßig den Hausgarten oder Nutzgarten, Gemüse-, Obst, Kräutergarten, den Kleingarten, Naturgarten, den botanischen Garten, den Versuchsgarten uvm..
Gärten können öffentlich oder privat, eingefriedet oder offen zugänglich sein.
Ist ein Garten größer, so dass er von einem einzelnen Menschen nicht mehr neben der Berufsarbeit gepflegt werden kann, und wenn er nicht zu Ertragszwecken, sondern als ästhetisches Objekt angelegt und unterhalten wird, so spricht man von einem Park, auch wenn sich im Namen einer solchen Anlage das Wort "Garten" erhalten hat (z. B. Englischer Garten in München). In den überwiegenden Fällen ist ein der Park zumindest zeitweise oft ohne Einfriedung für die Öffentlichkeit zugänglich. Private Parks dienen meist repräsentativen Zwecken und sind zusätzlich mit Wohngebäuden oder Gewerbebauten versehen.
Gartentypen werden auch nach Herkunftsländern, Lage, Bepflanzung, Stilen oder gestalterischen Themen unterschieden (Französischer Garten, Zengarten, Chinesischer Garten, Japanischer Garten, Italienischer Garten, Englischer Garten, Rosengarten, Steingarten, Staudengarten, Wüstengarten, Schattengarten, Wassergarten, Bibelgarten, Bauerngarten, Kreuzgarten, ornamentaler Garten, Künstlergarten, meditativer Garten, Klostergarten, Burggarten, Barockgarten, Landschaftsgarten).
Bepflanzung
In einem Garten verwendet man Nutzpflanzen (Obst und Gemüse, Küchen- und Gewürzkäuter, Heilpflanzen) und Zierpflanzen. Dazu gehören:
- Sommerblumen – Einjährige oder Zweijährige – blühen im ersten oder zweiten Jahr nach der Aussaat;
- Stauden – Mehrjährige – ziehen im Winter ein und treiben aus Wurzel, Zwiebel oder Knolle wieder neu aus;
- Gehölze – Halbsträucher, Sträucher, Bäume ( Laubgehölze und Koniferen) – sommergrüne, wintergrüne, immergrüne;
- Kübelpflanzen – frostempfindliche Pflanzen, die im Haus oder Wintergarten überwintern müssen.
Geschichte
Gartenbau im Alten Ägypten
Von der vordynastischen Zeit bis zum Neuen Reich
- siehe dazu den ausführlichen Artikel Gartenkunst im Alten Ägypten
Gartenbau ist schon in der vorgeschichtlichen Zeit getrieben worden, das beweisen die Felsengräber in Beni Hassan (Ägypten), in denen Abbildungen von Gärten gefunden wurden. Auch der in Tell el Amarna in Mittelägypten von Lepsius gefundene Plan eines Gartens des dortigen Königs, der zu Anfang des 16. Jahrhunderts v. Chr. gelebt haben mag, belegt die hohe Entwicklung, die die Gartenkunst schon zu diesem Zeitpunkt hatte. Entscheidenden Einfluss auf die altägyptische Gartenkultur hatte die Religion. Den Göttern und den verstorbenen Pharaonen zu Ehren pflanzte man große Tempelgärten an. Aus der Zeit Ramses III. (1193-1162 v. Chr.) existieren Listen, auf denen 513 Tempelgärten verzeichnet sind. Für alle diese Tempelgärten - von der vordynastischen Zeit bis zum Neuen Reich - gilt, dass sie regelmäßig angelegt waren und Wasser eine zentrale Rolle spielten. Jeder altägyptische Garten war mit mindestens einem rechteckigen, mit Treppen versehenen Wasserbassin ausgestattet. Manche dieser Bassins waren so groß, dass sogar Barken darauf fahren konnten und dienten der rituellen Reinigung. Während für die vordynastischen Gartenanlagen und die Gartenanlagen des Alten Reichs keine Informationen über den Aufbau des Gartens vorliegen, weiß man aufgrund von Wandmalereien, welche Gestalt die Gärten des Mittleren und Neuen Reichs hatten: Sie waren streng symmetrisch angelegt; Weingärten, Gemüsegärten, Blumenbeete, Teiche, offene Gartenpavillons und Baumalleen lagen in einem Viereck, das von hohen Mauern begrenzt wurde. Häufig durchzogen Wasserkanäle das Areal.
Schon für die vordynastische Zeit lassen sich verschiedene Kulturpflanzen nachweisen:
- die Sykomore, auch Maulbeerfeige, die seit der Zeit des Alten Reiches um 2600 v. Chr. auch als Liebesgöttin Hathor verehrt wurde und deren Holz die alten Ägypter für den Bau von Möbeln, Schiffen, Särgen und Statuen verwandten.
- die Dumpalme (Hyphaene thebaica L.) und die Dattelpalme (Phoenix dactylifera L.)., die sich beide anhand von Mattenresten, Fallen und Fächern für diese Zeit nachweisen lassen
- der Wein, den man für die Zeit der ersten Dynastie um 2950 v. Chr. in Abydos und aus der dritten Dynastie rund dreihundert Jahre später in Sakkara belegen kann.
Wandmalereien in vielen Gräbern dieser Zeit demonstrieren die Mühsal, mit der der Wüste die Gärten abgerungen wurden. Der Garten hatte neben der wirtschaftlichen auch eine kultische Funktion. Den Göttern und den verstorbenen Pharaonen zu Ehren pflanzte man große Tempelgärten an. Den Höhepunkt erreichte die altägyptische Gartenbaukunst während der Zeit des Neuen Reiches zwischen 1550 und 1080 v. Chr., eine Phase, in der so berühmte Herrscher wie Thutmosis III., Echnaton, Ramses II. und Tutanchamun regierten.
Belegte Pflanzen
Neben den Belegen für die weiter oben genannten Dumpalme, Dattelpalme und Wein wurden in den Gräbern der Pyramiden Samen folgender Gartenpflanzen gefunden. Zu den nachweisbaren Pflanzen zählen u.a.: Akazien (Acacia nilotica), Lauch (Allium porrum), Balsamodendron, Balanites aegyptiaca, Zichorien (Cichorium Intybus), Dill, Sellerie, Koriander, Bockshornklee, Citrullus edulis, Gurke (Cucumis sativus), Erdmandel (Cyperus esculentus), Echte Feige (Ficus carica), Hyphaene thebaica, Juniperus phoenicea, Mimusops ummeligella sativa, Granatapfel (Punica granatum), Ricinus communis, Raphanus sativus, Sapindus.
Gartenbau in Asien
- siehe dazu den ausführlichen Artikel Gartenkunst in China

Auch die alten Inder hatten gut bewässerte und ganz regelmäßig angelegte Gärten, in denen für jede Pflanzenart meist eine besondere Abteilung bestimmt war. Anders in China, wo der Land- und Gartenbau, ihretwegen auch die Wasserwirtschaft, sich stets in der höchsten denkbaren Blüte befand. Kein Volk der Erde hat den Garten so kultiviert wie die Chinesen; in ihm hatten Herrscher und Reiche einen Luxus entwickelt, der wegen Verbrauchs von Land, Wasser und Arbeitskräften die Landwirtschaft gefährdete und öfters in die Geschicke des Landes eingriff. Der kaiserliche Garten bei Peking hatte im 19. Jahrhundert einen Umfang von 80 km und war in der Nachahmung der Natur ein Nonplusultra aller Gartenkunst. Landschaften aller Art, von der lieblichsten bis zur großartigsten, wechselten; der Pflanzenwuchs aller Zonen wurde in der prächtigsten Entwicklung dargestellt, Bäche, Flüsse, Seen, Dörfer und Schlösser belebten das Bild. Aber die Bewohner der Dörfer waren nur eine Art Schauspieler; Sie stellten für den Kaiser, je nach den Anordnungen des Hofmarschalls, in schmucker Kleidung Fischer, Matrosen, Arbeiter, Handelsleute, Bauern und Soldaten vor und führten dem Herrscher, welchem die damals strengste aller Etiketten das Erscheinen vor dem wirklichen Volk verbot, ein verfeinertes Spiegelbild desselben vor. Die Liebhaberei der Chinesen für Zwergbäume ließ die Anordnungen jedoch auch in den größten Gärten eher kleinlich erscheinen.
Die Gärten Japans ähneln den chinesischen. Derselbe Gedanke liegt ihnen zu Grunde, nur ahmen jene die Natur noch treuer nach und suchen große Landschaften im kleinen nachzubilden. In Japan werden Gärten nach den Prinzipien des Zen-Buddhismus oder des Feng Shui angelegt, die bestimmten Mustern entsprechen. Dabei wird vor allem auf Ausgewogenheit der Elemente geachtet.
- Siehe auch: Zengarten
Rückwirkung auf die europäischen Gartenanlage
Zwar hatte schon Marco Polo die chinesischen Gärten beschrieben, die so gänzlich von den europäischen abwichen, aber seine Beschreibungen waren zu vage, als dass sie großen Einfluss auf die Gartengestaltung in Europa haben konnten. Dies änderte sich, als der Franziskaner Matteo Ripa von seiner Reise in China zahlreiche Kupferstiche mit brachte, die ein Bild von der chinesischen Gartengestaltung vermitteln konnten. Bei seinem Besuch in England traf er mit zahlreichen Vertretern des englischen Hochadels zusammen, die in der Gestaltung ihrer Landschaftsgärten diese Ideen bereitwillig aufgriffen. Im Rahmen der Chinoiserie-Mode des 18. Jahrhunderts wurden chinesische Motive in ganz Europa aufgegriffen. Nachempfindungen chinesischer Gärten und Pagoden gehörten zur exotischen Ausstattung von Sanssouci, Versailles, Schönbrunn oder Schloss Pillnitz bei Dresden.
Anfänge des Gartenbaus im Nahen Osten
- siehe dazu den ausführlichen Artikel Gartenkunst im Vorderen Orient
Von dem Gärten der Israeliten Araber, Syrer und Assyrer, kennen wir diejenigen des Königs Salomo in Jerusalem und der Königin Semiramis in Babylon, von denen letztere, großartige Terrassen mit Freitreppen, nicht von ihr (2080-1900, nach anderen 1200 v. Chr.), sondern von Nebukadnezar (605-562), vielleicht auch von der kühnen Nitokris, der Mutter des Labonit oder Balthasar (wurde 508 getötet), angelegt wurden.
Salomo (1015) war ein großer Gartenfreund und zog, vielleicht zum Unterricht, Gewächse aller Art "von der Zeder bis auf den Ysop, der aus der Mauer wuchs"; in einem zweiten Garten zog man allerhand meist aus Indien eingeführte Gewürzkräuter.
Kyros II. (559-529), der Gründer des großen persischen Reichs, beförderte den Obstbau durch weise Gesetze und durch Schulgärten bei den Anstalten, in denen die Kinder der Großen seines Reichs erzogen wurden. Dareios (521-485) ließ bei den Karawansereien der königlichen Poststraße die herrlichsten Paradiese anlegen, schattige Parkanlagen mit Tiergärten, wo auch den Reisenden nach beschwerlicher Tagfahrt ein kühles Quartier und frisches Wasser geboten wurden. Dem jüngern Kyros (gest. 401) werden zwei solcher Paradiese zugeschrieben, schattige Alleen und Haine von Platanen, Zypressen und Palmen, zwischen denen die breitblätterige Aloe, herrliches Rosengebüsch und mannigfache Obstbäume, zahlreiche Blumen, zierliche Kioske, schattige Ruhesitze, Springbrunnen, Vogelhäuser und Aussichtstürme verteilt waren. Von Obstarten dieser Länder wurden und werden heute noch genannt: Weintrauben, Quitte, Pfirsich, Lotospflaume (Diospyrus Lotus), Pflaumen und Birnen.
Gartenbau im frühen Griechenland
In Griechenland waren die Ureinwohner dem Waldkultus ergeben; spätere Einwanderer vom Norden wie von Ägypten und Kleinasien brachten ihre Götter und ihre Führer (später Könige genannt und zu Heroen, d. h. Göttern zweiten Ranges, erhoben) mit, die zahlreiche Nutzpflanzen einführten, aber die Wälder lichteten und um die bald versiegenden Quellen Haine pflanzten, auch für künstliche Bewässerung des Landes sorgten. Aus Homers Odyssee sind der Hain der Kalypso und die dem Helden Odysseus gehörende Insel Ithaka bekannt, ein zusammenhängender, regelmäßig eingeteilter Obst- (und wohl auch Gemüse-) Garten.Homers Odysse stellt in allen ihren umfangreichen Beschreibungen nie dar, dass Obst gegessen wird. Und doch machen für den Dichter Birnen, Granatäpfel, Äpfel, Feigen, Oliven und natürlich Weintrauben einen wohlgeplanten Obstgarten aus, ein Garten, der über lange Zeit im Jahr Früchte hervorbringen würde:
- Außer dem Hof ist ein großer Garten nahe der Hoftür
- An vier Morgen, auf allen Seiten vom Zaun umzogen.
- Große Bäume stehen darin in üppigem Wachstum,
- Apfelbäume mit glänzenden Früchten, Granaten und Birnen
- Und auch süße Feigen und frische, grüne Oliven.
- Denen verdirbt nie Frucht, noch fehlt sie winters wie sommers
- Während des ganzen Jahres, sonder der stetige Westhauch
- Treibt die einen hervor und läßt die anderen reifen.
- Birne auf Birne reift da heran und Apfel auf Apfel,
- aber auch Traube auf Traube und ebenso Feige auf Feige.
- (Homer, Odyssee 7,112)
Im Jahrh. v. Chr., in Griechenlands klassischer Zeit, gingen Feld- und Gartenbau zurück, man lebte meist in den Städten, wo einige wenige regelmäßige Anpflanzungen den Einwohnern als Erholungsorte dienten, oder wo die Weltweisen Platon und Aristoteles ihre Schüler um sich versammelten. Die Gemüse des alten Griechenland waren ziemlich diejenigen unsrer Tage. Aber die Halbinsel mit ihrer Blüte erlag im Anfang unsrer Zeitrechnung fremden Eroberern, und erst in neuerer Zeit sprach man wieder vom Garten auch in Griechenland, unter anderen von dem Schlossgarten, welchen Königin Amalie in Athen anlegen ließ, und der ein Wunderwerk von Schönheit sein soll; in neuester Zeit hat zwar, nach Professor Landerer, der Garten eine immer größere, allgemeine Ausdehnung gewonnen, dem aber der harte Winter 1879/80 ganz bedeutend geschadet hat.
Anfänge des Gartenbaus bei den Römern
In Italien hatten die alten Römer die Nutzgärten (Gemüse- und Obstgärten) vom Lustgarten getrennt. Letzterer, durchaus regelmäßig gestaltet, wenn er sich an die Villa anschloss, war mit zahlreichen Schlingpflanzen an der Veranda, zierlichen Blumenbeeten und künstlich zu allerhand Figuren zugeschnittenen Bäumen versehen. Die Parkanlagen hatten eine deutende Ausdehnung, waren gleich zeitig Tiergärten, von Mauern u. dgl. eingeschlossen, mit in Stein gefassten Fischteichen, einem Geflügelhof und Marmorbecken, in deren Nähe Sitzplätze und Gartenhäuschen zum Betrachten der Schmuckvögel, und hatten oft ein architektonisch angelegtes Bassin mit Wasserkünsten, gewöhnlich von einer Säulenhalle umgeben. Am berühmtesten war die Villa Hadriana des Kaisers Hadrian in Tibur am Sabinergebirge. Die Anlagen hatten 12 römische Meilen im Umfang, enthielten Berge und Täler, Wasserfälle, Grotten, Wälder, Hippodrom, Theater und viele andere prachtvolle Gebäude. Hier wurde mit Benutzung mancher Überreste im 16. Jahrhundert die Villa d'Este angelegt. Durch Tacitus kennen wir noch andre Kaisergärten Roms, auch den Park am Goldenen Haus des Nero. Sie hatten künstliche Seen und Wälder, glichen. also einigermaßen unserm modernen Park. Auch im Italien des römischen Reichs waren die Bewässerungsanlagen vollkommen.
Byzantinische Gärten
Viele byzantinische Palastanlagen waren mit weitläufigen Gärten versehen, wie der Mangana in Konstantinopel. Daneben gab es auch sehr intim gestaltete private Gärten. Teiche und fließendes Wasser spielten, ähnlich wie später in den osmanischen Anlagen, eine wichtige Rolle. Von Kaiser Konstantin IX. wird berichtet, daß er ausgewachsene Bäume versetzen ließ, um den Palastgarten möglichst schnell fertigzustellen.
Anfänge des Gartenbaus in der nachrömischen Zeit
Nach dem Fall des römischen Reichs wurde in Italien das Land vor allem für die Ernährung bebaut. Dann entstanden Klöster, das eine oft neben dem anderen, und während der Herrschaft der Päpste im 8.-12. Jahrhundert waren die Mönche fast die einzigen, die sich mit Acker- und Gartenbau beschäftigten; Reiche und Mächtige schenkten ihnen, um sich Verzeihung der Sünden zu erwerben, große Flächen Landes mit Hörigen und belohnten ihre Tätigkeit als tüchtige Landwirte und Gärtner. Der Friede äußerte sich auch durch Einführung vieler fremden Pflanzen aus dem Orient, namentlich durch reiche Venezianer und Genuesen.
Man unterschied jedoch schon zwischen Gärten mit vorwiegend symbolischem Wert (hortus conclusus - von der Welt abgeschlossener Garten, mit christlicher Symbolik in Pflanze und Form ausgestattet) und dem hortus amoenus - dem schönen, lieblichen Garten der Sinne.
Gaspar de Gabriel, ein reicher toskanischer Edelmann, gründete 1525 den ersten botanischen Garten, dem bald der von Cornaro in Venedig, der von Simonetti in Mailand, von Pinetta in Neapel u. a. folgten.
1545 wurde vom Senat in Venedig die Anlage eines öffentlichen botanischen Gartens in Padua bewilligt, Papst Pius V. ließ den in Bologna einrichten, der Großherzog von Toskana den in Florenz, und bald darauf hatte beinahe jede bedeutende Stadt in Italien einen botanischen Garten.
1493 wurde Amerika, 1498 der Seeweg nach Ostindien entdeckt und durch den neuerblühten Handel ein großer Luxus eingeführt, der sich auch im Garten äußerte und den eigentlichen italienischen Gartenstil schuf. Italien gab Gesetze für hauptsächlich regelmäßige Gartenanlagen. Hohe, dichte, immergrüne Heckenwände und Pflanzungen, welche zugleich Schatten gewährten, stehende and springende Wasser, Grotten, die im Winter auch zur Aufbewahrung der Orangenbäume dienten, mussten die Glut des südlichen Himmels kühlen; reichbesetzte Blumenbeete, in ihrer Form der Architektur des Hauses entsprechend, erfreuten durch ihre Farben und Formen; Vögel und Vogelnester unterhielten in anderer Weise den Spaziergänger. Ausgrabungen zahlreicher Statuen u. a. aus alter Zeit gaben Gelegenheit, diese Kunstschätze wieder, oft vielleicht überreich, zu verwenden und zwar, der leichten Übersichtlichkeit wegen, möglichst symmetrisch. Die Villen, welche durch guten Geschmack und den Kunstwert ihrer Gärten sich auszeichneten, waren im 16. Jahrhundert sehr zahlreich und find zum Teil heute noch erhalten, viele durch Anlagen im natürlichen Stil erweitert.
Von Privatgärten neueren Datums, ganz in diesem landschaftlichen Stil gehalten, verdienen Erwähnung: der des Chevalier Forti in Chiara bei Brescia, der Garten Casa Ramboldi bei Vicenza, Strozzi bei Florenz, der des Fürsten Stigliano Colonna in Neapel, Olivuzza und der Villa Tasca bei Palermo. Frankreichs Gartenbau kennt im Anfang seiner Geschichte nur das rein Nützliche, erhebt sich nur langsam zur Beachtung der Blumen und erreicht erst sehr spät das ästhetisch Schöne; jedes angenehme und nützliche Erzeugnis des Land- und Gartenbaues stammt aus der Fremde, von den Phönikern, Griechen, Karthagern, Römern und Sarazenen. Karl der Große (768-814) beförderte Acker-, Obst- und Weinbau auf jede Weise, er liebte die Gärten und erteilte seinen Gärtnern gern Verhaltungsbefehle (siehe Karlsgarten). Er stand in freundschaftlichem Verhältnis zu dem abbassidischen Kalifen Harun al Raschid († 809), durch den er die besten Gemüse und Früchte erhalten haben soll.
Aber unter dem französischen König Heinrich IV. (1589-1610) nahm der Luxus mehr und mehr zu; selbst das Bedürfnis botanischer Gärten machte sich geltend; 1597 wurde ein solcher in Montpellier, 1626 der in Paris, 1650 ein solcher in Blois angelegt. Die Lustgärten bestanden zu Anfang des 17. Jahrhundert nur aus einigen Rasenplätzen, wenigen Bäumen und Blumen, einigen Wasseranlagen, alles wild und vernachlässigt; sie alle waren eine armselige Nachahmung der italienischen Gärten, aber mit den lächerlichsten Übertreibungen. Diese führten endlich zu einer Krisis, d. h. zur Gründung des so genannten französischen Stils durch LeNotre ; er legte im Auftrag Ludwigs XIV. den Garten von Versailles an, auch in den Formen des italienischen Stils, doch ohne deren kleinliche Zutaten., ohne die Grotten und Wasserspielereien, aber mit einer bis ins einzelnste durchgeführten Symmetrie. Die Anlage war von großartiger Einfachheit und durch ihren Schmuck mit Wasserkünsten, Skulpturen und kleinen Bauwerken nach dem Geschmack der Zeit schön, aber in ihrer Größe, wenn nicht von bunter Volksmenge belebt, öde und traurig. Der französische Stil machte schnell seinen Rundlauf durch die zivilisierte Welt und erhielt sich bis Ende des 18. Jahrhunderts Doch schon die neuern französischen Anlagen schließen sich dem natürlichen Stil an, wenn auch das Suchen nach Effekt in Blumen- und Baumpflanzungen sich mehr als nötig geltend macht.
Beispiele dieses neuern französischen Stils sind unter anderem: der Park von Monceau, die städtischen Anlagen von Paris, das Boulogner und das Vincenner Gehölz, das bizarre Wunderwerk der Buttes Chaumont, Ferrieres, Besitzung des Chefs des Hauses Rothschild, der Garten Gustav v. Rothschilds in der Nähe des Palais d'Elysée.
In Spanien blühte der Garten zur Zeit der Mauren und erreichte seinen höchsten Glanz ums Jahr 1000 unter Haschem IL; die mit Orangen, Blütensträuchern, Blumen, Kaskaden und anderen Wasserkünsten in strenger Regelmäßigkeit, dem Charakter des Gebäudes entsprechend, gezierten Höfe der Paläste waren zauberhaft schön; aber die Araber wurden durch die Christen des nördlichen Spanien nach und nach zurückgedrängt, zuletzt gänzlich vertrieben. Unter Philipp III. erfolgte die Ausweisung aller Abkömmlinge der Mauren, und Spanien wurde durch den Verlust seiner fleißigsten Arbeiter beinahe in eine Wüstenei verwandelt. - Portugal hatte vor Jahren schon in den Umgebungen von Cintra bei Lissabon nach dem Ausspruch von Lord Byron in seinem "Childe Harold" ein glorious eden, ein herrliches Paradies; aber seitdem hat ein kunstsinniger und fein fühlender deutscher Fürst, der König Ferdinand (von Coburg), dort Gärten hervorgezaubert, mit denen kaum ein anderer Garten Europas sich messen darf.
Gartenbau in Holland
Die holländischen Gärten glichen einem Schachbrett in der Einteilung; das Grottenwerk u. a. der italienischen und französischen Gärten ward hier zur kindischen Spielerei, alles ward kleinlich oder großartig langweilig. Die geschweifte, geschnörkelte Linie der Hausornamente, selbst der Giebel, kehrte in den Gärten an den Hecken wieder, und die Figuren des Schmuckstücks (.Parterre) wiederholten dieselben Formen. Diese eigentümliche Mode der holländischen Gärten verbreitete sich um so schneller in Europa, je geschmackloser sie war, und je mehr Willkür dabei waltete. Die lebhafte Verbindung Hollands mit England war Ursache, dass auch hier der landschaftliche Gartenstil Eingang fand; Anlagen von größerer Bedeutung wurden aber nicht geschaffen, und der alte holländische Stil ist noch nicht erloschen, das beweisen die Gärten des Villendorfs Broek, wo man alle Spielereien, namentlich in den Baumfiguren, wiederfindet. Dagegen ist Holland groß in der Blumenzucht (Blumenzwiebeln), Baumschule, Obst- und Samenzucht für den Handel. In England wurden bis Ende des 17. Jahrhunderts. die Gärten regelmäßig angelegt, und Gabriel Thouin spricht den Engländern das Verdienst ab, den natürlichen Stil eingeführt zu haben; er behauptet, dass Dufresnoy zu Anfang des 18. Jahrhunderts auf einem Grundstück in der Vorstadt St.-Antoine bei Paris den ersten Mustergarten im natürlichen Stil angelegt und somit die Grundzüge des später "englischer Stil" genannten Geschmacks vorgezeichnet habe. Andre dagegen meinen, dass dieser Stil als ein notwendiges Ergebnis des Fortschritts im Geschmack und der Verfeinerung anzusehen sei, welcher wohl noch durch die Nachrichten von den chinesischen Gärten zu Ende des 17. Jahrhunderts. beschleunigt wurde, aber kaum mehr als durch vorhandene Beschreibungen der römischen Schriftsteller und moderner Dichter von Naturschönheiten. Mason, der Dichter, behauptet in einer Note im "English garden", dass Bacon der Prophet, John Milton der Herold des neuen Stils, Addison, Pope und Kent die Ritter des wahren guten Geschmacks gewesen seien. Größere Bedeutung erlangte Brown, Obergärtner in Stowe (bis 1750), dann bei dem Herzog von Grafton, dem er einen großen See anlegte, der ihm hohen Ruf verschaffte: er wurde königlicher Gärtner in Hamptoncourt und Windsor. Gärtner von Bedeutung waren außerdem: Hamilton, Shenstone (1764), Mason (1768), Whately (1770), Repton (1752-1817), Price, Night und in der. zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts der Architekt Chambers. Er war mehrere Jahre in China gewesen und hatte die dortigen Anlagen studiert. Dennoch gewinnt in England der neuere Stil mehr und mehr Raum.
Geschichte des Gartenbaus in Deutschland
In Deutschland wurde der erste Englische Park vom Freiherrn von Münchhausen in Schwöbber bei Hameln a. d. Weser 1750 angelegt; dann folgte Hinübers Englischer Garten in Marienwerder bei Hannover, 1765 der beide übertreffende Park zu Harbke bei Helmstedt, Besitzung des Grafen von Veltheim. Letzterer besteht noch und enthält die ältesten nordamerikanischen Bäume in Deutschland, besonders Eichen.
1768 wurde der berühmt gewordene, noch vielbesuchte Park von Wörlitz von Schoch und Neumann, vermutlich nach einem englischen Plan, in der fantastischen chinesisch-englischen Manier angelegt. Die mythische Unterwelt der Griechen, der Vulkan, Grotten etc. entzücken noch das große Publikum, aber auch der Naturfreund findet hohen Genuss an großen, gut bepflanzten Wasserstücken und herrlichen fremden Bäumen.
Für die Entwicklung des natürlichen Gartenstils in Deutschland hat in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts Weimar einen großen Einfluss ausgeübt. Johann Wolfgang von Goethe, der Begründer einer neuen Richtung in der botanischen Wissenschaft, der Morphologie der Pflanzen, gab hier den Impuls; mit seinem fürstlichen Freunde, dem nachmaligen Großherzog Karl August, wandelte er die reizende Gegend an der Ilm im Süden der Stadt in einen Park um, wie er noch heute, durch den Fürsten Hermann von Pückler-Muskau verbessert, als lehrreiches Beispiel vor unserm Auge steht.
Ein Vorkämpfer für den natürlichen Gartenstil war Hirschfeld, Professor in Kiel, ein Bahnbrecher in Deutschland v. Sckell in München, der im dortigen Englischen Garten und in Nymphenburg Musteranlagen geschaffen, ein Meister erster Ordnung Lenné, der mit seinem Schüler und Gehilfen Garten Meyer Schloss Charlottenhof und die verschiedenen neuen Anlagen bei Sanssouci, letzterer allein die städtischen Anlagen von Berlin geschaffen. Ein Gartenkünstler von außergewöhnlicher Bedeutung aber war der Fürst Hermann von Pückler-Muskau, der um sein Muskau, später bei Branitz noch heute unübertroffene Muster moderner Gärten hinterlassen hat; er unterschied übrigens begrifflich den "Garten" (soviel wie ein "Zimmer" außerhalb des Hauses) streng vom "Park" (einer künstlerisch gestalteten Landschaft, die ihrerseits ganze Ortschaften umschließen und einbeziehen könne, wie Muskau und Branitz). Herrliche Gärten sind auch Glienicke, vom Prinzen Karl von Preußen († 1883) angelegt und in stets gleichem Glanz erhalten, die Rheinanlagen in Koblenz, die Insel Mainau im Bodensee, der Park von Babelsberg bei Potsdam u. a.
Literatur

- Hans Sarkowicz: Die Geschichte der Gärten und Parks, Frankfurt am Main, 2001
- Henry Maguire: Gardens and parks in Constantinople. Dumbarton oaks papers 54 (2000).