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Peter Boenisch

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Peter Boenisch (* 4. Mai 1927 in Berlin; † 8. Juli 2005 in Gmund a.Tegernsee) war ein deutscher Journalist.

Der Sohn einer aus Odessa stammenden russischen Mutter jüdischen Glaubens und eines deutschen Ingenieurs, der in der Endzeit des Dritten Reiches Flakhelfer und Fallschirmjäger war, studierte kurz Slawistik und Jura, wandte sich jedoch bald dem Journalismus zu und wurde 1945 Lokal- und Sportreporter bei der Allgemeinen Zeitung in Berlin. Sein Talent brachte ihm 1949 die Position des Chefredakteurs bei der Schleswig-Holsteinischen Tagespost.

Von 1952 bis 1955 war er Leiter der Öffentlichkeitsarbeit beim Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR). In dieser Zeit ersann er das Projekt Kinderluftbrücke, das vom damaligen Intendanten des Senders, Adolf Grimme, dessen persönlicher Referent Boenisch auch war, aufgeriffen wurde.

Boenisch, der von seinen Freunden „Pepe“ genannt wurde, gehörte 1956 zu den Mitbegründern der Jugendzeitschrift Bravo. Von 1959 bis 2001 war er Mitarbeiter des Axel-Springer-Verlages und später enger Vertrauter des Herausgebers Axel Springer. Boenisch wurde 1961 Chefredakteur der Bild-Zeitung für deren Stil und Erfolg er maßgeblich verantwortlich war. Unter seiner Führung erreichte die Bild eine Auflage von mehr als fünf Millionen Exemplaren. Wegen der – oft von Boenisch erdachten – plakativen Schlagzeilen der Bildzeitung („Der Mond ist ein Ami“) und seiner Attacken gegen den, von ihm als "Linksfaschisten" bezeichneten, gewalttätigen Teil der Studentenbewegung der 60er-Jahre titulierte ihn der spätere Literatur-Nobelpreisträger Heinrich Böll als „Platitüdenkrieger“. Zudem war der „Erfinder der politischen Kampfpresse“ 1965 bis 1979 Chefredakteur der Bild am Sonntag. Von 1978 bis 1981 leitete Boenisch die Chefredaktion der Zeitung Die Welt und reorganisierte das Blatt. Weil einmal der Name des damaligen Generalsekretärs der KPdSU Leonid Breschnjew zu lang für eine Schlagzeile war, ordnete Boenisch an, dass Die Welt ihn ab sofort ohne „j“ schreiben solle. Diese Schreibweise wurde fester Bestandteil der deutschen Sprache.

In den Bundestagswahlkämpfen 1976, 1980 und 1994 fungierte er als Berater des CDU-Politikers Helmut Kohl, der ihn am 19. Mai 1983 zum Staatssekretär ernannte. Er wurde Leiter des Presse- und Informationsamtes und Regierungssprecher der damaligen Bundesregierung unter Helmut Kohl. Am 14. Juni 1985 trat er aufgrund eines gegen ihn gerichteten steuerrechtlichen Ermittlungsverfahrens zurück.

Zurückgekehrt in die Pressebranche arbeitete er zunächst als Geschäftsführer für den Burda-Verlag, kehrte aber bald zum Axel-Springer-Verlag zurück, für den er vorwiegend Kolumnen schrieb. Von 1999 an war Boenisch Mitglied des Aufsichtsrates des Axel-Springer-Verlages. 2001 trat er nach Differenzen wegen einer – nach den Hausregeln des Verlages nicht gestatteten – Publikation eines einundfünfzigzeiligen Kommentars in der Süddeutschen Zeitung zurück. Er begründete seinen Rücktritt mit den Worten „Meine publizistische Tätigkeit hat für mich Priorität. Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit sind hierfür zwingend. Die einem Aufsichtsratsmitglied auferlegte besondere Zurückhaltung im Hinblick auf öffentliche Äußerungen behindert mich. Eine klare Trennung meiner Tätigkeiten liegt im beiderseitigen Interesse.“ In dem entstehenden Rechtsstreit ließ sich Boenisch durch den Anwalt Matthias Prinz vertreten, dessen Vater, Günter Prinz, 1971 Nachfolger Boenischs als Chefredakteur der Bild-Zeitung geworden war.

Von 2001 an war Boenisch Präsident des Union-Club von 1867, der auch die Galopprennbahn Berlin-Hoppegarten betreibt, für deren Erhalt Boenisch sich massiv einsetzte. Von diesem Posten trat er im Mai 2005 zurück um nach dem Tode seiner Frau mehr Zeit für die Betreuung der beiden gemeinsamen Kinder zu haben. Dem Verein blieb er als Ehrenpräsident verbunden.

Seit 2001 war er Vorsitzender des Lenkungsausschusses des Petersburger Dialoges.

Am 11. Juli 2003 wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für „außerordentliche Verdienste um die Freiheit der Medien“ und besonderen Einsatz um die deutsch-russischen Beziehungen ausgezeichnet.

Boenisch war Ehemann der am 7. Mai 2004 verstorbenen Julia Boenisch und Vater zweier Töchter (Nanja-Maresa [*1998] und Nika-Luna Benedetta [*2001]), die – wie Peter Boenisch es gewollt hat – nach seinem Tod von Nika-Lunas Patentante Friede Springer betreut werden.

Peter Boenisch verstarb am 8. Juli 2005 an Krebs. Er wurde von Helmut Kohl als „ein streitbarer und streitbereiter Kritiker“ geehrt.

Literatur