TYPO3 CMS
TYPO3 ist ein komplexes Open Source Web-Content-Management-System für mittlere bis große Websites. TYPO3 basiert auf der serverseitigen Skriptsprache PHP, die ebenso wie die meist zugleich verwendete Datenbank MySQL unter der GNU General Public License (GPL) steht, und ist kostenlos erhältlich. TYPO3 wird ständig weiterentwickelt - derzeit aktuell ist die Version 3.8.0.
Wegen seiner Leistungsfähigkeit, mit der es durchaus auch mit hochpreisigen kommerziellen Enterprise-Content-Management-Systemen konkurrieren kann, kann TYPO3 trotz mancher Schwächen als Meilenstein im Bereich der Open-Source-Content-Management-Systeme angesehen werden.
TYPO3 kann sehr einfach mit von anderen Nutzern oder selbst entwickelten Plugins (Extensions) erweitert werden. Derzeit sind etwa 1000 Erweiterungen registriert, mit denen sich (trotz oftmals unzureichender Dokumentation) sehr viele Anwendungsfälle ohne Schreiben von eigenem Code abdecken lassen.
Weitere Vorteile sind die Mehrsprachigkeit von Front- und Backend, sowie die weltweite, sehr aktive Anwender- und Entwicklergemeinde. Die überschaubare Liste nicht oder nur rudimentär unterstützter Features wird von Version zu Version kürzer.
Die hohe Anzahl an Installationen (geschätzt mehr als 100.000) zeigt die hohe Praxisreife von TYPO3. Unter mehreren Tausend registrierten Referenzen befinden sich auch Webseiten bekannter Unternehmen und Institutionen wie Volkswagen, Villeroy & Boch, Karstadt, Metabo, MAN AG, Epson, Herlitz, Pixelpark, UNICEF Deutschland, Technische Universität Eindhoven und Zoologischer Garten Berlin.
Als Nachteile von TYPO3, die z.T. mit der hohen Komplexität des Systems verbunden sind, sind insbesondere zu erwähnen die relativ hohen Anforderungen an die Leistungs- und Konfigurationsfähigkeit des verwendeten Servers, die steile Lernkurve für den Administrator (mindestens mehrere Wochen Einarbeitungszeit, u.a. zum Erlernen der mächtigen Skriptsprache TypoScript) sowie die nach Ansicht mancher Nutzer zumindest gewöhnungbedürftige und nicht sonderlich intuitive Nutzeroberfläche.
Wenn viele Felder zu befüllen sind, kann die Erfassung von Inhalten mit dem klassischem Layout sehr schnell unübersichtlich werden. Nicht ganz einfach - wenn nicht sogar unmöglich - ist auch das Erzeugen von durchgehend validem HTML-Code. Manchmal lassen sich auch scheinbar sehr einfache Anforderungen mit TYPO3 nur sehr umständlich realisieren (ein Blick in die einschlägigen Foren zeigt die Vielfalt der auftretenden Probleme).
Dies alles mag in manchen Fällen - insbesondere dort, wo möglichst einfach zu implementierende und zu bedienende Lösungen gefragt sind - gegen einen Einsatz des Systems sprechen. Im Gegensatz zu kommerzieller Software gibt es bei TYPO3 wie bei GPL-basierter Software üblich auch keinen Support durch den Hersteller/Entwickler, dafür aber durch die meist sehr kompetente und hilfreiche Anwendergemeinde (Foren, Mailingliste).
Chefprogrammierer und geistiger Vater von TYPO3 ist der Däne Kasper Skårhøj. Er bittet seinen Wunsch zu respektieren, daß Typo3 nicht für Inhalte benutzt werden soll, die sich gegen die Bibel, den christlichen Glauben oder die Menschenrechte richten, was NewAge-Publikationen, Inhalte mit sexueller Konnotation, einseitige politische Propaganda und Glücksspiele einschliesst, auch wenn dies nicht gegen die GPL verstößt.
Funktionsweise
Die Besonderheit von TYPO3 liegt in seiner Funktionsvielfalt (Suche, Sitemap, Druckfunktion, zeitgesteuertes Publizieren, Nutzerverwaltung, Mehrsprachigkeit, suchmaschinenfreundliche URLs, etc.), die sich über verschiedene Zusatzmodule wie z. B. Gästebücher, Foren, Newsletter, Statistikmodule etc. erweitern lässt, gepaart mit einer auf der Redakteursebene recht einfachen Bedienung.
Eine integrierte Bildverarbeitung inkl. Objektmanager gestattet es, grafische Elemente zu skalieren, zu drehen, Rahmen hinzuzufügen etc., wobei TYPO3 in Verbindung mit GraphicsMagick (bzw. ImageMagick) und GDLib z.B. nicht nur die Angabe der Bildgröße im HTML-Code verändert, sondern automatisch eine Bilddatei im neuen Format erzeugt.
Durch ein integriertes Caching-System, bei dem das Ergebnis häufiger Datenbankaufrufe zwischengespeichert wird, werden von TYPO3 generierte Seiten ohne merkliche Zeitverzögerung ausgeliefert.
Neben grafischen Elementen lassen sich auch Texte, Tabellen, Animationen sowie externe Datenquellen als Inhalte in TYPO3 einbinden und verwalten.
TYPO3 nutzt sogenannte Templates (Formatvorlagen) zur Darstellung von Inhalten, in denen Seitenaufbau und Formate definiert werden (z. B. an welcher Stelle die Navigationsleisten und Inhalte angezeigt werden, die Schriftfarben und -größen, die Postionierung von Überschriften). Inhalte können mittels eines Rich-Text-Editors eingegeben werden, der über eine an gängige Textverarbeitungen angelehnte WYSIWYG-Oberfläche verfügt. Eingegebene Inhalte werden in einer Datenbank gespeichert und stehen unabhängig von dem verwendeten Template zur Verfügung. Dadurch ist es z. B. möglich, das Erscheinungsbild einer Internetpräsenz durch Austausch des Templates vollständig zu ändern, ohne die Inhalte erneut eingeben zu müssen.
Gestaltung und Programmierung mit TYPO3 setzen sich aus folgenden Elementen zusammen:
- HTML-Template: Einfaches HTML-Gerüst mit sog. ###MARKERN###, die durch Typo3 mit unterschiedlichsten Inhalten (Seitennavigation, Texten, Grafiken etc.) substituiert werden
- TypoScript-Template (unter "Template" - "setup"): Mit dieser etwas gewöhnungsbedürftigen internen Konfigurationssprache wird beschrieben, wie TYPO3 mit den Markern (z. B.: ###MARKER###) verfahren soll. Außerdem können damit Inhaltselemente konfiguriert werden.
- PHP: PHP-Skripte sind das Steuerelement der Typo3-Funktionen (Damit arbeiten etwas anspruchsvollere Typo3-Anwender, wenn sie TYPO3 erweitern.)
- TYPO3-Konstanten
- Seitenbaum
Vorgehensweise:
- Zuerst erstellt man einen Seitenbaum mit den Homepages, die man als Basis haben möchte. Dabei sind die Unterseiten wichtig, damit man auch ein Menü erzeugen kann.
- Man baut in einem HTML-Editor (Macromedia Dreamweaver, Adobe GoLive, Microsoft Frontpage, etc.) ein Gerüst für das Design der Seite und baut an den Stellen, an denen Funktionen ausgeführt werden sollen (zum Beispiel dort, wo das Menü generiert wird), ###MARKER### ein.
- Man baut unter "Templates" - "Setup" das TypoScript ein, das sagt, was wo und wie passieren soll.
- Wenn alles vorherige funktioniert und auch ein Menü erzeugt wird, füllt man die noch leeren Seiten mit Text- oder Bildinhalt.
Bedienung
Da TYPO3 auf einem Webserver abgelegt wird, wird es wie eine Website über einen Browser bedient. Für die Bedienung ist also keine Zusatzsoftware erforderlich. Eine umfangreiche Einarbeitung ist unbedingt nötig, d.h. Anfänger sind in aller Regel nicht auf Anhieb in der Lage, eine funktionierende Seite nach eigenen Vorstellungen einzurichten. TYPO3 ist sehr anspruchsvoll, da man die unterschiedlichen Bereiche (Design, TypoScript und Inhalt) (oben erwähnt) beherrschen muss. Zu den Stärken von TYPO3 gehört nicht nur die Teamfähigkeit, sondern insbesondere auch die unbegrenzte Erweiterungsfähigkeit durch Extensions und PHP-Skripte.
Das "Backend" ist das im Browser sichtbare Interface von TYPO3, in dem Inhalte erstellt und bearbeitet werden und dessen Nutzeroberfäche ähnlich der von Programmen für Windows oder Mac OS X aufgebaut ist. Der oben erwähnte Rich-Text-Editor, in dem Inhalte wie in einer Textverarbeitung (z.B. Word) formatiert werden können, vereinfacht die Arbeit ungemein.
Alternativ kann für die Bearbeitung auch direkt das "Frontend" – also der für den Besucher sichtbare Teil der Seite – genutzt werden, wofür so gut wie keine Einarbeitungszeit erforderlich ist. Voraussetzung dafür ist dann allerdings, daß das System vom Administrator bereits "fertig" eingerichtet wurde.
Zum Testen kann TYPO3 auf jeden PC über den WAMP-Installer eingerichtet werden.
Zur Installation auf einem Webserver müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein:
- Zugriff auf eine MySQL- (bzw. andere unterstützte) Datenbank
- PHP 4 (PHP 5 wird ab Version 3.7.0 unterstützt)
- Mindestens 32 MB Arbeitsspeicher für den Webserver
- Ein Zeitrahmen von ca. 30 bis 120 Sekunden für die Ausführung verschiedener Datenbankfunktionen
- Zur Erzeugung dynamischer Grafiken und für die Fotobearbeitung Imagemagick bzw. GraphicsMagick (ab Version 3.8.0 optional)
- Die Grafikbibliothek GDlib
- Hinreichend Webspace
Vorsicht: Bei vielen (insbesondere preiswerten) Hostern ist TYPO3 nicht einsetzbar, weil z.B. keine Datenbank vorhanden ist, oder die Einstellungen der Webserver zu restriktiv sind.
Das Client-Server-Konzept (Webserver - Browser) von TYPO3 erlaubt es, daß verschiedene Personen – auch gleichzeitig – an einer Website arbeiten können. Durch die integrierte Rechteverwaltung kann festgelegt werden, wer welche Inhalte und Seiten bearbeiten darf und wer nicht.
Entwicklung
Am 30. April 2004 wurde die Version 3.6 von TYPO3 fertig gestellt, deren wichtigste Neuerung die Erzeugung von XHTML-konformem Quellcode der Web-Seiten ist. Daneben wurde eine Datenbank-Abstraktionsschicht (DBAL) geschaffen, mit der TYPO3 außer mit mySQL auch mit anderen Datenbanksystemen wie Oracle oder PostgreSQL eingesetzt werden kann.
Am 26. September 2004 wurde die Version 3.7 veröffentlicht, die u.a. eine erneuerte TYPO3-Engine beinhaltet, die das System noch leistungsfähiger macht.
Aktuell ist die Version 3.8.0, die am 24. Mai 2005 veröffentlicht wurde und u.a. GraphicsMagick-Unterstützung bietet sowie das Cachen des Content auf Proxy-Servern zulässt.
Für künftige Versionen ist u.a. ein integriertes Projektmanagement-Tool geplant sowie ein leistungsfähigerer Workflow-Mechanismus, der in Verbindung mit der TYPO3-Rechteverwaltung mehrstufige Genehmigungen für die Freischaltung von Inhalten gestatten soll.
- Artikel über die aktuelle Entwicklung von typo3 (englisch)
- Übersicht über die Geschichte von typo3 (englisch)
Literatur
- "TYPO3 Content Management, m. CD-ROM" von Alwin Viereck, Mitp 2005, ISBN 382661478X (Buchrezension)
- "TYPO3" von Werner Altmann u. a., Open Source Press 2004, ISBN 3937514015 (Buchrezension)
- "Praxiswissen TYPO3" von Robert Meyer, O'Reilly 2005, ISBN 389721394X (Buchrezension)
- "Content Management mit TYPO3" von Andreas Stöckl, Galilieo Press 2004, ISBN 3898424707 (Buchrezension)
Weblinks
Offizielle Websites des TYPO3-Projekts
- TYPO3-Homepage allgemeine Informationen (englisch)
- TYPO3-Homepage allgemeine Informationen (deutsch)
- TYPO3-Entwickler-Homepage Download aktueller Releases, Module, Entwicklerforum (englisch)
Weiterführende Informationen: Anleitungen, Demos, Foren
- TYPO3-QuickStart Schnelleinstieg in TYPO3 (deutsch)
- TYPO3-Anleitung für Redakteure (deutsch)
- TYPO3-Wiki Wiki mit Artikeln zu den Themen Start mit Typo3, Editoren, Administratoren, Hilfe & Fehlerbeseitigung, Entwickler, Extensions (englisch)
- Typo3-Dokumentation von Robert Meyer (PDF, deutsch)
- www.typo3forum.net Developer-Forum (deutsch)
- Liste der Typo3-Usergroups (englisch)
- Typo3wizard TYPO3-Snippet Sammlung, Artikel und TYPO3-Forum (deutsch und englisch)
- Typo3-Live Auf Knoppix basierendes Live-Linux-System mit Typo3, das somit eine Testplattform ohne Installation bietet.
- WOS (Webserver on Stick) mit Typo3 ist ein auf Apache, PHP und MySQL basierender Webserver , der ohne Installation von einem USB-Stick aus gestartet werden kann und damit als Typo3-Testplattform geeignet ist.
- Open Source CMS englischsprachige Infoseiten über Open-Source-CMS mit Demos (aber nicht von Typo3)
- Deutsche Typo3-Hilfsquellen Linkliste von Ingmar Schlecht
- Offizielle Liste von Consultancies, die auf TYPO3 spezialisiert sind incl. Webagenturen, Freiberufler und Webhoster